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19 Jahre später wurde Danny Quinn von einem Schreck erfasst, als ihm klar wurde, dass alles um ihn herum in weisses Licht getaucht war. Er zuckte heftig zusammen, rang nach Luft und schlug die Augen auf. Alles in seinem Körper pochte und brannte, sein Hals war trocken und seine Augen tränten. Es gelang ihm nicht sofort, seinen Körper zu kontrollieren, aber nach mehreren Versuchen ließen sich seine Arme heben und er stemmte sich schwerfällig vom Boden hoch. Langsam kämpfte er sich auf die Knie und kauerte dann so auf dem Boden. Sein Rücken schmerzte höllisch, was auch kein Wunder war, nachdem ihn die Solifugae so böse erwischt hatte. Neben ihm hustete jemand heftig. Es war Connor, der neben ihm auf dem Boden gelegen hatte und nun selbst wieder zu sich kam. Der Student zog sich an der Wand hoch, seine Beine waren wackelig und unsicher. Als er Danny erblickte, atmete er erleichtert auf. "Danny! Du lebst noch!" Sein Chef nickte langsam. "Sollte ich etwa nicht?" Connor sackte auf den Boden zurück und robbte zu Danny herüber. Statt einer Antwort fiel er dem Expolizisten um den Hals. "Mensch, verdammt, ich dachte du wärst tot!", schimpfte er und schniefte. Danny grinste schwach. "Joah, ich auch!" Connor ließ ihn los und fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. "Alter, tu mir sowas nie wieder an!" "Ich werds versuchen!", lachte Danny und verzog das Gesicht. "Autsch. Ich fühl mich als hätte mich ein Gorgonopsid niedergerammt." Connor machte ein nachdenkliches Gesicht. "Wieso leben wir noch?" Danny hob die Schultern. "Du bist hier der Monsterexperte!" Connor tippte sich mit dem Finger an die Lippe, während er sprach. "Ist es möglich... Ja, nur so kann ich es mir erklären." Er sah Danny ernst an. "Danny, ich glaube, das Gift hat sich deswegen nicht richtig in unserem Körper verteilen können, weil der Restalkohol in unserem Blut es vorher abgetötet hat!"
 
19 Jahre später wurde Danny Quinn von einem Schreck erfasst, als ihm klar wurde, dass alles um ihn herum in weisses Licht getaucht war. Er zuckte heftig zusammen, rang nach Luft und schlug die Augen auf. Alles in seinem Körper pochte und brannte, sein Hals war trocken und seine Augen tränten. Es gelang ihm nicht sofort, seinen Körper zu kontrollieren, aber nach mehreren Versuchen ließen sich seine Arme heben und er stemmte sich schwerfällig vom Boden hoch. Langsam kämpfte er sich auf die Knie und kauerte dann so auf dem Boden. Sein Rücken schmerzte höllisch, was auch kein Wunder war, nachdem ihn die Solifugae so böse erwischt hatte. Neben ihm hustete jemand heftig. Es war Connor, der neben ihm auf dem Boden gelegen hatte und nun selbst wieder zu sich kam. Der Student zog sich an der Wand hoch, seine Beine waren wackelig und unsicher. Als er Danny erblickte, atmete er erleichtert auf. "Danny! Du lebst noch!" Sein Chef nickte langsam. "Sollte ich etwa nicht?" Connor sackte auf den Boden zurück und robbte zu Danny herüber. Statt einer Antwort fiel er dem Expolizisten um den Hals. "Mensch, verdammt, ich dachte du wärst tot!", schimpfte er und schniefte. Danny grinste schwach. "Joah, ich auch!" Connor ließ ihn los und fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. "Alter, tu mir sowas nie wieder an!" "Ich werds versuchen!", lachte Danny und verzog das Gesicht. "Autsch. Ich fühl mich als hätte mich ein Gorgonopsid niedergerammt." Connor machte ein nachdenkliches Gesicht. "Wieso leben wir noch?" Danny hob die Schultern. "Du bist hier der Monsterexperte!" Connor tippte sich mit dem Finger an die Lippe, während er sprach. "Ist es möglich... Ja, nur so kann ich es mir erklären." Er sah Danny ernst an. "Danny, ich glaube, das Gift hat sich deswegen nicht richtig in unserem Körper verteilen können, weil der Restalkohol in unserem Blut es vorher abgetötet hat!"
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== Kapitel (1)5 ==
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Als sie über die Straße gingen, konnte Sarah sich nicht länger zurückhalten. "Also, Jim, du bist Student?" Lester presste kurz die Lippen zusammen und hob amüsiert die Augenbrauen. "So ist es." "Und was studierst du?" Er grinste. "Politik und Wirtschaft." Sarah verzog das Gesicht. "Im Ernst?" Er lachte. "Ja, ehrlich. Dachte mir, falls wir jemals 'ne Invasion aus dem All bekämpfen müssen, will ich einer von denen sein, die an den Lösungsansätzen mitarbeiten." "Super Plan für die Zukunft!", witzelte Abby und Lester hob die Schultern. "Man weiß nie was einem in der Zukunft alles passieren wird." Sarah bemerkte den vielsagenden Blick, den Abby ihr zuwarf, und grinste. "Und du, Rosaly, was machst du beruflich?", wollte Lester wissen, und Sarah brauchte einen Moment, bis sie kapiert hatte dass er mit ihr sprach. "Oh, ich. Ich bin, ääähm... Lehrerin." "Und du?" Jetzt sah er Abby an. "Konditormeisterin.", gab sie spontan zurück, als ihr die einladenden Schriftzüge über einer Bäckerei ins Auge fielen, und überlegte im selben Moment, ob das überhaupt ein richtiger Beruf war. Lester schien sich damit zufriedenzugeben und führte sie durch den Park. Sie konnten schon von weitem das Lachen der Kinder hören. Ein paar Stände waren aufgebaut worden, und Musik drang aus Lautsprechern. "Da wären wir.", verkündete Lester, ging zu einem der Stände und kam kurz darauf mit einem Hotdog zurück. Er biss ein großes Stück ab und bemerkte dann die Blicke der beiden Frauen. "Waff? Iff hab Hunger!", entschuldigte er sich mit vollem Mund und zuckte mit den Schultern. "Ich auch.", stöhnte Abby, als ihr Magen knurrte, und Sarah griff in die Jackentasche, um ihren Geldbeutel herauszuholen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass ihre Scheine erst in 20 Jahren gedruckt werden würden, und sie zog die Hand unauffällig zurück. "Wir haben kein Geld dabei.", jammerte Sarah und Abby ließ den Kopf hängen. "Aff waff, daff übernehm' iff, iff doff klar!", nuschelte Lester und reichte Abby einen 5 Pfundschein. "Ich hab zwar kein Wort verstanden, aber danke!", grinste Abby und verschwand für einen Moment. Sie kam mit zwei weiteren Hotdogs zurück und gab Lester sein Wechselgeld. Während sie aßen, verließen sowohl Nick als auch Stephen das Café und kamen zu den Ständen herüber. "Ich fass es nicht dass sie mich abserviert hat!", schimpfte Stephen gerade, und Cutter, überrascht, dass Stephen ihn angesprochen hatte, nickte heftig. "Ja, du hast Recht, voll die Frechheit!" Sie setzten sich auf eine Bank nicht fern von den Frauen und Lester. "Oh, ein Schotte! Hört man auch nicht alle Tage, was? Ich bin Stephen." "Nick." Die beiden Jugendlichen gaben sich die Hände. "Sorry dass du das miterleben musstest.", meinte Stephen dann, und Cutter winkte ab. "Ließ sich nicht vermeiden, ich stand eben genau neben euch." Sie plauderten drauflos - dem Anschein nach erlebten Sarah und Abby gerade den Beginn von ihrer Freundschaft mit. Sarah hielt nach einer Weile nach den Mitgliedern des Teams Ausschau, die ihnen noch fehlten. "Sarah, dort drüben!", flüsterte Abby plötzlich, und Sarah sah sich um. In einem Sandkasten hockten 3 kleine Kinder, zwei Mädchen, um die neun, und ein Junge, vielleicht 6. Eines der Mädchen war ziemlich pummelig, hatte schwarze, kurze Haare, dunklere Haut und ein süßes, kariertes Kleidchen an, das andere trug eine Latzhose, Gummistiefel und eine verwaschene Bluse. Ihre braunen, gewellten Haare waren zu einem Zopf gebunden, und ihr blasses, spitzes Gesicht erinnerte an ein Mäuschen. Der Junge hatte ebenfalls dunkelbraune Haare, trug einen dunkleblauen Jogginganzug und wie Connor Turnschuhe. "Oh mein Gott!", hauchte Sarah, "ich habe vor zwanzig Jahren mit Jenny und Becker zusammen gespielt!" Abby grinste. "Wow, das ist irre!" Sie sahen Sarahs Frühausgabe dabei zu, wie sie zusammen mit Jenny einen Sandkuchen buk, und Becker, der begeistert seine eben errichtete Sandburg wieder niederriss. Auf einmal erschien Connor neben ihnen, und nachdem er ein paar kurze Worte mit den Sandkasteninsaßen gewechselt hatte, kletterte er selbst hinein und half den Mädchen beim backen. 
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"Na, die sind ja knuffig.", bemerkte Lester, der ihnen neugierig über die Schulter sah. Dann runzelte er die Stirn, als sei ihm gerade ein interessanter Gedanke gekommen. "Sucht ihr etwa nach euren Kindern?" Die Frauen wirbelten empört herum. "WAS???" Lester zog den Kopf ein und hob entschuldigend die Hände. "Sorry, ich dachte ja nur...", begann er kleinlaut, doch Abby baute sich drohend vor ihm auf. "Ja sehn' wir etwa so aus als ob wir schon Kinder hätten? Vor allem in DEM Alter???", schimpfte sie aufgebracht, und Sarah pflichtete ihr lautstark bei. "Dafür sind wir doch noch viel zu jung!" Sie hielt inne, als sie Lesters ganz untypisches, verschrecktes Gesicht sah, und auch Abby stutzte. Lester blickte sie mit großen Augen an. "Was? Überlegt ihr euch jetzt wie ihr mich am Besten masakriert?" Er zuckte zusammen, als Abby ausholte und ihm dann mit der flachen Hand sachte zweimal auf die Wange patschte. "Aber nein, Jim, sowas tun wir nicht." Sie und Sarah lachten los. Es war einfach zu komisch, den frühen Lester mit seiner jetzigen Ausgabe zu vergleichen. Er war einfach noch so anders - aufgeschlossen, ehrlich freundlich, kindsköpfig, ein wenig machomäßig vielleicht, aber alles in allem sehr sympathisch. Heute dagegen war ein sarkastischer, zynischer Beamter, der nur dann lachen konnte wenn er sich selbst auf Kosten anderer amüsierte. Wobei Abby und Sarah ja seit einem Monat beide erfahrungsgemäß wussten, das der alte Lester immer noch irgendwo unter der rauhen Fassade ihres Bosses ruhte. Ein wütender Aufschrei zog die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Ein junger Mann rannte einem Jugendlichen hinterher, der irgendetwas in den Händen hielt und es schützend an sich presste. "Komm zurück, du mieser Dieb!", schrie der Mann, und der Jugendliche sah sich gestresst um. "Alter, ich hab das nicht geklaut! Ich habs gefunden!" "Dann gibs zurück!", schimpfte er, doch der Jugendliche beschleunigte nur noch mehr. "Vergiss es, Bullendepp!", gab der Jugendliche zurück und steuerte nun genau auf Abby, Sarah und Lester zu. "Aus dem Weg!", brüllte er, und die Frauen gingen zur Sicherheit auf die Seite. Lester hingegen streckte den Arm aus, als der Junge nahe genug war, und fällte ihn grob um. Der Jugendliche lag auf dem Boden und blinzelte benommen in die Sonne. Der Mann kam keuchend bei ihnen an und stützte sich auf seine Oberschenkel, um zu verschnaufen. Lester musterte den liegenden Jungen neugierig. "Alter, was hast du denn gemacht?" Der Junge setzte sich auf und warf Lester einen bösen Blick zu. "Er hat die Mütze meines Chefs mitgehen lassen.", japste der Mann und riss dem Jungen den Gegenstand aus den Händen, den er bis jetzt an sich geklammert hatte. Jetzt erkannten die Anderen, dass es sich um eine grüne Polizeimütze handelte. "Wow, wie findet man denn 'ne Copmütze? Lag wohl vor dem Präsidium, was?", höhnte Lester, bot dem Jungen aber dann seine Hand an, um ihn hochzuziehen. "'Ne, sie war in 'nem offenen Polizeiwagen.", grinste dieser, und der Mann zog böse die Brauen zusammen. "Das ist Diebstahl, weißt du das?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon, an der Schule kennt mich ab jetzt jeder." Der Mann schüttelte den Kopf und sah die anderen das erste Mal so richtig an. "Diese Mutproben heutzutage!" Er war groß und schlaksig, trug selbst eine Polizeiuniform und hatte kurze, dunkelblonde Haare. Seine Augen waren blau und trotz seines Ärgers freundlich. Der Junge war ein Stückchen kleiner, hatte strubbelige dunkelblonde Haare und helle, braune Augen. "Name, Kleiner?", wollte der Mann wissen, und der Junge verdrehte die Augen. "Muss das echt sein?" "Vorschrift ist Vorschrift.", meinte der Mann und der Jugendliche seufzte. "Ryan. Tom Ryan. 18 Jahre alt, geboren hier in London." "Na also.", sagte der Mann und lächelte zufrieden, als er sich die Daten in einen Notizblock notierte. Die Frauen waren so überrascht, dass sie hier den jungen Tom Ryan vor sich hatten, dass sie fast vergessen hätten, den jungen Mann ebenfalls erstaunt zu betrachten. Es handelte sich hier nämlich um niemand anders als Danny Quinn. Wie bei Lester war sein Gesicht noch extrem jung, und seine Haare waren viel kürzer als sie es gewohnt waren. Er war bei weitem noch nicht so durchtrainiert wie jetzt, und auch seine tiefe Stimme hatte sich noch nicht ganz fertig ausgebildet. Außerdem trug er eine Uniform, was nun wirklich nicht zu ihrem Teamchef passte. Er war wohl erst seit Kurzem bei der Polizei, da er genauso alt wie Lester war und somit noch nicht allzu lange die Schule abgeschlossen haben konnte. Ryan dagegen war das genaue Gegenteil: Wo sie ihn sonst früher immer nur mit dem schwarzen Soldatenoutfit gesehen hatten, trug er heute eine ausgebeulte blaue Jeans und einen grauen Kapuzenpulli. Irgendein Schriftzug prankte in Neonfarben darauf, so als hätte man Graffiti darüber gesprüht. "Wer bist du denn?", wollte Lester wissen und sah Danny mit eher geringem Interesse an. "Danny Quinn.", gab der Polizist zurück und sah zu den Frauen. "Ihr seid wohl alle Studenten?" "Nee, nur der da.", antwortete Abby und deutete auf Lester. "Abby!", zischte Sarah und stieß ihr den Ellbogen zwischen die Rippen, während die Männer sich höflich die Hände gaben. "Was?", knurrte sie und rieb sich über die schmerzende Stelle. Als sie Abbys Blick folgte, gefror ihr vor Schreck das Blut in den Adern.
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Lester und Becker stiefelten tapfer durch den großen, finsteren Raum. Die Tür, die sie gesehen hatten bevor sie von den Mayas in die Tiefe gestoßen worden waren, befand sich direkt vor ihnen. Sie würden versuchen, sie zu öffnen und dann zumindest einmal diesen saukalten Raum verlassen. Lester hörte Becker mehr neben sich hergehen als dass er ihn sah, und so ging es ihm auch mit allen anderen Dingen um sich herum - er musste sich ganz nach seinem Gehör orientieren. Das Knirschen unter seinen Füßen sagte ihm, dass sie gerade wieder auf einen der Schutthaufen zuhielten, das leise Wasserrauschen hinter ihm versicherte ihm, dass sie in die richtige Richtung gingen und das Flattern über ihm, dass irgendetwas an der Decke herumflog. Als er realisierte, was das bedeutete, ertönte bereits der markerschütternde Schrei. Es war ein schreckliches, ohrenbetäubendes Kreischen. Irgendetwas schoss aus der Luft auf sie zu, Lester konnte in der Dunkelheit gerade mal eine schattige Shilouette erkennen. Mit extremer Geschwindigkeit raste der große Körper auf sie zu. Sie warfen sich auf den Boden. Etwas ledriges streifte Lesters Wange, schnalzte dann gegen seine ohnehin schon offene Lippe, die sofort wieder heftig zu bluten begann, und wurde mit eineer kräftigen Bewegung nach oben gezogen. Lester wurde klar, dass es sich um einen Flügel handelte. Er spürte einen eisernen Griff an der Schulter. Becker hatte ihn fest gepackt und zog ihn grob wieder auf die Beine. "Es kommt zurück!", schrie der Soldat, sichtlich panisch aufgrund seiner Blindheit. Schon hörte Lester die schweren Flügelschläge, jetzt, wo er sie von dem Rauschen des Sees unterscheiden konnte. Und gleich darauf kam wieder das Flattern, auf das er aufmerksam geworden war. Das Tier begab sich also wieder auf einen Sturzflug. Becker und Lester hechteten hinter den Schutthaufen, und das Tier streifte dessen Spitze und begrub sie bis zu den Hüften in einer Ladung aus Steinen, Metalteilen und Staub. "Verdammt!", hörte Lester Becker fluchen, und dann wurden hastig Steine und Metalteile zu Boden geworfen. Lester strampelte heftig mit den Beinen, und als er die Schuttschicht von unten gelockert hatte, schaffte Becker es sie von oben zum Abrutschen zu bringen. Wieder ertönte der fürchterliche Schrei des Flugwesens. Lester drehte sich um, um einen besseren Blick darauf erhaschen zu können. Er sah einen langen Schwanz, 2 Meter breite Flügel und einen langen, spitzen Schnabel. "Wissen Sie, was das ist?", keuchte Lester, während er beschleunigte um mit Becker Schritt zu halten, der wie von der Tarantel gestochen davonjagte, "ein Rhamphorhynchus! Mein Sohn hat sich ironischer Weise 'ne Spielzeugfigur von dem Ding zum Geburtstag gewünscht." Der lange Schnabel schnappte nach ihnen, sie warfen sich erneut auf den Boden. Der Aufprall war hart, und schon jetzt protestierten Lesters Knie- und Hüftknochen schmerzvoll. Auch Becker schimpfte neben Lester los, und schien sich über die Ellbogen zu reiben. Lester warf wieder einen Blick über die Schulter, doch es war völlig zwecklos, es war viel zu dunkel um irgendetwas zu erkennen. Becker kam in der Hocke auf ihn zu. "Wir sollten nahe am Boden bleiben.", raunte er, und als Lester die beiden dunklen, glänzenden Punkte in der Finsternis ausmachen konnte, die Beckers Augen waren, nickte er. Sie krochen weiter in Richtung Tür, mit pochendem Herzen und gespitzten Ohren. Sie erreichten die Wand und richteten sich an ihr auf. Als sie an der Tür rüttelten, blieb sie verschlossen. "Wir müssen sie aufbrechen.", meinte Becker und Lester sah sich nach etwas um, das sie dazu verwenden konnten. Ein kleines, rotes, blinkendes Licht erhaschte seine Aufmerksamkeit. Er kniff die Augen zusammen, um erkennen zu können, was es war. Becker sah ihm über die Schulter. "Was gefunden?", wollte der Soldat wissen. Lester spürte, wie der Ärger in ihm hochkochte. "Das ist 'ne Kamera! Der Mistkerl beobachtet uns!" Becker wandte den Kopf nach oben.
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Irgendwo, hunderte Meter weiter, in einem unterirdischen Kontrollraum, trat ein böses Grinsen auf Rowan Leeks Gesicht. Er legte einen Schalter um und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände und wartete voller Vorfreude auf das, was gleich kommen würde.
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Schlagartig gingen mehrere Deckenlampen an. Becker und Lester schrien auf, als sie geblendet wurden, und wandten den Kopf ab. Der Rhamphorhynchus packte die Gelegenheit beim Schopf und griff erneut an. Er ging klug und taktisch vor. Er wollte sie zuerst von einander trennen. Deswegen wog es ab, wer von ihnen der Ungefährlichere war - was rein vom Körperbau auf Lester zutraf. Becker sah verschwommen, wie die Flugechse seinen Chef mit den Krallen an den Schultern packte und hochriss. Lester zappelte, doch die vogelähnlichen Beine hatten ihn fest umklammert. Lester kämpfte verbissen gegen den Griff des Rhamphorhynchus an, aber die Echse hatte schon einen guten Plan entwickelt, um Lester ruhig zu stellen. Sie holte weit aus, setzte zum Segelflug an und glitt seitlich an der Wand entlang nach unten. Mit viel Schwung schleuderte sie Lester weg. Mit einem abgehackten "Uargh!" flog Lester auf die Wand zu, schellte dagegen und landete krachend auf dem Boden. Er krümmte sich zusammen, schnappte nach Luft, und versuchte dann umständlich, sich wieder hochzurappeln. Becker rannte auf ihn zu, um ihm zu helfen, doch der Rhamphorhynchus war schneller. Er packte Lester erneut an den Schultern, vollführte eine schwungvolle Drehung und ließ Lester dann wieder durch die Luft segeln. Lester Flugbahn war dieses mal flach, er schlug schon bald hart auf dem Boden auf, schlitterte und schrammte mit gewaltigem Tempo darüber, rammte ein zweites Mal gegen die Wand, diesmal mit dem Rücken und Hinterkopf, wurde von dem Aufprall noch einmal leicht nach vorne geworfen und blieb dann bewusstlos am Fuß der Wand liegen.
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Becker beschleunigte, um Lester zu erreichen. Der Flugsaurier flog einen weiten Bogen durch den Raum, um wieder Schwung für einen erneuten Angriff zu bekommen. Der Soldat wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, um seinen Boss in Sicherheit zu bringen. Er erreichte den regungslosen Lester, der auf der Seite, das Gesicht in Richtung Wand, dalag. Er packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich her, so dass Lester mit dem Gesicht zu ihm und auf dem Rücken lag. Seine Kopf fiel reglos zur Seite. Die Wunde an seiner Lippe hatte sich erweitert, der Schnitt reichte nun von seiner Unterlippe über den linken Mundwinkel bis zu seiner Wange. Blut ronn ihm quer über die Backe und verlor sich in seinen Koteletten. Zum Glück hatte ihn der Aufprall gegen die Wand nur Ausgeknockt, nicht ernsthaft verletzt. Becker sah sich hastig um. Noch war von dem Rhamphorhynchus nichts zu sehen. Er hatte wohl irgendwo einen Horst oder soetwas, von wo aus er sie gerade beobachtete. Becker wusste genau, warum der Dino zuerst Lester außer Gefecht gesetzt hatte, und nicht ihn. Er war der "Bedrohlichere" von ihnen beiden. Der Rhamphorhynchus würde ihn also als erstes töten. Becker schleifte Lester in Richtung des Wasserbeckens, an das leicht abfallende Ufer, weil es dort für den Dino schwieriger war, ihn zu erwischen. Dann schlich er zum nächstbesten Schutthaufen, zog eine rostige Metalstange heraus und drehte sich dann langsam um, bereit, den Kampff mit dem Ungetüm aufzunehmen.
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Er hatte ihn gar nicht kommen hören. Mit einem Schlag hatte er die scharfen Klauen tief in der Schulter. Becker schrie auf, als er mit einem heftigen Ruck nach oben gerissen wurde. In seinem halbverheilten Bruch am Oberarm flammte brennender Schmerz auf. Der Dino schüttelte ihn wild hin und her. Becker spürte, wie unter dem eisernen Griff seine Arme taub wurden. Er bemühte sich, den Metalstab nicht zu verlieren, und hielt ihn so fest er konnte. Als sich die Gelegenheit bot, rammte er ihn senkrecht nach oben und und durchbohrte den Flügel der Flugechse. Das Tier schrie schrill auf und taumelte nach links. Es krachte gegen die Wand, das Knacken verriet Becker, dass sie gerade die Kamera zerschmettert hatten. Das Tier trudelte nun nach rechts, schlug heftig mit den Flügeln und brachte sie wieder einigermaßen auf Kurs. Und da sah Becker einen Felsvorsprung, auf dem sich der Horst des Dinos befand. Sie rauschten darauf zu, und Becker sah die blutigen, zerbrochenen Knochen von den letzten Mahlzeiten des Rhamphorhynchus herumliegen. Er wurde von dem Dinosaurier fallen gelassen, stürzte ein paar Meter und schlug dann dumpf auf dem Horst auf, den sich das Tier notgedrungen aus Metallteilen und altem Holz gebaut hatte. Er schlug rasch mit der Stange nach dem Dino, ehe dieser ihn mit den Klauen packen und mit dem Schnabel zerfetzen konnte. Beckers Schlag verfehlte sein Ziel nicht, im Gegenteil, die Stange traf den Schnabel der Echse und splitterte ein Stück vom Schnabelrand weg. Der Rhamphorhynchus dankte es ihm, indem er dem Soldaten den Schnabel hinten in die Schulter hackte. Becker verzog das Gesicht zu einem Knurren und schlug erneut zu. Der Dino plärrte, als die Metallstange in seinem Brustkorb stecken blieb. Tödlich verletzt, verpasste er Becker eine hämmernde Kopfnuss, die ihn benommen in die Knie zwang. Dann verlor die riesige Flugechse den Halt, kippte seitlich aus dem Horst und rempelte Becker dabei an, so dass der Soldat selbst von dem Felsvorsprung rutschte und mit in die gähnende Tiefe stürzte.
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Rowan Leek schürzte verärgert die Lippen. Er hatte den Blick in den Raum, in den er Lester und den jungen Soldaten gebracht hatte, verloren, als der Rhamphorhynchus gegen die Kamera geflogen war. Das passte ihm gar nicht, denn er hatte zusehen wollen wie der Lackaffe einen qualvollen Tod erleiden würde. Immerhin hatte er noch dabei zusehen können, wie Lester zwei schmerzhafte Begegnungen mit der steinigen Wand gehabt hatte. Und als der Soldat ihn versucht hatte in Sicherheit zu bringen, hatte er einen Blick auf Lesters Gesicht erhaschen können. Er blutete, und zwar stark genug, um Leeks nächste Überraschung herbeizuführen. Wenn der Rhamphorhynchus seine Aufgabe nicht erfüllte und die beiden Männer ihm entkommen sollten, dann hatte Leek vorgesorgt. Er grinste sein böses Lächeln, als er auf einen anderen Monitor vor sich starrte. Er zeigte das Wasserbecken, auf dem leichte Wellen friedlich hin- und herschaukelten. Noch, dachte Leek, noch war es friedlich. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter. Ironischer Weise hatte der Soldat Lester ausgerechnet am Seeufer abgelegt. Das versprach noch interessant zu werden. Kurz musterte er Lesters schlaffen Körper, der ruhig im Schlick des seichten Ufers lag. Er drehte den Kopf, sah kurz auf den Monitor, der eine kleine, funkelnde Anomalie zeigte, und nickte bedächtig. Die Frauen waren dem Zukunftstarntier in die Vergangenheit gefolgt, wie geplant. Und dort würden sie versuchen, ihre früheren Ausgaben davor zu beschützen. Natürlich hatte er dafür gesorgt, dass das unmöglich war. Sein Blick wanderte weiter, zu einem Monitor der einen großen, breiten Tunnel zeigte. Ah, jetzt kochte wieder Ärger in ihm hoch. Sowohl dieser dämliche Student, als auch der temperamentvolle Teamchef, waren gerade dabei, sich hochzurappeln, beide offensichtlich mitgenommen, aber nicht so tot, wie er sie gehofft hatte zu sehen. Was war da los? Bis eben noch waren sie doch reglos am Boden gelegen, und das schon für einige Minuten. Er war sich sicher gewesen, sich der Beiden bereits entledigt zu haben. Doch jetzt wankten sie ein wenig unsicher durch den Tunnel und suchten bereits nach einem Ausgang. Leek atmete tief durch und drückte dann einen Knopf auf der Schaltfläche unter ihm. Diese sechs Leute waren viel zäher, als er es erwartet hatte. Doch er war auf alle Eventualitäten vorbereitet. Zufrieden beobachtete er, wie die große, gemusterte Raubkatze aus ihrem soeben geöffneten Käfig sprang und sich dann, schnüffelnd, in die Richtung des Tunnels davon machte, in dem auch Danny und Connor nach ein paar Metern herauskommen würden. 
     
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