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Lester kam zu ihr herüber. Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah Sarah an. "Und was machen wir jetzt?" Ein wenig perplex erwiderte Sarah seinen Blick. "Öh, wir, naja, also, ich denke das sollte Danny sagen. Er ist der Polizist." Sofort hob Danny abwehrend die Hände. "Hey, nur mal langsam, ich bin gerne offen für jede Art von Vorschlägen." Lester hob die Schultern. "Versuchen, nicht verspachtelt zu werden halte ich zumindest für 'ne gute Idee. Bloß, wie stellen wir das an? Das Vieh schien immens hungrig." Als Abby und Sarah die erwartungsvollen Blicke aller auf sich spürten, sahen sie sich unsicher an. Ihnen wurde klar, das sich jeder hier im Raum auf sie verließ - weil sie die Ältesten waren. Es fiel ihnen wie Schuppen von den Augen. Jüngere Menschen machten stets die älteren zu ihren Anführern, das war eine ganz natürliche Reaktion. Bloß waren es Sarah und Abby nicht gewohnt, über das Leben von Menschen zu entscheiden. Normalerweise nahmen sie ihre Befehle von genau den Leuten entgegen, die jetzt angsterfüllt vor ihnen standen: Danny und Lester, vielleicht auch noch Becker oder Jenny, wenn es die Situation erforderte. Abby stieß angespannt die Luft aus. "Gut, okay, ich würde auch sagen wir sichern die Halle mal nach allen Seiten hin ab und suchen uns eventuell... Waffen oder sowas." "Das Absichern können wir vergessen, das Ding kommt auf jeden Fall hier rein. Zum einen sind schon mal die Fenster da oben offen." Lester deutete, während er redete, über Dannys Kopf. Die anderen legten den Kopf in den Nacken. Die Sonne schien schräg von der linken Seite durch das Glas. Er war später Nachmittag, was man vom Licht her erkennen konnte. Sarah und Abby hatten beide keine große Lust, die Nacht in einer alten Fabrik zu verbringen, mit einer Horde schreiender Kinder und einem blutrünstigen Raubtier aus der Zukunft. Sie wandten sich wieder den beiden Männern vor ihnen zu. Ihre jungen Gesichter waren ganz blass vor Anspannung. Sarah seufzte. "Also hört zu, Jungs, sucht nach Eisenstangen, Werkzeugen und Ähnlichem was wir zur Verteidigung verwenden können. In erster Linie müssen wir zusehen, dass wir das Vieh vor den Kindern fernhalten. Ryan, Cutter und Stephen hoben alle drei gleichzeitig die Hände. "Wir sind dabei!" Abby runzelte die Stirn. "Tom und Nick, ihr beide helft Jim und Danny mit der Suche. Stephen, du bist einfach noch zu jung dafür, du passt weiter auf die Kinder auf." Stephen zog ein Gesicht und hockte sich beleidigt auf den Boden, während Ryan und Cutter sich beeilten, um zu Lester und Danny aufzuschließen. Abby drehte sich weg und atmete tief durch. Für sie war es fast unerträglich, mit ihren mittlerweile toten Freunden zu sprechen. Sarah bemerkte ihren Gesichtsausdruck und zog sie zu Stephen und den Kindern hinüber. Die kleine Abby klammerte sich sofort an das Bein der erwachsenen Version. Sie strich ihr über den Kopf und musste dabei schmunzeln. Seltsam, sich selbst durch die Haare zu wuscheln. Sarah starrte ihre eigene Kinderausgabe mit großen Augen an. "Das ist ja sowas von verrückt...", murmelte sie und wandte sich an Becker. "Sag mal, Kleiner, wie heißt du eigentlich?" Abbys Grinsen wurde bei der Frage breiter. Gute Idee von Sarah, den Kinder-Becker nach seinem Namen zu fragen. Der erwachsene Becker machte nur stets ein riesiges Geheimnis daraus. "Hilary.", antwortete er arglos. (Achtung: Der Name ist irisch und wird in diesem Fall Ee-Lah-Ree ausgesprochen) "Soso, alles klar.", kicherte Sarah und zwinkerte Abby zu. "Sagt mal, Mädels, woher kanntet ihr eigentlich meinen und Nicks Namen?", warf Stephen da plötzlich dazwischen. Abby hatte gar nicht bemerkt, dass er ihnen zugehört hatte. "Was? Oh, ach das, joaaaah, die haben wir vorhin im Cafe mitbekommen." Stephen hob eine Augenbraue, sagte aber sonst nichts. Stattdessen ertönte ein schmerzerfüllter Schrei, etwas fiel dumpf zu Boden, Füße jagten davon, dann ein leises Knurren. Die Kinder schrien auf. Stephen zuckte zusammen und fing an zu zittern. Irgendetwas direkt hinter den Frauen jagte ihm einen höllischen Schreck ein. Abby und Sarah sahen sich an. Ein ungutes Gefühl keimte in ihnen auf, eines, das man dann bekam, wenn gleich etwas furchtbares passierte. Langsam drehten sie sich um. Überall war Blut auf dem Boden. Das Zukunftstarntier kauerte über einem reglosen, definitiv menschlichen Körper. Es fauchte sie an. Blut tropfte von seinen Zähnen. Die glühenden, gelben Augen fixierten sie. Die Neuronenklammer an seinem Kopf blinkte. Und gerade, als Sarah sich wunderte, ob die Klammer in einer anderen Zeitspanne überhaupt funktionierte, schoss die Kreatur auf sie zu.   
 
Lester kam zu ihr herüber. Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah Sarah an. "Und was machen wir jetzt?" Ein wenig perplex erwiderte Sarah seinen Blick. "Öh, wir, naja, also, ich denke das sollte Danny sagen. Er ist der Polizist." Sofort hob Danny abwehrend die Hände. "Hey, nur mal langsam, ich bin gerne offen für jede Art von Vorschlägen." Lester hob die Schultern. "Versuchen, nicht verspachtelt zu werden halte ich zumindest für 'ne gute Idee. Bloß, wie stellen wir das an? Das Vieh schien immens hungrig." Als Abby und Sarah die erwartungsvollen Blicke aller auf sich spürten, sahen sie sich unsicher an. Ihnen wurde klar, das sich jeder hier im Raum auf sie verließ - weil sie die Ältesten waren. Es fiel ihnen wie Schuppen von den Augen. Jüngere Menschen machten stets die älteren zu ihren Anführern, das war eine ganz natürliche Reaktion. Bloß waren es Sarah und Abby nicht gewohnt, über das Leben von Menschen zu entscheiden. Normalerweise nahmen sie ihre Befehle von genau den Leuten entgegen, die jetzt angsterfüllt vor ihnen standen: Danny und Lester, vielleicht auch noch Becker oder Jenny, wenn es die Situation erforderte. Abby stieß angespannt die Luft aus. "Gut, okay, ich würde auch sagen wir sichern die Halle mal nach allen Seiten hin ab und suchen uns eventuell... Waffen oder sowas." "Das Absichern können wir vergessen, das Ding kommt auf jeden Fall hier rein. Zum einen sind schon mal die Fenster da oben offen." Lester deutete, während er redete, über Dannys Kopf. Die anderen legten den Kopf in den Nacken. Die Sonne schien schräg von der linken Seite durch das Glas. Er war später Nachmittag, was man vom Licht her erkennen konnte. Sarah und Abby hatten beide keine große Lust, die Nacht in einer alten Fabrik zu verbringen, mit einer Horde schreiender Kinder und einem blutrünstigen Raubtier aus der Zukunft. Sie wandten sich wieder den beiden Männern vor ihnen zu. Ihre jungen Gesichter waren ganz blass vor Anspannung. Sarah seufzte. "Also hört zu, Jungs, sucht nach Eisenstangen, Werkzeugen und Ähnlichem was wir zur Verteidigung verwenden können. In erster Linie müssen wir zusehen, dass wir das Vieh vor den Kindern fernhalten. Ryan, Cutter und Stephen hoben alle drei gleichzeitig die Hände. "Wir sind dabei!" Abby runzelte die Stirn. "Tom und Nick, ihr beide helft Jim und Danny mit der Suche. Stephen, du bist einfach noch zu jung dafür, du passt weiter auf die Kinder auf." Stephen zog ein Gesicht und hockte sich beleidigt auf den Boden, während Ryan und Cutter sich beeilten, um zu Lester und Danny aufzuschließen. Abby drehte sich weg und atmete tief durch. Für sie war es fast unerträglich, mit ihren mittlerweile toten Freunden zu sprechen. Sarah bemerkte ihren Gesichtsausdruck und zog sie zu Stephen und den Kindern hinüber. Die kleine Abby klammerte sich sofort an das Bein der erwachsenen Version. Sie strich ihr über den Kopf und musste dabei schmunzeln. Seltsam, sich selbst durch die Haare zu wuscheln. Sarah starrte ihre eigene Kinderausgabe mit großen Augen an. "Das ist ja sowas von verrückt...", murmelte sie und wandte sich an Becker. "Sag mal, Kleiner, wie heißt du eigentlich?" Abbys Grinsen wurde bei der Frage breiter. Gute Idee von Sarah, den Kinder-Becker nach seinem Namen zu fragen. Der erwachsene Becker machte nur stets ein riesiges Geheimnis daraus. "Hilary.", antwortete er arglos. (Achtung: Der Name ist irisch und wird in diesem Fall Ee-Lah-Ree ausgesprochen) "Soso, alles klar.", kicherte Sarah und zwinkerte Abby zu. "Sagt mal, Mädels, woher kanntet ihr eigentlich meinen und Nicks Namen?", warf Stephen da plötzlich dazwischen. Abby hatte gar nicht bemerkt, dass er ihnen zugehört hatte. "Was? Oh, ach das, joaaaah, die haben wir vorhin im Cafe mitbekommen." Stephen hob eine Augenbraue, sagte aber sonst nichts. Stattdessen ertönte ein schmerzerfüllter Schrei, etwas fiel dumpf zu Boden, Füße jagten davon, dann ein leises Knurren. Die Kinder schrien auf. Stephen zuckte zusammen und fing an zu zittern. Irgendetwas direkt hinter den Frauen jagte ihm einen höllischen Schreck ein. Abby und Sarah sahen sich an. Ein ungutes Gefühl keimte in ihnen auf, eines, das man dann bekam, wenn gleich etwas furchtbares passierte. Langsam drehten sie sich um. Überall war Blut auf dem Boden. Das Zukunftstarntier kauerte über einem reglosen, definitiv menschlichen Körper. Es fauchte sie an. Blut tropfte von seinen Zähnen. Die glühenden, gelben Augen fixierten sie. Die Neuronenklammer an seinem Kopf blinkte. Und gerade, als Sarah sich wunderte, ob die Klammer in einer anderen Zeitspanne überhaupt funktionierte, schoss die Kreatur auf sie zu.   
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= Kapitel (1)8 =
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Als Sarah zu sich kam, lag sie auf dem Boden. Die kalten, harten Fliesen fühlten sich ungenehm an an ihrer Wange. Als sie blinzelte, spürte sie, wie etwas ihre Wimpern verklebte. Auch ihre Haare klebten in ihrer Stirn. Als sie sich aufsetzte, spürte sie einen stechenden Schmerz in der Schulter, der langsam über den Hals und die Schläfe wanderte. Verwirrt sah sie sich um. Außer zwei Gestalten neben ihr war die Halle leer. Überall war Blut auf dem Boden, ob es sich nun um eine Lache handelte oder um Fußspuren, die durcheinander verliefen. Es waren Abdrücke von Kinderschuhen, Turnschuhen und einem Fuß, der mit Krallen besetzt war. Sie schluckte und wandte sich den Körpern neben ihr zu. Der eine lag mit dem Rücken zu ihr, kurze, blutige blonde Haare standen von seinem Kopf ab. Der teure Anzug war zerissen. Cutter. Daneben, und das ließ Sarah entsetzt die Luft anhalten, lag eines der fünf Kinder. Den Haaren nach eines der Mädchen. Doch sie war so voller Blut, dass Sarah nicht zu sagen vermochte wer es war. Sie schluchzte, und versuchte dann hinüber zu kriechen. Da fiel ihr Blick auf ihren rechten Arm. Blut floß daran herunter und schimmerte im Licht der Glühbirnen. Da kapierte sie endlich, wo die Schmerzen an ihrer Schulter herkamen, und was ihr Gesicht verschmierte. Sie japste erschrocken auf, als sie den klaffenden Schnitt an ihrer Schulter sah. Dass er sich noch weiter über den Hals und das Gesicht zog, konnte sie eher fühlen als sehen. Von den Anderen fehlte jede Spur. Sie mussten sie für tot gehalten haben, und dann versucht haben zu entkommen. Sarah kroch weiter zu den beiden Leichen neben ihr. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Sie hatten es nicht geschafft die Beiden vor dem Zukunftstarntier zu schützen. Nun geriet die komplette Zukunft aus den Fugen.
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Da fiel ihr was ein. Als sie das Tier attackiert hatte, war Stephen bei ihnen gewesen. Nicht Cutter. Im selben Moment hörte sie das laute Fauchen, das sie vor dem Verlieren ihres Bewusstseins gehört hatte. Sie wirbelte herum. Das heftige Pochen in ihrem Schädel zwang sie sofort auf die Knie und ließ sie schmerzvoll aufstöhnen. Das Zukunftstarntier rauschte aus irgend einer Ecke heran, die Klauen ausgefahren, und hielt auf sie zu. Auf einmal gab es ein schepperndes Geräusch, das Tier schrie auf, fiel zu Boden und taumelte, eine Sekunde bevor es Sarah erwischt gehabt hätte. Die Ägyptologin drehte sich perplex um. Hinter ihr stand der plötzlich wieder sehr lebendige Cutter, eine zerbrochende Glasflasche in der Hand. Hinter ihm sprang die Kinderleiche ebenfalls auf, nun erkannte Sarah dass es sich um Jenny handelte, und diese winkte heftig mit den Armen. "Los jetzt, kommt her!" Plötzlich krochen überall die Frühausgaben von Sarahs Teamkollegen hervor. Abby erschien hinter einem Arbeitstisch und schwang laut brüllend eine Metalstange über dem Kopf. Langsam kapierte Sarah, was hier vor sich ging. Sie hatten als Köder gedient und dem Zukunftstarntier so eine Falle gestellt.
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Eine halbe Stunde vorher sah Abby entsetzt mit an, wie das Zukunftstarntier sich genau auf die fünf Kinder stürzte. Es räumte Sarah mit einem kräftigen Hieb seiner klauenbesetzten Hand aus dem Weg, rammte sie dann Stephen in den Magen und griff sofort den kleinen Becker an. Abby trat mit dem Fuß nach ihm, traf es am Hinterkopf und beförderte es auf den Boden. Becker jaulte trotzdem auf und presste seine Hand auf den Nacken. Blut schoss darunter hervor. "CUTTER! DANNY! JAMES! RYAN", schrie sie laut, sich nicht darum scherend dass sie die Männer eigentlich anders anreden hätte sollen. Danny, Ryan und Cutter stürzten herbei. "Haltet das Vieh von den Kindern fern!", plärrte Abby und sprang auf. "Wo ist James?" "Das Ding hat ihn erwischt!", gab Danny zurück und deutete über die Schulter. Noch bevor Abby sich ganz umgedreht hatte, spürte sie eine Hand an der Hüfte. "Ich bin hier, nichts passiert!", erklang Lesters junge Stimme neben ihr. Der Student war zersaust und blass im Gesicht, und sein rechter Unterarm blutete stark. "Binde das ab!", befahl Abby ihm, und sah wieder nach dem Zukunftstarntier. Cutter versuchte, es zu treten, doch es wich ihm aus und stürzte sich auf Danny. Der Polizist haute mit der Taschenlampe zu. Glas splitterte, und Danny fluchte. Er starrte unglücklich auf seine zerschnittene Handfläche, während das Zukunftstarntier das Weite suchte, nachdem es auch noch Ryan angriff. "Alle in Ordnung?", rief Abby und rannte zwischen den Leuten durch. "Kannst du mir mal mit dem Knoten helfen?", bat Lester sie und lief ihr hinterher. Stephen kam ihm zur Hilfe, und gemeinsam verbanden sie den Unterarm mit einem Ärmel seines Sportjackets. In Abby blitzten kurz die Erinnerungen an ihre Woche in der Vergangenheit auf. Auch damals hatte Lester sein Jacket zerissen, um aus dem Stoff Verbände zu basteln. Dann fiel ihr Sarah ein, und sie ließ sich neben der Ägyptologin auf die Knie sinken. Sarah war eindeutig bewusstlos, aber nicht allzu gefährlich verletzt. Abby sah auf. Danny, Ryan und Cutter tigerten durch die Halle und hielten Ausschau nach dem Zukunftstarntier. Lester stand bei Becker, und Stephen beruhigte den Rest. Abby gesellte sich zuerst zu Lester hinüber. "Nicht weinen, Sportsfreund, schau mal, ich hab mir auch weh getan, und bin trotzdem ganz tapfer. Da, hier am Arm, siehst du?", sagte Lester gerade und zeigte Becker, nicht ohne ein wenig stolz zu sein, seinen verletzten Unterarm. Becker machte große Augen und nahm die Hand vom Nacken. Lester besah sich die Wunde, während Becker Lesters Arm packte und den rotbefleckten Verband bewunderte. "Krieg ich auch ein Pflaster?", wollte er mit aufgeregter Stimme wissen. Lester sah sich um. "Öh, ja, klar, wart mal." Abby lächelte und ging weiter zu Stephen. Die Mädchen hingen alle an ihm dran, Connor hing seinerseits an Jenny. "Kommst du klar?", wollte sie wissen, und der Jugendliche nickte. Sie grinste zurück und erreichte nun Danny, Ryan und Cutter. Ryan fuhr damit fort, durch die Halle zu streunen und nach dem Zukunftstarntier Ausschau zu halten. "Wir müssen es töten. Das Tier ist zu gefährlich um es am Leben zu lassen." Danny hob eine Augenbraue. "Warum sollten ausgerechnet wir das tun? Wir rufen einfach ein paar meiner Kollegen, oder ein Sicherheitsteam, oder Tierpfleger." "Weil wir tot sind ehe einer von denen eintrifft!", gab Abby zurück. Cutter machte einen Schritt auf sie zu. "Wir könnten dem Tier 'ne Falle stellen. Mit 'ner Übermacht gegen sich hat es keine Chance, gerade eben ist es ja auch schon abgehauen." Danny drehte sich mit einem spöttischen Lächeln zu ihm um. "Klar, wenn du den Köder spielst." Cutter wurde blass. "Wenn... Wenn es sein muss..." "Niemand spielt hier den Köder.", mischte sich Abby verärgert ein. "Warum nicht? Die Idee ist gut. Das Tier ist abgelenkt, der Rest versteckt sich in der Nähe und dann greifen wir alle zusammen an.", trug nun auch Stephen dazu bei. "Leute, nein! Das ist viel zu gefährlich!", brauste Abby weiterhin auf. Lester kam dazu. "Klingt jetzt vielleicht blöd, aber mit Sarah hätten wir doch schon 'nen Köder." Danny gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. "Idiot! Das ist total gemein!" Lester verzog das Gesicht und legte die Hand auf die schmerzende Stelle. "Aua. Ich sag ja damit auch nicht dass wir sie alleine lassen. - Himmel, tut das weh! ... Unser Schotte hier hat sich doch vorhin eh freiwillig gemeldet. - Boah! So fest hättest du nun echt nicht zuschlagen müssen." Cutter seufzte. "Jaah, ich würds machen..." "Und wen stellen wir euch zur Seite, der das Signal gibt? Das muss schon jemand einschätzen, wann das Tier abgelenkt genug ist damit wir angreifen können.", wollte Abby wissen. Ihr gefiel die ganze Sache gar nicht. "Das könnte doch wer von uns machen!", drang da eine dünne Stimme zu ihnen herüber. Jenny, Becker und die kleine Sarah hatten sich zu ihrer vollen Größe aufgerichtet und wirkten selbstsicher. "Ooooh nein, auf gar keinen Fall! Dafür seid ihr noch viel zu klein!", schimpfte Abby. "Hilary riecht das Vieh doch sowieso. Bei dem ganzen Blut hinten dran.", merkte Lester an und wuschelte Becker durch die Haare. "Und dich ja dann wohl auch.", knurrte Cutter und puhlte seinen Finger in das Jacket um Lesters Arm. Der Student jaulte auf, sarrte auf seinen Unterarm und fuhr Cutter dann wütend mit dem Jacket über das Gesicht. "So, dito!", grummelte er, und fing sich dafür einen tadelnden Blick von Abby ein. Cutter schielte entsetzt auf die butverklebten Haare, die ihm nun ins Gesicht hingen. "Jetzt hört schon auf damit, ihr Kinder!", brummte Danny und sah Abby eindringlich an. "Wir brauchen immer noch 'nen dritten Köder. Und wir Erwachsenen müssen uns um das Vieh kümmern. Ergo haben wir ein Problem." "Ich sag doch, ich mache es.", sagte da Jenny wieder. Danny seufzte und sah zu ihr hinunter. "Kind, wie alt bist du eigentlich?" "Neun. Und werde bald zehn. Ich bin also alt genug!" Zum Beweis dafür stapfte sie zur Blutlache am Boden, die wohl von vorhin stammte, als das Zukunftstarntier Lester attackiert hatte, und tauchte die Hände hinein. "Jenny, warte doch mal!", begannen Abby und Danny, doch sie hatte sich schon damit beschmiert. Cutter hob eine Augenbraue, doch dann lächelte er Jenny an. "Mädchen, du gefällst mir. Ehrlich, warte noch zehn Jahre, und du wärst genau mein Typ." Er zog sein ohnehin schon zerfleddertes Jacket aus und tauchte es in die Blutlache. Dann bewegte er es hin- und her, als wollte er sie aufwischen. "Das ist doch voll eklig!", beschwerte sich Stephen, als die beiden an ihn vorbei gingen und sich zu Sarah auf den Boden legten. "Vor allem besudelt ihr euch hier alle mit MEINEM Blut, Leute! Ich finde das gar nicht gut, wenn wir das Tier ausgerechnet mit dem Blut anlocken, das nach MIR riecht!", ergänzte Lester weinerlich. "Leute, ihr habt was wichtiges vergessen!", rief Abby, als sie merkte, dass sie die jungen Leute bei ihrem Treiben sowieso nicht mehr aufhalten konnte. Wenn sie sich schon alle absichtlich so leichtfertig umbringen mussten, dann würde sie wenigstens dafür sorgen, dass sie so lange wie möglich überlebten. "Ach ja? Was?", wollte Danny wissen. "Naja... Waffen." Abby runzelte die Stirn. "Oder ihr spielt Rambo und erwürgt das Tier mit bloßen Händen." "Oder wir spielen WAS?" Danny schaute leicht verwirrt drein. Abby biss sich auf die Lippen. Verdammt! Jetzt hatte sie sich selbst mit dem Zeitunterschied vertan. "Nun, ist ja auch egal. Was denkst du denn, was Jim, Tom, Nick und ich vorhin gemacht haben?" Er deutete auf einen kleinen Haufen mit Gegenständen. Ein Hammer, eine Metalstange, eine alte Glasflasche, einen Schneidbrenner, eine Zange und ein Holzbrett. Sie verdrehte die Augen. "Ach, na schön, bringt euch doch alle um wenn ihr meint!"
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Sie bauten den Kindern einen sicheren Unterschlupf aus umgekippten Arbeitstischen aus Metall. Sie waren von allen 4 Seiten geschützt, und Danny und Lester hievten am Ende noch einen Doppeltisch als Deckel auf die Tischränder. Die Kinder hatten wieder angefangen, ängstlich zu wimmern, beziehungsweise coole Sprüche zu klopfen. Lester stieß genervt die Luft aus. "Alter, nieeemals möcht ich Kinder haben! Das hält man ja im Traum nicht aus, ständig flennen oder sich wichtig machen!" Danny stimmte ihm zu, Abby prustete los. Danach schnappte sich jeder eine Waffe, nur Jenny blieb unbewaffnet. Cutters Aufgabe war es, das Zukunftstarntier von den beiden Mädels fernzuhalten. Sarah hatten sie nun doch liegen gelassen, wo sie war, denn egal wo sie sie abgelegt hätten, sicher wäre sie sowieso nirgends gewesen. Und nun hockten sie in ihren Verstecken, umklammerten nervös die Waffen und warteten. Zu Abbys Entsetzen kam Sarah nach einer Weile zu sich. Sie sahen ihr dabei zu, wie sie herumkroch und vermutlich dachte, Cutter und Jenny wären tot. Abby wollte sie gerne von den schrecklichen Befürchtungen erlösen, doch sie durften ihre Deckung nicht aufgeben. Und da war es - das gruselige Wesen aus der Zukunft kletterte durch das Fenster eines Nebenraumes und griff Sarah an. Abby wollte fast losstürmen, doch Cutter war rechtzeitig zur Stelle. Er schien das Zukunftstarntier erwischt zu haben, aber Abby konnte es nicht gut genug sehen um sich sicher zu sein. Jenny sprang auf und wedelte mit den Armen. Das war das Zeichen! Abby schoss aus ihrem Versteck nach vorne. Danny war der erste, der bei der Kreatur war. Cutter schnappte sich Jenny und brachte sie aus der Gefahrenzone. Danny zielte mit dem Schneidbrenner auf den Kopf des Tieres. Er ersengte ihr die Augen, was sie zum Kreischen brachte. Mit einer kräftigen Armbewegung schleuderte sie Dannys Schneidbrenner gegen einen Schrank am anderen Ende des Raumes. Nun war Lester mit dem Hammer zur Stelle. Er schlug zu, doch das Tier sprang zur Seite. Lesters Schlag zersplitterte die Fließen. Ryan bohrte dem Vieh die Zange in die Seite. Abby donnerte dem Tier die Metalstange gegen die Rippen. Es spie eine Ladung Blut über sie und fiel zu Boden. Stephen zog ihm das Holzbrett über den Schädel. Es zerbrach in zwei Hälften und knockte das Tier komplett aus. Sie hielten alle inne und starrten auf ihr nun wehrloses Opfer. "Wer macht den finalen Schlag?", fragte Danny und sah in die Runde. "Wenn ihr gestattet, würde ich das gerne tun.", meldete sich da Sarah zu Wort und stakste unsicher auf die Gruppe zu. "Kann dir wohl keiner verdenken.", meinte Lester und reichte ihr den Hammer. Ein zischendes Geräusch erhaschte Abbys Aufnerksamkeit. Sie drehte sich um und entdeckte den Schneidbrenner, der wieder angegangen war und nun Feuer in das Schrankinnere schoss. "Sagt mal, Leute, was wurde in dieser Fabrik eigentlich mal hergestellt?", fragte sie langsam. Danny hob die Schultern. "So genau weiß ich das auch nicht. Auf jeden Fall irgendwelche Chemikalien." Abbys Herz setzte für einen kurzen Moment aus. "Was? Lagern die das hier etwa noch?" Cutter kam zurück, nachdem er Jenny bei den anderen Kindern verfrachtet hatte. Im selben Moment drehte Danny sich um, um zu sehen was Abby so verschreckte. Der Schrank. Die Chemikalien. Das Feuer. "RUNTER!!!", plärrte er lauthals. Im selben Moment erschütterte eine Explosion die Wände der Fabrikhalle. Obwohl sie nicht besonders groß war, riss sie die Druckwelle von den Füßen. Abby spürte zuerst nur den Wind und die Hitze, dann sah sie, wie Cutter, Danny und Lester, die vor ihr und somit näher am Explosionsherd standen, von den Füßen gerissen wurden. Lester flog auf sie zu und krachte mit voller Wucht in sie. Abby wurde nun selbst von der Druckwelle erfasst und nach hinten geschleudert. In ihrem verzerrten Sichtfeld sah sie in den orange-roten Flammen Körper durch die Luft segeln. Dann verlor sie plötzlich an Schwung und landete rücklings auf dem Boden, wo sie noch ein Stückchen weiter nach hinten gefegt wurde, ehe sie zum Halt kam. Neben ihr landete Lester krachend in einem Regal voller Utensilien, das unter seinem Gewicht zerbrach. Danny rauschte wenige Sekunden darauf durch ein paar Holzbretter, die an der Wand gelehnt hatten. Ryan wurde gänzlich in die andere Richtung geweht und donnerte frontal gegen die Wand. Cutter und Stephen flogen heran. Cutter kam noch einigernaßen sanft auf dem Boden auf, wurde aber dann unter dem Inhalt eines umstürzenden Wandschranks begraben. Stephen knallte gegen ein Glasfenster und brach mit einem Scheppern hindurch. Als letztes trudelte Sarag daher, wie Abby rutschte sie noch ein Stück über den Boden und blieb dann neben ihrer Freundin liegen. Um sie herum schien die Welt in Watte gepackt zu sein, und es klingelte in ihren Ohren. "Auuuuh.", machte die Ägyptologin und verzog das Gesicht. "Auuuuh.", bestätigte Abby und ließ den Kopf auf den Boden plumpsen.
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Abby machte sich daran, Stephen und Danny zu helfen, während Sarah sich um Lester und Cutter kümmerte. Beide musste sie erst einmal unter einem Haufen von zerbrochenen Reagenzgläsern, Metalgefäßen, Zangen und Holzsplittern ausbuddeln. Sie waren beide bewusstlos, und Sarah schleifte sie an eine einigermaßen sauberne Stelle. Abby tat das Selbe bei Stephen, und Danny stützte sie beim Zurückkommen. Sarah eilte ihr zu Hilfe und gemeinsam brachten sie den Polizisten zu den anderen. Dann befreiten sie die Kinder aus ihrem Arbeitstische-Bunker, in dem sie keinen Kratzer abbekommen hatten. Ryan fanden sie ein paar Meter weiter und schleiften auch ihn zu den anderen. In der Ferne waren Sirenen zu hören. Sie rüttelten so lange an Cutter, Ryan, Stephen und Lester, bis die drei stöhnend wieder zu sich kamen. Sie sahen alle gleich aus: Kohleverschmierte Gesichter, zerschrammt, blutig, die Klamotten verbrannt und zerissen und die Haare angesengt und zersaust. Cutter fuhr sich über das Gesicht. "Was mache ich hier?" Stephen legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich weiß nicht mehr so genau... Warum sind wir hier gleich nochmal rein?" Abby warf Sarah einen Blick zu. Der harte Aufprall schien ihnen ein paar Gedächtnislücken verpasst zu haben. Danny fasste sich an den Kopf. "Wo ist das Tier?" "Tot. Es ist total verbrannt.", antwortete ihm Sarah. Er nickte zufrieden. "Tier? Was für eins war das nochmal?", murmelte Lester und bettete den schmerzenden Kopf auf seine Knie. "Ich kann mich nicht mehr erinnern wie es ausgesehen hat.", merkte Ryan an. Abby stand auf. Die Polizei und Krankenwägen würden bald hier sein. Höchste Zeit zu verschwinden. Sonst würde es nur 'ne Menge lästiger Fragen zu beantworten geben. "Ihr seid den Kindern gefogt, weil sie in der Fabrikhalle spielen wollten, und das gefährlich ist und ihr verhindern wolltet dass sie sich weh tun. Plötzlich ist ein streunender Dobermann aufgetaucht, und bei dem Versuch euch mit dem Schneidbrenner zu verteifigen habt ihr aus Versehen die gelagerten Chemikalien entzündet und die Explosion ausgelöst.", teilte Abby den Anwesenden mit. Sie wirkten ein wenig verwirrt, doch die Geschichte schien sich mit ihren lückenhaften Erinnerungen zu decken. "Wir sind gleich wieder da, wir zeigen den Leuten nur wo wir sind." Abby gab Sarah ein Zeichen, und sie trabten los. Nach einem kurzen Umweg fanden sie den Hinterausgang der Fabrik, und von da aus joggten sie zurück zum Hyde Park. "Anita! Rosaly!" Lesters Stimme ließ sie innehalten. Er hatte sie mühelos eingeholt, und baute sich jetzt alles andere als erschöpft vor ihnen auf. "Wieso haut ihr ab?", fragte er ärgerlich. "Weißt du, Jim, wir dürften eigentlich gar nicht hier sein. Und weil wir deshalb keinen Ärger mit der Polizei haben wollen, haben wir zugesehen dass wir schleunigst dahin zurückkommen, wo wir eigentlich gerade sein müssten.", antwortete Sarah ihm. "Ihr dürftet euch eigentlich gar nicht in London aufhalten?", schlussfolgerte Lester und hob eine Augenbraue. "Ja, und weil wir hier mehr als genug Chaos verursacht haben, halten wir es für besser zu verschwinden.", fügte Abby hinzu. Lester nickte langsam. "Ich schätze, ich bin härter gelandet als ich gedacht hab, weil ich nicht ganz kapiere um was es hier genau geht, aber ich denke dass ihr Recht habt." Abby lächelte ihn an. "Da schätzt du richtig, Jim, durch ein Regal zu krachen kann nicht gut für die Gesundheit sein. Und mit dem anderen hast du auch Recht." Lester grinste zurück. "Vielleicht sieht man sich ja mal wieder." Sarah zuckte mit den Schultern. "Man weiß ja nie...." "Wirst du Danny und die anderen wiedersehen?", fragte Abby da erschrocken. Ihr war eben erst eingefallen, dass sich die kompletten Teammitglieder vorher noch nicht gekannt hatten, als sie im ARC anfingen, mit der Ausnahme von Cutter und Stephen. Doch Lester schüttelte den Kopf. "Mein Schädel dröhnt wirklich. Ich weiß schon gar nicht mehr wie sie ausgesehen haben. Und ihre Namen werd ich bis heut Abend auch vergessen haben." "Du solltest ins Krankenhaus fahren, Jim.", riet ihm Abby und klopfte ihm auf die Schulter. Wieder schüttelte Lester den Kopf. "Ich fahr jetzt nach Hause und leg mich hin. Seht zu, dass ihr gut nach Hause kommt." Die Frauen nickten und gaben Lester zum Abschied die Hand. "Weißt du was, Jim, ich denke du würdest dich prima im Innenministerium machen.", meinte Sarah und drückte Lesters Hand. Dieser lachte. "Jaaah, alles klar, unfähige Leute rumkommandieren, die sich stets für schlauer halten und generell nur nach ihrer eigenen Meinung handeln." Abby machte inen Knicks. "Ist doch perfekt für dich!" Sie winkten, während Lester immer kleiner wurde, und machten sich dann auf die Suche nach der Seitengasse, in der sie vorher aus der Anomalie gekommen waren. Das Zeitportal war noch da, und sie traten hindurch, um ihren Freunden in der jetzigen Zeit beizustehen.
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Lester und Becker stiefelten schweigend durch die langen Korridore der Kanalisation. Lester fühlte sich komisch. Becker hatte ihn gefragt, wie das gewesen war, kurz tot zu sein, und Lester konnte ihm nicht mehr sagen, als dass er sich nur daran erinnerte dass ihn der Kraken nach unten gezogen hatte und er im nächsten Moment auf dem Boden gekauert hatte und Wasser aus seiner Lunge würgte. Becker behauptete, er sei dazwischen zumindest klinisch tot gewesen. Und nun warv er ihm ständig diese unsicheren Blicke zu, so als würde er jeden Moment umkippen. Schließlich blieb er völlig entnervt stehen. "Becker, hören sie mal. Mag sein dass ich vorhin für einen kurzen Moment... Tot gewesen bin, aber ich schwöre Ihnen, mir gehts gut. Mein Gesicht und Schädel tun weh, als würde Connor es mit einem Lötkolben bearbeiten, und ich fühle mich immer noch ein wenig... Eingedrückt, aber ansonsten gehts mir blendend! Das hier ist nichts im Vergleich zu dem, wie mein Zustand vor zwei Monaten nach der Woche in der Vergangenheit war!" "Sie haben ja Recht, tut mir Leid.", sagte Becker sofort und hob die Hände. "Aber Sorgen machen wird ja wohl noch erlaubt sein!" "Wenn Sie sich unbedingt Sorgen machen wollen, dann darüber ob wir je den Ausgang aus diesem Labyrinth finden!", knurrte Lester und sah sich um. Die Tunnel sahen alle gleich aus. Gedankenverloren strich er mit den Fingern über die lange, schmale Narbe an seinem rechten Unterarm, die er seit der Studienzeit hatte und die er, wie man ihm damals in der Notaufnahme erzählt hatte, bei einer Explosion erhalten hatte. Er hatte angeblich versucht, ein paar Kinder zu beschützen. Das Einzige, an dass er sich erinnerte, war, in dieser Fabrikhalle gewesen zu sein, und dass sie zwei Frauen zur Hilfe gehabt hatten. Und irgendein Vieh, ein gefährlicher Hund, war dort gewesen... Becker beobachtete Lester. Wie immer, wenn er angestrengt nachdachte, fuhr er sich über die Narbe am Unterarm. ER und das ganze Team hatten schon oft Geschichten erfunden, wie er sie wohl erhalten hatte. Becker hatte selbst einige Narben am Körper, schließlich war er Soldat. Doch nur eine davon hatte er schon seit seiner Kindheit. Drei Striche nebeneinander, auf dem Nacken. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass er als Kind mal abhanden gekommen war und während dieser paar Stunden von einem wilden Hund angefallen worden war. Er seufzte. Bis auf die Narbe, die von der Operation seines Oberarmbruches aus der Kreidezeit stammte, hatte er keine tollen Geschichten, die er über seine zahlreichen Verletzungen erzählen konnte. Und Lester war ein einfacher Beamter des Innenministeriums und konnte bei jeder Narbe eine Ich-wär-dabei-fast-draufgegangen-Geschichte erzählen. Während er so darüber nachdachte, wurde es um sie heller. "Hey, Becker! Sehen Sie, da vorne! Wir sind draußen!" Lester drehte sich grinsend zu ihm um. Ein ungewohntes Bild, das Becker breit zurücklächeln ließ.
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Auch Danny und Connor suchten immer noch nach dem Ausgang. Der Student jammerte mit jedem Schritt über die schrecklichen Schmerzen auf seiner Brust. Danny schüttelte heimlich den Kopf über die Tollpatschigkeit seines Freundes. Das konnte wirklich nur Connor schaffen: Einem sterbenen Raubtier genau vor die Pranke zu laufen. Er drehte sich zu dem Studenten um. "Komm schon, Connor, es ist nicht mehr weit, das spüre ich!" "Jaja, soll ich dir mal sagen was ICH spüre?", murrte Connor und behielt das langsame Tempo bei. Danny seufzte. Ihm passierten zwar auch so allerhand Katastrophen, doch seit seiner Ausbildung hatte er sich nicht mehr durch eigene Dummheit verletzt. Er drehte kurz seine rechte Hand und starrte auf die Innenseite. Wie ein Spinnennetz zogen sich die feinen Narben der ehemaligen Schnittwunden über seine Handfläche. Während seiner Ausbildung hatten er und noch ein paar andere Leute eine handvoll Kinder vor 'nem wilden, großen Dobermann beschützt. Irgendetwas war dabei zerbrochen und er hatte sich die Hand daran zerschnitten. Es nervte ihn, dass er von dem Tag nur noch so wenig wusste. Es hatte anscheinend eine Explosion gegeben, und als Folge einer dadurch verursachten Gehirnerschütterung hatte er das Gedächtnis so gut wie verloren. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Immerhin passten seine neuen Narben an den Unterarmen, die aus ihrem unfreiwilligem Ausflug in die Kreidezeit stammten, zu seiner Handfläche. Und er konnte mit Lesters rechtem Arm gleichziehen. Gerade, als er sich wieder zu ihm umdrehte, sauste Connor an ihm vorbei. "Danny! Da vorne ist Licht! Wir sind endlich draußen!" Der Expolizist rannte dem Studenten hinterher. Endlich waren sie hier raus!
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Aber da nun mal bekanntlich alles anders kommt, als man denkt....
     
giftadmin, Administratoren
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