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FanFiction:Back to present?

Kapitel 1:

Danny kniete bebend in Sand und Staub. Links und rechts von ihm, führten steile Felswände nach oben und bildeten eine Art Gang. Sie waren von Gräsern, Moosen und Sträuchern bewachsen, die meisten davon ausgetrocknet und bräunlich verfärbt. Seine Finger waren tief in den Dreck gegraben. Die Sonne brannte ihm im Nacken und der Schweiß lief ihm über das Gesicht.

Am liebsten hätte er losgeheult. Aber er konnte sich beherrschen, auch wenn in seiner Situation so manch anderer ebenfalls den Tränen nah war. Was half es aber, wie ein kleines Kind in der Wüste zu heulen? Connor und Abby waren zusammen in der Kreidezeit, Danny war allein. Das konnte er nun mal nicht ändern. Bis jetzt gab es immer einen Weg zurück. Er würde schon etwas finden.
»Verdammt!«, brüllte Danny, packte ein Hand voll Sand und warf sie in die Luft. Staub fiel ihm in die Augen und fand den Weg zu seiner Nase. Er musste niesen, rieb sich die Augen und schrie noch mal: »Verdammt! Scheiße!« 
Ein fremder Schrei lies ihn aufblicken, zumindest soweit wie er konnte. Seine Augen schmerzten vom Sand. Er blinzelte.
Ein Affenmensch war ihm gefolgt. Er stand zwischen zwei Felsen und ein paar Sträuchern und beobachtete den Homo Sapiens, dem er gerade mal bis zum Bauch ging. Seine Haut war mit unzähligen, dichten Haaren bedeckt, Kiefer und Nase ragten aus dem Schädel hervor. Die Augenbrauenwülste waren stark ausgeprägt, darunter waren zwei kleine, dunkle Augen zu erkennen, die Danny neugierig musterten.
Anscheinend wusste der Australopithecus, dass er um einige Ecken mit Danny verwandt war. Zumindest machte er keine Anstalten abzuhauen oder ihn anzugreifen, insofern der Affenmensch überhaupt schon jagen ging. Der Hominide trat näher heran. Ein schlanker, behaarter Körper, Brustansätze und lange Affenhände kamen zum Vorschein.
Es war ein Weibchen und obwohl Danny nicht viel von seinen Vorfahren wusste, schätzte er, dass sie noch recht jung war.
Ein paar Meter vor Danny, blieb sie stehen und musterte ihn. Er war blasser, weniger behaart und fast doppelt so groß wie die kleine Dame. Er hatte eine schmales Gesicht, einen dünnen Mund und graue Augen.
Dann beugte sich die kleine Affenfrau hinunter, packte eine Hand voll Sand, warf sie in die Luft und stieß einen Schrei aus.
Danny musste lachen.
Sie schaute ihn verwirrt an.

Danny war Ava, wie er das Affenmädchen gedanklich getauft hatte, zurück zur ihrer Familie gefolgt. In einigem Abstand natürlich. Sie saßen immer noch auf der leichten Anhöhe, zwischen Farnen, Sträuchern und Gräsern. Von da aus hatte man einen herrlichen Ausblick über die Landschaft. Ein Fluss schlängelte sich durch bergähnliche Erhebungen, Wälder und Steppen lag fast nebeneinander und überall wuchsen Gräser und Farne.
Die Gruppe hatte sich schnell an den „haarlosen Affen“ gewöhnt und bald befand er sich in mitten 23 hominider Vorfahren. Einer der Affenmenschen hatte sogar versucht ihn zu entlausen. Nun saß Danny auf einem Stein und beobachtete das Treiben. Einige lagen im Gras, entlausten sich gegenseitig, machten Liebe oder aßen kleine lilafarbenen Beeren. So schwer es ihm auch viel unbekanntes Zeug in sich hineinzuzwängen, irgendwann musste auch er etwas Nahrung zu sich nehmen.
Ava erklärte sich als erste bereit, ihm ein paar ihrer Beeren abzugeben. Sie hatte die Hand ausgestreckt, in der 4 erbsengroße Murmeln lagen. Danny nahm sie entgegen und musterte sie. Aber keiner seiner neuen „Freunde“ hatte Durchfall oder übergab sich, also konnten sie nicht giftig sein. Dann verschwand die erste im Mund. Sie schmeckte bitter und etwas säuerlich, fast wie Johannisbeeren, aber auch etwas muffig und trocken.
Zwei Stunden und geschätzte 50 Beeren später, fühlte sich Danny immer noch wohlauf. Ava hatte währenddessen in seinen Haaren herumgewühlt, war aber enttäuscht worden. Danny hatte gepflegtes Haar. In seiner Kindheit hatte er zweimal Läuse gehabt und lies es von da an nicht auf ein drittes Mal ankommen.
Allmählich wurde es dunkler am Himmel und die hominide Gruppe rückte näher beisammen. Dicke schwarze Wolken zogen sich zusammen. Dann fiel der erste Tropfen. Jeder kuschelte sich an jeden. Danny war keineswegs Wasserscheu, aber auf durchnässte Kleidung ohne Wechselklamotten, darauf hatte er keine Lust. Er nahm sich eines der großen Blätter, die überall herum wuchsen und hielt es sich über den Kopf.
Ava hatte ihn wieder beobachtet und griff sich nun ebenfalls ein Blatt. Es war wesentlich kleiner als das von Danny und hatte viele Löcher. Er musste grinsen.
Er stand wieder auf, suchte ein anderes, größeres Blatt und zeigte ihr, wie sie es halten musste.
„Der erste Regenschirm!“, lachte er und setzte sich wieder hin. Binnen kurzer Zeit waren andere Affen darauf aufmerksam geworden und bald durchstreiften weitere die Gegend nach Blättern. Fasziniert drehten sie sie hin und her und plötzlich hatte jeder die regenabweisende Funktion entdeckt.
Da saßen sie also: 23 hominide Menschenaffen, ein Homo sapiens, allesamt unter den ersten Versuchen eines Regenschirmes.



Die sengende Hitze legte sich, wie ein im Wind flatternder Schleier, über die unberührte Natur. Eine Steinwüste, uneben und ausgetrocknet, reichte von einem Ende des Horizonts bis zum anderen. Flache Gebirge zeichneten sich wie eine natürliche Mauer im Westen ab. Der brüchige Boden hatte seit Monaten kein Wasser mehr gespürt und die einzige Vegetation bestand aus braunen, verdorrten Grasbüscheln und kahlen Büschen. Kein einziges Lebewesen verirrte sich in diese Gegend. Diese Wüste war tot.
Bis auf…
Im erfrischenden Schatten eines Felsens, der an eine warzige Birne erinnerte, saßen zwei Männer. Der eine lehnte sich, die Beine ausgestreckt, an die kühle Steinwand. Sein kurzes, braunes Haar war zerzaust und nass vom Schweiß, welcher sich in Rinnsälen einen Weg zu seinem stoppeligen Kinn bahnte. Er hatte die Augen geschlossen, sein schmaler Mund war leicht geöffnet. Die Haut war von der Sonne gebräunt, sein Gesicht zeigte Spuren von einem Sonnenbrand. Trotz der Hitze trug er ein enganliegendes, schwarzes T-Shirt und eine ebenfalls schwarze Hose, wie sie von Soldaten getragen wurde. Seine Füße steckten in dunklen, ledernen Armeestiefeln.
Der andere Mann saß im Schneidersitz auf dem spröden Boden. Er trug eine ähnliche Hose wie sein Kamerad, anstatt dem T-Shirt ein luftiges hellblaues, verstaubtes Hemd und schmutzige Turnschuhe. Sein Haar war dunkel, etwas länger und wild gelockt, jedoch klebte auch ihm das Haar an der Stirn und im Nacken. Seine schwitzige Haut glänzte und der Schweiß brannte in seinen Augen, den Mundwinkeln und einfach in jeder Pore seiner Haut. Das ständige, tropfende Gefühl auf seiner Nase, veranlasste ihn dazu, immer wieder darüber zu fahren. Die rehbraunen Augen suchten die flimmernde Gegend ab.
»Ich halt das nich länger aus!«, sagte Shane und fuhr sich diesmal mit beiden Händen übers Gesicht. Sein Drei-Tage-Bart kratzte unangenehm an den Handinnenflächen. Er rieb sich energisch die Augen, doch es brannte nur noch mehr. Er lies es bleiben und blinzelte stattdessen.
Der andere öffnete erst ein, dann beide Augen und schaute sein Gegenüber müde an. Er konnte ihn verstehen, auch er war kurz davor einfach aufzugeben, einfach weiterzuschlafen, bis er nicht mehr aufwachen würde. Oder er legte sich in die Sonne, holte sich einen Sonnestich. Dann hätte er wenigstens Halluzinationen, die ihn Dinge sehnen ließen, wie eine Oase oder jemanden den er kannte und der ihm leere Versprechungen gab.
Sie irrten nun schon seit Tagen durch die Gegend, eigentlich immer nachts, wenn es kühler war, auf der Suche nach einem Ausweg, aus dieser endlos langen Einöde, aufgebaut aus Steinen und quälender Hitze. Sie hatten reichlich Wasser, gut, aber auch andere Dinge, die sie nicht einfach so liegen lassen konnten.
Das erste Gebot war: Lass nichts liegen, es könnte alles verändern!
Das hieß nun mal, dass sie weder die zwei Gewehre, drei Handfeuerwaffen, das Walkie-Talkie, den Bierkastengroßen Stahlkoffer oder ihre beiden Rucksäcke einfach in der Vegetation zurücklassen durften. So schwer es ihnen auch fiel.
»Wir müssen aber durchhalten.« Dean schloss wieder beide Augen und versuchte zu schlafen. »Weck mich, wenn es dunkel wird.« 
Shane schüttelte den Kopf, nahm eine Wasserflasche und trank ein paar Schlücke. Es schmeckte abgestanden und war warm. Shane schüttelte sich. Was gäbe er nicht alles, für ein kühles Bier. Ihm fehlten sogar die sarkastischen Stichelein seines grimmigen Opas.
Allmählichen wurden die Schatten länger, die Luft kühler und die Sonne färbte den Himmel erst leicht violett, dann rot und hüllte schließlich alles in ein grelles Orange.
»Dean, es wird dunkel.« Shane raffte sich nach oben, machte sich gar nicht erst die Mühe, den Staub von der Hose zu klopfen und griff zu seinem Rucksack. Dean gähnte, streckte sich und lies seine Knochen knacken. Auch er erhob sich, sammelte seine Sachen zusammen, schulterte sein Gewehr und packte einen Griff des Stahlkoffers. Das Gummi darunter fühlte sich widerlich glitschig an.
Shane nahm einen letzten Schluck aus der Wasserflasche und reichte sie Dean. Er packte sie zurück in die Seitentasche seines Rucksacks und dann marschierten sie los.
Sie liefen mit dem Rücken zur Sonne Richtung Osten, von dem Gebirge weg. Die noch flimmernde Hitze schuf Wasserpfützen um sie herum, doch sie wussten, dass sie nicht wirklich waren und kämpften sich weiter ihren Weg durch die Wüste. Sacht legte sich die Dunkelheit über das Land, ein frischer Wind kam auf und belebte die Beiden mit ihrem kühlen Hauch. Dean holte seine Taschenlampe aus dem Rucksack und erhellte ihren Weg. Am Himmel tauchten die ersten Sterne auf. Es war Neumond.
»Und du glaubst, dass sich hier irgendwo eine zweite Anomalie befindet?«, fragte Dean misstrauisch, nachdem sie etwa eine Stunde lang umhergewandert waren. Die belastende Hitze am Tag, war einer bitteren Kälte in der Nacht gewichen. Die Männer zogen sich gerade ihre Pullover über.
»Ich vermute! Und das hab ich dir auch von Anfang an gesagt.« Shane zerrte an seinen Ärmeln und versuchte sie bis über die Fingerknöchel zu ziehen. Irgendwo riss ein Faden. »Es ist alles nur Theorie.« 
Na hoffentlich nicht nur Theorie, dachte Dean. Sie machten sich wieder auf den Weg. Nach 4 weiteren Stunden kamen sie wieder an eine kleine Felsgruppe. Sie entschieden sich für eine Rast. Jeder trank ein paar Schlücke Wasser, Dean fand ein paar Schoko- und Energieriegel und Shane checkte den Kompass. Sie waren noch auf dem richtigen Kurs. Dann holte er einen weiteren Apparat heraus. Es sah aus wie ein uraltes Handy, so groß wie seine Handfläche und einer Daumendicken Antenne. Der Display befand sich fast komplett in der Mitte und hatte schon eher die Größe eines heutigen Handys. Darauf zeichneten sich dünne Linien ab, an den Rändern befanden sich Koordinaten.
»Warum schaust du auf dem Anomaliendetektor nach? Ich denke, die Anomalie die wir suchen, können wir nicht orten?«, fragte Dean und biss von seinem Schokoriegel ab. Er war staubig und trocken, wie die Gegend, schmeckte aber wesentlich besser.
»Nur wenn das hier nicht die Entstehungsseite ist. Außerdem können sich beide Anomalien verschließen.«, erklärte Shane. »Also, sollten wir hin und wieder nachsehen, ob sich eine andere öffnet, die wir orten können.« Shane packte den Detektor zurück und nahm sich wieder seinen Energieriegel.
»Ich will ja nicht pessimistisch sein, vor allem da Pessimismus dein Ding ist, aber, wenn sich die Anomalien geschlossen haben, könnte es dann nicht sein, dass sich die nächsten erst in ein paar… uh… Hunderten von Jahren öffnen? Oder erst wenn hier Leben in die Bude kommt, was wohl nicht schon in einer Milliarde Jahren geschieht?« 
»Ja, das ist wirklich pessimistisch. Bist du nicht sonst der jenige, der von Hoffnung und einem Happy End predigt?« 
Dean wollte etwas zurückgeben, doch ein Geräusch aus Shanes Rucksack lies ihn erstarren. Es klang nach einem Wuschen und am Ende ertönte immer ein Ding-Ding.
Interferenz, schoss es Shane durch den Kopf.
»Anomalie«, sagte Dean. Shane kramte hastig in seinem Rucksack herum, zerrte den Detektor wieder heraus und zusammen schauten die beiden Männer gespannt auf das Gerät. Ähnlich wie bei einem Echolot, breitete sich von der Mitte ein Kreis aus, bis er am Rand verschwand und der nächste folgte. Der Kreis war rot und etwas breiter als bei einem Echolot. Aus dem Lautsprecher unten Links, des Detektors kamen die Geräusche.
»Wo ist sie?«, fragte Shane und starrte verwirrt auf das Display. Irgendwo musste die Anomalie gekennzeichnet sein. Doch lediglich Shanes und Deans Standort war gekennzeichnet.
»Hinter dir.«, sagte Dean und zeigte auf einen Felsen nur Unweit von Shane entfernt. Dahinter flackerte ein schwaches Licht.
Die beiden sprangen auf und stürmten auf den Fels zu. Dahinter, zur Hälfte in dem Stein drin, schwebte eine gewaltige, pulsierende Materie aus Licht. Schimmernde Splitter folgten der pulsierenden Bewegung.



Connor Temple wurde von einem stechenden Schmerz in seinem Knöchel geweckt. Er öffnete die Augen und musterte seinen Fuß. Er war angeschwollen und rot.
Na toll, dachte er und tippte vorsichtig gegen die Schwellung.
»Autsch!«, entfuhr es ihm und Abby, die ihm gegenüberlag, regte sich.
»Was’n los?«, nuschelte sie und rieb sich die Augen. In ihrem blonden Haar hatten sich Blätter verfangen.
»Mein Knöchel ist angeschwollen.« 
Abby reckte sich und beugte sich zu Connor hinüber. Auch wenn sie eigentlich Tierpflegerin war, verstand sie eine Menge über Verletzungen bei den Menschen und so wie es aussah, konnte Connor mit dem Fuß auf gar keinen Fall weite Strecken hinter sich bringen.
»Okay, ich schätze wir müssen noch ein paar Tage warten.«, sagte sie.
»Du kannst Danny suchen, ich bleib hier. Ich bin nur ein Hindernis.«, erklärte Connor.
»Du bist kein Hindernis. Du hast vor nicht mal 24 Stunden einen Raptor mit einem Knüppel niedergeschlagen! Ich werde versuchen den Knöchel so gut es geht zu schienen.« 
Sie sammelten aus dem umliegenden Geäst Blätter und Zweige. Connor, zog aus seinen Schuhen die Schnürsenkel heraus und Abby stabilisierte den Fuß mit den Zweigen. Am Ende hatte sie eine, den Umständen entsprechend, gute Schiene gebastelt. Connor konnte seinen Knöchel so gut wie gar nicht mehr bewegen, was bedeutete, dass er es nicht noch verschlimmern konnte. Dann packte Abby ein paar Energieriegel aus. Sie hatten noch etwa 20 Stück und wenn sie sich nicht für den Rest des Tages davon ernähren wollten, sollten sie es in Erwägung ziehen, einen Weg zur Nahrungsbeschaffung zu finden.

Abby half Connor nach unten. Sie hatten nach einem äußerst kargen Frühstück beschlossen, trotz Connors Verletzung weiter nach Danny und der Anomalie zu suchen. Connor hatte noch 7 Granaten übrig, Abby hatte in den Tiefen ihres Rucksackes eine Handfeuerwaffe gefunden. Wenn sie nicht gerade einem T-Rex über den Weg liefen, hatten sie eine reelle Überlebenschance. Zumindest ein wenig.
Sehr viel Abwechslung gab es in dieser Gegend nicht. Bäume, ein paar Sträucher, hin und wieder ein paar Grasbüschel. Anstatt Vogelgezwitscher und eventuelles Quaken von Fröschen, wurde dieser Wald von kreischenden und brüllenden Urzeitechsen erfüllt. Zum Glück waren diese nicht in Reichweite der beiden Menschen.
Unterwegs fanden sie zwei Krückenartige Äste und Connor kannte von da an ohne die stützende Schulter Abbys gehen.
Sie waren etwa zweihundert Meter gegangen, als Connor plötzlich stehen blieb. Abby drehte sich fragend um.
»Was ist los? Kommen wieder ein paar Raptoren?« 
Das letzte Zusammentreffen mit diesen Tieren, war gerade noch einmal glimpflich und mit Connors kaputten Knöchel ausgegangen. Und ehrlich gesagt reichte Abby diese Begegnung.
Der Student humpelte los, in die andere Richtung.
»Was soll das?«, fragte Abby und rannte ihm nach. »Hey.« 
»Schau mal da.« In Connors Stimme drang Freude hindurch. Hatte er Danny entdeckt? Oder die Anomalie? Er blieb stehen und hob etwas vom Boden auf. Dann streckte er es seiner Freundin entgegen.
»Das ist doch… Helens Anomalienerschaffer!« grinste Abby und sprang in die Luft. »Wir sind gerettet! Aber warum liegt er hier?« 
»Keine Ahnung. Vielleicht hat sie ihn fallen lassen?« 
»Weshalb?« 
Connor zuckte mit den Schultern. Der Display des kleinen bläulichen Apparats zeigte eine halbvolle Batterie an.
»Ohne dieses Gerät hätte sie die Anomalie nicht öffnen können. Warum lässt sie es liegen? Oder holt es sich nicht zurück?«, fragte Abby.
»Vielleicht hat sie nicht gemerkt, dass sie es verloren hat und ist durch die Anomalie durch? Vielleicht war sie hier?« 
Connor untersuchte die Tasten, drückte die passenden und dann öffnete sich zwei Meter neben den beiden eine leuchtende Anomalie.


Ein weiterer Mann streifte durch eine Menschenfeindliche Gegend. Seine Kleidung war staubig und ausgeblichen, die Hose zerschnitten und schmutzig. Sein Hemd hatte Risse, die provisorischen Handschützer waren über die Jahre dünn und rau geworden. Seine Schuhsolen lösten sich.
Die hellbraunen Haare des Mannes waren fast schulterlang und standen kreuz und quer ab. Die Augen waren dunkelbraun. Über seiner rechten Augenbraue zog sich eine feine Narbe entlang. Seine Unterlippe war aufgeplatzt und seine Zunge leckte immer wieder über die Stelle.
Auch am restlichen Körper hatte er Kratzer und Narben, eine besonders große zierte seine Schulter. Sie zeigten so etwas wie zwei sich gegenüberliegende Sicheln, die aus Punkten aufgebaut waren. Eine seiner ersten Narben. Eine weitere große Narbe hatte er am Bein. Vom Knöchel aus zog sie sich über die Wade bis hin zur Kniekehle.
Der Mann trug eine Art Rucksack, gebastelt aus einem gelben Pullover und zusammengehalten von grobzusammengenähten Sehnen. Mittlerweile hatte der Rucksack einen Ockerton angenommen. An seinem Gürtel ragte ein etwa 50 cm langer, stabiler Holzstab heraus. Daran war eine Steinspitze befestigt. In seiner Hosentasche hatte er ein Taschenmesser gelagert.
Der Mann lief an einem Fluss entlang. Steine und Schwemmgut erschwerten ihm den Weg. Etwa 70 Fuß vom Ufer entfernt begann ein Waldstück, es endete aber rasch an einem steilen Berghang. Vor ihm lag nichts als endlose Leere.
Er wanderte viele Stunden, eher er eine Pause machte. Aus ein paar kokosnussartigen Schalen, hatte er ein paar Trinkbehälter geschaffen. Zwei davon waren leer, ein letzter war nochgefüllt. Seine Augen suchten das Wasser ab. Er befand es für gut und füllte die zwei leeren wieder auf.

Ein Blitzen auf der gegenüberliegenden Seite erreichte seine Aufmerksamkeit.




Kapitel 2:

Connor stieß einen Freudenschrei aus, der jedoch bald zu einen „Aua“ mutierte. Er hatte sein Körpergewicht auf seinen kranken Knöchel verlagert und wäre fast umgekippt. Abby fing ihn noch rechtzeitig auf.

»Jetzt können wir Danny holen und ab nach Hause!«, sagte Abby und stützte Connor beim Gehen. Und dann traten sie durch die Anomalie.

Auf der anderen Seite kroch die Sonne gerade über die Berge. Ein paar vereinzelte Wolken waren zu sehen. Es war schwül, der Boden noch etwas feucht vom Regen, der wohl in der Nacht heruntergeschüttet wurde. Trotzdem waren die meistens Pflanzen ziemlich ausgedörrt. Überall wuchsen braune, vertrocknete Grasbüschel und Sträucher. Im Norden ragten lange Berghügel heraus.
»Wo sollen wir langgehen?«, fragte Connor und sah sich um. Es sah alles irgendwie gleich aus. Abby schaute sich ebenfalls um.
»Vielleicht sollten wir erst mal nach Danny rufen und dann entscheiden wir uns, in welche Richtung wir gehen. Und besser ist’s, wenn wir irgendwie Markierungen setzten, damit wir wieder zurück finden.« 
Connor verschloss die Anomalie und Abby sammelte ein paar walnussgroße Steine zusammen. Diese legten sie kreisförmig unter der Stelle ab, wo sich die Anomalie befand. Connor schaltete den Anomalienerschaffer aus, um Strom zusparen.
»DANNY!«, schrie Abby und legte die Hände wie einen Trichter um den Mund. Connor setzte sich auf einen Felsen und rief ebenfalls nach Danny. Sie bekamen keine Antwort.
»Okay, er scheint ziemlich weit weg zu sein. Wo glaubst du könnte er hingegangen sein?« Abby hatte währenddessen ihre Jacke ausgezogen und die Hosenbeine hochgekrempelt. Es wurde immer wärmer.
Connor zog ebenfalls die Hosenbeine hoch und wickelte seine Jacke um die Hüften. Dann hob er einen dicken Ast vom Boden auf und stemmt sich damit nach oben. Er hatte eine gute Größe, und er konnte ihn gleichzeitig als Waffe verwenden. Falls ein wildes Tier angreifen sollte.
Trotzdem kamen sie nur langsam voran. Immer wieder riefen sie nach Danny, doch nie kam eine Antwort. Sie waren bereits einen Kilometer gewandert. Die Sonne kraxelte immer weiter nach oben und nur selten erfrischte sie eine kühle Briese. Einige Insekten umschwärmten sie, über ihren Köpfen flogen Vögel und Schmetterlinge.
»DANNY«, rief Abby und kletterte ein wenig den Hang hinauf. Unter ihren Füßen rutschten kleine Steine und Erdkrumen hinunter.
»Warte mal.«, sagte Connor. »Hörst du das?« 
Abby lauschte. Erst hörte sie gar nichts, doch dann vernahm sie ein seltsames, aber doch irgendwie bekanntes Geräusch. Es klang ein wenig wie ein Propeller.



Der Unbekannte erreichte die Anomalie. Er hatte so etwas nur einmal zuvor gesehen und letztes mal, hatte es ihn hier hergebracht. Nun gab es also zwei Möglichkeiten. Entweder, dieses leuchtende Ding brachte ihn zurück in seine Welt, oder es beförderte ihn in eine noch grausamere als diese.
Er sah sich um. Konnte es tatsächlich noch schlimmer werden? Diese Wesen, die hier lebten waren schon schrecklich genug, perfekte Jäger bei Tag und Nacht und intelligent. Wenn sie sich nicht gerade gegenseitig zerfleischten, konnte man keine Sekunde entspannen.
Die letzten 5, 10 oder 20 Jahre hatte er sich nie länger als 10 Sekunden unbeobachtet gefühlt. Seine Sinne, Augen, Ohren und Nase, waren besser geworden, sein Körper kräftiger und er kam nicht drum herum, sich innerlich bei seinem Bruder zu bedanken. In seiner Kindheit hatten sie immer wieder Kämpfe ausgetragen, wer den besseren Platz im Auto, das erste Stück Kuchen und den letzten Erdnussflip ergatterte. Es waren wirklich Kämpfe gewesen, bei denen er zwar meistens verlor, aber immer länger durchhielt.
Seine Ohren erfassten ein Geräusch. Ein tiefes Brummen. Er wusste sofort was es war. Hinter ihm, ein paar hundert Meter entfernt, flog ein gewaltiges Insekt auf ihn zu. Es wirkte wie eine überdimensionale Ameise, mit Flügeln und Stacheln. Die kräftigen Kieferzangen klappten knirschend gegeneinander.
Er überlegte nicht mehr lange. Der Unbekannte wandte sich der Anomalie zu und sprang.
Auf der anderen Seite, stolperte er einen staubigen Abhang hinunter. Am unteren Ende des Hanges, schlängelte sich ein schmaler Pfad entlang. Egal wohin er führen mag, er wollte auf jeden Fall so schnell wie möglich weg. Nur eine halbe Minute später, vernahm er wieder das Brummen.
Na toll, dachte er und legte einen Zahn zu.
Er packte unterwegs einen großen Stein, drehte sich um und warf. Er verfehlte den Körper des Tieres, traf aber einen der Flügel und es kam ins schleudern. Mit dem anderen Flügel krachte es gegen einen schmalen Felsen.
»Yeah.«, rief er und rannte weiter. Diese leichte Verletzung würde das Insekt nicht gerade aufhalten. Sie waren viel robuster, die Schale war hart und wen man von einem der Stachel getroffen wurde, konnte man gleich Bye sagen.
Hohe, scharfkantige Felsen tauchten auf, zwischen die er sich hindurchzwängen konnte. Für die Riesenameise waren sie zum Glück zu schmal, allerdings war sie intelligent und würde oben drüber fliegen. Er wand den Kopf immer wieder nach oben, lauschte und achtete auf rasche Bewegungen zwischen den Felsen.
Nach ungefähr 300 Yards endete der Gang und nun versperrten ihm Büsche und Farne den Weg. Aber da musste er durch. Das Brummen wurde wieder lauter. Warum auch nicht? Diese Tiere machten nie Pause. Die Büsche hörten bald wieder auf und plötzlich ging es steil bergab.
Dennoch war das nicht das Einzigste, was ihn erschrak. Am Fuß des Hanges sah er zwei Menschen stehen. Er konnte nicht sagen, ob es Frauen oder Männer waren, aber da standen eindeutig zwei aufrechtstehende, in Kleidung gewickelte Wesen. Mehr Zeit, sie sich anzusehen, hatte er aber nicht. Er stolperte und knallte hart auf den Boden, dann rollte er wehrlos den Hang hinab.
Unten angenommen rappelte er sich nach oben, zückte seinen Speer und drehte sich um. Das Insekt war nur noch wenige Flügelschläge entfernt. Die beiden Menschen waren erschrocken zurückgewichen. Aber er konzentrierte sich auf das Wesen und stieß mit dem Speer zu. Ein Knacken ertönte, als er das Holz durch den harten Panzer am Kopf trieb. Die Kieferzangen zogen sich fest zusammen und schabten an seinen Handgelenken, doch weiter kam es nicht. Ein Quietschen drang aus dem Maul und dann sank das Tier tot nach unten.
Der Unbekannte zitterte und keuchte. Es war nicht das Erste mal, dass er ein solches Insekt tötete, aber normalerweise befand er sich in ebeneren Gebieten. Fairere Kampfweise.
Er zog seinen Speer heraus und wand sich den beiden Menschen zu. Sie waren schon mal keine Halluzinationen.
Es waren ein Mann und eine Frau, etwa im gleichen Alter, aber etwas jünger als er selbst. Vermutlich. Er wusste seit einiger Zeit nicht mehr, wie alt er eigentlich war. Die Frau war blond, klein und hatte hellgraue Augen. Sie trug einen grün-weiß gestreiften Pullover, darüber eine dunkle Lederjacke und graue Jeans. Ihre Füße steckten in dicken Stiefeln.
Der Mann hatte kurzes schwarzes Haar und dunkle Augen. Seine Kleidung bestand aus einem schwarzen Pullover, einer schwarzen Weste, einer roten Baumwolljacke, die er um die Hüften gebunden hatte und schwarzen Jeans. Er stütze sich auf einen dicken Ast ab und der Stellung seines Fußes nach zu ordnen, war er verletzt.
»Wer seid ihr?«, fragte der Unbekannte und ging auf sie zu.
»Ein bessere Frage wäre, wer du bist!?«, sagte die Frau argwöhnisch.
»Ich hab zu erst gefragt!«, sagte er und bleib ein paar Schritte vor den beiden stehen.
»Da hat er recht.«, antwortete der Mann. »Ich bin Connor und das ist Abby. Und wer bist du?« »Patrick. Seid ihr alleine hier?« Er schaute sich um, aber scheinbar war niemand weiter in der Nähe. »Nein.« sagte Abby. »Wir suchen einen Freund. Er muss hier irgendwo sein. Womöglich ist er nicht alleine, sondern mit einer Frau zusammen. Hast du hier noch jemanden gesehen?« 
Patrick musste sich ein Lachen verkneifen.
»Nein, ich hab niemanden gesehen. Seit etwa… 10 Jahren hab ich niemanden gesehen. Zumindest keinen Menschen. Ihr scheint nicht gerade begeistert von der Frau zu sein, oder?«, fügte er noch hinzu. »Nein.«, antwortete Connor und setzte sich auf einen Felsen. »Sie ist im Moment dabei, die Menschheit auszurotten.« 
Er streckte seinen Fuß aus und Abby gesellte sich zu ihm. Einer der Schnürsenkel der die Schiene befestigte, hatte sich gelockert und die junge Frau zog ihn wieder fest.
»Wie will sie denn bitte die gesamte Menschheit ausrotten? Das sind doch mindesten 6 Milliarden Menschen!«, fragte Patrick verduzt und trat ebenfalls näher ran, nun, da er nicht mehr mit einem Angriff der beiden rechnete.
Connor sprach weiter:
»Nun ja, falls es dir noch nicht aufgefallen ist… wir befinden uns 4 Millionen Jahre in der Vergangenheit, in der Wiege der Zivilisation, bei den ersten Urmenschen. Und das waren nicht gerade viele.« 
»Moment. Vergangenheit, Urmenschen?« 
Connor nickte.
»Du bist doch bestimmt durch eins dieser leuchtenden Dinger gekommen, oder?«, fragte Abby.
Patrick nickte.
»Wir nennen sie Anomalien. Das sind Risse in der Zeit, die einen entweder in die Vergangenheit oder in die Zukunft befördern. In unserem Fall sind wir in die Vergangenheit gereist. Und das Insekt, von dem du verfolgt wurdest…« 
»…kommt aus der Zukunft?«, beendete Patrick entsetzt Abby’s Satz. Er starrte ein paar Sekunden verduzt auf den Hang. »Ich dachte… ich wäre in einer Art Parallelwelt oder so gefangen. Da waren all diese verrückten Wesen. Keine normalen Tiere, abgesehen von ein paar Vögeln. Überall waren diese zerstörten, verlassenen Gebäudeteile. Und die Luft ist stickig und alles besteht praktisch aus Gebirgen. Alles ist so... gelblich.« 
»Das liegt an dem Selen in der Luft.« 
»Ich muss mich setzten.« Patrick lies den Rucksack zum Boden gleiten und lies sich zwei Schritte weiter auf einen breiten Felsen fallen. Connor und Abby gaben ihm ein paar Minuten zum Nachdenken. »So sieht unsere Zukunft aus?«, fragte er schließlich. Sein Blick ging hinüber zu Abby und sie nickte. »Es gibt keine Menschen.«, stellte er weiterhin fest. »All diese… Monsterraubtiere leben da. Diese Insekten, Tarntiere in der Größe eines Affen, Wesen, die deinen Herzschlag aus mehreren Kilometern Entfernung hören können... das sind die schlimmsten...« 
»Mit denen haben wir auch schon alle Bekanntschaft gemacht.«, sagte Connor. »Diese Wesen, die den Herzschlag hören, die nennen wir Prädatoren. Es ist ein Wunder, dass du so lange überlebt hast. Wie lange sagst du, lebst du schon dort? 10 Jahre?« 
Patrick schüttelte den Kopf.
»Vermutlich länger. Ich weis es nicht genau.« 
»Wie bist du überhaupt dorthin gekommen? Ich meine, was hat dich geritten dadurch zugehen? Durch die Anomalie.«, hakte Connor nach.
Patrick seufzte. Er hätte nicht damit gerechnet, jemals einem Menschen diese Geschichte zu erzählen. »Ich war damals 19. Das weis ich noch, weil ich 2 Tage zuvor Geburtstag hatte. Ich bin zusammen mit ein paar Freunden in ein Haus eingebrochen. Kyle und ich sind nach oben gegangen. Aber da war plötzlich dieses Leuchten. Wir wollten es uns genauer ansehen und dann haben wir ein Geräusch gehört. Wir haben uns umgedreht, Kyle stand vor mir. Dann ist eins dieser Tarntiere, von dem ich euch erzählt habe, auf ihn draufgesprungen und wir sind beide nach hinten durch diese Anomalie, wie ihr sie nennt, gefallen. Wir stürzten einen kleinen Hang hinunter. Das Tier ist fauchend zurück durch diese Anomalie und dann war sie auf einmal weg. Kyle hat stark geblutet, das Vieh hatte ihn volle Kanne am Hals erwischt. Er ist in meinen Armen gestorben.« Patrick zog seinen Rucksack näher heran und zerrte ein langes Holzbrett mit stark abgenutzten Rädern heraus. Ein Skateboard.
»Das ist Kyle’s. Ich hab es als... Andenken behalten. Meins ist... sein Grabstein, sozusagen.« 
In Connors Gehirnwindungen regte sich etwas.
»Da war noch ein dritter Junge dabei, oder?« 
Patrick nickte.
»Hieß der Ryan Mason?« 
Patricks Augen wurden größer. »Ja, woher…« 
»Dann ist dein Bruder Danny Quinn?« Connors Stimme überschlug sich vor Aufregung.
Er konnte es nicht fassen. Der kleine Bruder von Danny Quinn, seinem Chef, war am Leben. Wenn sie ihren Teamchef wieder finden würden, wäre das wohl der glücklichste Moment in dessen Leben.
»Ja, aber woher wisst…« 
»Dein Bruder ist unser Chef! Und er ist hier irgendwo. Wir müssen ihn finden und…« Connor war total aufgeregt. Er bemerkte nicht mal den Schmerz in seinem Knöchel, als er sich aufraffte.
»Oh mein Gott!«, stieß Patrick aus und sprang auf die beiden zu. Mit jeweils einem Arm drückte er sie an sich. Dann lies er wieder los, packte seinen Rucksack und schwang ihn auf den Rücken. »Wir müssen ihn finden! Mein Bruder, großer Gott. Ich dachte ich sehe ihn nie wieder!« Unzügelbare Begeisterung schwang in seiner Stimme mit.
»Stop, Stop!«, sagte Abby. »Connor kommt mit seinem Knöchel nicht weit und wenn wir schon mal zusammen sind, halte ich es für besser, wenn wir daran auch nichts mehr ändern. Wir müssen uns für eine Richtung entscheiden, in die wir laufen und nach ihm suchen. Außerdem sollten wir nach Helen, dieser Verrückten, Ausschau halten.« 
Die beiden Männer stimmten ihr zu.

Währenddessen waren die beiden anderen Männer durch die Anomalie gesprungen. Es war Tag, auf der anderen Seite und wenigstens waren sie von quälender Hitze und Kälte erlöst. In dieser neuen Umgebung herrschten angenehme Temperaturen, zwar auch über 20° Celsius, aber eben angenehm. Sie standen auf weichen, bemoosten Boden, um sie herum Nadelbäume und vereinzelt Laubbäume. Aus einigen Richtungen drang lautes Brüllen zu ihnen hindurch, aber weit genug entfernt, als dass sie sich Sorgen machen mussten.
»Und jetzt?«, fragte Dean. Er hatte keine Ahnung, was er besser fand. Die unbewohnte Wüste oder der Wald mit dem angenehmen Klima und seinen möglicherweise hungrigen Monsterechsen. »Wir suchen die Anomalie. Sie muss hier irgendwo sein...« Shane hielt den Anomaliendetektor hoch und lauschte auf ein Signal. Entweder waren sie noch zu weit weg, oder eine seiner Theorien war Müll. Aber das wollte er nicht glauben.
»Gut, und wohin, Professor?« Dean, war von der ganzen Sache sowie so nicht begeistert. Aber er hatte Shane und dessen Theorien damals zugesagt, da konnte er ihn nicht einfach alleine lassen. »An welcher Theorie arbeitest du gerade?« 
»An beiden.«, antworte Shane hochkonzentriert. Er untersuchte die Umgebung, schätzte Entfernungen und maß Temperaturen und andere Werte. Nach dem er ein paar mal um die Anomalie herumgeschlichen war und leise vor sich hingebrummelt hatte, entschied er sich. »Da lang!« Sein Finger deutete auf Nord-Westen.
»Sicher?« Im Grunde meinte Dean die Frage nicht ernst. Wo auch immer Shane seine Entscheidungen hernahm, bis jetzt lag er immer richtig. Dean positionierte sein Gewehr so, dass er es sofort abfeuern konnte, falls es brenzlig wurde. Diese neue Zeitperiode lies ihn nichts gutes verhoffen. Und sie gingen weiter.



Kapitel 3:


Danny hockte am Fluss und wusch sich das Gesicht. Er spürte bereits die ersten Stoppeln am Kinn und erfahrungsgemäß würde sich alles innerhalb weniger Tage in einen unansehnlichen Vollbart verwandeln. Sein staubiger Rucksack lag neben ihm.
Hoffentlich sind wenigstens Connor und Abby zurück gekommen, dachte er. Aber das bezweifelte er. Die Batterien des Anomalienöffners, den Connor im zukünftigen ARC gefunden hatte, waren leer und Helen hatte ihren nicht mehr dabei. In den frühen Morgenstunden war ihm eingefallen, dass sie einen bei sich tragen musste. Er war zu ihrer Leiche zurück gekehrt und hatte alles untersucht, sämtliche Taschen und Ecken ihres Rucksacks. Nichts. Entweder hatte sie ihn vorsorglich versteckt, oder bereits zerstört, da sie ihn, wenn sie die Menschheit ausgerottet hätte, eh nicht mehr gebraucht konnte. Weder Danny, noch Abby und Connor oder sonst wer auf der Erde, würde jemals existieren.
Danny hatte nach seiner Inspektion, über die ganze Sache nachgedacht. Auf der einen Seite hatte Helen recht: Die Menschheit sorgte dafür, dass dieser schöne Planet zu Grunde geht. Aber deswegen braucht man nicht gleich eine ganze Spezies ausrotten. Mann hätte einfach nur verhindern müssen, dass der Mensch Fortschritte macht. Werkzeuge stehlen, Hütten zerstören. Natürlich waren auch das Verbrechen, aber keiner kam dabei zu Tode. Die Affenmenschen hätten friedlich weiterexistieren, sich dadurch nicht weiterentwickeln und dabei aus Versehen den ganzen Planeten zerstören können.
Helen wollte die Vergangenheit verändern, alles zum Guten wenden, für die Natur und die Tiere. Und nun lag sie genauso tot da, wie die Hominiden, die sie vernichten wollte. Getötet von einem Raptor, etwas Vergangenen. Etwas, dass sie vielleicht nicht unbedingt retten wollte, aber etwas, das sie mehr mochte als den Menschen, der seinen Heimatplaneten ausbeutet und zerstört, als würde er ewig existieren.
Und Danny war ein Mensch. Er hatte die Zukunft gesehen und so wie es aussah, blieb der Menschheit nicht mehr viel Zeit zum Umdenken, wenn es nicht bereits zu spät war. Aber er hatte auch schöne Dinge erlebt. Kunst, Musik, Begeisterung in allen Lebenslagen, lachende Kinder und Liebe. Er dachte an Sarah.
Danny wusste, dass sie ihm sehr ans Herz gewachsen war, das gab er sich gegenüber zu. Sie musste sich furchtbar um die 3 sorgen. Becker und Lester natürlich auch, aber die waren doch etwas ernster und realistischer.
Danny wedelte seine Hände einigermaßen trocken und wischte sein Gesicht an seinem Hemd ab. Dann besah er sich die Gegend. Der Fluss war breit, aber nicht allzu tief, vielleicht 6 Fuß und die Strömung war schwach. Am Ufer wuchsen reichlich Gräser und Farne, die Büsche mit den Beeren wuchsen etwas weiter weg auf den Anhöhen. In der Ferne konnte er abwechselnd Bäume und Steppen sehen. Raubtiere hatte er bis jetzt zum Glück noch nicht entdeckt.
Vielleicht kann ich aus ein paar Stöcken und Zähnen des Raptors ein paar Speere, oder so was in der Art, basteln?
Auch wenn die Möglichkeit, jemals wieder in die Zivilisation zurück zukehren, 0 zu 1.000.000 stand, wollte er sich doch wenigstens bemühen, so lange wie möglich hier zu überleben. Er beschloss es zu versuchen, mehr wie schief gehen konnte es nicht. Es musste gegen 10 Uhr gewesen sein, als er wieder bei Helen und dem Raptor ankam. Mittlerweile fingen beide an zu müffeln. Danny sammelte große Klumpen Schlamm zusammen und klatschte sie auf Helen. Dann packte er ein paar größere Steine zusammen und stapelte sie auf sie drauf. Er wollte ihr kein richtiges Grab machen, das hätte sie nicht verdient und wohl auch nicht gewollt. Aber das hielt vielleicht Raubtiere und Aasfresser fern.
Als nächstes wand er sich den Zähnen des Raptors zu. Es war schwer sie heraus zubrechen und oft schnitt er sich an ihnen, aber letztendlich hatte er es geschafft. Er untersuchte die Krallen und entfernte auch sie von ihrem ursprünglichen Besitzer. Zuletzt schaufelte er auch die Urechse mit Schlamm und Steinen zu. Es wurde immer heißer.
Danny zog sein Hemd aus, wickelte den Pullover um seine Hüften und sammelte alle Zähne und Krallen ein. Es waren zu viele und zu große, als dass er sie in den Händen tragen konnte. Seinen Rucksack hatte er am Fluss hinter ein paar Farnbüscheln versteckt. Bei der Affengruppe angekommen lagerte er die Sachen neben dem Rucksack hinter ein paar Steinen und verdeckte sie mit Farnen. Er wollte verhindern, dass einer der Hominiden sie entdeckte und und unwissentlich Amok lief.
Dann suchte er ein paar geeignete Äste. Ava merkte recht bald, nach was er suchte, kam aber nur mit Stöcken wieder, die er entweder als Zahnstocher oder Knüppel verwenden konnte. Gegen 14.00 Uhr, wie er vermutete, hatte er immerhin 5 lange, stabile Äste zusammen. Nun musste er sich Gedanken machen, wie er die Zähne daran befestigen konnte.
Aus einer Dokumentation wusste er, dass die Urmenschen Sehnen verwendet hatten. Aber woher sollte er die nehmen? Helen oder den Raptor wieder ausgraben, wollte er nicht. Er musste wohl warten, bis ihm irgendetwas Totes vor die Füße fiel.
Dann fiel ihm noch etwas ein. Feuer. Mann konnte die Spitzen von Speeren mit Feuer härten. Immerhin war er als Junge bei den Pfadfindern gewesen, da würde er doch wohl noch so eine kleine Flamme erzeugen können. Doch noch bevor er sich den ersten Schritt in Erinnerung rief, vernahmen seine Ohren ein Geräusch. Er lauschte. Er hatte etwas gehört, da war er sich sicher. Auch die Hominiden hatten die Ohren gespitzt.
Danny hörte das sanfte Rauschen des Flusses und das Rascheln von Blättern. Alles wie sonst.
Vielleicht hatte er sich geirrt? Doch da ertönte das Geräusch noch mal.
Er war sich nicht sicher, aber möglicherweise war es ein Schrei gewesen. Aber von wem? Weitere Hominiden? Ein Vogel? Menschen? Letzteres war unmöglich. Wie sollte den jemand hier hergekommen sein, ohne Anomalie?
»…iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii…« 
»Was zur Hölle…« Nun war er sich sicher. Es war ein Schrei, eindeutig menschlich. Aber wer konnte es sein? Er stand auf, packte seinen Rucksack und lauschte wieder. Sein Hemd hatte vergessen.
»…aaaaaaaaannyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy…« 
Danny rannte los. Der Ruf kam aus der Richtung, wo die Anomalie gewesen war.
»HALLO!«, brüllte er los. »HIER BIN IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIICH« Er kämpfte sich den Hang nach oben und stolperte gleich darauf, auf der anderen Seite hinunter. Er schlitterte über Steine und kleinere Grasbüschel. Jemand war hier, ein Mensch, der rief! Nach jemanden. Aber wen? Er stoppte und stolperte über seine eigenen Füße. Er versuchte sich mit den Händen abzufangen, hatte aber so viel Schwung drauf, dass er einen Purzelbaum vollführte. Zu seinem Glück landete er in einem Farnbüschel.
Nach der ersten Feststellung, dass er unverletzt war, folgte die zweite. Womöglich suchte dieser jemand nach Helen. Danny wusste aus Erzählungen, dass sie vorher mit einem Mann, namens Leek, gemeinsame Sache gemacht hatte. Vielleicht hatte sie jetzt ebenfalls einen Helfer? Schließlich sollte die Vernichtung der Menschen schnell gehen. Aber eine Helen allein, würde womöglich nicht ausreichen.
»DAAAAAANNYYYYYY!« 
Seinen Namen von einem menschlichen Wesen zuhören lies in jubeln. Aber kurz darauf verschwand sein Lachen wieder. Diese Stimme kannte er nicht. Oder doch? Irgendetwas war bekannt, aber er wusste nicht was.
Er sprang auf und lief auf die Stimme zu. Seine Neugier zwang ihn zum Vorschreiten. »Hallo?«, rief er und lauschte.
»Danny?«, kam es von der anderen Seite einer dicken Steinwand, welche allerdings nur knapp 6 Yards hoch war. Es war die Stimme von Abby. »Oh, endlich haben wir dich gefunden! Du wirst niemals erraten wenn wir...« 
»Wartet, ich komm rüber!«, stieß Danny erfreut aus und fing an, die Wand nach guten Stellen zum Hinaufklettern abzusuchen.
»Ja, aber…«, fing Abby wieder an, aber sie wurde von Connor unterbrochen.
»Lass ihn nur. Er wird’s ja sehen.« 
»Was werd ich sehen?«, fragte Danny. Er hatte ein paar gute Trittstellen gefunden und zog sich an der Wand hoch. Trotz der tiefen Lücken war es schwer nach oben zu kommen, da alles staubig und mit Moosen bewachsen war. Nach 2 Minuten stand er oben.

Auf der anderen Seite standen Abby, Connor und ein weiterer Mann, den Danny nicht kannte. Wie immer war er misstrauisch, aber da Connor gelassen auf einem Felsen saß und Abby ihm unbewaffnet den Rücken zukehrte, schien er okay zu sein. Er warf Abby seinen Rucksack zu und kletterte wieder herunter, was diesmal einfacher war, da diese Seite eher stufig war. Unten drehte er sich strahlend herum.
»Ich dachte echt, ich seh euch nie wieder!« Er stürmte auf Abby zu, schlang die Arme um ihre Hüfte und hob sie hoch.
»Danny, bitte lass mich runter! Ich freu mich ja auch, dich wieder zusehen, aber…« 
Connor lachte, doch Sekunden später stand er ebenfalls auf den Beinen und verzog vor Schmerz das Gesicht. Danny hatte ihn gleichermaßen hochgezogen und an sich gepresst.
»Danny, du schwitzt. Warum trägst du kein Hemd? Lass mich bitte los, du tust mir weh!« 
»Memme.« sagte Danny und half Connor zurück auf den Felsen, auf welchem er gerade noch saß. »Was hast du überhaupt angestellt? Oder ist das noch davon, als du vom Baum gefallen bist?« 
Connor nickte.
»Und wer bist du?«, fragte Danny an den unbekannten Mann gewand. Er stand etwas Abseits und musterte Danny nachdenklich, fast so, als ob er nicht glauben konnte, dass er tatsächlich da war.
»Erinnerst du dich an den Tag, bevor dein Bruder verschwunden ist? Du hast nen Schuh nach ihm geworfen, weil du über sein Skateboard gestolpert bist, und hast dabei das Bild von eurer Grandma zerdeppert. Danach seid ihr beide los und habt nach exakt dem selben Bilderrahmen gesucht. Holz, blau, mit Faserspuren. Ihr habt dann einen in diesem Fotoladen am anderen Ende der Stadt gefunden. Das Ding hat genau 12 Pfund gekostet. Und die Verkäuferin wollte euch die ganze Zeit diesen Metallrahmen andrehen, der glatt das zehnfach gekostet hat.« 
»Woher weist du das?« Danny drehte sich zu Abby, aber sie schaute gekonnt in eine andere Richtung, die Lippen zusammen gekniffen. Connor schien sich plötzlich brennend für ein Farnblatt zu interessieren und schnipste mit dem Finger einen schwarzen Käfer weg.
Dannys Hirn begann zu arbeiten. Das konnten nur er und Patrick wissen, sein kleiner Bruder. Und das musste bedeuten…
»Patrick?«, fragte Danny. Patrick grinste schief.
Und dann lagen sich beide Brüder in den Armen.


James Lester schritt ungeduldig vor der Anomalie auf und ab. Er trug wie üblich einen seiner feinen Anzüge und geputzte Schuhe. Das einzig Unnormale heute an ihm, war die fehlende Krawatte und das am Kragen aufgeknöpfte Hemd. Die Frisur saß, die Haltung war aufrecht, etwas stolz, wie immer.
»Sie sind nun schon fast zwei Tage da drin.« Obwohl das eine erschreckende Nachricht war, klang es eher, wie wenn seine Frau zum 5. mal das Kleid wechselte. »Wie lange wollen Sie noch warten?« 
Die Frage war an Sarah Page gerichtet. Die junge Archäologin stand steif vor der leuchtenden Kugel und hielt eine Hand vor dem Mund. Ihr dunkelbraunes Haar lag perfekt über ihren Schultern. Sie war die ganze Nacht aufgeblieben, hatte in die Anomalie reingestarrt und auf irgendein Zeichen von Abby, Connor und Danny gewartet.
Captain Becker stand neben ihr, das Gewehr lehnte an seinen Beinen und auch er hatte sich keinen Millimeter gerührt. Ab und zu war er mit seinen Fingern durch sein schwarzes Haar gefahren, dementsprechend sah es verstrubbelt und wirr aus.
»Was schlagen Sie den vor?«, zischte er. »Wenn wir sie verschließen und sie dann kommen und nicht durch können?« 
Lester blieb stehen und seufzte. »Hören Sie, wir können hier nicht ewig warten. Vielleicht kommen sie durch eine andere Anomalie zurück? Das ist ihnen schon einmal passiert.« 
»Aber dieses mal haben sie vielleicht nicht so viel Glück!« Becker war gereizt. Er hatte die letzten 4 Tage so gut wie nicht geschlafen, hatte Monsterinsekten gegrillt und seit gut 6 Stunden keins seiner Beine bewegt. Er spürte sie schon gar nicht mehr. Er blickte an sich herunter und kontrollierte, ob sie noch da waren.
»Wollen Sie ein Team reinschicken?«, fragte Lester genervt. »Ich würde es genehmigen, das einzige Problem wäre der Minister. Aber der hat ja selbst das hier nicht genehmigt, also warum sag ich das überhaupt?« Das Letzte hatte er mehr zu sich selber gesagt, als zu Becker.
Dem Soldaten juckte es in den Fingern, aber er wusste, dass er zu schwach war. Er brauchte Schlaf und etwas zu essen. Sarah ging es nicht anders.
»Nein. Vielleicht sind sie ja wirklich durch eine andere Anomalie durchgegangen.« Er rieb sich die Augen und senkte den Kopf. Ich brauch Schlaf, aber ich will Sarah hier nicht alleine lassen, dachte er. Ein schriller Schrei hielt ihn vorm Einschlummern fern und als er die Augen wieder öffnete und hochsah, sah er gerade noch einen hellen Lichtblitz und dann war die Anomalie verschwunden.
»NEIN!«, brüllten er und Sarah und stürmten auf die Stelle zu. Dann hastete die junge Frau auf den Laptop zu und hackte wild darauf herum. Nichts tat sich, die Anomalien-Verschließungsvorrichtung blieb stumm.
»Oh nein.« Tränen schossen in Sarahs hübsches Gesicht. »Nun können sie erst recht nicht mehr zurück.« 
Selbst Lester war erschrocken, mit verschränkten Armen, stehen geblieben und starrte mit leicht geöffneten Mund ins Nichts.



Kapitel 4:


Nachdem sich alle 4 etwas beruhigt hatten, erklärte Connor was Sache war:
»Wir haben auf einem Baum übernachtet und am nächsten Tag hab ich einen funktionierenden Anomalienöffner gefunden. Vermutlich gehörte er Helen. Sie muss ihn verloren haben, weshalb auch immer. Damit sind wir erst mal hier hergekommen und dann haben wir Patrick getroffen. Er hat ganz allein einen Megopteran erledigt, das hättest du sehen müssen.« 
Patrick lächelte, sagte aber nichts. Er hatte schon mehr als einen Megopteran getötet und weitaus schlimmere Wesen.
»Hast du eigentlich Helen gefunden?«, fragte Abby.
»Ja, mehr oder weniger. Ich kann auf jedenfalls sagen, dass sie nie wieder einen Menschen töten oder irgendetwas an der Zeitlinie verändern wird.« 
Die drei anderen schwiegen, bis Connor schließlich nachhakte.
»Hast du sie etwa…?« 
Danny hob unschuldig die Hände. »Ich war’s nicht. Uns ist ein Raptor gefolgt und er hat Helen angefallen. Sie stand ungünstigerweise auf einer Klippe und beide sind runtergestürzt.« 
»Und wieso trägst du kein Hemd mehr?«, fragte der Student weiter.
»Ich brauchte was zum transportieren.« 
»Wieso brauchst du was zum …?« 
»Hey, wir leben hier in etwa 1 Milliarde Jahren Vergangenheit!«, sagte Danny. Er löste den Knoten seines Pullovers und zog ihn wieder drüber.
»Eigentlich sind es bloß 3, 5 Millionen…«, wollte Connor erwidern.
»Das ist doch wurscht! Ich hab die Zähne von dem Raptor rausgebrochen und die Krallen dazu. Die kann ich nich alle in meinen Händen rumtragen. Und ich hatte meinen Rucksack nicht mitgenommen.« 
»Ähm, ich unterbreche eure Diskussion ja nur ungern,«, fing Patrick an. »aber wenn ich richtig verstanden habe, dann bringt uns dieser Anomalienöffner zurück nach Hause, sprich in unsere Zeit. Ich hätte nichts dagegen, heute Nacht, das Erste mal seit langem wieder in einem Bett zu schlafen und nicht auf irgendwelchen Gräsern und Steinen. Könnten wir uns also ein anderes mal um das Hemd meines Bruders streiten und einfach gehen?« 
Alle anderen nickten und so gingen sie weiter. Abby reichte Danny seinen Rucksack.
Während Abby Connor beim Gehen stützte, liefen die beiden Brüder vorne weg. Sie hatten sich entschlossen zu der Stelle zurück zu gehen, wo die Anomalie zur Kreidezeit führte und von da aus wieder zurück in die Zukunft und nach Hause.
Danny musterte seinen Bruder. Sie waren fast gleich groß, schlank und hatten die selbe Gesichtsform und den selben schmalen Mund. Danny hatte die grauen Augen ihrer Mutter, Patrick die braunen ihres Vaters gerbt.
»Wie bist du zu all den Narben gekommen?«, fragte Danny. Im Prinzip wusste er es schon.
Patrick warf einen Blick auf seine Arme, als ob dort die Antwort stehen würde. »Nun ja, die Zukunft ist gefährlich. Connor hat mir schon erzählt, wie ihr die Viecher nennt und dass einige schon bei euch waren, in der Gegenwart. Ich hab relativ schnell begriffen, dass einige Wesen auf Geräusche oder heftige Bewegungen reagieren. Ich hab auch immer wieder Unterschlüpfe gefunden. Aber irgendwann muss man sich halt verteidigen und ab und zu etwas zu essen wäre auch nicht schlecht.« 
»Ich dachte damals, du wärst tot und Ryan hätte dich ermordet.«, gab Danny zu. Mittlerweile war es ihm peinlich geworden, Ryan verdächtigt zu haben.
»Was? Ryan und mich ermordet?« Dann erzählte Patrick Danny seine Geschichte.
Sie liefen etwa eine halbe Stunde, als Connor und Abby plötzlich »Halt« riefen. Die beiden Brüder blieben stehen.
»Connor, du hast doch die Anomalie wieder geschlossen, oder?«, fragte Abby besorgt ihren Freund.
Er nickte. Beide schauten auf einen Fleck hinter Danny und Patrick. Die Männer drehten sich um. Keiner hatte die leuchtende Kugel, nur wenige Schritte vor ihnen, bemerkt.
»Wieso ist sie wieder offen?«, fragte Connor und schaltete sein Denkvermögen an. »Ich hab sie hundertprozentig wieder geschlossen. Darauf verwette ich meine Star-Wars-Sammlung. Weis Gott, was in der Zwischenzeit alles durch ist!« 
»Wohin führt diese Anomalie? In die Zukunft?« Für Patrick wäre es nun weniger unangenehm, nun da er wieder mit seinem Bruder und zwei neuen Freunden unterwegs war.
»Nein, in die Kreidezeit. Da gibt es hauptsächlich Fleischfresser, um es einfach zu erklären. Das ist aber auch nicht gerade besser, als die Zukunft.« 
»Oh. Na gut, können wir nicht trotzdem durch? Seid ihr nicht vorhin auch da durch gekommen?« 
Abby nickte.
»Na gut, gehen wir.«, sagte Danny. Es hatte keinen Sinn, hier Däumchen zu drehen.

Es war wieder kühler. Wald verhinderte die weite Sicht. Es roch nach frischen Regen und Tannenzapfen. Anscheinend hatte es erst noch vor wenigen Minuten geregnet.
»Die andere Anomalie befindet sich etwa einen Kilometer südlich von hier.«, sagte Connor und schaltete den Anomalienöffner wieder an. Dann versuchte er die Anomalie zu verschließen.
Nichts tat sich.
»Was zum…? Wieso funktioniert es nicht?« 
»Drückst du den richtigen Knopf?«, fragte Abby und schaute ihm über die Schulter.
»Natürlich!«, fauchte Connor. »Tut mir leid.«, fügte er rasch hinzu. Er hatte Abby nicht anschreien wollen. Eigentlich verlor er nie so sehr die Fassung, aber eigentlich müsste alles super funktionieren. Der Batteriestand war noch genauso wie vorher. Und vor ein paar Stunden hatte der Anomalienöffner doch auch noch funktioniert.
»Okay, die lässt sich nicht schließen, aber vielleicht lässt sich eine andere öffnen.« Danny verschränkte abwartend die Arme, löste sie aber sofort wieder, als ein lautes Brüllen, direkt hinter ihnen ertönte. Erschrocken zuckte er zusammen. Die vier wirbelten herum und standen einem gewaltigen Tyrannosaurus gegenüber. Der Fleischberg musterte sie interessiert und hungrig, die kleinen, fiesen Augen fest auf sie gerichtet. Aus seinem monströsen Maul liefen schleimiger Sabber und Blut von der vorangegangenen Mahlzeit.
»Nicht bewegen!«, nuschelte Connor.
Heißer, stinkender Atem drang ihnen entgegen, das Grollen aus dem Rachen des T-Rex’ lies sie erschaudern, aber alle blieben tapfer stehen. Patricks Augen waren auf die Urzeitechse geheftet. Er wusste nicht ob er Angst hatte oder nicht. Die letzen 15 Jahre hatte er nur zwei Gefühle gehabt. Eins davon war das von ständiger Beobachtung, das andere war entweder Angst oder Panik oder irgendein anderes, ähnliches.
Eine Bewegung links des T-Rex’ lies den Jäger dahin blicken.
Zwei weitere Männer standen etwa 30 Yards von ihm entfernt. Einer von ihnen, der aussah wie ein Soldat, hielt ein merkwürdig aussehendes Gewehr auf den T-Rex gerichtet. Am Ende des Laufs waren drei Ringe befestigt. Der andere Mann flüsterte dem Soldaten etwas zu, dieser verdrehte nur die Augen und antworte etwas. Der T-Rex hatte nun entgültig ihre Aufmerksamkeit erlangt und machte einen bebenden Schritt auf sie zu. Der Soldat drückte ab. Eine schwach sichtbare Druckwelle ging von der Waffe aus und als sie den T-Rex traf, brüllte er kurz auf und fiel dann der Länge nach hin. Sein Kopf schlug nur wenige Schritte von dem Soldaten entfernt auf, der sich aber keinen Zentimeter bewegte. Sein Begleiter sprang jedoch erschrocken zurück.Er war sich unschlüssig, ob er auf die beiden zugehen sollte, oder nicht. Doch sie nahmen ihm die Entscheidung ab. Beide kamen auf die kleine Truppe zu.
»Hallo.«, sagte der Soldat und schwang sein Gewehr lässig über die Schulter. Der Mann hatte braunes Haar, braune Augen und einen starken Sonnenbrand. Sein Kollege sah noch wilder und zerzauster aus und hatte ebenso einen roten Hautton.
»Ich nehme an, ihr irrt auch durch die Zeit, oder?« Der Soldat zog die Brauen zusammen.
»Ja. Und wer seid ihr?«, fragte Danny. Er vergaß nicht wer hier der Chef war. Und obwohl die beiden Männer Landsleute waren, da sie das gleiche Englisch sprachen wie sie, war er doch reserviert ihnen gegenüber. Vielleicht hatten sie etwas mit Helen am Hut. Die Helfer-Sache spuckte ihm immer noch im Kopf herum.
»Ich bin Dean«, sagte der Soldat, »und das hier ist Shane. Und ihr seid?« 
Connor wollte sprechen, doch Danny war schneller. Sein Instinkt sagte ihm, dass da etwas nicht stimmte. Und bis jetzt konnte er sich immer darauf verlassen.
»Kennt ihr Helen Cutter?« 
Die beiden Männer sahen sich fragend an.
»Ja.«, sagte der Mann namens Shane und zuckte mit den Schultern. »Was wollt ihr von Helen?« 
»Ihr steckt also mit der unter einer Decke?«, fragte Connor wütend. »Wisst ihr eigentlich, was sie getan hat?« 
»Moment…« 
»Sie hat versucht die Menschheit auszurotten!«, sagte Abby erzürnt.
»Stop!«, sagte Shane »Wir haben gesagt, dass wir Helen kennen, nicht dass wir mit ihr unter einer Decke stecken! Das würde uns nicht mal dann einfallen, wenn sie eine Lösung für die Anomalien hätte. Außerdem ist sie schon seit Jahrzehnten tot, wenn man von unserer Zeit ausgeht! Wenn ihr also hinter Helen Cutter her seit, lasst uns in Ruhe und wendet euch bitte an Danny Quinn aus dem Jahr 2009, denn er war dabei als sie gestorben ist!« 
»Was?«, fragte Abby. »Moment mal… er ist Danny Quinn.« Sie zeigte auf Danny, der ebenso verdutzt aus der Wäsche guckte.
»Echt?«, fragte Dean fast begeistert. Dann noch mal: »Moment, echt?« Nun klang es eher unglaubwürdig. »Du bist Danny Quinn?« 
Besagter nickte.
»Aus dem Jahr 2009?« 
Wieder ein Nicken.
»Cool, du bist mein Vorbild!« Dean war plötzlich total Feuer und Flamme, lies sein Gewehr sinken und trat näher an Danny heran, um ihn genauer zu mustern.
»Was?«, fragte Shane überrascht. »Seit wann den das, bitte? Du redest doch praktisch nur von deinem Großvater!« 
»Ach, Papperlapapp, mein Großvater. Danny hat eindeutig mehr Stil!« 
»Das hört dein Opa aber gar nicht gern! Und du weist, wie er auf so was reagiert.«, murrte Shane.
»Wartet mal kurz!«, ging Connor dazwischen. »Danny kennt deinen Opa? Wie heißt der?« 
»Also kennen würde ich jetzt nicht…« Shane boxte seinem Freund gegen die Schulter und packte ihn am Oberarm.
»Wir müssen kurz etwas besprechen! Sind gleich wieder da.« 
Er zog seinen Kollegen hinter sich her.
»Ich glaube jetzt wollen sie wirklich was vertuschen.«, sagte Patrick.


Shane, schleifte Dean zu einem dicken Baum, ausreichend entfernt von den vieren, und drückte ihn dagegen.
»Du darfst ihnen auf gar keinen Fall sagen, wer wir sind!«, zischte Shane.
»Aber das hab ich doch schon!«, erwiderte Dean verwirrt und versuchte Shanes Griff zu lockern. Dieser schüttelte den Kopf.
»Ich meine, du darfst ihnen nicht verraten, wer deine Vorfahren sind. Hast du überhaupt ne Ahnung was passieren könnte? Das gibt mächtigen Ärger für uns beide. Immerhin… du weist schon. Es herrscht nicht gerade die beste Situation.« 
Erst jetzt schien Dean zu begreifen, was er meinte. Ungefähr. »Aber gut, wieso sagen wir’s ihnen den nicht?« 
Shane verdrehte die Augen. Es war wirklich schnell zu erkennen, wer von beiden der Wissenschaftler war.
»Dean, du willst es nicht verstehen, oder? Ach, lass es einfach sein! Halt einfach die Klappe und lass mich reden. Bevor du uns vor den vier Typen da in Gefahr bringst.« 
»Ja…«, knirschte Dean und entzog sich Shanes Griff.


Die beiden Männer kamen zurück. Sofort war klar, dass nichts mehr aus den beiden herauszukriegen war.
»Also gut, wollt ihr mit uns rumziehen, oder alleine weiter gehen?«, fragte Shane.
»Wir haben einen Anomalienöffner. Aber er scheint nicht mehr zu funktionieren.«, erklärte Connor und wedelte mit dem Gerät herum. Shane schüttelte den Kopf und schnappte sich blitzschnell den Apparat.
»Das muss funktionieren! Die gehen immer oder ihr habt eine Anomalie entdeckt, die gerade einen feste Stellung im Kreislauf hat.« 
»Bitte?« 
Shane schaute Connor fragend an. Dieser schaute ebenso verwirrt zurück.
»Das ist eine seiner Theorien!«, beantwortet Dean die fragenden Gesichter. »Er hat eine ganze Prädatorenladung davon.« 
»Ja. Ich glaube, bzw. habe bereits erste Beweise, für die Tatsache, dass die Anomalien in einigen Sektoren der Erde und darin vorkommenden Zeitperioden einen kontinuierlich wiederkehrenden Ring bilden, ausgel…« 
»Mit anderen Worten: er vermutet, dass die Anomalien einen wiederkehrenden Kreislauf bilden, quer durch Raum und Zeit. Musst du dich denn immer so kompliziert ausdrücken? Es geht auch einfach, wenn ich dich zum x-mal darauf hinweisen dürfte!« 
»Tja, hättest du mal studiert, anstatt mit Wasserpistolen rumzuspielen, dann hättest du jetzt auch mehr Ahnung…« 
»Ach sei still! Ohne mich wärst du schon mindestens zwanzig mal gestorben. Du kannst froh sein, dass ich mich dafür opfere, deinen Theorien nachzugeh…« 
»Ich habe Beweise, dass meine Theorien…« 
»Ruhe!«, sagte Danny. Abby und Patrick kicherten über die beiden, während Connor einfach nur begeistert war.
»Wenn deine Theorie mit dem Kreislauf richtig ist, dann könnte man alle Anomalien vorhersagen! Man wüsste genau wann und wo eine auftritt und… Gott, wir waren schon so oft kurz dafür ebenfalls eine Lösung dafür zu finden!« 
»Na toll, jetzt hast du ihn auch noch damit angesteckt. Geht doch zusammen weiter und löst das Rätsel, bla, bla…« Dean schwang pikiert sein Gewehr herum, wie ein kleiner trotziger Junge mit einem Stock.
»Wenn jetzt noch einer einen Ton sagt, steck ich ihn in das Maul von diesem T-Rex, verstanden!« Danny deutete auf das bewusstlose Monstrum aus Fleisch und Zähnen. Der stinkige Atem drang bis zu ihnen hinüber.
Stille. In weiter Entfernung brüllte eine andere Riesenechse.
Danny sprach weiter: »Wir sollten versuchen, erst mal zurück ins Jahr 2009 zu kommen, dann überlegen wir uns, wie wir euch wieder zurück in eure Zeitrechnung bringen. Du…«, er zeigte auf Shane »Du hast was davon gesagt, das man Anomalien, die einen festen Platz in diesem Kreislauf haben, nicht verschließen kann. Wie meinst du das? Und ich will nur ihn reden hören!«, sagte er mit dem Blick auf Dean gerichtet.
»Nun, es ist nur eine Vermutung, also ein Teil davon. Wir glauben… ich glaube, dass die Anomalien einen Kreislauf bilden. Das verstärkt sich dadurch, dass in anderen Zeitepisoden, z. B. in Ägypten auch schon Anomalien existierten. Ich habe Beweise, dass die nachfolgenden Anomalien ebenso ablaufen wie in jetzigen Zeiten.
Nehmen wir mal an es gibt ein Jahr 1 und da öffnet sich eine Anomalie Nr. 1, die ins Jahr 5, in die Zukunft, führt. Im Jahr 5 wird wiederum eine Anomalie Nr. 2 ausgelöst die ins Jahr 4, ein Jahr in die Vergangenheit, führt. Wenn sich Anomalie Nr. 1 verschließt, bleibt Anomalie Nr. 2 bestehen, aber im Jahr 4 öffnet sich eine dritte Anomalie, die ins Jahr 10 führt. Das geht immer weiter, bis beispielsweise im Jahr 101 der Kreislauf wieder an dem Ort landet, wo Anomalie Nr. 1 im Jahre 1 entstanden ist. Verschließt sich ihre vorangegangene Anomalie, öffnet sich wieder Anomalie Nr. 2, welche nun ins Jahr 105 führt, also 4 Jahre später, wie schon am Anfang, und so weiter und so fort. In diesem Kreislauf überschneiden sich viele Zeitebenen, also mehrere Anomalien innerhalb weniger Wochen, Tage, Stunden oder sogar Sekunden.
Sie haben also alle einen festen Sitz, in der Reihenfolge. Mit bestimmten Magnetsteinen, kann man zwar den Standort einer Anomalie verändern, aber nicht die Zeitspanne zwischen den beiden Jahren, die sie miteinander verbindet. Eine nichtfeste Anomalie kann man nach belieben öffnen und schließen, bis der Kreislauf wieder an die Stelle kommt. Dann funktioniert die Sache erst wieder, wenn sich auch die nachfolgende Anomalie wieder geschlossen hat. Das einzige was man bei einer festen Anomalie machen kann, ist, die inneren Pole zu vertauschen, so dass nichts rein und raus kann.
Wenn man eine nichtfeste Anomalie öffnet, öffnet sich auch ihre nachfolgende Anomalie, aber wenn man die erste verschließt, ist die Nachfolgende auch wieder verschwunden. Der Kreislauf fängt also nicht noch einmal an.« 
»Das ist im übrigen auch nur eine Theorie von ihm!«, warf Dean ein und fing sich einen bösen Blick von Danny ein.
»Also, ist diese Anomalie, gerade eine feste Anomalie?«, sagte Connor. » Und kann nicht geschlossen werden? Der Kreislauf ist bei ihr oder ihrem Vorgänger angelangt?« 
Shane nickte.




Kapitel 5:

»Aber wir können trotzdem noch andere Anomalien öffnen?« Connor fand Gefallen an der Theorie von Shane. Aber er hatte trotzdem noch einige Fragen.
»Ja, wenn der Kreislauf nicht gerade bei ihr oder ihrem Vorgänger gelandet ist.« 
»Aber einige Anomalien bleiben länger offen, als andere? Und wir haben schon erlebt, dass mehrere Anomalien gleichzeitig offen waren. Mehr als zwei!« 
Shane brauchte nicht lange überlegen. »Es kann sein, dass gleich zwei Anomalien existieren, die vom Jahr 1 in ein anderes Jahr führen. Das ist wie wenn du in die Vergangenheit reisen würdest und dir selbst begegnest. Eigentlich bist du eine zukünftige Version, aber im Moment gibt es dich zwei mal.« 
»Wow.« Connor war vollauf begeistert. »Wieso glaubst du, dass eine Anomalie die andere auslöst? Und wieso immer nur zwei?« 
»Na, da haben sich aber zwei gefunden«, lachte Patrick. »Aber vielleicht könntet ihr das in einer humanen ‚Zeitebene’ weiterführen?« Er schien es wirklich eilig mit dem Bett zu haben.
Alle stimmten dem Vorschlag zu und liefen weiter Richtung Süden, wo die andere Anomalie auf sie wartete. Unterwegs zeigten Abby und Connor den anderen, den Baum, auf dem sie übernachtete hatten. Sie kamen auch an dem vorbei, von dem Connor gefallen war. Die Raptoren waren bereits verschwunden. Nach weiteren 20 Minuten Fußmarsch kamen sie an der Stelle an. Shane zückte den Anomalienöffner und wollte sie gerade öffnen, als Abby wieder »Halt« rief.
»Was ist den?«, fragte Danny besorgt. Er schaute sich nervös nach weitern Raptoren und dem T-Rex um. Nichts war zu sehen. Nur Bäume, Sträucher und Laub.
»Die Prädatoren! Auf der anderen Seite! Was, wenn sie noch da sind? An denen kommen wir doch niemals vorbei!« Abby hatte sich daran erinnert, dass viele Prädatoren in das zukünftige ARC eingedrungen waren. Wenn die noch da waren, liefen sie ihnen direkt in die scharfen Zähne und tödlichen Krallen.
Connor und Danny stimmten ihr zu. Das waren zu viele. Danny wand sich nun an Dean und musterte das Gewehr.»Kannst du die nicht genauso mit dem Gewehr erledigen, wie den T-Rex?«Dean schüttelte den Kopf.
»Die Druckwelle ist zu langsam. Die Prädatoren würden, bei ihrer Geschwindigkeit, einfach drüber oder drum herum springen. Ich hab leider nur noch ein normales Gewehr mit. Und Handfeuerwaffen, aber die sind da auch kontraproduktiv.« 
»Was ist alles auf dem AÖ drauf?«, fragte Shane und tippte schon darauf herum. Auf dem Display erschienen viele verschiedene Linien, die sich überkreuzten und herumschlängelten. Mit ein paar Bewegungen zoomte er ein paar Linien heran und las sich die kleinen Stichpunkte durch. Connor, neugierig geworden durch die selbstverständliche Handhabung, trat näher heran und beobachtete ihn.
»Hmm, wir könnten… ja, oder… hmm. Ich hab da was. Auf dem Ding sind noch weitere Routen gespeichert. Eine davon führt ins Jahr 2036. Von da aus könnten wir einen Encrypting Operator nutzen um euch ins Jahr 2009 und uns ins Jahr 2069 zu bringen. Wir müssen nur irgendwie ungesehen da ran kommen. Das könnte schwierig werden.« 
»Ist das in einem Anomaly Research Center?«, fragte Danny. Er erinnerte sich an das computerähnliche Gerät in der Zukunftsversion des ARCs, wo sie auf Helen getroffen sind. Er glaubte sich zu erinnern, dass darauf die Worte Encrypting Anomaly standen.
»Ja, das in London. Wieso? Kennt ihr das ARC?« 
Danny grinste breit. »Jap, wir arbeiten dort. Und ich kenn da ein paar Wege rein... aber vielleicht sollten dann nur ich und höchstens ein anderer mitkommen. Sonst wird das zu viel und wir fallen auf.« 
Sie beschlossen einen längeren Weg zu nehmen. Sie würden zwar durch 7 Anomalien hindurchgehen müssen, allerdings war keine davon einen Zukunftsanomalie, was hieße, keine Prädatoren, Megopterane oder aggressiven Tarntiere. Zum Glück war die nächste Anomalie nicht weit weg. Sie mussten nur ein paar Meilen westwärts wandern. Dean, der schon mit 7 Jahren Gewichte gestemmt hatte, machte es sich zur Aufgabe, Connor zu tragen, damit sie schneller vorankamen. Danny und Shane schleppten den Stahlkoffer, den die Beiden mitgebracht hatten und Patrick und Abby trugen zusätzlich noch die Rucksäcke und das zweite Gewehr von Dean.
»Wieso trägst du nur noch einen Schuh?«, fragte Abby Shane. Der folgte ihrem Blick nach unten. Tatsächlich trug er nur am linken Fuß einen arg ramponierten Turnschuh.
»Mosasaurier aus der Kreidezeit. Hat nach meinem Fuß geschnappt, hab ihn dafür den Schuh gegeben. Ich hoffe er ist dran erstickt. Irgendwie haben es ausgerechnet diese Viecher auf mich abgesehen.“
Abby nickte anerkennend.
»Ich komm mir so nutzlos vor.«, brummte Connor, als sie kurz anhielten, damit Dean sich strecken konnte. Er hätte eigentlich glücklich darüber sein müssen, dass er nicht laufen musste.
»Du kannst uns sehr wohl helfen«, sagte Shane. »Ich weis nämlich nicht viel, über die Lebewesen in den verschiedenen Zeitaltern der Erde. Es wäre schon besser zu wissen, ob man jetzt einem Pflanzen- oder Fleischfresser gegenübersteht. Und Dean weis auch nur, wie man das Gewehr da bedient.« 
»Wie funktioniert das Teil überhaupt?«, fragte Danny und musterte es genauer. »Unser Captain Becker würde damit wahrscheinlich sogar duschen gehen, wenn er so eins hätte.
«Dean schien kurz zu überlegen und sah Shane an. Beide tauschten einen fragenden Blick, zuckten mit den Schultern und dann sagte Dean: »Diese Ringe hier bilden eine Art energetische Druckwelle, die das Opfer, je nachdem wie groß und schwer es ist, für Stunden oder bloß Minuten außer Kraft setzt. Der T-Rex da hinten…« er ruckte mit dem Kopf kurz in die Richtung aus der sie gekommen waren, »war wohl noch recht jung und wird fast eine Stunde außer Gefecht gesetzt sein. Danach ist er erst mal verwirrt und sozusagen ‚betrunken’. Der Gleichgewichtsinn kommt dann etwa 5 Minuten später wieder zurück. Ein ausgewachsenes Exemplar würde wohl schon nach einer halben Stunde wieder aufrecht stehen. Und bei Prädatoren ist es halt schwierig, weil die Druckwelle erst ‚geladen’ werden muss und sich gerade mal mit 50 km/h bewegt. Darüber können die nur lachen.« 
»Wer hat den das Teil erfunden?«, hakte Danny nach.
»Mein Vater.« 
Shane blieb stehen und hielt den AÖ hoch. »Ich glaube wir sind da. Hier ist die erste Anomalie. Sie führt ins Mittelalter, also erst mal nicht so viel mit Jumboechsen.« 
Er öffnete das schillernde, pulsierende Tor, und die Gruppe ging hindurch.Sie landeten wieder in einem Wald, aber die Luftfeuchtigkeit war hier geringer, die Bäume und Farne waren kleiner und erinnerten an moderne Waldstücke. Bis auf ein Paar zwitschernde und im Gebüsch raschelnden Vögel war alles ruhig. Zwischen den Blättern und Ästen drang Sonnenlicht hindurch.
»Anscheinend sind wir allein.«, sagte Shane.
»Hmm, sag das nicht zu laut, sonst taucht wirklich noch jemand auf!«, nuschelte Connor und rutschte von Deans Rücken. Er erinnerte sich an Sir William de Mornay, ein eher unfreundlicher Ritter, welcher das Team für Dämonen und einen Dracorex für einen Drachen gehalten hatte. Connor humpelte auf einen umgestürzten Baum zu und lies sich darauf nieder. Abby setzte sich neben ihn und half ihm die Schiene wieder zu befestigen. Sie rutschte immer wieder nach unten oder lockerte sich. Einer der Schnürsenkel driesselte auseinander.
»Da fällt mir ein, dass wir uns noch gar nicht vorgestellt haben.«, sagte sie. »Ich bin Abby und das ist Connor. Wir arbeiten fürs ARC, wie ihr ja vielleicht schon mitbekommen habt. Danny ist unser Chef und das dort ist sein Bruder Patrick. Wir haben ihn ebenfalls erst vor kurzem getroffen.« 
Beide nickten. »Da ihr so zu sagen, die ersten wart, die die Anomalien untersucht haben, kennt jeder nachfolgende Mitarbeiter des ARCs eure Erlebnisse.«, gab Shane zu.
»Und ihr glaubt, dass wir deinen Großvater kennen?«, fragte Connor an Dean gewandt. Der Soldat streckte sich gerade wieder und hielt inne.
»Äh… nein, ich glaube doch nicht, hab da wohl was verwechselt...« Irgendwie klang es nicht sehr glaubwürdig, aber Dean schien es ernst zu meinen. Keiner hakte nach.
Sie liefen weiter, diesmal Richtung Nordosten, wo die nächste Anomalie lag. Nirgendwo trafen sie einen Ritter oder einen Bauern. Das war gut, denn sollten sie gefangen genommen werden, hatten sie ein großes Problem. Aber mit Dannys Kampfkunst und Deans Waffe würde das wohl nicht passieren. Selbst einen Ritter würde die Waffe umhauen.
Einmal, als sich der Wald etwas lichtete, sahen sie in der Ferne, auf einem Feld ein paar Rehe grasen. Die großen Jungs überlegten, eins zu jagen, aber nach einem kurzem Räuspern von Abby, ließen sie es bleiben. Dahinter, auf einer hohen Gebirgswand erkannten sie eine Art Schloss, aber keiner konnte es benennen. »Wir sollten nicht zu nahe ran.«, sagte Shane. »Wer weis, wie die auf Fremde gestimmt sind. Außerdem wissen wir nicht, ob wir in England oder sonst wo sind.« Sie liefen bereits ein paar Stunden, als es schließlich zu Dämmern begann. Sie kamen an einem großen Feld an, von wo aus sie die ersten Sterne sehen konnten.
»Das wird wohl heute nichts, mit meinem Bett.«, seufzte Patrick und lies sich auf eine moosige Stelle fallen. Sie beschlossen hier zu übernachten. Zwar war die Anomalie nur noch wenige Kilometer entfernt, aber in der Dunkelheit wollten sie nicht weiterlaufen. Außerdem würde die nächste Anomalie wieder in die Kreidezeit führen, vermutlich 10 oder 20 Jahrhunderte später, aber auch fast auf der anderen Seite des Kontinents. Deswegen schlug Shane auch die ‚Abkürzung’ durch die Mittelalteranomalie vor.
Aus Heidekraut und Moosen, baute sich jeder ein Schlafplatz. Connor und Abby legten sich zusammen unter einen dichten Farnstrauch, nachdem sie diverse Spinnen und Krabbeltierchen vertrieben hatten. Wenige Minuten später waren beide eingeschlafen. Danny und Patrick hielten als erstes Wache, während der Rest schlief. Danny durfte das Gewehr von Dean halten und inspizierte es soweit es in dem schwachen Mondlicht ging. Durch den Encrypting Operator in der Zukunft, hatten Danny, Abby und Connor keine funktionierenden Taschenlampen, Patrick sowie so nicht und Dean und Shane wollten ihre Batterien sparen.
Patrick erzählte ihm flüsternd weitere Erlebnisse aus der Zukunft und Danny kam nicht drum herum zu sagen, dass er stolz auf ihn war. Hin und wieder erzählte auch er etwas, von ihren Eltern, seine Zeit bei der Polizei und wie er schließlich zum ARC kam.
Gegen 2 Uhr frühs weckten sie Dean und Shane zur Wache und legten sich selbst schlafen. Am nächsten Morgen wurden alle von quälendem Hunger und schmerzenden Genicken geweckt. Abby streckte sich, Dean machte zwei kurze Dehnübungen und Danny und Connor gähnten um die Wette. Sie legten ihre Nahrung zusammen, die überwiegend aus Energie- und Schokoriegeln bestand. Abby fand ein paar reife Heidelbeeren und Connor eine zerknüllte Gummibärentüte in seiner Hosentasche. Es waren genau 6 Stück drin und abgesehen davon, dass Dean und er das einzige Weiße haben wollten, gab es keine Probleme bei der Aufteilung. Nach dem kargen Mahl zogen sie weiter.
Bald kamen die 6 an einem Bauernhof vorbei. Der Bauer arbeitete gerade auf dem Feld, aus dem Schornstein zog Rauch auf.
»Vielleicht können wir da etwas Essen bekommen?«, schlug Patrick vor.
»Und wie willst du sie bezahlen?«, fragte Abby. »Oder willst du etwa stehlen?« Sie hatte immer noch großen Hunger, aber Diebstahl wollte sie nicht begehen. Und ein Reh abschlachten schon gar nicht.
»Nein, aber vielleicht hat jemand was, dass er entbehren kann? Ein Ring, ein Anhänger oder ne Haarspange. Was man als Bezahlung halt da lassen könnte. Für die war doch schon ein Penny das große Geld.« 
»Sieht hier irgendjemand aus, wie wenn er eine Haarspange trägt?«, fragte Danny belustigt. »Die einzig anwesende Dame hier, hat kürzere Haare als du.« 
»Danke.«, bemerkte Abby mürrisch. »Connor hat einen Ring. Du trägst den doch immer als Kette.« Sie schaute auf seine Brust, wo das goldenen Metall schwach in der Sonne funkelte.Connor total perplex, griff nach dem Anhänger und versteckte ihn unter seiner Hand.
»Kommt gar nicht in Frage! Das ist der Verlobungsring meiner Oma! Der hat einen sentimentalen Wert für mich. Außerdem ist er schon ewig in unserer Familie und meine Mutter würde mich umbringen, wenn ich das tue!« 
»Deswegen wird das ja auch Patrick für dich tun!«, sagte Danny grinsend. »Er hat es vorgeschlagen und außerdem: Ein Kerl, der mit dem Verlobungsring seiner Oma durch die Gegend streift? Ist das nicht ein wenig…« 
»Nein! Das ist das Einzige, was ich noch von ihr hab. Sonst ist da nur noch ihr alter Gehstock und ne Sonnebrille!« 
»Dann nimm das nächste mal den Gehstock mit und setz die Sonnebrille auf! Das steht dir bestimmt. Du rennst ja schon zur Hälfte so rum.«, sagte sein Chef und musterte seinen Kollegen.
Patrick, Dean und Shane mussten lachen, während Danny einfach nur grinste. Abby wusste nicht recht was sie jetzt sagen sollte. Auf der einen Seite hatte Danny recht, aber ihr tat Connor schon irgendwie leid.
»Na gut, lassen wir das. Er hängt halt sehr daran. Patrick hat auch das Skateboard von Kyle behalten. Wir werden schon was anderes finden. Ich glaube…« Sie durchforstete ihre Taschen und fand schließlich eine alte, silberne Münze. »Das ist mein Glücksbringer. Eigentlich, er hat mir ja bis jetzt noch nicht allzu viel Glück gebracht, wenn ich sehe, wo wir hier gelandet sind. Vielleicht können wir die einfach mit hinlegen und dann noch irgendwas anderes.
«Alle andere suchten ebenfalls in ihren Taschen. Außer Fusseln, Taschentüchern, ein paar Pennys und einer Schraube fand keiner etwas brauchbares.
»Das wird schon reichen.«, sagte Patrick und nahm die Münze entgegen. »Ich werd versuchen mich reinzuschleichen und hohl ein bisschen Brot und Marmelade. Das war doch die hauptsächliche Ernährung von so nem Bauernvolk, oder?« Er ging los, schlich sich zwischen Bäumen und Büschen hindurch und verschwand schließlich im Haus. Die Bäuerin kam um die Ecke und fütterte die Hühner.
»Na hoffentlich lässt er sich nicht erwischen.«, sagte Dean. »Er hat 14 Jahre lang unter Prädatoren und hyperaktiven Tarntieren gelebt. Da wird er sich ja wohl vor so einer dicken Bäuerin verstecken können!«, schnaubte Danny. 10 Minuten später kam Patrick wieder heraus. Als er näher kam, sahen sie, was er bei sich hatte.
»Die sind relativ reich, ich glaube nicht, dass sie sich da groß um die Münze Gedanken machen.«, erklärte er und reichte Danny einen Laib Brot und etwas, das an Erdbeermarmelade erinnerte.
»Hast du sie etwa wieder mitgenommen?«, fragte Abby bestürzt.»Soll ich noch mal zurück und sie hinlegen?«, fragte Patrick und biss von einem Apfel ab. »Wir können sie ein anderes mal verwenden, okay?.« 
»Mein Bruder hält nicht viel von Recht und Ordnung.«, sagte Danny. »Lass ihn einfach.« 
Abby nahm die Münze entgegen und verstaute sie wieder in ihrer Tasche.


Kapitel 6:


1 Stunde später waren sie bei der zweiten Anomalie angelangt. Shane öffnete sie und sie sprangen hindurch. Innerhalb weniger Sekunden waren alle durchgeschwitzt. Wieder hatten sie Glück und begegneten wenigen Lebewesen. Dean schoss auf zwei Raptoren, die bewusstlos zu Boden sackten und für mehrere Stunden ausgeknockt waren.
Ihr Weg führte sie wieder nach Süden. Gegen Mittag regnete es heftig, aber sie liefen weiter. Am Nachmittag war es drückend warm und die Männer krempelten ihre Hosenbeine hoch und zogen die obersten Kleidungsschichten aus. Abby verknotete ihre Jacke um die Hüfte und wedelte mit ihren Händen vor dem Gesicht herum. Sie wollte eine Dusche haben, wenn es sein muss sogar eine, welche nur warmes Wasser rausließ. Das letzte Mal hatte sie im Ferienlager so geschwitzt, wie jetzt. Alle ihre Sachen klebten unangenehm am Körper.
»Noch etwa einen halben Kilometer, dann sind wir da.«, sagte Shane. Er war so eine drückende Hitze schon gewohnt und nahm es daher gelassener als die anderen. Dean, der noch Connor auf dem Rücken trug, beklagte sich aber trotzdem.
»Das nächste mal isst du nichts! Wenn ich dich schon tragen muss, dann sei gefälligst leicht.« 
»Das kann ich leider nicht ändern!«, murrte Connor. »Ich würde ja gerne selber gehen. Ich hab nämlich die ganze Zeit deinen Schweiß vor der Nase!« 
»Du könntest dich ja mal nützlich machen und mir in den Nacken pusten, das kühlt nämlich!« 
Shane und Danny wieherten los und Patrick drehte sich lachend um, so dass er fast gegen einen Baum lief. Abby schüttelte grinsend den Kopf.
Shane gab ein Zeichen, dass sie nun die Anomalie gefunden hatten.
»Sie führt ins Trias. Weißt du was darüber, Connor?« 
»Trias? Viele Reptilien, die es auch in der Gegenwart gibt, also Krokodile, Schildkröten und Echsen, aber auch Pterosauria, Flugechsen und Ornithopoden, Pflanzenfresser.« 
»Na dann brauchen wir ja bloß aufpassen, dass kein Flugsaurier uns mit Nahrung verwechselt.« Danny streckte sich wieder und Shane lies die Anomalie erscheinen. Sie war unheimlich groß fast 5 Yards. Normaler Weise waren die Anomalien nur 2 Yards groß. So etwas hatten Connor, Abby und Danny nur einmal gesehen.
»Wow.«, staunte Patrick. »Hat das was zu bedeuten, dass die hier so groß ist?« 
»Dazu hat der Herr noch keine Theorie!«, sagte Dean, bevor Shane antworten konnte.
»Lasst uns später darüber streiten.«, warnte Danny. »Jetzt gehen wir erst mal da durch!« 
Sie standen nun unmittelbar vor einem Fluss. Er war schätzungsweise etwas mehr als 200 Yards breit und ging von einem türkisfarbenen Ton in einen Azurfarbenen über. Er schlängelte sich durch ein gewaltiges Tal, umgeben von diversen Sträuchern, Bäumen und Gräsern. Das Ufer war sandig und an einigen Stellen ragten große Felsen heraus. Am gegenüberliegenden Ufer befand sich eine Grassteppe, die allerdings bald in ein kleines Gebirge überging, mit scharfkantigen, hellen Gestein. Eine kühle Brise wehte von Norden.
»Wow.« Jeder Einzelne musste die Gegend bewundern. Shane fasste sich als erstes und verschloss die Anomalie.
»Die vierte Anomalie befindet sich auf der anderen Seite des Flusses. Connor, gibt es irgendwelche fiesen Fischsaurier im Trias?« 
»Ein paar Krokodile und Ichthyosaurier, aber die leben eher im Meer.« 
»Die Krokodile halten sich eher im seichten Gewässer auf.«, erklärte Abby. »Also könnten wir es mit ihnen zu tun kriegen.« 
»Das klingt nicht gut.«, sagte Danny und sah sich um. »Ich habe ehrlich gesagt keine Lust mit einem Krokodil zu ringen.« 
»Aber wie sollen wir denn sonst rüber kommen? Ein Floss bauen?«, fragte Shane.
»Wäre doch eine Idee.« 
»Das dauert zu lange!« 
Sie setzten sich auf den sandigen Boden und überlegten. Sie waren 6 Menschen. Das Floss müsste also mindestens 6 m² groß sein, damit jeder 1 m² für sich hatte. Dann brauchten sie noch eine Art Paddel um vorwärts zu kommen. Außerdem brauchten sie noch Platz für den Koffer und ihre Rucksäcke.
Das größte Problem war allerdings, dass die Bäume hier recht klein und verkrüppelt wirkten. Daraus konnte man nicht wirklich ein taugliches Floss bauen. Bis sie es fertig hätten, wären sie längst rübergeschwommen.
Patrick kam eine Idee. Er hatte das auch in der Zukunft getan, um nachzusehen, ob Prädatoren in der Nähe waren. Er stand auf, nahm sich einen großen Stein und warf ihn ins Wasser. Kreisrunde Wellen erschienen. Er tat es noch einmal, diesmal etwas weiter. Wieder nur Wellen.
»Was soll das werden wenn es fertig wird? Eine Brücke?«, fragte Dean.
»Ich will nur sehen, ob da wirklich etwas ist. Das habe ich auch getan, als ich noch in der Zukunft war. Wenn ich in eins dieser Häuser wollte und nicht sicher war, ob da Prädatoren drin waren, hab ich Steine und Äste reingeworfen, weil sie ja auf Geräusche reagieren. Die kommen dann aus allen Ecken und stürzen sich darauf. Wenn da Krokodile sind, reagieren sie doch auch auf Bewegungen und Geräusche, die nicht in Ihre Umgebung passen, oder? Sie würden an die Wasseroberfläche kommen und nach Nahrung suchen oder sehen wollen, wer da mit Steinen nach ihnen wirft.«, fragte Patrick an Abby gewand.
Sie nickte. »Das ist eine Gute Idee. Wenn sich nichts tut, dann können wir problemlos rüberschwimmen. Super, Patrick.« 
Sie nahm sich ebenfalls ein paar Steine und warf sie weit ins Wasser. Kein Krokodil. Außer ihnen war hier kein anderes Lebewesen zu sehen.
»Ich schätze, jetzt habt ihr auch sämtliche Fische verscheucht.«, sagte Danny nach ein paar Minuten und stoppte den Steinhagel. »Allerdings habe ich gerade noch ein Problem festgestellt. Der Koffer und die Waffen. Aufgrund der unterschiedlichen Schwimmschnelligkeiten wird es schwer sein, ihn zu halten. Und unsere Waffen sind nicht Wasserdicht. Wenn wir am anderen Ufer irgendwelche Fleischfresser begegnen, sind wir denen hilflos ausgeliefert, oder?« Die Frage war an Dean gewand. Dieser überlegte kurz und sah sich nachdenklich um.
»Wir könnten den Koffer an einem dicken Ast befestigen und vor uns her schieben. Er ist wasserdicht und wir könnten eure Waffen darin verstauen. Unsere Waffen sind ebenfalls Wasserdicht. Seit dem Jahr 2035 werden nur noch wasserdichte Waffen hergestellt. Man kann sie sogar unter Wasser abfeuern, allerdings sollte man das nur tun, wenn das ‚Opfer’ weniger als 5 Meter an einem dran ist. Allerdings funktioniert das Druckwellengewehr nicht so gut unter Wasser. Aber vielleicht können wir damit die Tiere verwirren.«, sagte Dean. Er schaute sich nach einem geeigneten Stück Holz um, an dem er den Koffer befestigen konnte. Als er eins fand, befestigten er und Danny den Koffer mit Schnürsenkeln und Gürteln. Dean verstaute zusätzlich alle technischen Geräte, Waffen und Granaten von Danny und Connor in dem Koffer und gab ihnen dafür die drei Handfeuerwaffen die sie dabei hatten. Er selbst schulterte sein Druckwellengewehr. Nun waren Dean, Abby, Danny und Shane bewaffnet. Sie steckten ihre Waffen in die Hosentaschen oder in den lockeren Bund. Da Connor mit seinem Knöchel kaum alleine schwimmen konnte, durfte er sich an dem Ast festhalten und darauf achten, dass sich der Koffer nicht löste. Patrick, der noch nie eine Waffe abgefeuert hatte, musste sich mit seinem Speer abfinden. Er befestigte ihn mit einem Schnürsenkel an einer Gürtellasche seiner Hose. Zusätzlich klemmte er sein Taschenmesser zwischen die Zähne.
Als letztes verstauten sie ihre Schuhe, Socken und Jacken in den Rucksäcken. Die würden sie nur beim Schwimmen behindern und wenn sie erst mal mit Wasser vollgesogen waren, würden sie alle nach unten ziehen. Nur Patrick behielt seine Schuhe an, weil sie sowieso schon halb zerfleddert waren und es keinen Unterschied machte, ob er sie nun trug oder nicht. Shane zog seinen Turnschuh aus und band ihn ebenfalls an dem Ast fest. Seine Socken fädelte er sorgfältig durch die Schnüre.
»Alles okay?«, fragte Danny in die bunte Runde. Er hatte die Gurte seines Rucksackes zusammengeschnürt, damit dieser nicht davon trieb. Seine Hosenbeine und Ärmel waren, so weit es ging hochgekrempelt.
»Die Riegel werden wohl etwas aufweichen und unsere Kleidung wird natürlich ne ganze Weile nass bleiben, aber ansonsten dürfte nicht weiter passieren.«, kam die Diagnose von Abby. Sie surrte ihren Rucksack ebenfalls fest und verstaute ihre Jacke in dem Koffer. Sie hatte Mühe den dicken Stoff hinein zuquetschen. Der Koffer war bereits zum Bersten voll. Dann ging es los. Das Wasser war warm und ein paar kleine Fische schwammen ihnen hastig aus dem Weg. Ihre Füße versanken im schlammigen Sand. Kleine Steine pieksten in ihre Fußsohlen und wie ein Storch im Gurkensalat, staksten sie hindurch.
Patrick und Shane trugen den Ast ins Wasser, dicht gefolgt von dem humpelnden Connor, der sich, sobald das Wasser seine Hüfthöhe erreichte, ins Nasse fallen lies und hinter ihnen paddelte, bis auch die Beiden tief genug waren und den Koffer samt Ast ins Wasser lassen konnten. Er umklammerte den Ast und testete den Halt von dem Koffer.
»Alles okay.« 
Dann folgten Danny, Abby und zum Schluss Dean. Connor paddelte mit seinem gesunden Bein hin und her, damit Patrick und Shane nicht alles alleine machen mussten. Hin und wieder zupfte er mit einer freien Hand einen Schnürsenkel oder Gürtel fest. Danny kam an ihnen vorbeigeschwommen und bildete nun die Spitze. Die Strömung war sehr schwach und sie trieben nur geringfügig von ihrem Kurs ab. Die Sonne brannte ihnen im Nacken, von vorne wehte ein erfrischender Lufthauch. Einmal sah Danny im Wasser vor sich einen kleinen, grünlichen Fisch. Er war extrem lang und hatte große Glubschaugen. Der Mund machte diese typischen Auf-zu-Bewegungen. Seine Flossen ragten fächerartig aus der Seite. Erschrocken schwamm das Tierchen im Zickzack weg und tauchte in die Tiefe.
Während sie konzentriert und zügig hinüberschwammen, sagte keiner einen Ton. Jeder schwamm sein eigenes Tempo, bis auf Shane, der wegen Patrick und Connor etwas langsamer schwimmen musste.
Bis plötzlich…
»Ahhhhhhhhhhh…« 
»Was ist los, Abby?«, fragte Dean und schwamm schnell zu ihr hin. Er suchte mit einer Hand den Knopf zum Laden seines Gewehres und lies den Finger darauf ruhen, bereit zuzudrücken, wenn es sein muss. Abby schien unverletzt, aber aufgeregt. Sie versuchte im Wasser unter ihr, etwas zu erkennen.
»Mich hat was berührt! Es hat mich angestupst.«, keuchte sie und kniff die Augen zusammen. Sie konnte ihre bläulichen Füße, im Wasser unter ihr, nach vorne und hinten schwingen sehen, aber weder einen Fisch, noch etwas anderes war in ihrer Nähe.
»Vielleicht bloß ein paar Algen oder ein großer Fisch.«, versuchte er sie zu beruhigen. Seine Augen flogen über die Wasseroberfläche, aber er konnte nichts auffälliges entdecken. Keine Flosse, keine Algen, keine Wellen außer ihre eigenen.
»ES HAT MICH ANGESTUPST!«, brüllte Abby fast und sah ihn wütend an.
»Abby, du solltest ruhig bleiben!«, sagte Connor ruhig, obwohl ihm selbst das Adrenalin durch den Körper schoss. »Du scheuchst es nur noch mehr auf.« 
»Wie soll ich denn bitte ruhig bleiben, wenn mich irgendetwas berührt hat!?« Sie zog ihre Waffe, aber Dean hielt ihre Hand fest.
»Keine unkontrollierten Schüsse abfeuern! Und Munition sparen. Außerdem könntest du einem von uns in den Fuß schießen. Das lockt erst recht Räuber an.« 
»Soll ich mich etwa fressen lassen?«, fauchte Abby und versuchte sich loszureißen.
»Ruhe!« Shane gab Patrick ein Zeichen, lies den Ast los und tauchte runter. Er war ein guter Taucher und schaffte es immerhin fast zwei Minuten die Luft anzuhalten. Allerdings behinderte ihn seine Kleidung beim Schwimmen. Mit kräftigen Stößen tauchte er hinab, bis auf 6 Yards, als etwas Dunkles an ihm vorbeigeschossen kam. Überrascht stieß er einen blubbernden Schrei aus, hielt sich dann die Hand vor den Mund und kämpfte sich wieder nach oben. Mit dem Kopf stieß er an den Koffer und schluckte noch mehr Wasser. Patricks Hand packte ihn gerade noch rechtzeitig an der Schulter und zog ihn nach oben, bevor er wieder nach unten gezogen wurde. Er hustete und seine Hand fand den Ast, an dem er sich nun wieder klammerte.
»Hast du gesehen, was es ist?«, fragte Abby aufgeregt.
Shane musste husten.
»Lass ihn erst mal Luftholen.«, sagte Dean und klopfte seinem Freund auf den Rücken. Der spuckte weiterhin Wasser aus.
»Es ist… so was wie… wie… Nessie. Loch Ness… ich weiß auch nicht… vielleicht… 3 Meter lang… spitzer Kopf… langer Hals… kleine Flossen. Mehr… konnte ich nicht sehen« 
Connor ging gedanklich die Liste der möglichen Tiere durch. Er war praktisch ein wandelndes Urzeit-Lexikon.
»Könnte eine Nothosaurier sein. Ein FISCHfresser!«, betonte Connor. »Er hat wahrscheinlich nur geguckt, ob wir Nahrung sind. Lasst uns trotzdem schneller schwimmen.« 
Das lies sich Abby nicht zweimal sagen. Sie und Dean kamen näher an den Ast und Danny wartete bis sie bei ihm angekommen waren. Er hatte erst gar nicht mitbekommen, das irgendwas vorgefallen war. Erst als er fast am anderen Ufer war, bemerkte er das Fehlen seiner Leute.
Sie waren nur noch geschätzte 20 Yards vom rettenden Ufer entfernt, als plötzlich etwas Shane am Fuß packte. Noch bevor er etwas sagen konnte, wurde er unter Wasser gezogen. Er versuchte. seinen Fuß loszureißen und paddelte hilflos mit den Armen herum.
»SHANE!«, rief Dean und tauchte hinterher, gefolgt von Danny. Abby schwamm hektisch zu Connor und klammerte sich um den Ast. Connor nahm ihre Hand. Patrick sah sich konzentriert um. Wesen, die er nicht sah, waren so zu sagen seine Spezialität. Er packte seinen Speer, bereit zuzustoßen. Da er nicht sehr gut im Tauchen war, hielt er es für besser, an der Oberfläche zu bleiben.
Alle drei waren nun fast eine Minute unter Wasser. Gespannt warteten die drei anderen auf das Erscheinen dreier Köpfe. Dann stießen Danny und Dean durch die Oberfläche. Dean sah sich panisch um. Eine weiter halbe Minute verstrich, ohne ein Lebenszeichen von Shane.
»Scheiße!«, brüllte Dean und schlug mit der Faust auf die Oberfläche.
Man konnte es vor lauter Wasser nicht sehen, aber er hatte Tränen in den Augen. Er und Shane hatten sich oft gestritten, aber das gehörte zu ihrer Freundschaft dazu. Sie waren zusammen groß geworden, hatten die selbe Schule besucht und selbst als Dean bei der Armee und Shane in der Uni war, hatten sie den Kontakt gehalten. Dean hatte sich für ihn geopfert, zusammen Shanes Theorien zu beweisen. Sie haben gegen riesige, fliegende Insekten, aggressive Raptoren und sogar gegen einen Monstertunfisch gekämpft. Shane hatte bereist achtmal gegen Mosasaurier gekämpft, die doppelt so groß waren wie ein Nothosaurier und immer gewonnen, bzw. überlebt.
Er war wie ein großer Bruder für ihn.
Und nun sollte er tot sein?



Kapitel 7:

Der Nothosaurier schien recht bald zu merken, dass Shane kein echter Fisch war und lies ihn los. Allerdings stupste er ihn mit seiner Flosse in die Seite, so dass Shane vor Schreck den Mund öffnete und Wasser schluckte. Er wusste nicht wie tief er war, aber seine Lunge schmerzte und wenn er nicht bald wieder Luft atmen würde, würde er ertrinken. Er streckte die Arme aus und drückte sie dann wieder nach unten. Er wiederholte die Bewegung und wieder stupste ihn der Nothosaurier an. Shane griff nach seiner Waffe und zielte. Er sah nichts als Wasser um sich herum. Obwohl es von Außen recht klar und sauber wirkte, war es hier unten ziemlich dunkel. Nicht einmal kleine Fische konnte er sehen.
Der Nothosaurier packte ihn mit seinen scharfen, kleinen Zähnen an der Seite und preschte mit ihm gegen die Strömung. Anscheinend hatte er nun doch beschlossen ihn zu fressen. Trotz des Schmerzes packte Shane den Kopf des Wesens und presste die Waffe dagegen. Dann drückte er ab.
Das Tier lies augenblicklich los und Shane kämpfte sich sofort nach oben. Seine Lunge schmerzte, in seinem Kopf dröhnte es. Die glitzernde Oberfläche wollte und wollte nicht näher kommen.
Dann sah er etwas dunkles vor sich. Unüberlegt griff er danach, bohrte seine Fingernägel hinein und kurz darauf traf ihn etwas an seinen Kopf. Aber seine Hand lies nicht los. Kampflos würde er nicht sterben und wenn es ein zweiter Nothosaurus war, dann würde er den eben auch töten.

Nur 5 Fuß über ihm schrie Abby auf.
»MICH HAT ETWAS!« Verzweifelt versuchte sie es zu treten, aber sie erwischte es nur einmal und es lies nicht locker.
»Halt dich fest, Abby!« Sie schlang die Arme fest um den Ast und Patrick packte sie an der Schulter.
Connor lies den Ast los und tauchte. Sein Knöchel schmerzte, aber er wollte unbedingt Abby helfen. Er konnte nicht zu lassen, dass sie von diesem Vieh verletzt oder gar gefressen wurde. Wenn es um Abby ging, wurde er praktisch zu Superman.Und er sah, was Abby festhielt. Auf der anderen Seite tauchte Danny auf und packte Shanes linken Arm, während Connor nach dem rechten griff. Sie drückten den scheinbar Bewusstlosen nach oben.
Er schnappte nach Luft und zwei weitere Hände packten ihn und zogen ihn zu dem Ast. Er hustete und spuckte Wasser aus. Es lief ihm sogar aus der Nase.
»Alles okay, Shane?« Dean packte seinen Freund an der Schulter und rüttelte ihn.
»Lass ihn erst mal Luft holen!«, sagte nun Patrick. »Schaffen wir ihn ans Ufer. Schnell, bevor das Vieh wiederkommt und wirklich noch einen von uns frisst!«
Sie kämpften sich weiter vor und als Danny endlich Boden unter den Füßen fühlte, half er Shane aus dem Wasser heraus. Alle stolperten hastig ans Ufer und Shane wankte zu einem Felsen und übergab sich. Er hustete und spuckte weiteres Wasser aus. Seine Lunge wollte explodieren.
Dean klopfte ihm auf die Schulter, Abby und Connor hielten sich zitternd und tropfend im Arm und Danny und Patrick stützten sich gegenseitig.Ein paar Minuten vergingen, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Erst jetzt bemerkte Dean, das Shane blutete. Die Kratzer am Fußgelenk waren nicht sehr schlimm, aber die am Bauch waren tiefer. Shane drückte seine Hand fest auf die Wunde und spuckte immer noch Wasser. Abby kam zu ihnen und besah sich die Wunde.
»Ich kann mein T-Shirt als Verband verwenden.«, sagte Abby und streifte Jacke und Shirt ab. Darunter trug sie glücklicher Weise noch ein Top. Zusammen mit Danny und Patrick riss sie es in zwei lange Stücke und mit Shanes Gürtel schnürten sie die beiden Streifen fest um seinen Bauch.
»Schmerztabletten wären nicht schlecht.«, keuchte er, als sie fertig waren. »Oder ein Joint. Irgendwas.«
»Wir haben leider nur flüssige Schokoriegel.«, sagte Danny ernst und half Shane beim Aufstehen. Der Verletzte wankte ein wenig, konnte aber schließlich von alleine stehen bleiben.
Shane schien kurz zu überlegen. »Ich glaube, ich hab erst mal die Nase voll von Dingen, die eine niedrigere Konsistenz als Wackelpudding haben.«
Ein paar weitere Minuten verstrichen. Dann erzählte Shane was passiert war. Unglücklicher Weise viel ihm erst jetzt auf, dass er die Waffe verloren hatte.
»Tut mir leid!.«, sagte Connor. »Ich wusste nicht, dass der Nothosaurier auch an Fleisch interessiert ist. Die Überreste seines Gebisses zeigten aber eindeutig, dass sie dazu da waren, Fische als Nahrung zu fangen.«
»Schon gut, Connor.«, beruhigte ihn Shane. »Ich denke, er hat sich einfach bedroht gefühlt, genau wie ich auch!«
»Kannst du mit dem Fuß laufen?«, fragte Dean besorgt und begutachtete die Bissspuren.
»Ich denke schon. Ich kann ja was drum wickeln. Ich mach mir mehr Sorgen um die Wunde am Bauch. Und ich fühle mich schwummerig. So viel Wasser hab ich in meinem ganzen Leben nicht getrunken.« Shane hinkte mehr, als dass er ging und musste von Patrick gestützt werden.
»Wir müssen ein Stück den Berg hinauf!«, sagte Connor, der nun die Führung übernahm. Er deutete auf ein paar Felsen, zwischen denen sich eine Art Pfad schlängelte. »Passt auf, wo ihr hintretet.«
Nach der hektischen Erfrischung waren zwar alle etwas munterer, allerdings waren ihre Klamotten nun nass und schwer. Dean hatte jetzt mit 10 Kilo mehr zu kämpfen, da er immer noch Connor tragen musste. Die Wände wurden steiler und schließlich zog sich Connor alleine die Felsen hoch.
»Okay, ich glaube hier ist es!« Er drückte auf den Knopf, der die Anomalien erscheinen lies und tatsächlich tauchte nur 4 Fuß über ihren Köpfen die Anomalie auf. »Oh nein. Wie sollen wir denn da hoch kommen?«
Sie überlegten.
»Wir könnten versuchen die Wand hoch zu klettern und dann hindurch springen.«, schlug Patrick vor. »Allerdings wissen wir ja nicht, wie tief es auf der anderen Seite runter geht. Oder nein, wartet! Seht ihr den Baum da?« Er zeigte auf einen schräg an der Wand gewachsenen, verdrehten Baum. »Wir könnten ihn mit Gürteln stabilisieren und der Leichteste von uns klettert bis zur Spitze und schaut durch die Anomalie hindurch.«
»Das ist genial. Allerdings sieht der Baum auch so schon nicht sehr… stabil aus. Und die Wurzeln geben mir auch zu denken.«, sagte Danny. »Wenn er weg bricht, bedeutet das den sicheren Tod für denjenigen, der da drauf rumspringt.«
»Wenn ihr den Baum ordentlich festhaltet, dann mach ich es.«, meldete sich Abby. »Ich bin die leichteste. Und wenn ihr euch zurück halten könnt, dann zieh ich auch meine nassen Klamotten aus, um noch leichter zu werden.« Fünf Köpfe wurden Knallrot. Sie verdrehte die Augen.
»Ich behalte die Unterwäsche an! Und Connor hat mich schon so rumlaufen sehen, also nehmt euch ein Beispiel an ihm!«
Connors Kopf nahm die Farbe einer Tomate an.
Sie kletterten weiter, bis sie auf einem breiten Felsvorsprung standen, unter dem der Baum wuchs. Danny, Patrick und Dean banden jeweils drei Gürtel zusammen und fädelten sie unter dem Baum durch. Einen platzierten sie weiter hinten, den anderen vorne, damit, wenn der Baum weg brechen sollte, sie ihn trotzdem noch halten konnten und Abby nicht hinunterfiel. Abby zog sich derweil bis auf Hotpants und Top aus. Connor legte ihre Klamotten fein säuberlich zusammen und legte sich dann flach auf den Boden. Er würde ihr beim herab- und wieder hinaufklettern helfen.
Danny und Dean hielten den hinteren Teil des Baumes, auf dem Abby durch die Anomalie sehen würde, Shane und Patrick den vorderen Teil, wobei bei Patrick sich besonders ins Zeug legte. Abby kletterte vorsichtig auf den Baum hinunter, während Connor fest ihre Hand hielt. Sie krabbelte nach vorne zu der Spitze und fing an ihre Entscheidung zu bereuen. Einige kleiner Zweige brachen ab und schabten ihre Hände auf.
»Mach ruhig weiter, Abby, wir halten dich.«, presste Danny hervor und zog den Stamm etwas höher.
»Das ist leichter gesagt als getan!«, antwortete sie und kroch weiter. Ich hätte vor 2 Tagen Leggins anziehen sollen, dachte sie, die Jungs haben einen schönen Ausblick.
Aber keiner der Jungs achtete auf Abbys Hintern. Sie konzentrierten sich darauf, dass die Gürtel sich nicht lösten oder wegrutschten. Connor schaute auf Abbys blonden Hinterkopf, und betete, dass sie nicht fiel.
Und dann war sie nur noch eine Nasenspitze von der Anomalie entfernt. Sie steckte ihren Kopf hindurch. Erst dachte sie, sie würde die gleiche Gegend sehen, wie gerade eben. Ein Tal, ein Fluss mit sandigem Ufer, Sträucher, Bäume und grüne Grasflächen. Dann sah sie erhebliche Unterschiede.
Zwischen einigen größeren Bäumen standen gewaltige Dinosaurier. Abby vermutete, dass es sich entweder um die Art Diploducus oder Brachiosaurus handelte. Beide Arten waren groß, hatten einen langen Hals und Schwanz und kleine Köpfe. Es waren Pflanzenfresser. Über dem Fluss konnte sie kleinere Flugsaurier erkennen, die gekonnt nach Fischen tauchten und aus dem Wasser schossen. Auf der anderen Seite war es noch wärmer, aber ihr wehte eine frische Brise ins Gesicht. Abby wand ihren Blick nach unten. Etwa 3 Yards unter ihr befand sich ein kleiner Ausläufer des Flusses. Er war klar, aber tief und Abby sah keine verräterische Flosse oder Schwanzspitze. Sie würden nach einander springen müssen und sich dann schnell aus dem Gewässer entfernen, damit der nächste kommen konnte. Das Ufer war sandig, aber mit Algen und Gräsern bewachsen.
Abby hatte genug gesehen und zog sich zurück. Sie beeilte sich, wieder auf den Vorsprung zurück zu klettern und Connor zog sie herauf.
»Und? Wie sieht’s aus?«, fragte er und reichte Abby ihre Sachen.
Während sie sich umzog, erklärte sie, was sie gesehen hatte. »Wir können rein springen, unter der Anomalie ist eine Art Bucht von einem Fluss. Derjenige der gesprungen ist, sollte aber schnell ans Ufer kommen, damit ihn der Nächste nicht erwischt.«
»Gut. Ich würde sagen, ich spring als erstes.«, sagte Danny, entknotetet die Gürtel und reichte sie ihren Besitzern. »Am besten ihr wartet noch ein wenig. Ich werfe einen Stein durch die Anomalie wenn alles in Ordnung ist und nicht doch noch irgendwo ein Raptor oder was auch immer ankommt.«
Bevor jemand widersprechen konnte, hatte Danny seinen Rucksack gepackt und war gesprungen. Eine Minute später kam der Stein geflogen.
»Na gut.«, sagte Dean. »Ich nehme den Koffer mit und ihr werft mir dann in ausreichenden Abständen die Rucksäcke zu. Passt auf, dass ihr die Anomalie nicht verfehlt. Connor du springst als nächstes. Ich helfe dir dann, ans Ufer zu schwimmen. Dann kommen Shane, Abby und Patrick, verstanden?«
»Bist du auf einmal zum Chef ernannt worden?«, fragte Shane gespielt misstrauisch. »Ist ja schon gut, wir machen das so.«, fügte er hinzu, als er Deans Blick sah.
»Okay, also zuerst die Rucksäcke. Das sind noch 5 Stück, oder? Okay, dann los.« Dean packte den Koffer an beiden Henkeln, holte Schwung und warf sich mit ihm durch die Anomalie. Er sauste durch die Luft und landete schließlich im Wasser. Er strampelte sich nach oben und schwamm zum Ufer, wo Danny auf ihn wartete.
»Was hat den so lange gedauert?«, fragte Danny und nahm ihm den Koffer ab. »Ich hab mich derweil häuslich eingerichtet.«
»Tja, Chef, du hast vergessen, dass wir zwei Verletzte an Bord haben, die unsere Hilfe benötigen.«
Er ging zurück ins Wasser und da kam auch schon der erste Rucksack geflogen. Er fischte ihn rechtzeitig aus dem Wasser, bevor er unterging und warf ihn Danny zu. Dann kam der nächste.
»Die werfen zu schnell hintereinander!«, klagte Dean und fing bereits einen dritten. Danny kam ihm zur Hilfe und nahm ihm die beiden ab, als auch schon der vierte kam. Es war Patricks provisorischer Pulloverrucksack. Dean bekam ihn fast ins Gesicht. Er schleuderte ihn zu Danny und schwamm ein Stück zurück um den Letzten zu fangen.
»Fang du Connor auf!«, rief er Danny zu, der bereits ins Nasse eilte.
»Wuhaaaaaaaaa…« Connor knallte mit einem lauten platschen und dem Po voran ins Wasser. Danny zog ihn hoch und schwamm mit ihm bis zum Ufer.
»Ich hab zwar gesagt gleichmäßig werfen, aber bitte auch in ausreichend Abständen! Ich kann doch nicht schon nach 5 Sekunden den Nächsten fangen!«, fauchte Dean.
»Tut mir Leid. Patrick war wohl etwas hektisch.«
»Hektisch? Dem werd ich sagen, was hektisch ist!«
Ein weiterer Wuhaaa-Schrei, gefolgt von einem Platschen, kündigte Shane an. Danny half auch ihm beim Schwimmen, aber als sie Boden unter den Füßen spürten, kämpfte sich Shane alleine durch. Kurz darauf kam Abby. Sie nutzte die Gelegenheit und machte eine Arschbombe. Patrick kam eine halbe Minute Später und vollführte einen Kopfsprung.
»Angeber!«, schnaubte Dean, als die beiden ans Ufer schwammen. »Und um es noch mal an alle zu sagen! Ich kann nicht innerhalb 5 Sekunden drei Rucksäcke fangen! Wenn wir wieder in so eine Situation kommen, wartet gefälligst eine Minute, bevor ihr mir was hinterher schmeißt.«
»Okay.«, nuschelte Patrick. Jetzt sahen sich alle um. Die Gegend war fast noch schöner, als die Vorhergehende.
»Brachiosauren!«, sagte Connor begeistert. »Die sollen sehr friedliebend sein. Vielleicht können wir mal auf einem reiten?« 
»Connor, das ist keine Pferderanch!«, bemerkte Danny. »Und dieser Notensaurier sollte auch ein Fischfresser sein, war er aber nicht!«
»Nothosaurus!«, berichtigte ihn Connor. »Und ausgehend von seinem Gebiss, hätte er das auch sein müssen.«
»Ist ja gut jetzt.«, ging Shane dazwischen. »Keiner ist gefressen worden und alle sind da heil rausgekommen.« Er warf Dean einen warnenden Blick zu, der bereits den Mund zur Widersprache geöffnet hatte. »Wir sollten uns wieder auf den Weg machen. Die Sonne steht hier schon tief, also wird es bald dunkel werden. Entweder wir schaffen es jetzt noch zur nächsten Anomalie, oder wir suchen uns einen schönen Schlafplatz. Connor, wo ist die nächste Anomalie?«
Dean reichte dem Studenten den AÖ.
»Etwa 3 Meilen südwestlich von hier.« Er sah auf den Kompass. »Das heißt, immer an dem Fluss entlang. Ach, und wir befinden uns im Jura. Das heißt, es gibt hier Allosauren. Das sind die größten und gefährlichsten Fleischfresser überhaupt. Wir sollten also versuchen nicht so lecker auszusehen.«
»Lässt sich einrichten.«, sagte Dean trocken.


Kapitel 8:

Die Sonne verschwand schnell hinter den hohen Bergen und legte einen dunklen Schatten über das Tal. Vom anderen Flussufer, brüllten die Brachiosauren herüber. Mit ihren langen Hälsen, konnten sie über Giraffen nur lächeln. Einige Exemplare waren so groß, dass sie ihre Köpfe nur ganz wenig heben brauchten, um an die schmackhaften Blätter zu kommen.
»Für ihre Größe, sind sie relativ leicht. Nur etwa 10 Tonnen.«, erklärte Connor.
»Oh, was für ein Fliegengewicht. Vielleicht sollte Dean mal so einen auf den Rücken nehmen, anstatt dich.«, lachte Patrick. Allmählich kam der Humor seines Bruders durch.
»Ne lass mal. Ich fühl mich hier oben ganz gut. Autsch!« 
Dean war mit seinem Hinterkopf, gegen Connors Kinn geknallt.
»Ruhe da oben! Und merk dir eins: Ich habe einen härteren Schädel als du! Von mir aus, kannst du gerne was über diese Viecher hier erzählen, aber fang bloß nicht an, das hier zu genießen. So bald du auch nur einigermaßen anständig humpeln kannst, ist es aus mit dem Rumgetrage.« 
Connor hielt vorerst den Mund. Sein Kiefer schmerzte und das mit dem Dickschädel glaubte er gern.
»Ich glaube wir sollten uns schlafen legen.«, sagte Shane. Sein Fuß schmerzte heftig und er bekam Kopfschmerzen. Das war eindeutig zu viel Wasser an einem Tag. Sie fanden einen großen morschen Baum, als Unterschlupf. Zwar mussten sie sich alle zusammendrängen, aber dadurch, dass sie durchnässt waren und die Nacht kälter wurde, war das für jeden okay. Der muffige Waldgeruch war zu ertragen.
Abby und Connor kuschelten sich wieder aneinander. Zum Glück war es schon so dunkel, dass niemand bemerkte, dass beide puderrot wurden. Es war erst 3 Tage her, dass Abby ihm erlaubt hatte, wieder bei ihr einzuziehen. Sie waren nicht fest zusammen, aber für Connor reichte schon das alleine aus, um völlig aus dem Konzept zu geraden.
Dean und Patrick erklärten sich bereit, die erste Wache zu halten. Shane, der die meisten Strapazen durchgemacht hatte, sollte diese Nacht durchschlafen können.


Die Nacht war sehr wolkig und ab und zu nieselte es. Nur selten sah man den Mond, aber der war nur eine schmale, leuchtende Sichel auf pechschwarzen Hintergrund.
»Ich geh mal wohin.«, sagte Dean nach ein paar Stunden und erhob sich. Der Regen wurde wieder stärker.
»Wohin willst du?«, flüsterte Patrick. Um wach zu bleiben, konzentrierte er sich darauf, dass sein Arm immer schön gerade ausgestreckt blieb. Auf die Dauer wurde es anstrengend, aber er hatte durch die Zukunft ja bereits Übung darin.
»Na, ich muss mal.«, zischte Dean. »Du kannst ja gerne mitkommen, wenn du willst.« Natürlich meinte er das nicht ernst. Dean kletterte mühsam aus der Öffnung, das Gewehr geschultert und marschierte in Richtung Fluss davon. Er zählte die Schritte. Bei 50 blieb er stehen. Während er an seinem störrischen Hosenstall herumfummelte, ertönte ein lautes Grollen über ihm.
Na toll, auch noch ein Gewitter, dachte er. Er hatte keine Angst davor, aber trotzdem mochte er das laute Donnern nicht. Eigentlich hasste er alles, was laut war. Seiner Meinung nach, war Sylvester ein total überflüssiger Tag, genau wie Karneval. Discobesuche waren für ihn die Hölle auf Erden. Zu viel Lärm, von dem er Kopfschmerzen bekam. Deswegen hatte er auch nur Waffen, die leise waren und er liebte sein Druckwellengewehr. Er dankte seinem Vater für diese Erfindung.
Kaum hatte das erste Donnern geendet, da ertönte auch schon das zweite, gefolgt von einem grellen Blitz der den Nachthimmel erleuchte. In dunklen Grauabstufungen, erkannte der Soldat das flache Gebirge auf dem anderen Ufer und eine weiße gezackte Linie, die sich ihren Weg über den Himmel erstrebte. Dean hielt in seiner Bewegung inne. Irgendetwas stimmte da nicht. Schlagartig wurde ihm unangenehm bewusst, dass er nicht mehr nass wurde. Der Regen schien urplötzlich aufgehört zu haben. Das dritte Donnern brachte einen stinkenden, warmen Luftzug mit sich. Duft von verfaultem Fleisch drang in seine Nase. Direkt über Dean. Ganz langsam bewegte er sein Gewehr, drehte es mit dem Lauf nach oben und drückte den ersten Knopf. Es lud sich auf. Ein tiefes Schnauben ertönte über ihm und wieder bahnte sich eine muffige Duftnote an. Als ein leises Piepen ertönte, hob er sein Gewehr weiter nach oben und drückte den zweiten Knopf. Die Druckwelle surrte haarscharf an seinem Kopf vorbei und traf das Etwas über ihm mit voller Wucht. Er spurtete los. Etwas streifte seinen Rücken und er stolperte. Als er sich umdrehte, zuckte abermals ein Blitz über den Himmel und erhellte für wenige Millisekunden den gewaltigen Kopf eines Dinosauriers.
Er war so groß wie ein Achterbahnwagen, vielleicht etwas flacher, mit einem Apfelgroßen Auge und einem langgezogenem Maul mit Zähnen, die so lang wie Deans Finger und doppelt so dick waren. Mühelos hätten sie sich durch sein zartes Fleisch bohren können.
»Heilige Scheiße!«, erkannte er. Er hatte sich zum Wasserlassen direkt unter einen Allosaurus gestellt.
Im Moment war der fleischfressende Saurier bewusstlos, doch der Größe nach zu urteilen, blieb er das für höchstens 10 Minuten. Wenn Dean nicht schnell etwas unternahm, würde er vielleicht aufwachen, die Witterung von Shanes Blut aufnehmen und geradewegs in ihr Versteck donnern. Seine drückenden Blase war vergessen.
Dean hastete los, bekam nach ein paar Schritten mit, dass er in die falsche Richtung lief und rannte zurück, vorbei an den scharfen Zähnen. Nach 50 Schritten merkte er, dass er nicht wieder an dem Baum ankam. Es war zu dunkel um irgendetwas auszumachen. Kein Blitz erhellte ihm den Weg.
»Patrick!«, rief er. Keine Antwort. Er drehte sich um 90° und rannt nach rechts. 10 Schritte, 20, 30, 35…
Rumms…
Er war direkt gegen den Baum gerannt.
»Dean?«, fragte Patrick und steckte den Kopf in die Dunkelheit heraus. »Ich glaube es gewittert.« 
Dean spürte, wie ihm etwas Warmes aus der Nase lief und schmeckte Eisen. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Kopf, der ihm Tränen in die Augen trieb. Er musste durch den Mund atmen.
»Allosaurus! Weck die anderen.«, presste er hervor. Sein Nasenrücken schmerzte höllisch.
Patrick begriff sofort und trat seinem Nachbar gegen das Schienbein.
»Alle aufwachen! Da draußen ist ein Saurier!«, brüllte er.
»Das ist noch kein Grund mich zu treten, Bruder!«, maulte Danny und rieb sich die Stelle, wo ihn Patrick getroffen hatte. »Wenn ich wegrennen muss, dann sollte ich das möglichst mit zwei gesunden Beinen machen, oder?« 
Alle anderen wurden ebenfalls hellwach.
»Shane und ich, wir können doch kaum laufen!«, sagte Connor entsetzt. »Die Viecher sollen verdammt schnell gewesen sein.« 
»Im Moment ist er bewusstlos, ich weis nur nicht wie lange.«, berichtete Dean. »Gebt mir das andere Gewehr!« Warmes Blut lief ihm in den Mund, aber er ignorierte es.
»Warum klingst du so verschnupft?« Shane kramte das Gewehr hervor und reichte es an Connor weiter, der es Dean entgegenstreckte.
»Bin gegen den Baum gerannt.« Ein Klicken ertönte und das Gewehr war entsichert. »Nasenbluten.« Shane und Danny mussten auflachen.
»Wie hast du denn das hinbekommen?«, fragte Patrick, aber Dean antwortete nicht.
Er marschierte wieder raus. 20, 30, 40, 48 Schritte. Mit seinem Fuß stieß er an den Kopf des Sauriers. Dieser lies ein tiefes Grollen ertönen, blieb aber noch bewusstlos.
Dean ging zwei Schritte zurück und prallte wieder gegen Etwas. Es war Patrick, der ihm gefolgt war. Seine Augen hatten sich schneller an die Dunkelheit gewöhnt und er konnte so einige Umrisse erkennen. Nun sah er die Konturen von etwas Gewaltigem vor seinen Füßen liegen.
»Wow! Der ist ja krass.« 
»Gleich nicht mehr!« 
Dean legte das Gewehr an. Es war wie das Druckwellengewehr eine besondere Art von Waffe und ebenfalls hatte sein Vater es erfunden. Es wurde speziell für solche Urzeitriesen geschaffen. Allerdings machte es einen gehörigen Krach. Der Allosaurus lies ein weiteres stinkendes Grollen ertönen und Dean drückte ab. Ein lauter Knall zeriss die Luft. Patrick, solchen Lärm durch die Zukunft nicht mehr gewöhnt, zuckte neben Dean heftig zusammen, doch der Soldat machte nicht die kleinste Bewegung.

Lester saß in seinem Büro, die Fingerspitzen aneinandergepresst und drehte sich auf dem Stuhl hin und her. Ihm gegenüber saßen Becker und Sarah. Sie hatte geduscht und 12 Stunden am Stück geschlafen. Becker hatte zwei Soldaten losgeschickt, die ihm ein paar Burger von McDonalds brachten und sich ein Quartier im ARC zurecht gemacht. Trotz seines Schlafmangels, waren seine Augen weitgeöffnet und er strotzte nur so vor Konzentration.
Seit zwei Tagen hatte sich keine weitere Anomalie geöffnet, auch nicht die in der Lagerhalle. Es gab kein Lebenszeichen von Danny, Connor oder Abby.
Das Klingeln des Telefons lies alle zusammenzucken. Lester griff hastig nach dem Hörer.
Der Minister.
»Guten Tag, Sir… Nein keine Veränderungen, keine Anomalie… Die ist immer noch geschlossen und wir befürchten, dass sie sich demnächst auch nicht öffnen wird… Dazu besteht noch kein Anlass!… Und dazu erst recht nicht!… Sir, bitte geben sie uns noch 3 Tage. 3 Tage sind nicht viel… Sir, Connor Temple ist, so ungern ich es sage, genial, Abby Maitland weis wie sie mit Tieren umgehen muss und Danny Quinn ist ein Multitalent. Geben Sie ihnen die Zeit!… Und was soll ich machen, wenn sie wieder da sind?… Das wird zu Meinungsverschiedenheiten führen, insbesondere bei Quinn… 3 Tage!?… Danke, Sir… Ja, schicken Sie mir die Unterlagen zu, ich sehe sie mir an… Auf Wiederhören.« Er wartete bis der Minister aufgelegt hatte und knallte wütend den Hörer auf die Gabel. Das Telefon knirschte und rutschte ein paar Millimeter über den Tisch. »Der Minister möchte sofort ein neues Team einstellen. Sie Sarah, werden auf jeden Fall Teamleiter, dafür sorge ich. Und Sie Becker stehen direkt unter ihr. Wenn wir in 3 Tagen kein Lebenszeichen von den Dreien haben, wird alles in Kraft gesetzt. Der Minister hat bereits ein paar Leute ausgewählt, die fähig wären, die Nachfolge der drei anzutreten.« 
Becker wurde hellwach. Jeglicher Schlaffmangel verschwand in der hintersten Ecke seines Bewusstseins.
»Ich hab mich gerade verhört, oder?« Keiner konnte die Drei ersetzten! Das wäre ja noch schöner.
»Wie bitte?«, fragte Sarah entsetzt. »Bei allem Respekt, Sir, aber…« 
»Dass Sie keinen Respekt vor mir haben, weis ich.«, unterbrach Lester sie. »Und mir gefällt die Sache ebenso wenig wie Ihnen. Sogar noch schlechter. Aber ich kann es nicht ändern. Ich habe die 3 Tage raus schinden können, mehr ist mir im Moment nicht möglich. In letzter Zeit ist zu viel schief gegangen.« Ein betretenes Schweigen trat ein.
Sarah spürte brennende Tränen in ihren Augen. Diese Nachricht bedeute, dass sie die drei als tot abstempeln würden. Einfach so. Ohne Leiche.
Abby, Connor… Danny. Sie wollte es nicht glauben.
Wäre ich doch nur mit Danny mitgegangen, dachte sie wütend, dann wäre das vielleicht nicht passiert… was auch immer passiert war. Ich hätte nicht nachgeben sollen.
Becker dachte Ähnlich. Danny hätte ihn mitnehmen sollen, schließlich war er Soldat und wusste wie man in Extremsituationen handeln musste. Er konnte besser als alle anderen mit Waffen umgehen.
Oh mein Gott, vielleicht sind sie alle von diesen Zukunftstieren… Er konnte den Satz nicht zu Ende denken.
»Können Sie nicht irgendetwas erfinden, was die Anomalie wieder öffnet. Dieser Anomalienöffner-Dingens-Bums konnte das doch auch.« Wütend lies Lester sich in seinen Stuhl zurückfallen und stemmte die Faust gegen die Wange.
Das ist doch alles Dannys Schuld, dachte er. Dieser eigenbrötlerische Unruhestifter mit seinen fixen Ideen. Nun hat ihn das schließlich umgebracht und Connor und Abby gleich dazu. In der nächsten Sekunde rügte er sich selbst für diesen Gedanken. Danny wollte helfen, Helen lahmzulegen und das, was diese geistig gestörte, lästige Frau in ihrem kranken Hirn vorhatte, aufhalten. Was auch immer das war.
»Nun, theoretisch wäre das möglich.«, überlegte Sarah laut. Sie schluckte ihren Kummer und den stechenden Schmerz in ihrem Herzen hinunter und konzentrierte sich auf die Frage Lesters. »Aber wir hatten nicht genügend Zeit, uns den Anomalienöffner von Helen näher anzusehen. Und dass es ganz einfach ist, war von ihr wohl nur eine Ausrede.« 
Lester drehte sich wieder hin und her. Die Fingerspitzen wanderten nun zu seinem Kinn.
»Connor hatte doch mal was von elektrischer Ladung gefaselt. Wäre damit nicht irgendwas machbar?« 
»Darüber muss ich nachdenken. Vielleicht hat Connor irgendwelche Aufzeichnungen in seinem Schließfach. Die könnten mir helfen.« 
»Ich gebe Ihnen einen Schlüssel.«, sagte Lester und zog eine Schublade auf.

In den frühen Morgenstunden regnete es immer noch. Nur langsam wurde es hell und gegen 8.00 Uhr versperrten immer noch dicke Wolken den Himmel. Die Luft war schwül und drückend. Die Brachiosaurentruppe lies sich davon nicht stören und fraß genüsslich zum Frühstück. Connor und Danny hatten ein paar Beeren entdeckt, die essbar aussahen, fürchterlich schmeckten, aber immerhin drinnen blieben. Lediglich Danny beschwerte sich über Bauchschmerzen.
Sie hatten den Allosaurus so weit wie möglich hinter sich gelassen. Dean hatte seit dem nichts mehr gesagt. Kaum einer hatte geredet.
Sie alle sahen furchtbar aus. Ihre Haare standen kreuz und quer ab, die Klamotten hingen nass und schlaff an ihren Körpern herunter, die Augen waren glasig und blutunterlaufen. Deans Nase sah merkwürdig verformt aus und auf seinem T-Shirt waren Blutflecken zu erkennen. Kommentarlos trug er Connor auf dem Rücken, während er keuchend und rasselnd durch den blutverschmierten Mund atmete.
Shanes verletzter Fuß steckte in seinen beiden verbliebenen Socken, seinen einzelnen Schuh hatte er mit den Schnürsenkel zusammengeknotet und um den Hals gehängt. Ohne Socken an beiden Füßen konnte er keine Schuhe tragen. Das fand er eklig. Aber wenigstens war sein verwundeter Fuß einigermaßen vor Dreck geschützt.
Abby trottete, den Blick gen Boden gerichtet, zwischen Danny und Patrick.
»Wir sind da.«, bemerkte Connor und rutschte von Deans Schulter. Vorsichtig setzte er seinen Fuß auf. Den Schmerz konnte man ertragen.
»Wohin führt sie?«, fragte Abby tonlos. Sie war müde und das war auch der Grund für das große Schweigen. Nach dem Allosaurusangriff, konnte keiner mehr schlafen. Jeder einzelne war todmüde, aber keiner brachte es fertig, die Augen länger als 2 Sekunden geschlossen zu halten.
»8000 v. Chr.«

Auf der anderen Seite erwartete sie ein alter Bekannter von Shane und Dean.
Endlose Wüste.
Sie war nicht ganz so heiß, wie die, bevor sie in der Kreidezeit landeten und auf den Rest der Truppe trafen, aber auch die hatte es in sich. Die Sonne brannte glühend auf die staubige Erde hinab. Über die gesamte Eben erstreckte sich ein ausgedorrter, brüchiger Boden, vertrocknete Pflanzen und braune Grasbüschel ragten zwischen den rissigen Sandplatten hervor. Die Luft flackerte und der warme Wind blies kleine Sand- und Staubkörner in die Gesichter.
Nach etwa einer Meile, trafen sie auf das gewaltige, schneeweiße Skelett eines Elefanten.
»Jetzt wissen wir wenigstens, dass wir in Afrika sind.«, sagte Connor tonlos und musterte den riesigen Schädel. Einer der Stoßzähne war abgebrochen, die Spitze fehlte. Warum wohl, fragte sich Connor. Wenn sie nicht bald Wasser oder die Anomalie finden würden, lägen sie in wenigen Stunden auch so da. Und in ein paar Monaten wären sie nur noch ein paar Knochen, die ohne besonderen Hintergrund in der Wüste zu Staub verfielen. Keiner würde sich fragen, was mit diesen 6 Menschen geschehen war. Ein paar Aasfresser würden sie als Sitzplatz nutzen, mehr nicht.
Sie liefen stumm weiter. Nach zwei weiteren Meilen, (sie mussten 20 hinter sich bringen), übernahm Danny das Tragen von Connor, da Dean langsam über Rückenschmerzen klagte. Connor entschuldigte sich dafür, aber Dean winkte ab. Er konnte schlecht verlangen, dass Connor sich auf 40 Kilo runterhungerte. Sie alle hatten furchtbaren Hunger und das Wasser, was sie bei sich hatten, reichte höchstens noch für 2 Tage. Wenn überhaupt.
Nach der Hälfte der Strecke waren alle nass vom Schweiß. Abby fühlte sich schrecklich. Ihre zerkratzten Hände juckten und brannten. Shane und Dean ging es nicht besser.
4 Meilen vor ihrem Ziel wurde es dunkel und zwei Meilen später kühlte die extrem Luft ab. Und dann waren sie endlich am Ziel.
Bevor sie die Anomalie öffneten, tranken alle ein paar Schlücke Wasser. Die nächste Anomalie führte noch ein paar Jahrtausende mehr in die Vergangenheit. Sie landeten in einem Mischwald. Die Bäume waren kleiner, die Farne nur halb so groß und überall blühten rote und gelbe Blumen. Aus den Baumkronen und Sträuchern ertönten fast vertraute Vogelrufe und summende Insekten schwirrten um ihr Köpfe herum. Grillen zirpten zwischen den Gräsern.
Shane und Danny schlugen eine Pause vor, die jeder Willkommen hieß. Endlich hatten sie wieder normale Temperaturen und eine humane Luftfeuchtigkeit.
Connor, Abby und Dean schliefen sofort ein. Sie hatten es sich unter ein paar Farnbüscheln gemütlich gemacht. Danny suchte sich ein schattiges Plätzchen, zwischen den gewaltigen Wurzeln eines Laubbaums und achtete auf die Umgebung, bis auch er erschöpft eindöste.
Shane lehnte sich an einen umgestürzten Holzstamm und massierte seinen Fuß. Patrick setzte sich neben ihn. Beide waren todmüde, aber jemand musste Wache halten.
»Dean scheint aus einer schießwütigen Familie zu kommen.«, bemerkte er leise. Es sollte eigentlich ein aufmunternder Scherz werden, aber der ging in die Hose.
Shane schüttelte den Kopf.
»Sein Vater war Soldat, sein Großvater war Soldat, dessen Vater war auch Soldat und dessen Vater hat im 2. Weltkrieg gegen die Deutschen gekämpft. Ich weis nicht bis wohin diese ganze Soldatensache reicht, aber es liegt in der Familie. Wirst du in Deans Familie geboren, hast du in der einen Hand eine Rassel und in der anderen eine Wasserpistole. Selbst Deans Schwester Chloe kann mit einer schlichten Waffe einem Hasen aus 150 Yards das rechte Ohr wegschießen. Seltsamer Weise hat sich noch keiner gegen diese Familientraditionen gestellt. Die machen das alle freiwillig. Dean war total begeistert, als er mit 18 endlich zur Armee durfte. Er ist keines Falls blutrünstig oder brutal. Aber er dient gerne seinem Land. Und er hat wirklich Talent mit der Waffe.« 
»Ich weis nicht, ob ich es richtig gedeutet habe, aber er schien irgendwie… traurig darüber gewesen zu sein, dass er den Dinosaurier getötet hat?« 
Shane schwieg. Er hatte die Augen geschlossen und atmete gleichmäßig und Patrick dachte gerade, er wäre eingeschlafen, doch da sprach er weiter.
»Dean hasst es Tiere zu töten. Deswegen sagte ich auch, dass er nicht Blutrünstig ist. Aber man kann nun mal so ein großes, hungriges Wesen nur für kurze Zeit bewusstlos schießen. Es würde nach wenigen Minuten wieder hinter einem herjagen. Außerdem hat er die Gefahr für uns alle gesehen, nicht nur für sich. Wäre die Anomalie nicht so weit entfernt gewesen, hätte er ihn ebenfalls am Leben gelassen.« 
»Ich hatte in der Zukunft nicht die Chance zu entscheiden, ob ich etwas leben lasse oder nicht. Entweder der Prädator stirbt oder ich. Und wenn man bedenkt, dass selbst die Jungtiere einen zerfleischen können, würde es einem doppelt so schwer fallen.« Patrick stocherte mit dem Taschenmesser im Erdboden herum. »Wenn sie einen nicht ständig als Fressen ansehen würden, wären sie sicherlich ganz interessant. Habt ihr überhaupt die Möglichkeit, die Tiere näher zu studieren?« Shane schüttelte den Kopf.
»Wir halten uns da raus. Es ist zu gefährlich. Das Einzige was wir versuchen herauszufinden, ist, woher sie gekommen sind, wie sich entwickelt haben und wer sie erschaffen hat.« Shane gähnte. Seine Augen schmerzten. »Die Zukunft in der du warst, ist vermutlich nicht weit von unserer Gegenwart entfernt. Wir haben keine Ahnung wann es passiert, oder ob es vielleicht schon passiert ist, aber eins ist klar: Das Jahr 2100 wird kaum ein Mensch mehr erleben.«


Hinweis: In diesem Kapitel treten Ähnlichkeiten zur Folge „alle Vögel sind schon da„ auf.

Kapitel 9:
(Den nachfolgenden Traum, habe ich wirklich mal geträumt, nur mit leichten Abwandlungen.)

Dean träumte totalen Schwachsinn. Sein Opa saß auf einem Brachiosaurus, und der alte Mann brüllte ihm Anweisung zu, wie er den Weihnachtsbaum zu schmücken hatte. Dean versuchte hastig die Holzfiguren, die aussahen wie kleine geflügelte Prädatoren, an ihren richtigen Platz zu hängen, doch immer wieder fielen sie hinunter oder waren plötzlich verschwunden. Zu allem Übel begann es auch noch zu regnen.
Dann sollte er Connor, der als Stern fungieren sollte, oben draufsetzten.
»Das ist doch nun wirklich nicht so schwer! Selbst Abigail hat das hinbekommen!«, schimpfte sein Opa. »Na los, Dean! Hopp, hopp… Dean… Dean… DEAN!« 
»Lass mich Opa, ich will Connor nicht da draufsetzten.«, nuschelte Dean schlaftrunken und schlug nach der Hand, die ihn an der Schulter gepackt hatte.
»Was? Dean wach auf!« Shane stupste seinen Freund sanft in die Rippen. Er zuckte zusammen und öffnete die Augen.
»Wsss???…« 
»Du Schlafmütze! Danny und Patrick haben ein paar Früchte gefunden. Wenn du keinen Hunger hast, kannst du natürlich gerne weiter von Connor träumen.« Shane musste grinsen.
»Ach, ich hatte einen Alptraum… Connor war der Weihnachtstern und ich sollte ihn auf den Baum setzten.« 
Neben ihm brachen alle in Gelächter aus. Verwirrt bemerkte er, dass sie alle einen Kreis bildeten und er als Einziger noch auf dem Boden lag. Connor wurde rot im Gesicht.
»Nett, dass du von mir träumst.«, sagte er.
»Shane, du Arsch, ich dachte die wären wo anders!«, schimpfte Dean und faustete seinem Freund gegen das Bein.
»Autsch. Hey, tut mir ja leid. Und ich dachte, du wärst endlich wach!« 
Nach dem sich alle ein wenig beruhigt und von den Früchten, welche sehr gut schmeckten, gegessen hatten, sammelten sie ihre Sachen zusammen und gingen weiter. Dean sträubte sich, nach dem jüngsten Ereignis, Connor auf den Rücken zu nehmen, also musste Danny wieder herhalten. Er verdrehte nur die Augen und half Connor beim Aufsteigen.

Sie kämpften sich durch das knackende Unterholz. Kümmerliches Sonnenlicht drang durch das dichte Geäst und die wenigen durchdringenden Sonnenstrahlen, verteilten sich wie vereinzelte Blüten auf dem Waldboden. Tiefhängende Äste zerkratzten ihre Arme und Gesichter und immer wieder surrten Insekten über sie hinweg, die sie mit wedelnden Handbewegungen zu verscheuchen versuchten. Einmal blieb Abby in einer Liane hängen und Dean stolperte über eine gut getarnte Wurzel.
Sie waren etwa 5 Meilen gewandert, als Patrick plötzlich stehen blieb. Er hob die Hand um den anderen zu signalisieren, dass sie ebenfalls still stehen sollten.
»Hört ihr das?« 
Sie lauschten. Ein paar Äste knackten, Vögel piepsten in den Wipfeln der Bäume und wieder summte ein Insekt vor sich hin. Der Wind lies ein paar Blätter rascheln.
»Also ich hör nichts besonderes.«, sagte Shane. Dean schüttelte den Kopf und Abby drehte ihren hin und her, um ein Geräusch aufzufangen.
»Ich glaub, ich höre auch was.«, sagte Danny langsam und drehte ebenfalls ein wenig den Kopf hin und her. Connor streckte sich einwenig und lies den Blick über die Natur schweifen. »Und ich hoffe sehr, dass ich mich täusche!«, fügte Danny hastig hinzu, als das Geräusch lauter wurde. Es war ein abgehacktes, gackerndes Schreien, das rasch näher kam. »Auf die Bäume, schnell! Connor, sind diese Monstervögel!« Er lies den erschrockenen Studenten zu Boden rutschen, und bedeutete ihm, auf den nächsten Baum zu klettern.
Shane und Dean wollten fragen, was er mit Monstervögeln meinte, doch Danny scheuchte sie nach oben. »Weiter, weiter, die Viecher sind 10 Fuß groß und können auch noch sehr hoch springen. Macht schon!« 
Shane und Connor hatten arge Probleme nach oben zu kommen. Wenn er sich streckte, schmerzte Shanes Bauch und Connor konnte sich nur mit den Händen an den Ästen hochziehen und mit seinem heilen Knöchel Hochdrücken. Dean und Danny griffen nach Shanes Händen und zogen ihn hoch, als auch schon der erste Terrorvogel angeschossen kam.
Es war ein 9 Fuß hohes Tier, mit langen, kräftigen Beinen, einem dünnen, ergrauten Federkleid und kleinen, fiesen, geröteten Augen. Der Schnabel war fast 3 Fuß lang, scharf und schnappte nach Connors gesundem Fuß. Er zog ihn rechtzeitig weg und wurde von Patrick und Abby nach oben gezerrt.
»Oh verdammt!«, jammerte er und zog die Beine ran. „Nicht die schon wieder!“
Sofort schweiften seine Gedanken, zu jenem Tag, an dem sie diesen Vögeln schon einmal begegnet waren. Damals befanden sie sich an einem vermeintlich sicheren Platz, einem verlassen Militärgelände, um vor Christin Johnsons Anhängern zu flüchten. Die ehrgeizige Ministeriumsangestellte wollte unbedingt das geheimnisvolle Artefakt haben, welches Anomalien prognostizierte und war ins ARC eingedrungen. Zum Glück konnten Connor, Abby, Danny und Sarah damals rechtzeitig fliehen, während Becker Christin und ihre Kumpanen ablenkte. Sie bekamen von Lester, der ebenfalls im ARC geblieben war, die Koordinaten für einen Unterschlupf zugeschickt. Ein paar Stunden saßen sie also in einer kleinen, staubigen und verlassenen Hütte fest, bis eine Anomalie samt Terrorvögel erschien. Immer ganz knapp und mit viel Einfallsreichtum, hatten sie die hitzigen Angriffe der Tier überlebt.
Doch diesmal stand ihnen kein Mienenfeld beiseite und ein Schallplattenspieler mit zerkratzter Scheibe hatten auch keiner parat, der die Tiere hätte weglocken können. Sie saßen wirklich in der Tinte.
»Ich glaube, wir sitzen erst mal ne Weile fest.«, erklärte Danny und warf einen Ast nach dem Tier.
»Was ist mit Deans Gewehr?«, fragte Abby.
Dean schaute nach unten. Zwischen dem Baum, auf dem sie saßen, und ein paar Farnbüscheln lag das Gewehr, samt ihren Rucksäcken. Im Eifer des Gefechtes, war es ihm von der Schulter gerutscht und er hatte es nicht rechtzeitig auffangen können. Die anderen hatten ihre Rucksäcke unten gelassen, einfach um mehr Beweglichkeit zu bekommen.
3 weitere Tiere erschienen zwischen den Bäumen, eins davon war noch recht jung, vielleicht 5 Fuß hoch.
»Verdammt!«, fluchte Dean und warf ebenfalls einen Ast nach einem Vogel. »Hauptsache die lernen nicht fliegen!« 
»Wie sollen wir den jetzt zu der Anomalie kommen? Wir sitzen hier oben fest.« Abby rutschte ein wenig zur Seite, um Connor mehr Platz zu machen. Die Vögel unter ihnen sprangen abwechselnd im Rhythmus hoch. 1, 2, 3, 4, 1, 2, 3, 4…

Fast eine Stunde harrten sie da oben aus und urplötzlich schienen die Terrorvögel das Interesse an ihnen verloren zu haben.
Dean wollte schon nach unten klettern, als Danny ihn zurück hielt.
»Nein! Die planen einen härteren Angriff!« Kaum hatte er das gesagt, kamen die Vögel bereits gackernd zurück gerannt und mit ihren scharfen Krallen, versuchten an dem Baum hoch zu klettern. Zum Glück scheiterten sie daran und brachen nur große Stücke der Rinde ab.
»Was sollen wir nur machen?«, fragte Abby. Keiner von ihnen hatte eine Waffe oder Granate mit. Das einzige was sie machen konnten, war mit Ästen zu schmeißen, aber auch das ging nur begrenzt.
»Wir müssen irgendwie an das Gewehr oder eine Granate kommen!«, sagte Danny. »Aber wie?« 
»Was sind das überhaupt für Vögel? Tollwütige Emus?«, fragte Shane. Er schloss sich der Ästewerferei an.
»Sie heißen Titanis. Zusammen mit den Säbelzahntigern, waren sie die gefährlichsten Tiere, die jemals gleichzeitig mit unseren Vorfahren gelebt haben.«, erklärte Connor trocken.


Sarah saß vor Connors Spind und blätterte in einem seiner Notizbücher herum. Von Ordnung hielt er nicht viel. Zwischen Formeln, Skizzen, Informationen zu Anomalien und dem Artefakt und ‚Reinzeichnungen’ seiner Erfindungen, standen Termine, Geburtstage, Telefonnummern, Adressen und Einkaufslisten. Auf einer Seite hatte sie eine unschmeichelhafte Zeichnung von Abby gefunden, auf einer anderen ein Strichmännchen mit Gewehr und etwas dümmlichen Gesicht. Darunter stand ‚Stephen’. Das Strichmännlein war mit einem anderen, dickeren Stift durchgestrichen wurden.
Wer auch immer dieser Stephen war, Connor konnte ihn anfangs nicht leiden, aber mittlerweile war er wohl an der Beliebtheitsskala etwas höher gekraxelt.
Tatsächlich, stieß sie auf eine Interessante Seite. Connor hatte ein Bild von einer Anomalie eingeklebt und verschiedene Pfeile deuteten darauf. Jeder war anders beschriftet.
An einem stand ‚87,6 UKW’, an einem Zweiten ‚Magnetismus?’, an einem dritten ‚Elektrizität?’. Hatte Elektrizität tatsächlich etwas damit zu tun, dass Anomalien überhaupt entstanden? Theoretisch müsste es dann überall Anomalien geben, da heute fast alles mit Elektrizität in Verbindung stand. Vielleicht hatte Magnetismus auch etwas damit zu tun, aber auch das kam häufig mit Elektrizität in Verbindung. Es musste also noch mindestens einen weiteren Faktor geben. Aber welcher?
Wetterformationen konnte sie ausschließen. Sie hatten Anomalien schon zu allen Wetterphänomenen erlebt. Auch der Ort hatte nichts damit zu tun, die Tageszeit schon gar nicht. Was also war es? Vielleicht irgendetwas, das noch keiner bemerkt hatte und das so offensichtlich war?
Sarah erhob sich und ging zurück in Lesters Büro. Ihr Chef schaute von seinen Unterlagen auf, als sie stürmisch das Büro betrat.
»Ich möchte die Berichte lesen, die mit dem Auftreten von Anomalien zu tun haben. Alle, wenn möglich. Vielleicht finde ich dadurch heraus, was die Anomalien auslöst und wie man sie öffnen kann.« 
Lester nickte leicht genervt und griff zum Telefon.


Eine weitere Stunde war vergangen.
Abby hatte es sich auf einer Astgabel gemütlich gemacht und die Füße auf Connors Schoß gelegt. Danny spielte mit ihm Schnick-Schnack-Schnuck, während Shane Blätter in kleine Stücke riss und auf die Vögel hinabrieseln lies. Dean lag wie ein Leopard auf einem dicken Ast und lies alle viere baumeln. Nur ganz knapp flogen die scharfen Schnäbel der Titanis’ an seinen Fußspitzen vorbei. Patrick beobachtete intensiv die Vögel.
»Wenn ich nicht gerade dringend aufs Klo müsste, wäre es sogar ganz lustig hier oben.«, bemerkte Shane überdrüssig. Er nahm sich ein weiteres Blatt und zerteilte es erst in der Mitte, dann einmal quer und lies die Teile hinabfallen. Dann zupfte er das nächste Blatt vom Baum.
»Oh ja, es ist so witzig, haha. Mein Hintern tut weh.«, murrte Danny. Connor hielt die Faust geballt, während er eine Schere mit seinen Fingern bildete.
»Stein schlägt Schere.«, gähnte Connor und lies die Hand sinken. »Ich hab Hunger.« 
»Unten liegt was zu essen.«, erinnerte ihn Danny. »Oder wir schaffen es, einen dieser Vögel zu grillen. Hätten wir damals schon machen sollen.« 
Von irgendwoher ertönte ein gackernder Schrei. Die Terrorvögel drehten die Köpfe in die Richtung und spurteten plötzlich los. Sie waren blitzschnell zwischen Bäumen und Farnen verschwunden.
»Vielleicht bleiben sie jetzt eine Weile weg?«, fragte Connor hoffnungsvoll.
Danny wollte sich in eine andere Richtung drehen um nachzuschauen, ob noch welche aus einer anderen Ecke schossen, als Patricks Kopf zwischen den Ästen verschwand. Ein dumpfer Aufprall verriet ihnen, dass er in einem Farnbüschel gelandet war.
»Patrick, was machst du da? Komm sofort wieder hoch!«, zischte er. Patrick pickte einen Rucksack vom Boden auf und wühlte darin herum. Laute Schreie kündigten die rasante Rückkehr der Titanis an.
»Patrick!«, brüllten Shane und Abby und streckten die Arme aus, um ihn hochzuziehen. Er ignorierte sie.
»Komm her!«, brüllte Danny und warf einen dünnen Ast nach seinem Bruder. Er traf ihn an der Schulter, aber Patrick ignorierte ihn weiter.
Die hungrige Vogelgruppe rauschte zwischen den Bäumen hervor, direkt auf den jungen Mann zu. Die scharfen Schnäbel wurden weit aufgerissen, bereit, ihn in kleine Teile zu zerfetzen.
Patrick zog etwas aus dem Rucksack und warf es nach den Tieren. Er traf damit einen der vorderen Vögel am Kopf, der gackernd aufheulte. Ein lauter Knall zeriss die Luft, grelles Licht schoss durch die Gegend, Federn und Blut wirbelten umher. Der Baum wurde heftig durchgeschüttelt und alle klammerten sich erschrocken an den Ästen und Zweigen fest, die sie mit den Händen erreichen konnten. Patrick wurde nach hinten geschleudert und landete 3 Yards weiter in einer großen Schlammpfütze. Die schallende Explosion erlosch und nun war es seltsam still im Wald. Kein Vogelgezwitscher, keine summenden Insekten, keine gackernden Schreie.
»Alle okay?«, fragte Danny. Er selbst zitterte noch und hielt nach seinem Bruder Ausschau. Dieser rappelte sich schon wieder auf und grinste zu ihm hoch. »Na warte, wenn ich dich in die Finger bekomme!«, brummte Danny und hangelte sich rasch nach unten. Der Rest folgte ihm etwas zittrig. »Ist dir eigentlich klar, dass du dabei hättest draufgehen können!? Das war dumm und idiotisch von dir! Mir ist gerade schleierhaft geworden, wie du in der Zukunft überleben konntest, du dämlicher Volltrottel!«, brüllte Danny seinen Bruder an.
»Danny, bleib mal auf dem Tepp…«, fing Connor an.
»Halt dich da raus!«, blaffte Danny. Der junge Mann verstummte augenblicklich. Danny stemmte die Hände in die Seite und bäumte sich vor seinem kleinen Bruder auf. Sein Gesicht nahm eine rötliche Farbe an.
Patrick öffnete den Mund, um sich zu rechtfertigen. »Jetzt beruhig dich mal! Ich wusste, was ich tue. Das einzige Problem war, herauszufinden, in welchem Rucksack die Granaten waren. Und ich hab doch den Richtigen gegriffen.« 
»Wenn du glaubst, mit solchen bescheuerten Sachen kannst du hier irgendwen beeindrucken…« 
»Darum geht’s mir doch gar nicht!« 
Danny wand sich um, schnappte seinen Rucksack und ging einen drohenden Schritt auf Patrick zu.
»Hör mir jetzt mal gut zu, Kleiner! Mag sein, dass du dich in der Zukunft auskennst, aber ich und die beiden Herren da…« er deutete auf Shane und Dean, die fast gleichzeitig unschuldig den Kopf schüttelten. »… wir haben hier das sagen, okay? Wenn du so was noch mal machst, befördere ich dich eigenhändig in die Zukunft zurück! Für immer! Verstanden?« 
Patrick nickte stumm. Danny lief wütend an seinem kleinen Bruder vorbei und stapfte in Richtung Anomalie los. Die anderen taten so, als hätten sie nichts gehört und sammelten eilig die Ausrüstung zusammen. Nur Abby kam langsam auf Patrick zu.
»Nimm das nicht so ernst.«, sagte sie leise. »Wir sind alle gereizt. In einer besseren Situation fände er das wahrscheinlich auch toll.« Sie legte ihm ermutigend eine Hand auf die Schulter und drückte ihn schließlich kurz an sich.
Nun nahm wieder Dean Connor auf den Rücken und Abby und Shane trugen den Stahlkoffer, an dem etwas Vogelblut und ein paar Federn klebten und welche sie grob wegwischten.

Sie waren den ganzen Tag unterwegs, aber kein einziges Mal mehr begegneten sie den Vögeln. Am Abend begann es wieder zu Regnen.
»Ich weis echt nicht, was ich schlimmer finde!«, beschwerte sich Connor. »Dass es so heiß ist, oder dass es dauernd nass ist.« 
»Ich kann dir sagen, was ich schlimmer finde. Dich zu tragen!«, keucht Dean übelgelaunt. Ihm lief wieder etwas Blut aus der Nase und allmählich bekam er Kopfschmerzen.
»Ich versuch ja schon mich leicht zu machen!« 
»Jetzt fängt das wieder an!« Shane verdrehte die Augen. Er legte einen Zahn zu und Abby hechtete hinterher. Patrick hatte mittlerweile Danny eingeholt.
»Hör mal, wegen vorhin…«, begann er zögernd.
»Lass gut sein.« Danny stapfte ein paar Schritte weiter. »Es ist nur… da hab ich dich gerade wiedergefunden… lebend… und dann dachte ich, ich verlier dich für immer. Ich weis, dass es für dich schlimmer war, in der Zukunft, aber du musst verstehen, dass ich die letzten 14 Jahre verzweifelt nach dir gesucht habe und wissen wollte, was mit dir passiert ist. Ich hab manchmal meinen Job dafür riskiert.« 
Patrick nickte. »Es tut mir ja auch leid. Ich weis, dass ich eigenbrötlerisch gehandelt habe… aber das habe ich in den letzten Jahren die ganze Zeit gemacht. Das ist schon ein Instinkt. Ich musste mich alleine durchschlagen, den Jäger beobachten und die richtigen Momente abschätzen und ausnutzen. Ich weis auch, dass dabei viel schief gehen kann, aber dann lieber in einem Kampf sterben, anstatt es einfach hinzunehmen.« 
»Jetzt bist du aber nicht mehr allein. Du hast mich, Connor und Abby. Die zwei anderen Spaßvögel. Du musst auch auf uns achten. Solange wir hier zusammen sind, sind wir ein Team und keiner sollte alleine handeln. Du hättest mit mir reden können, mir sagen können, dass du einen Plan hattest. Wir hätten diese Vögel ablenken können. Aber lass gut sein. Wie du gesagt hast, es ist alles in Ordnung.« 
Beide Brüder schwiegen kurz.
»Außerdem hab ich doch nur an Shane und seine volle Blase gedacht.«, murmelte Patrick dann leise und brachte damit endlich Danny wieder zum Grinsen.
»Hey, wartet! Ihr seid schon zu weit!«, ertönte da Shanes Stimme. Die beiden liefen zurück und stellten sich neben Dean und Connor.
»Das ist die letzte Anomalie!«, betonte Shane. »Wir wissen nicht, wo wir landen. Wir könnten mitten im Stadtzentrum landen oder in einer Wüste, tausende Kilometer entfernt. Hoffen wir, dass wir wenigstens in England ankommen. Und noch etwas: Wir müssen uns beeilen, denn das ARC kann die Anomalie orten. Wenn sie bei uns auftauchen und alles durchsuchen und uns finden, stecken wir in der Patsche. Und ich habe ehrlich gesagt keine Lust, denen was zu erklären!« 
Alle stellten sich eng beieinander. Connor versuchte sich leicht zu machen und Patrick nahm Shane den Koffer ab, damit er den Anomalienöffner betätigen konnte.
»Wir haben 10 Sekunden, bevor die Auffindungsstation Alarm schlägt. Also los.« 
Vor ihnen erschien die schillernde Anomalie. Shane sprang als erster durch, dann Danny, gefolgt von Abby, Dean und Connor. Als letzter kam Patrick und kaum war sein Fuß hindurch, verschwand die Anomalie wieder.
»Wow, 7 Sekunden. Ein neuer Rekord.« 
Sie schauten sich um.
»Och, Menno.«, grummelte Connor. »Wieso ist es immer Wald? Können wir nicht mal direkt neben einem McDonalds landen?« 
»Tja, wie ich bereits sagte, wir könnten überall landen.« Shane zog seinen Kompass heraus.
»Connor, siehst du den Baum da.« Abby zeigte auf einen kurzstämmigen, geschwungenen Baum mit weit auseinander liegenden Ästen, die wie lange Finger in die Umgebung hineingriffen. Er würde perfekt in einen Horrorfilm passen. »Als mir Ben, der erste Besitzer von Rex, den Ort zeigen wollte, wo er ihn gefunden hatte, sind wir ebenfalls an diesem Baum vorbei. Damals hing dort eine Kuh drin. Wir sind im ‚Wald von Dean’.« 
»Ja, Cutter, Stephen und ich haben die Kuh damals auch gesehen.«, berichtete Connor.
»Na, das heißt doch auch, dass wir in der Nähe von London sind, oder?«, sagte Shane begeistert.




Kapitel 10:


Sarah beugte sich tief über die Unterlagen. Bis jetzt hatte sie keine Verbindungen zwischen den Fällen gefunden, abgesehen von den Anomalien. Die allererste war dem Team bei Nacht begegnet, die dritte war unter Wasser. Die 5. schwebte hoch in der Luft. Sie hatten eine Anomalie, die fast so groß wie ein Monstertruck war, andere waren halb in Wänden und Böden versteckt.
Die Tür zu den Umkleiden ging auf und Becker trat ein. Der Soldat hielt zwei graue Pappbecher in der Hand. Den einen reichte er Sarah.
»Schwarz, mit zwei Stück Zucker. Ich dachte, den könntest du gebrauchen.«, erklärte er und lies sich auf die Bank nieder.
»Danke.« Sie nippte leicht abwesend an dem Kaffee und stellte ihn dann neben sich auf den Boden. »Ich finde einfach keine Verbindung.«, jammerte sie und schlug mit der flachen Hand auf Connors Notizbuch. »Es müssen bestimmte Faktoren sein, aber ich kann sie nicht herausfiltern. Es sind einerseits besondere Orte, schwer zugänglich, und dann aber auch Plätze an die jeder rankommt. Es ist entweder Tag oder Nacht. Sie sind groß und klein, haben gemeinsame Verwerfungslinien oder gehören nicht zusammen.« 
»Du hast ja noch zwei Tage zeit. Ich würde dir ja gerne helfen, aber ich kenn mich mit all dem Zeug nicht aus. Ich wüsste nicht einmal, wie ein T-Rex aussieht. Vielleicht kennst du jemanden, der dir helfen kann?« 
Sarah betrachtete traurig die Unterlagen.
»Wenn Cutter noch da wäre, dann könnte er mir jetzt helfen.«, antwortete sie leise.
Becker seufzte und rieb sich die Nasenwurzel.
»Das wird dir kein Trost sein, aber ich schätze, Cutter wäre mit den anderen mitgegangen. Von daher…« Becker schaute niedergeschlagen auf die Unterlagen. Sarah seufzte.
»Ich kann nicht glauben, dass ich die 3 nie wieder sehe… Ich will es auch gar nicht glauben. Und das so kurz nach Cutter! Das ist wie ein Fluch.« 


Zivilisation! Das war das erste, was Connor dachte, als er die Autos hörte. Nur eine viertel Meile entfernt führte eine geteerte Straße in eine bekannte Stadt.
London!
Zu ihrem weiteren Glück, lag das ARC genau auf dieser Linie. Abby stellte sich an den Straßenrand und hielt den Daumen hoch. 5 Minuten später saßen alle 6 auf einem klapprigen, aber dennoch moderner wirkenden Lastwagen für Schafe, der per Strom lief. Dean legte sich auf den Rücken und schlief. Er träumte von Schafen. Abby und Connor saßen in einer hinteren Ecke und hatten erschöpft die Köpfe zusammen gelegt. Danny und Patrick saßen auf der Rückbank im Inneren und Shane saß neben dem Fahrer. Es war ein alter, glatzköpfiger, dicker Mann in einem Flanellhemd aus den 80ern. Er roch nach Schweiß, aber die 6 anderen rochen wohl auch nicht besser. Er hatte nicht einmal gefragt, warum sie so aussahen, sondern wollte nur die Richtung wissen.
2 Querstraßen vom ARC entfernt, lies er sie raus und tuckerte davon.
Jetzt hieß es überlegen.
»Ich kenne zwei Lüftungsschächte, die nicht überwacht werden. Es ist aber äußerst kompliziert da rein zu kommen. Ich hab Becker nie was davon erzählt und hab es auch nicht vor, also dürften die da drin nichts davon wissen.«, erzählte Danny den anderen.
»Gut, ich weis, wo der Encrypting Operator steht. Ich glaube nicht, dass sie seinen Standort jemals geändert haben, seit er existiert.« 
»Ich würde am wenigsten auffallen.«, sagte Dean. »Ich sehe aus wie ein Soldat, benehme mich wie einer und ich bin ein Soldat... Ich denke ich habe gute Chancen unbemerkt herumzuwandern. Ich kann Schmiere stehen.« 
»Gut, also gehen wir drei da rein. Connor, Abby, Patrick. Ihr bleibt hier draußen, und lenkt sie, wenn möglich, ab. Vielleicht könnt ihr noch ein paar weitere Leute herauslocken, damit wir mehr Bewegungsfreiheit haben. Am besten, ihr versteckt euch in einem der Container da hinten.« Er deute auf eine kleine Einfahrt, an deren rechten Seite mehrere blaue Container für Zeitungen und Pappe standen.
Die drei nickten Danny zu.
»Ich hätte da noch eine Frage«, sagte Connor und alle drehten sich zu ihm herum. »Helen hat das Artefakt für den Download verwendet. Müsst ihr da nicht auch so was haben?« 
Shane grinste, öffnete den Stahlkoffer, kramte kurz darin herum und entfernte eine Schutzfolie. Ein zylindrischer, metallener Gegenstand erschien. Er schimmerte in einem bronzenen Ton und an seinen 6 Seiten waren verschieden Zeichen und Symbole eingraviert.
»Das, was ihr damals hattet, ist nicht das Einzigste Artefakt gewesen. Bei Gelegenheit erklär ich dir, wie es funktioniert.«, grinste Shane Connor an, der total verdattert das Artefakt anstarrte.
»Dann mal los!«, sagte Danny und marschierte los. Shane stopfte das Artefakt in seine Jacke und folgte ihm schnellen Fußes.
Sie versteckten die Rucksäcke, den Koffer und ihre Jacken in einem großen, blauen Container, der zur Hälfte mit Papen und Kartons gefüllt war. Danny und Shane nahmen je eine Handwaffe mit, Dean schulterte sein Gewehr. Patrick und Connor machten es sich im Container gemütlich.
Mit ihrer Jacke befreite Abby Dean von dem Blut unter seiner Nase. »Passt auf euch auf.«, sagte sie und huschte zurück zu Connor und Patrick. Dann beobachteten sie, wie drei Männer in Richtung ARC schlichen.


Danny tippte dem Wachmann auf die Schulter. Der drehte sich erschrocken um und schon schoss Dannys Faust auf ihn zu. Der Soldat kippte um und blieb reglos liegen, alle viere von sich gestreckt. Danny überprüfte ob der Kerl noch atmete, entfernte das Namenschild und heftete es an seinen Pullover. Nur zur Vorsicht.
»Siehst du, das meine ich mit mehr Stil.«, flüsterte Dean Shane zu und folgte Danny.
»Wir müssen da hoch.«, sagte Danny und deutete auf einen schmalen Lüftungsschacht, der vielleicht in zweieinhalb Yards aus der Wand ragte.
»Und wie bitte sollen wir das anstellen?« 
»Räuberleiter. Ich geh voraus.«, sagte Danny, als wäre es das selbstverständlichste der Welt.
»Euch ist schon bewusst, dass wir ins ARC einbrechen, oder? Und sollte ich noch mal darauf hinweisen, dass uns niemand sehen darf!« Shane stellte sich trotzdem unter den Lüftungsschacht und schob die Finger ineinander. Dean stellte sich ihm gegenüber und Danny stützte sich mit einem Fuß, auf Shanes Hand.
Die beiden hievten Danny nach oben, er riss mit einem Ruck das Gitter des Schachtes weg, schob es in einen Seitengang und zog sich hinein. Der Eingang war recht schmal, aber in dem Metallgehäuse fanden locker zwei Menschen Platz. Danny drehte sich mühsam herum und half Dean nach oben. Dann zogen sie gemeinsam Shane hinterher.
Als alle drei in dem Schacht steckten, krabbelte Danny vorne weg. Zu erst ging es geradeaus, dann nach rechts, wieder geradeaus und nach links. Danny hielt an. Er glaubte, von irgendwoher einen dumpfen Knall gehört zu haben. Und dann kreischten der Anomalienalarm los.
„Ich glaube die drei haben es geschafft. Was auch immer sie getan haben.“, sagte Danny zu Shane. Dieser nickte und bedeutete Danny weiter zu krabbeln.
Sie folgten noch ein paar Minuten, dem Verlauf des Schachtes, als Danny vor sich einen schwachen Lichtschein an der Decke erkannte. Schnell kroch er weiter, bis er dünne, aber stabile Metallstreben erkannte.
Unter ihm befand sich ein hell beleuchteter Gang. Direkt darunter standen zwei Menschen.


Die drei anderen hatten sich derweil einen Plan ausgeheckt, wie sie das restliche Personal ablenken konnten.
Dazu nutzten sie eine der Blend-Schock-Granaten von Becker. Abby erklärte Patrick, wie er sie benutzen musste und der Mann schlängelte sich zwischen ein paar Autos hindurch. Er entdeckte ein paar leerstehenden Regierungswagen, zog den Sicherheitsring heraus und warf die Granate hinüber. Dann sprang er hinter einem anderen Container in Deckung. Die Granate explodierte mit einem dröhnenden Donnern und gleißendem Licht. Dicker Rauch legte sich wie Nebel, über das Geschehen. Einer der Wagen wurde von der Druckwelle hoch gedrückt und stürzte laut knallend auf die Seite. Ein anderer wurde zur Seite geschoben und krachte in einen dritten. Überall flogen Glassplitter durch die Luft und plötzlich erklangen die schrillen Sirenen der Alarmanlage.
Patrick hastete schnell zu dem blauen Container zurück. Connor und Abby zogen ihn wieder hinein und Connor schloss die schwere Luke, bis sie nur noch knapp einen Inch weit geöffnet war. Dann beobachteten sie das Geschehen.

Innerhalb weniger Sekunden tauchten Scharen von bewaffneten Soldaten auf. Sie stürmten auf die Wagen zu, einige sahen sich nach den Übeltätern um und rannten in verschiedene Richtungen davon, andere wiederum inspizierten sofort die Fahrzeuge.
Und dann traten 6 andere Menschen aus dem ARC. Es waren 2 Frauen und 4 Männer.
Eine der Frauen war schwanger. Sie strich liebevoll über den runden Bauch. Die andere Frau war blond und um einige Jahre älter. Sie war in einen schneeweißen Kittel gekleidete und hatte wohl die Funktion einer Ärztin. In ihrer Hand hielt sie einen metallenen Koffer. Sie lief neben einen Soldaten, mit leicht angegrauten Haaren, anscheinend der oberste Söldner. Dieser brüllte ein paar unverständliche Befehle und sofort teilten sich die Soldaten in Grüppchen auf, um das Gelände abzusuchen.
Direkt hinter dem Soldaten, lief ein weiterer, jüngerer Mann. Sein schwarzes Haar war stark verwuschelt und er fummelte an einer merkwürdig aussehenden Waffe herum. Auch er trug eine Soldatenuniform, machte aber keinerlei Anstalten einem der Befehle zu folgen.
Vor der Schwangeren liefen zwei weitere Männer und bei einem mussten Connor und Abby unfreiwillig an Lester denken. Der Mann war mittelgroß, schlank und breitschultrig. Er trug einen hellgrauen, sportlichen Anzug. Sein dunkelbraunes Haar war perfekt frisiert, allerdings trug er Turnschuhe, die so gar nicht zu dem restlichen Aussehen passen wollten.
Der andere Mann war eher schlaksig, trug übergroße Klamotten und hatte seine hellbraunen Dreadlocks zu einem Zopf zusammen gebunden. Er schien immer noch weiße Laborhandschuhe zu tragen.
»Ich frag mich, ob der eine da Becker ist?«, sagte Abby plötzlich. Sie deutete auf den Chefsoldaten mit den angegrauten Haaren. Sie konnten sein Gesicht nicht sehen, da er ihnen die ganze Zeit den Rücken zudrehte. Aber er hatte die Beine leicht gespreizt und die Arme hinter dem Rücken verschränkt, genau wie der Becker aus dem Jahr 2009.
»Okay… könnte sein. Aber wo sind WIR?«, fragte Connor verwirrt. Abby zuckte ratlos mit den Schultern.


»Was ist den los?«, fragte die brünette Frau unter Danny. Sie trug einen Arbeitskittel und um ihren Kopf war eine Laborbrille gebunden. Sie zog gerade mit einem schmatzenden Geräusch ihre Latexhandschuhe aus. Der Mann ihr gegenüber hatte eine Halbglatze, trug ein langärmliges, kariertes Baumwollhemd und hatte die Hände in den Hosentaschen verstaut. Er lehnte sich an die Wand und hielt den Kopf etwas gesenkt.
»Draußen ist wahrscheinlich eine Bombe hochgegangen.«, sagte er ernst.
»Was? Ist wer verletzt? Mein Gott ich hab davon gar nichts mitbekommen!«, sagte die Frau überrascht. Ihre Kopf wanderte hastig nach links und rechts. »Ich hab mich nur gewundert, warum ich auf einmal allein war.« 
»Kein Wunder, wenn du ständig diese laute Musik hörst!«, tadelte sie der Mann. »Und nein, es ist niemand verletzt. Wahrscheinlich steckt wieder mal Cross dahinter.« Es klang so, als ob dieser Cross häufiger Probleme machte, aber der alte Mann schien es nicht für ernst zu nehmen.
»Sollte nicht jemand im ARC bleiben? Ich meine, sieht aus, als ob wir die Letzten wären.« Die Frau schaute wieder rechts und links den Gang entlang, als könnte plötzlich eine fremde Armee das Gebäude belagern.
»Die halten sich alle an den Ein- und Ausgängen auf. Ted lässt die Hauptschächte überwachen, durch die jemand kommen könnte. Ich glaube aber eher, das Cross uns einschüchtern wollte und schon längst verschwunden ist. Mal wieder.« 
»Okay, gut. Ähm… Ich werde mich am besten einfach wieder an die Arbeit machen. Ich mach grad große Fortschritte. Sag Bescheid, wenn du was neues erfährst!« Die Frau drückte dem Mann einen Kuss auf die Wange. »Und Dad!? Schleich nicht wieder durch die Gänge!« 
Der alte Mann grinste schelmisch und drückte seine Tochter kurz an sich. »Bis später, Schatz.« 

Danny wartete noch eine Minute, ehe er das Gitter entfernte und sich hinunter lies. Die Beiden Personen waren in verschiedene Richtungen davon gegangen.
Dean und Shane kletterten behände hinterher.
»Wir müssen da lang.«, flüsterte Shane und deutete den Gang entlang, den die Frau genommen hatte.
Die drei hasteten durch das ARC, immer darauf bedacht, nicht entdeckt zu werden. Aber außer den beiden anderen Personen, schien tatsächlich niemand weiter da zu sein. Alle Soldaten musste die Ausgänge bewachen.
»Ich kann nicht glauben, dass die drei eine Bombe gezündet haben sollen!«, schnaubte Shane fassungslos und hielt nach dem richtigen Raum Ausschau. »Ich meine, hätte es nicht auch eine andere Möglichkeit gegeben?« 

Das ARC schien genau so, wie vor rund 30 Jahren. Helle, sterile Räume, gläserne Labore, diverse Technik und der glatte, graue Boden. Ein paar futuristische Sicherheitsschlösser waren an den Türen angebracht und einige Schächte waren doppelt gesichert. Ansonsten erschien Danny kein großer Unterschied.
Shane führte sie durch einen weiteren Gang und hielt dann vor einer dicken Stahltür an. Er drückte sanft die Tür auf. Bis auf einen großen quaderförmigen Encrypting Operator und einem Tisch mit Anomalienöffnern war alles leer. Auf dem Operator lag ein bronzefarbenes Artefakt.
»Na ja, das brauchen wir nicht.«, sagte Shane und schob es beiseite um mehr Platz zu bekommen. Dann zerrte sein eigenes Artefakt hervor und zog den AÖ aus der Hosentasche. Dean schaltete währenddessen den Computer ein. Ein kurzes Flackern, dann erschien der blaue Hintergrund mit dem Symbol des ARCs. Es huschte zur Seite und nun erschien auf der rechten Seite, eine schnell hoch und runterscrollende Liste und auf der linken Seite eine Koordinationsleiste. Rote Kästchen, mit unterschiedlichen Punktgruppen, blinkten wild auf und schon flogen Shanes Finger flink über den Touchscreen.
Er zoomte Listen und Aufzeichnungen heran und suchte diverse Dateien heraus, die unter anderem mit ‚Sphere‘ und ‚Map‘ gekennzeichnet waren. Als Dateinamen hatten sie alle dreistellige Zahlen, genau wie Al333. Jede war zusätzlich mit einer der Punktgruppen gekennzeichnet. Shane suchte nach Dateien mit der Zahl 242 und 298. Er murmelte still ein paar unverständliche Dinge. Alle Daten sammelte er in einer ‚Graphic Library‘. Hin und wieder fügte er ein paar Sachen hinzu oder löschte andere wieder heraus. Danny konnte den fixen Bewegungen nicht recht folgen und warf einen Blick auf Dean, der teilnahmslos an seinem Gewehr herumfummelte.
Dann steckte Shane das Artefakt in die vorgegebene Stelle des Operators. Sofort verschwanden die Listen und an ihre Stelle tauchte verschiedene, wild verschlungene Linien auf, alle unterschiedlich lang und dick. Blassrote Punkte leuchteten auf. Danny beobachtete, wie Shane eine neue Route bestimmte. Als ‚Code‘ gab er die Kennnummer des Artefaktes ein.
»So, das müsste es sein.«, sagte Shane.
Dann lies er die Matrix erscheinen. Er packte scheinbar mit zwei Fingern einen bestimmten Punkt zwischen den Linen und machte eine Bewegung, als wolle er einen Faden herausziehen. Es blitzte kurz und schon schossen grell leuchtende Stränge, so dick wie ein Finger, aus dem Touchscreen. Sie wirbelten umher, beschrieben Kreise und Spiralen, verschlangen und kreuzten sich in einander und schließlich verharrten sie an einer beliebigen Stelle. Ein paar blinkende Knoten gesellten sich dazu und wie bei einer Anomalie, schien eine pulsierende Bewegung von dem Gebilde auszugehen.
Danny wusste nicht wie, aber Shane fand zwischen all den leuchtenden Linien und blinkenden Punkten, die richtigen Anomalien heraus und downloadete sie auf den Anomalienöffner.
»Das wäre erledigt. Jetzt sollten wir schleunigst zurück machen.« 
Shane schaltete den Operator aus und versuchte das andere Artefakt wieder an seine Ursprüngliche Stelle zu legen. Dean packte derweil ihr eigenes ein und schulterte wieder sein Gewehr.
Dann gingen sie durch die Gänge zurück zum Schacht.


Connor fing an sich zu langweilen. Die Soldaten marschierten auf und ab, untersuchten aufmerksam die Stelle und bald sammelten sich kleine Grüppchen mit hitzigen Diskussionen. Der junge Mann mit der merkwürdigen Waffe stand in ihrer Nähe. Mit seinen Schuhspitzen schabte er gelangweilt über den Boden und kratzte sich hin und wieder am Kopf, wodurch er seine Frisur auf äußerste verunstaltete. Die Waffe hatte er in den Halfter an seinem Gürtel gesteckt.
Connor überlegte, ob der junge Soldat, vielleicht Beckers Sohn war. Von hinten sahen die beiden aus wie Zwillinge, abgesehen von den grauen Haaren und der nur ganz leicht in die Breite gegangen Figur von ‚Becker Senior‘.
Dieser stand etwas weiter abseits und redete ebenfalls mit einer Ansammlung von Soldaten. Er zeigte hier und da hin, gab Befehle, aber drehte ihnen immer den Rücken zu, sodass Connor und Abby nie sein Gesicht sehen konnten.
Die Schwangere hatte sich mittlerweile auf einen Plastikstuhl gesetzt, der extra für sie herangeschleppt wurde, und redete mit dem Lester-Typen. Der hockte neben ihr und Beide hielten Händchen. Die blonde Ärztin stand scheinbar gelangweilt neben ihnen und wippte mit den Füßen auf und hab. Ihr Köfferchen stand neben ihr und der Blick huschte oft hinüber zu dem älteren Soldaten.
Mr Dreadlock machte Fotos von dem Geschehen und der Unfallstelle.
»Sieht einer von euch die anderen?«, fragte Patrick und lunchte durch den schmalen Containerschlitz. »Sie sind jetzt etwa eine viertel Stunde da drinnen. So langsam könnten sie mal wiederkommen.« 
»Wenn sie erwischt wurden, dann hätten wir das auf jeden Fall mitbekommen.«, beruhigte ihn Abby. »Da wäre hier wirklich die Hölle los.« 
Aus einer der Seitenstraßen, schoss ein grüner Wagen hervor. Mit quietschenden Reifen kam er zum Stehen. Zwei weitere, ältere Personen stiegen aus. Connor konnte keinen der Beiden erkennen, da sie sofort hinter einer Gruppe Soldaten verschwanden und ihnen, ebenso wie Becker, den Rücken zudrehten.
Es waren ein Mann und eine Frau, soweit er das erfassen konnte. Beide hatte Kapuzen übergezogen, aber anhand ihrer Bewegungen konnte man erkennen, dass sie schon älter waren. Es waren zügige, aber nicht rennende Bewegungen. Die Frau umarmte die Schwangere und küsste sie auf die Stirn. Der Mann umarmte sie ebenfalls. Dann reichte er dem Lester-Typen die Hand.
»Vielleicht die stolzen Großeltern?«, vermutete Connor.
»Mir wäre es lieber, wenn ich ein Zeichen von Danny und den anderen sehen würde.«, sagte Patrick und setzte sich wieder auf sein Stück Pizzaschachtel.
Abby und Connor beobachteten weiter das Geschehen. Das Auto wurde mit Hilfe eines Krans hochgehoben und Mr Dreadlock stolperte einmal über seine eigenen Füße, was zur allgemeinen Belustigung herhielt. Irgendwann kam ‚Becker‘ herüber geschritten, immer noch den Kopf so haltend, dass man sein Gesicht nicht sah. Er gesellte sich zu der Ärztin, die fast sofort den Arm um ihn schlang. Dann standen sie alle da und redeten.
Bis plötzlich der Kapuzenmann seinen Kopf drehte und direkt auf den Container schaute, in dem Abby, Connor und Patrick saßen.


Kapitel 11:

Sie hörten hastige Schritte und huschten durch die nächste Tür. Es war die Umkleide der Soldaten.
Danny lunchte durch die Tür und verdrehte genervt die Augen. Es war wieder diese schreckliche Labortante. Hektisch tippelte sie durch den Gang, tief in ihren Unterlagen versunken.
Er schloss leise die Tür und sah die beiden Anderen fragend an.
»Das war knapp.«, sagte Shane mit erhobenen Augenbrauen.
»Ich hab da eine Idee.«, grinste Dean. Mit ein paar Griffen und leichten Schlägen, öffnete er einen der Spinde und zog ein schwarzes T-Shirt hervor. »Verkleiden wir uns als Soldaten!« 

2 Minuten später, sahen alle 3 wie Söldner aus. Shane hatte nun wieder zwei Schuhe an. Dean hatte sich ebenfalls umgezogen und seine alten Klamotten in einen Wäschekorb unter den anderen Sachen versteckt. Erst einmal unbemerkt gewaschen, würden sie genauso aussehen, wie die anderen Kleidungsstücke. Danny und Shane verstauten ihre Waffen, Dean hängte sich sein Gewehr um, und so gingen die drei wieder raus auf den Gang.
Sie folgten ihm wieder zurück zu der großen Halle, mit der Anomalienauffindungsvorrichtung, vorbei an unbesetzten Laboren und landeten schließlich wieder in dem Gang, wo sie durch den Lüftungsschacht eingedrungen waren.
»Eigentlich ist es schon schlimm, wie leicht man hier einbrechen kann.«, sagte Shane betrübt. »Aber normalerweise wird man auch nicht von einer Bombe, direkt vor der Haustür abgelenkt. Und wir gehören ja irgendwie auch zum ARC, also ist es nicht ganz so schlimm.«, sagte Danny. »Wollen wir jetzt eigentlich durch den Schacht zurück, oder nehmen wir doch die Tür?« 
»Lieber den Schacht. Uns kennt hier ja keiner, da würden sie misstrauisch werden. Die Sachen hier sollen ja nur aus der Ferne täuschen.«, sagte Dean. Danny machte eine Räuberleiter und hob ihn nach oben. Dann zog Dean Shane hoch und gerade, als Shane nach Dannys Händen griff, hörten sie wieder die eiligen Schritte. Danny gab ihm rasch ein Zeichen, dass er sich in den Schacht zurück ziehen sollte und stellte sich selbst kerzengrade hin. Shane schob grob das Gitter über die Öffnung und hielt die Luft an.
Die Labortante kam wieder angetapst. Sie las wieder in ein paar Unterlagen, grüßte Danny im Vorbeigehen und war fast an der Ecke angelangt. Sie wurde langsamer, drehte sich um und kam hastig zurück getippelt.
Vor Danny blieb sie stehen und musterte ihn.
Oh, scheiße, dachte Danny, nicht rot werden.
»Kennen wir uns?«, fragte sie misstrauisch. Ihre braunen Augen kamen ihm bekannt vor. Irgendwo, hatte er sie schon mal gesehen. Aber wo?
»Natürlich. Ich arbeite hier.«, sagte Danny so selbstverständlich wie möglich. Die Frau legte den Kopf schief.
«Ich habe Sie hier noch nie gesehen.«, antwortete sie schnippisch. Die Unterlagen wurden zusammengeklappt und unter den Arm geklemmt. Die eine Hand wurde in die Hüfte gestemmt und ihr rechter Fuß wippte leicht auf und ab.
»Normalerweise bin ich draußen und patrouilliere. Ich wurde reingeschickt um hier nach dem rechten zu sehen.«, log Danny und hoffte, dass sie ihm das abnahm.
Die Frau schien zu überlegen.
»Na gut.«, sagte sie leise und ging weiter, nicht ohne ihm einen misstrauischen Blick über die Schulter zuzuwerfen. Sie bemerkte noch rechtzeitig, dass sie in die falsche Richtung ging und huschte mit rotem Kopf an ihm vorbei. Shanes Hände erschienen über ihm und er ergriff sie. Dann war auch er wieder in dem dunklen Schacht verschwunden.
»Man, du kannst echt lügen, ohne rot zu werden!«, flüsterte Shane. Er brachte das Gitter wieder in die richtige Position und krabbelte los.
Danny schaute nach unten.
Hastige Schritte waren zu hören. Aber diesmal von mehr als zwei Füßen.
»Weshalb machst du so einen Aufstand, wegen einem Soldaten, der nicht draußen bei den anderen ist? Er wurde sicher von Max reingeschickt um die Gänge zu bewachen.«, hörte er die Stimme des alten Mannes sagen.
»Er ist weg! Er war gerade noch hier!« Das war die nervige Labortante. »Ich bin mir sicher, dass er keiner von uns ist! Ich hab ihn hier noch nie gesehen. Vielleicht gehört er zu Cross?« Beide Personen erschienen wieder unter dem Gitter.
»Vielleicht ist er aufs Klo?«, sagte der Mann neutral. Er hatte wieder die Hände in den Hosentaschen verstaut.
Die Frau schwieg, aber Danny war sich sicher, dass sie die Augen verdrehte.
»Wenn er dir nicht mehr aus dem Kopf geht, geh doch die Personalakten durch. Vielleicht findest du gefallen an ihm.«, neckte sie ihr Vater.
»Dad!« 
»Ich würde mich über Enkelkinder freuen. Sieh dir Hailey an ….« 
»Dad! Ich kenn den Typen gar nicht. Und er ist hier eingebrochen, da bin ich mir sicher! Und er ist absolut gar nicht mein Typ. Er ist viel zu alt. Und wieso bist du niemals ernst?« 
»Keine Panik, Ruby, war ja nur ein Witz.«, sagte er hastig. Der alte Mann grinste fast bis über beide Ohren. »Ich werde nach dem Typen Ausschau halten. Aber er ist ganz sicher einer von uns. Sonst hätte er dich wohl kaum so vorbei gelassen oder?« 
»Oh man.«, seufzte die Frau genervt. Ihr Name war also Ruby. »Ja, da hast du vielleicht recht. Pass aber auf, du bist nicht mehr der jüngste. Und sag Ted Bescheid! Ich geh in mein Labor.« 
»Schön, dass sich meine Tochter Sorgen um meine Gesundheit macht.«, schnaubte der alte Mann.
Rubys hektische Schritte wurden leiser und verklangen schließlich. Der alte Mann rieb sich nachdenklich das rechte Handgelenk und sah ihr nach.
Und dann schaute er zielbewusst nach oben, zu dem Gitter. Danny stockte der Atmen. Konnte der alte Mann ihn sehen? Würde er Alarm schlagen, oder es auf seine schlechte Sehkraft schieben? Der Mann lächelte, doch schon nach einer Sekunde schaute er wieder nach unten und ging ebenfalls davon.
»Kommst du jetzt, Danny?«, flüsterte Shane und zupfte an dessen Ärmel.
»Ja.«, murmelte er.
Und er verstand.


Connor sah aus den Augenwinkeln heraus eine Bewegung. Danny, Shane und Dean rannten aus dem ARC und verschwanden zwischen ein paar Autos. Keiner der Soldaten hatte sie bemerkt, was wohl daran lag, dass die drei ihre Klamotten gewechselt hatten und nun ebenfalls aussahen, als ob sie zum ARC gehörten.
»Sie sind draußen!«, sagte Connor und deute auf Danny, der gerade hinter einem weiteren Container verschwand.
Die beiden Kapuzengestalten hatten sich mittlerweile wieder umgedreht und halfen tatkräftig, bei der Beseitigung der Kleinteile mit. Der junge Soldat war vollkommen aus ihrem Blickfeld verschwunden.
Vorsichtig kletterten Connor, Abby und Patrick mit ihren Sachen aus dem Container, schlichen an ein paar Autos vorbei und rannten dann ebenfalls auf die Container zu. Connor wurde von Patrick gestützt, der gleichzeitig mit einer Hand den Koffer hielt.
Keiner hatte sie gesehen.
Zumindest hatte keiner Alarm geschlagen.

»Da seid ihr ja. Hat alles geklappt?«, keuchte Connor. Er hatte, trotz Patricks Hilfestellung, heftiges Seitenstechen und war überrascht, wie leicht sie entkommen konnten.
»Alles erledigt.«, sagte Danny.
»Na dann.«, sagte Connor. »Auf zur nächsten Anomalie.« 
Sie mussten wieder zurück in den ‚Wald von Dean’, aus dem sie gekommen waren. Aber diesmal liefen sie einen ausgeschilderten Pfad entlang. Allmählich wurde es wieder dunkler und sie mussten sich beeilen, bevor sie noch eine weitere Nacht in so einer Gegend verbringen mussten. Nach 2 Stunden ununterbrochenem Wandern kamen sie völlig erschöpft an der Stelle an.
»Also dann. Mit der Anomalie kommt ihr nach Hause. Hoffentlich landen wir wieder in der Nähe des ARCs.« Shane öffnete die Anomalie und Dean sprang als erster hindurch.

Er blieb erschrocken stehen, als er durch die Anomalie hindurch war und mindesten 20 entsicherte Waffen auf ihn gerichtete waren. Shane prallte gegen ihn und warf ihn zu Boden. »Was zum…« Der Mann ruderte mit den Armen, doch da stolperten Danny und Abby heraus und brachten die Beiden endgültig zu Fall. Connor und Patrick strauchelten über das Knäuel aus Menschen. Patrick konnte sich gerade noch so aufrecht halten.
»Autsch!«, sagte Connor. Jemand hatte ihm die Hand ins Gesicht geschlagen.
»Connor, geht runter von mir!«, zischte Danny.
»Sorry Danny, das bin ich.«, antworte Abby und versuchte sich aufzurappeln. Ihre Hand drückte auf einen Oberkörper.
»Abby, das sind meine Rippen.«, japste Dean zischend. »Du schnürst mir die Luft ab.« 
»Huch.« 
»Was zur Hölle…« Eine weitere Stimme erklang. Abby ruckte mit dem Kopf hoch.
»Lester!«, stieß sie freudig hervor.
»Lester?«, fragte Connor und verdrehte den Kopf. »Oh, tatsächlich. Hallo.« 
Lester, gekleidet in einen schwarzen Anzug und roter Krawatte, stand mit verschränkten Armen vor dem wirren Haufen. Patrick zog rasch Danny nach oben, Abby half Connor beim Aufstehen und Dean und Shane rafften sich gegenseitig auf.
»Na, da werden sich aber welche freuen. Wir dachten schon, wir müssen ein neues Team zusammenstellen. Schön, dass Sie alle wieder da sind.«, sagte Lester. Er wollte näher treten und rümpfte die Nase.
Die 6 Neuankömmlinge waren verdreckt, verschwitzt, mit Blut beschmiert und sahen aus, als kämen sie gerade aus einer wilden, prähistorischen Schlammschlacht. Keiner von ihnen hatte wirklich mitbekommen, wie mies sie aussahen.
»Danke.«, sagte Danny. »Und Sie sind wirklich glücklich, dass ausgerechnet ich wieder da bin?« 
»Nun, es ist wesentlich schwerer einer Familie zu erklären, dass ihr Sohn in einer Anomalie verloren gegangen ist, als dem Minister einen Bericht zu senden, in dem steht, dass Sie alle wieder heil zurück gekommen sind.« 
Connor hob die Brauen. »Das nennen Sie heil?« Er deutete abwechselnd auf seinen Knöchel und Deans verformte Nase.
»Wer sind Sie drei überhaupt?«, fragte Lester an Dean und die anderen beiden gewand.
»Ich bin Dean und das ist Shane. Wir sind aus der Zukunftsversion des ARCs. Nicht dem was Sie kennen, etwas näher an Ihrer Gegenwart.« 
»Ah ja. Danny, Sie haben doch überprüft, ob einer der beiden nicht vielleicht Helen Cutter ist, oder? Nach dieser Hologrammsache ist es nicht gerade angebracht…« 
»Sir, Helen ist tot. Sie wurde von einem Raptor angegriffen und ist mit ihm zusammen von einer Klippe gestürzt.« 
»Oh, na das sind doch mal gute Nachrichten.«, sagte Lester regelrecht begeistert. »Abgesehen von der Tatsache, dass Sie alle wieder da sind.«, fügte Lester hinzu. Dann steckte er die Hände in die Hosentaschen und mit einer fließenden Hüftdrehung wand er sich dem nächsten Soldaten zu. »Sie werden einen Arzt herbestellen, der sich die 6 mal genauer ansieht. Und wenn Sie schon mal dabei sind, rufen sie Dr. Page und Captain Becker hinzu, die würden sich wohl am meisten freuen.« 
Viele der Soldaten zogen ab und postierten sich wieder an ihren üblichen Punkten. Der angesprochene Soldat zückte ein Handy und begann zu telefonieren.

Nur 5 Minuten später stürmten Becker und Sarah durch die Halle, auf Danny, Abby und Connor zu.
»Ihr seid wieder da!«, quietschte Sarah begeistert und umarmte Danny. Zusätzlich drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und zog dann Abby zu sich ran.
Becker stand einfach nur lächelnd vor ihnen. »Schön euch wieder zusehen. Wir haben uns schon Pläne ausgeheckt, wie wir eure Nachfolger herausekeln können.« 
»Das habe ich gekonnt überhört.«, sagte Lester unwirsch.
»Ihr seht furchtbar aus.«, bemerkte Sarah und musterte sie kritisch. Ihr Blick schweifte über Dean, Shane und Patrick. »Und wer seid ihr?« 
Shane und Dean stellten sich wieder mit Vornamen vor. Sarahs Blick wanderte zu dem jungen Mann, mit den unzähligen Narben.
»Patrick.« 
Danny tätschelte Patricks Schulter und grinste Sarah an.
»Das, Sarah, ist mein kleiner Bruder!«, verkündete er stolz.
Alle, die in Hörweite waren und davon noch nichts wussten, hoben überrascht die Augenbrauen. Beckers Blick huschte von Danny zu dem unbekannten Gesicht und wieder zurück.
»Du hast überlebt?«, fragte Sarah staunend und musterte ihn noch mal. Die vielen Narben sprachen von 14 gefährlichen Jahren. Aber dass es Dannys Bruder war, erkannte sie erst auf den zweiten Blick. Sehr viele Ähnlichkeiten gab es nicht, zwischen den beiden.
»Ja, gerade so. Ich hab nicht mal gewusst, dass ich in der Zukunft war. Ich dachte, es wäre eine komplett andere Welt. Schon verrückt, oder?« 
»Und ihr seid euch dann in der Zukunft begegnet?«, sagte Sarah aufgeregt. Ihr Blick sprang wieder zwischen den beiden Brüdern hin und her.
»Könnten wir das später klären?«, unterbrach Abby sie. »Erst mal brauchen wir was zu essen und einen Arzt. Bitte.« 

10 Minuten später waren alle 6 mit diversen Burgern und Sandwichs beschäftigt. Es schien ein kleiner Wettbewerb zu sein, wer sein Essen am schnellsten hinunterschlang. Shane lag unschlagbar und eindeutig in Führung. Sarah kam nicht drum herum, sich zu fragen, ob er überhaupt kaute und nicht einfach alles im Ganzen hinunterschluckte.
»Ihr seid also aus dem ARC der Zukunft? Mal so aus reiner Neugier: Gibt es uns da noch?«, fragte Becker. Er blickte dabei Dean an, der verdutzt zurückschaute.
»Dean, kauen.«, sagte Abby.
»If fag gafu nif.«, nuschelte Dean und konzentrierte sich aufs Kauen und Schlucken.
»Bitte?«, fragte Becker.
»Er hat gesagt: Ich sag dazu nichts.«, übersetzte Shane.
»Das hast du verstanden?« Becker schüttelte den Kopf.
»Ich bin mit ihm groß geworden. Ich versteh ihn sogar, wenn er nur noch Vokale herausbekommt, würgt und gurgelt.«, erklärte Shane tonlos und schob sich den siebten Burger fast komplett in den Mund.
»Okay, dann beantworte du mir mal meine Frage.« 
Shane schüttelte den Kopf, kaute dreimal und schluckte. »Kein Kommentar. Das wird jeder selbst herausfinden. Außerdem nehme ich euch dann die Spannung. Und man soll so was nicht verraten!« 
»Du hast die Spannung schon vergrößert.«, murrte Becker beleidigt.
Dann kam Lester wieder, in Bekleidung einer Frau. Sie war schlank, etwa Anfang 30 und hatte ein schmales spitzes Gesicht, mit einer kurzen, Sprungschanzenförmigen Nase. Ihr weißblondes Haar hatte sie mit einer Haarnadel hochgesteckt. Die smaragdgrünen Augen strahlten. Sie trug einen weißen Kittel und einen kleinen metallenen Koffer bei sich.
»Das ist Doktor Bellamy Chase. Sie wird Sie alle gründlich untersuchen und verarzten. Sie sehen aus, als ob Sie der erste sein wollen.«, sagte Lester an Dean gewandt.
Der Soldat saß auf seinem Stuhl, mit offenem Mund und seinen letzten Hamburger in der Hand. Er starrte die Frau an.
»Ihre Nase ist gebrochen.«, diagnostizierte sie von weitem. »Womöglich haben sie eine Gehirnerschütterung. Zumindest ihrem glasigen Blick nach zu urteilen. Und Ihr Essen fällt gleich aus dem Mund.« 
»Nein, ich…äh… egal.« Plötzlich war der Hamburger ziemlich interessant. Dean versuchte ihn so schnell wie möglich zu vernichten.
Connor kam die Frau merkwürdigerweise bekannt vor.



Kapitel 12:

Doktor Chase richtete Deans Nase, bandagierte Connors Knöchel und lobte nebenbei Abby, für die Primitive Schiene.
»Das war ein guter Einfall. Ohne dieses Ding, wäre es noch schlimmer geworden.« Sie reichte der jungen Frau eine Salbe, die sie regelmäßig auf ihre zerschundenen Hände schmieren sollte.
Dann untersuchte sie Danny und Patrick. Die beiden waren so gut wie unverletzt, abgesehen von ein paar Kratzern und blauen Flecken. Nur Patricks Narben stachen ziemlich hervor. Da die Ärztin nicht in die Anomaliensache eingeweiht war, behauptete Patrick schlicht, er hätte als Kind einen schlimmen, unglaubwürdigen Unfall mit dem Rasenmäher gehabt. Sie schien ihm das nicht wirklich zu glauben, insbesondere ihr skeptischer Blick auf die bissspurenartigen Narben sprachen dafür, aber sie sagte nichts und ging in Ruhe ihrer Arbeit nach.
Shane war der Letzte. Sie desinfizierte seine Bisswunden, verband alles sorgfältig und stellte keine Fragen.
»So, das wär’s dann. Noch wer verletzt? Sie vielleicht?«, fragte Dr. Chase Becker. Sie hatte wohl bemerkt, dass er sie die ganze Zeit gemustert hatte. Er schüttelte den Kopf.
»Leider nicht.« 
Und plötzlich hatte Connor eine Ahnung, woher er sie kannte. Es war dieselbe Frau, die in 30 Jahren ihren Arm um Becker legen würde. Und nun war er sich sicher, dass der alte Soldat Becker war.
Er musste grinsen.
»Sagen sie mal, kennen wir uns eigentlich? Sie kommen mir bekannt vor. Jetzt mit der geraden Nase!«, sagte Dr. Chase zu Dean. Er wurde rot und schüttelte den Kopf. Vermutlich hatte er sich einfach nur in die Frau verliebt. Sie sah ja auch hübsch aus.
»Na gut. Dann werd ich mal wieder gehen. James, grüß Elice und die Kinder von mir!«, sagte sie an Lester gewand.
»Werd ich machen, Bellamy.« 
Dann schritt sie zügig durch die Halle und verschwand durch eine Schwingtür. Dean und Becker sahen ihr nach.
»So, Chef.«, sagte Danny und streckte sich. Seine Knochen knackten. »Ich nehme an, Sie wollen eine Art Bericht von mir. Muss das noch heute sein?« 
Lester verdrehte die Augen. »Das schaffen Sie doch eh nicht.« Dann wand er sich an Patrick. »Und Sie sind also Dannys verschollener Bruder?« 
Patrick nickte. »Im übrigen könnte ich Ihnen viel über diese Wesen aus der Zukunft verraten, wenn Ihnen das was nützt? Um sie besser zu verstehen.« 
Lester musterte ihn. »Werde ich mit Ihnen die üblichen Probleme haben, wie mit ihrem Bruder?« 
»Was sind den die üblichen Probleme?« 
»Eigensinn, Ungehorsam, Ignoranz, Missachten der Vorschriften, Alleingänge, die ich ausmerzen darf, sowie unbefugtes Eindringen in Gebäude und unerlaubtes Betreten von fremden Gelände. Dass waren die Schlimmsten, aber es gibt noch mehr.« 
Patrick überlegte kurz. »Ich werde versuchen mich zurück zuhalten.« 
Lester seufzte. »Gut, Sie sind eingestellt.« 
»Trauen Sie ihm bloß nicht. Er ist schon in Häuser eingebrochen!«, grinste Danny.
Lester verschränkte die Arme und zuckte mit den Schultern. »Na und? Sie waren Polizist und wo haben wir Sie das zweite mal erwischt?« 
Alle bis auf Danny mussten lachen. Danny grinste bloß verschüchtert. Sarah legte ihm tröstend den Arm um die Schulter und drückte ihn kurz an sich.



»Okay.«, sagte Shane und stand auf. »Wir danken, für eure Gastfreundschaft, aber es wäre besser, wenn wir jetzt gehen. Vielleicht… kommen wir mal vorbei und schauen, wie ihr euch macht. Möglicherweise erfindet Connor den Encrypting Operator?« Er zwinkerte kurz mit den Augen und griff nach seinem Rucksack.
»Ihr wollt schon gehen?«, fragte Connor verdutzt. »Ihr habt uns immer noch nicht gesagt, wer der Opa von Dean ist!« 
»Wieso interessiert dich das so sehr?«, fragte Dean genervt. »Ihr kennt ihn nicht!« 
»Dann sag uns seinen Namen. Wenn wir es wissen, geben wir Ruhe.« Danny lehnte sich gespannt nach vorne.
»Ich geh jetzt! Shane, öffne die Anomalie!«, befahl er seinem Freund und grabschte nach dem Stahlkoffer.
»Ich muss ihm zustimmen. Also dann, es war nett euch… kennen zu lernen. Bis bald, vielleicht.« 
Abby sprang auf und gab den beiden einen Kuss auf die Wange. »Ich hoffe für euch, dass ihr wieder kommt! Sonst werden wir zusehen, den Encrypting Operator zu bauen und dann lösen wir schon das Rätsel um deinen Opa!« 
Dean starrte sie an. »Das wagst du nicht! Ihr habt in unserer Zeit überhaupt nichts verloren!« 
»Oh, aber ihr in unserer, oder was?«, gab sie schnippisch zurück. „Heißt es nicht immer, dass man die Vergangenheit schnell ändern kann?“
»Das ist aber die Zukunft! Wenn ihr seht, was da los ist, kriegt ihr womöglich einen Höhenflug und wer weiß, ob ihr dann immer noch die selben Entscheidungen trefft, wie ihr es eigentlich in der Zukunft tut. Das ist auch ein Eingriff in die Vergangenheit… irgendwie.« 
Shane grinste innerlich. Etwas kompliziert, aber endlich hatte Dean es begriffen. Wurde aber auch Zeit.
Dean nahm ihm hastig den Anomalienöffner aus der Hand und drückte ein paar Knöpfe. Die schillernde Anomalie erschien hinter den beiden. Dann legte er den Arm um seinen Kumpel. »Aber wenn ihr so scharf auf ein Rätsel seid, dann schaut euch Shane mal ganz genau an. Vielleicht fällt euch ja das ein oder andere auf.« Alle Augen richtete sich auf den Wissenschaftler.
Shanes Augen wurden groß und entsetzt starrte er Dean an. »Was soll das denn? Bist du wahnsinnig!« 
Dean grinste immer noch und beförderte ihn, mit einem kräftigen Stoß gegen die Brust, durch die Anomalie. Dann sprang er hinterher und als sein Fuß in dem Chaos aus schwebenden Lichtsplittern verschwand, schloss sich das Zeitportal.
»Was sollte das den jetzt heißen?«, fragte Becker verwirrt.
»Keine Ahnung.«, antwortete Danny und zuckte unschuldig mit den Schultern.

Die vier Verbliebenen erzählten Becker, Sarah und Lester ihre Erlebnisse, von Dannys Wiedersehen mit seinem Bruder, über den Nothosaurier und den Allosaurus, bis hin zu dem Einbruch im ARC. Danny und Connor ließen allerdings ein paar pikante Details weg. Sarah und Connor vertieften sich irgendwann in ihre Theorien über die Anomalien, Danny und Becker führten Patrick ein wenig im ARC herum und Abby sah nach ihrem Labor. Lester setzte sich in sein Büro und tippte einen ausführlichen Bericht für den Minister.

Am späten Abend waren Connor und Abby zu ihr nach Hause gefahren und wollten sich ausschlafen. Sie wurden sehnsüchtig von Rex, Sid und Nancy erwartet. Lester hatte es tatsächlich für nötig gehalten sie zu füttern. Oder zumindest irgendjemand. Rex, der Coelurosauravus, den Abby ‚eigentlich‘ aus dem ARC ‚geklaut‘ hatte, segelte von einer der hölzernen Dachstreben in Abbys Wohnung und lies sich schnatternd auf ihrem Arm nieder.
„Hallo Rex. Na wie geht’s dir?“
Er antwortete ihr mit einem brabbelndem Geschnatter und kuschelte sich an sie.
Dann hörten sie trappelnde Schritte.
Die beiden Diictodons, die Abby und Connor zusammen ‚geklaut‘ hatten, stürmten auf ihre Herrchen zu und wuselten fröhlich quietschend durch ihre Beine hindurch.
„Immer langsam!“, lachte Connor und hob Nancy hoch. Irgendwie schien sie immer schwerer zu werden. „Ich glaube Lester hat die drei überfüttert.“
„Dann sollten sie wohl Diät halten. Rex kommt mir auch schwerer vor.“

Danny hatte Patrick seinen Wohnungsschlüssel gegeben und ein Taxi bestellt. Patrick sollte sich endlich in seinem wohlverdienten Bett ausschlafen. Dort angekommen, pfefferte er einfach sein Sachen in eine Ecke und machte es sich in dem Bett seines großen Bruders gemütlich. Er zog die Decke über seinen Körper und schlang die Arme um das weiche Kissen. Er roch Waschmittel, vermischt mit dem Duft von Dannys Haarshampoo. Fast sofort fiel er in einen tiefen, alptraumlosen Schlaf. Sein letzter Gedanke, vor dem Einschlafen, war: ‚Wenn ich morgen in der Zukunft aufwache, spring ich vor einen Prädatoren.‘

Danny selbst, blieb noch im ARC. Er wollte etwas sehr Wichtiges erledigen.
Becker wuselte ebenfalls irgendwo in dem Gebäude herum und Lester saß in seinem Büro und tippte den Bericht für den Minister.
Sarah packte gerade ihre Tasche. Sie hatte ein paar Berichte eingepackt, damit sie morgen früh, beim Frühstücken etwas zu tun hatte. Morgen würde sie mit Connor weiter über die Anomalien reden. Vielleicht fanden sie gemeinsam eine Lösung?
»Hey, Sarah.«, rief Danny und joggte hinter ihr her, als sie sich auf den Weg zum Ausgang machte. »Warte mal kurz.« 
»Was gibt’s den, Danny?« Sie drehte sich abwartend zu ihm herum.
»Ich wollte dich fragen, ob du mal Lust hättest, mit mir was essen zu gehen?« 
Ein Lächeln stahl sich auf ihre Lippen und sie nickte. »Klar, gerne.« 

Epilog(e):
2036:

Danny wartete bis seine Tochter um die Ecke verschwand und blickte dann nach oben, zu dem Gitter. Er wusste, dass sein jüngeres Ich dort oben auf ihn herabsah, aber er selbst konnte ihn nicht sehen. Der Schacht war zu düster. Und seine Augen waren schlechter als früher. Was sollte man mit 67 Jahren auch anderes erwarten.
Danny grinste und ging in die andere Richtung davon. Seine Hand schmerzte immer noch. Er war eindeutig nicht mehr der junge Draufgänger, wie vor rund 30 Jahren. Während Shane, Dean und der Danny aus der Vergangenheit, bei dem Encrypting Operator von Connor waren, hatte er den Soldaten am Hintereingang noch einmal niedergeschlagen. Schließlich sollte der doch noch bewusstlos sein, wenn sein jüngeres Ich zusammen mit Shane und Dean aus dem Schacht kletterten. Allerdings hätte er wohl einen Boxhandschuh anziehen sollen.
Vielleicht sollte er es Sarah und den anderen erzählen und sich bei dem Soldaten entschuldigen. Er würde sehen, was noch passierte.

Abby und Connor hasteten aus dem Auto. Dank Abbys Yogakursen, zu denen sie Connor nach drei Monaten Beziehung mitgeschleift hatte, waren beide noch recht fit für ihr Alter. Trotzdem schmerzten ihre Knie und Connors Rücken war solche hastigen Bewegungen ebenfalls nicht mehr gewöhnt. Aber wenigstens waren sie noch vitaler als Danny.
Hailey, ihre Tochter, saß auf einem Plastikstuhl und streichelte ihren Bauch. Eigentlich fand Abby es nicht gut, wenn sie, in dem fortgeschrittenen Stadium der Schwangerschaf, noch auf der Arbeit herumtänzelte, aber sie wusste, dass hier im Moment keine Gefahr bestand.
»Hey, Schatz.« Abby drückte ihrer Tochter einen Kuss auf die Stirn. Dann nickte sie grüßend ihrem Fast-Schwiegersohn Max Lester zu. Ted Becker, der mit seiner Wuschelfrisur, aussah, als wäre ein Tornado erbarmungslos über ihn drübergefegt, hockte an der Seitentür eines Autos, an welches er sich lehnte. Er werkelte mit einem Schraubenzieher am ersten Prototypen seiner Druckwellenwaffenserie herum und murmelte eine Begrüßung. Bellamy stand neben ihrem Sohn und beobachtete ihn aufmerksam.
»Hey. Bis jetzt hat sich nichts getan.«, grüßte Hailey ihre Eltern.
»Du hast ja auch noch anderthalb Monat zeit.«, betonte Connor.
Hailey verdrehte die Augen. »Ich meinte die Anomalie, Dad! Was habt ihr heute nur alle mit meinem Baby? Shane geht’s gut, also lasst es sein!« 
»Wobei du nicht mal weißt, ob es ein ‚Shane‘ wird!«, grinste Abby. ‚Aber ich weis es‘, fügte sie in Gedanken hinzu.
Max erklärte derweil, was eigentlich vorgefallen war, aber Connor und Abby hörten nur zur Hälfte zu. Schließlich wussten die beiden schon alles. Nun schauten sie bei den Aufräumarbeiten zu. Larry, der etwas tollpatschige Evolutionsbiologe, stolperte über seine Füße, wirbelte wild mit den Armen durch die Luft und fing sich gerade noch rechtzeitig, bevor er auf diverse, zerbröselte Glasscherben fiel.
Connor und Abby lachten am lautesten.
»Aus der Nähe gesehen, sieht es noch lustiger aus.«, flüsterte Connor Abby zu. Sie nickte zustimmend.
»Na, seid ihr auch schon da?« Becker kam herübergeschritten. Er stellte sich neben Bellamy, die ihren Arm um ihn schlang. »Keine Ahnung, wer für die ganze Sache verantwortlich ist. Ich vermute, dass es mal wieder Cross war.« Er fuhr sich kurz durch sein angegrautes Haar, welches ihn selbst mit 52 Jahren noch attraktiv wirken lies.
»Gab es irgendwelche Anzeichen dafür?«, fragte Connor unschuldig.
Becker zuckte mit den Schultern.
Dann drehte sich Connor um. Er konnte nicht anders. Er musste hinsehen.
Der Container stand etwa 80 Fuß von ihnen entfernt. Die Klappe war leicht geöffnet. Er musste grinsen. Dann schaute er Abby an, die ebenfalls in die Richtung blickte.
»Schade, dass Patrick im Urlaub ist. Er fände das sicherlich auch witzig.«, flüsterte Abby.
»Sollen wir es Becker sagen?«, fragte Connor.
»Nachher. Wenn ‚wir‘ wieder weg sind.« Sie zwinkerte und legte den Arm um ihn.
Allmählich beruhigte sich die ganze Sache. Larry machte sich auf den Weg ins Labor. Ted begleitete ihn, zusammen mit ein paar weiteren Soldaten. Max wollte Hailey beim Aufstehen helfen, doch sie schlug etwas zickig seine Hand weg.
»Wir müssen euch da im übrigen noch was erzählen.«, sagte Connor. Abby grinste.
Und dann erzählten sie den anderen ihre Geschichte.
THE END