FanFiction:Gefangen in der Gegenwart

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Information:

Ein Monat ist vergangen, seit das Team auf unerklärliche Weise in die Vergangenheit geriet und dort für eine Woche lang gefangen war. Noch immer spüren sie die Auswirkungen der Ereignisse dort, als sie alle eine Einladung zu einem politischen Empfang erhalten. Was anfangs ein heiterer Abend zu werden verspricht, ändert sich nur allzu bald, als Danny, Connor, Abby, Sarah, Lester und Becker betäubt und entführt werden, um sich dann in einem riesigen, unterirdischen Labyrinth wiederzufinden, aus dem es nur zwei Wege gibt zu entkommen: Gegen schreckliche und tödliche Kreaturen zu kämpfen, oder von ihnen getötet zu werden...

Kapitel (1)1

Abby und Sarah waren die ersten, die aus der schwarzen, kurzen Linosine stiegen. In der kühlen Septemberluft fröstelten sie in ihren kurzen Cocktailkleidern. Becker steig nach ihnen aus, und dann sahen sie dem Wagen zu, wie er mit aufbrausendem Motor in der Dunkelheit verschwand. Während sie auf die anderen warteten, ließ Abby den Blick noch einmal über das türkise Seidenkleid schweifen, dass sie trug. "Dieses Mistding juckt vielleicht!", nörgelte Becker, und fummelte an seiner Fliege herum. Becker trug einen teuren, figurbetonten Anzug, mit schwarzer Hose und dunkelblauem Jacket. Unter dem Jacket trug er ein weißes Hemd, und sozusagen als i-Tüpfelchen hatte er sich die schwarze Fliege mit den blauen Nadelstreifen umgebunden. Sarah trug wie Abby ein Cocktailkleid, allerdings war ihres rot und sie war heute auffällig dunkle geschminkt. Die nächste Limosine hielt, und Danny, Lester und Connor stiegen aus. Danny war ebenfalls gerade am Schimpfen, und zupfte wie Becker an seiner Kleidung. Er hatte sich ziemlich in Schale geschmissen, seine Hose war weiß, das graue Hemd hatte er in den Bund gestopft und sein schwarzes Jacket sah aus wie ein neumodischer Frack. Er hielt eine Melone in der Hand, die er zwischen den Fingern drehte. Lester trug einen seiner gewohnten, maßgeschneiderten Anzüge, tiefschwarz dieses Mal, und ein weinrotes Hemd darunter. Statt der Krawatte hatte er heute eine schwarze Fliege umgebunden, und weil er es im Gegensatz zu den anderen gewohnt war so herumzulaufen, stopfte er die Hände in die Hosentaschen und musterte seine Mitarbeiter. Der letzte, den Abby betrachtete, war Connor. Er trug einen schwarzen Anzug mit etwas breiteren, weissen Streifen, und ein beigefarbenes Hemd. Auch er hatte statt der Fliege eine Melone dabei, die heute seinen Filzhut ersetzte. "Alle da? Wunderbar, dann halten Sie ihre Einladungen breit, sofern sie nicht von einem hungrigen Diictodon gefressen wurden (bei diesen Worten warf er Connor einen vernichtenden Blick zu), und folgen Sie mir." Sie betraten hintereinander das große, hell erleuchtete Gebäude. Als sie drinnen waren, staute sich vor ihnen bereits eine kleine Menschenmenge. Sie befanden sich in einer Art Lobby, die sowohl in einen Raum nach rechts als auch einen nach links mündete. Aus dem Rechten drang ihnen lautes Gebrabbel und Musik entgegen, die wohl von einer Liveband stammte. Links waren Geräusche zu vernehmen, die eher auf eine Küche schließen ließen. Danny drückte sich die Melone auf den Kopf und beugte sich zu Lesters Ohr hinunter. "Also, warum sind wir gleich nochmal hier?" Lester stieß genervt die Luft aus und schielte ihn an. "Dieser Empfang heute ist für sämtliche Mitarbeiter des Innenministeriums. Das ARC und die meißten seiner Angestellten wurden eingeladen, und da Sie alle offiziell als Forscher und Wissenschaftler in den Akten verzeichnet sind, gilt das auch für Sie." Er sah kurz in die Runde. Connor bestaunte das große Büffet, das an der linken Wand der Lobby aufgebaut, allerdings noch nicht eröffnet war; Abby zupfte nervös an ihrem Kleid herum und richtete verstohlen ihr Dekoltée; Sarah war gerade dabei, Beckers Fliege gerade zu rücken; der Soldat selbst musterte die Gesichter der Leute um sie herum; und Danny hatte nach einer Karte der Bar gegriffen und ging die Angebote sorgfältig durch. Lester seufzte und räusperte sich dann. Sofort wandte sich das Team wieder seinem Chef zu. "Halten Sie sich einfach alle an das, was wir abgesprochen haben." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zu einem älteren Herrn hinüber, dem er höflich die Hand schüttelte und dann in ein oberflächlich wirkendes Gespräch verwickelte. Der Rest stand ein wenig unschlüssig herum.

"Naja, was soll schon groß schiefgehen, wir sehen zu dass wir den Abend rumbringen und dann gehts ab nach Hause. Außerdem kriegen wir hier alles umsonst, was so schlecht bestimmt nicht ist.", meinte Connor, und Sarah nickte lahm. "Jaaaaah, und falls uns jemand fragen sollte worin genau unsere Tätigkeit besteht, sagen wir einfach wir arbeiten als Forscher in einem Nebengebäude des Inennministeriums, unter James Lester's Leitung, und beschäftigen uns damit Verteidigungsmaßnahmen gegen Biowaffen zu entwickeln." "So ist es zumindest abgesprochen.", murmelte Danny und war bereits wieder in die Karte vertieft. "Also dann, Leute, mischen wir uns unter das Volk.", schlug Abby vor, und sie begaben sich nach rechts in die große Halle. Dutzende lange Tische waren aufgestellt worden, mit Stühlen für ungefähr zweihundert Leute versehen; eine Tanzfläche nahm fast den gesamten hinteren Teil des Raumes ein, in dem sich sonst nur noch eine Bühne mit Musikern und Instrumenten befand; und rechts von ihnen zog sich ein beachtlicher Tresen an der Wand entlang, hinter dem Bedienstete eifrig hin- und herwuselten. Ein lauter Gongschlag verkündete, dass das Büffet eröffnet worden war, und sofort strömten die Menschen nach draußen in die Lobby. "Freunde, ich hab 'nen Bärenhunger. Wir treffen uns später, in Ordnung?", sagte Connor und schloß sich dem Strom der Hungrigen an. "Und ich werde mich ordentlich volllaufen lassen, um den Abend zu überstehen.", verkündete Danny, faltete die Karte zu und stiefelte zielstrebig auf die Bar zu. "Warte, ich komme mit!", rief Becker und folgte Danny hastig. Abby und Sarah sahen sich an und zuckten die Schultern. "Ach, was soll's.", brummte Sarah und trottete den Männern hinterher. Abby hingegen beschloss, nach Connor zu suchen, um sich auch ein paar der bereitgestellten Köstlichkeiten einzuverleiben. Auf dem Weg nach draußen sah sie Lester, der nun Teil eines Stehkreises von mehreren Ministeriumsangestellten geworden war, die wohl alle ähnlich wichtige Positionen wie er selbst bekleideten. Er hielt ein Glas in der Hand, in dem eine bernsteinfarbene Flüssigkeit leichte Wellen schlug. Sie fand Connor ziemlich weit vorne, griff seinen Arm und drängelte sich so an den Wartenden vorbei. Als hinter ihr empörte Stimmen losschimpften worden, hauchte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und sagte laut: "Danke, Schatz, dass du mir den Platz freigehalten hast." Connor sah sie kurz irritiert an, grinste aber dann breit und zwinkerte ihr zu. "Kein Problem, mein Zuckerschneckchen." Er hielt einen Teller in der Hand, der so voll beladen war, dass die Speisen bereits über den Rand hinunterhingen. Abby holte sich selbst einen Teller, nahm sich dann etwas von dem Frutti di Mare - Nudelauflauf, den Frühlingsrollen und ein großes Stück Tiramisu und folgte Connor dann vorsichtig zurück in die Halle. Sie setzten sich an einen Tisch, der noch nicht besonders voll war, und begannen hungrig zu essen. Abby ließ dabei aber immer wieder den Blick umherschweifen. Lester kam nach einer Weile in die Halle, wurde aber von einer Frau abgefangen und wies dann, nach einem kurzen Wortwechsel mit ihr, einladend in Richtung Bar. Sie sah Danny und Becker dort sitzen, und mit fröhlichen Gesichtern anstoßen. Sarah war gerade in ein Gespräch mit einem kleinen Mann mit Halbglatze verwickelt. "Abby?", nuschelte Connor das mit vollem Mund, und fing sich so ihre Aufmerksamkeit ein, "Sag mal, äh, möchtest du tanzen wenn wir aufgegessen haben?" Abby musste grinsen. "Nichts lieber als das, Connor!" Sie sah, wie der Student leicht errötete, und dann noch hastiger als vorher das viele Essen in sich hineinschaufelte. In unglaublichen 5 Minuten hatte er den gesamten Teller leergegessen. Abby war auch schon fertig, und gemeinsam trotteten sie auf die Tanzfläche. Die Band spielte gerade ein flippiges Stück, und Connor begann damit, einen Discofox zu führen.

Sarah verdrehte die Augen. Warum wurde immer nur sie von irgendwelchen nervigen, schnöseligen Typen angesprochen? Der komische Kauz redete jetzt schon seit einer geschlagenen halben Stunde auf sie ein. Und er ließ sich einfach nicht abwimmeln. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Becker und Danny sich zum x-ten Mal einen Cocktail bestellten, und diesen zusehends aufgedreht hinunterkippten. Abby und Connor waren tanzen gegangen, und Lester plauderte mit einer schlanken, ziemlich reich wirkenden Frau in mittlerem Alter. Allerdings schien ihn das Gespräch keineswegs anzuöden. "Also, meine Liebe, ich begebe mich jetzt zu meinen Kollegen. Wenn Sie wollen, leisten Sie mir doch ein wenig Gesellschaft an unserem Tisch?" Der Moppel sah sie neugierig an. Sarah schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid, aber ich muss selbst nach meinen Leuten suchen." Sie wandte sich blitzschnell ab und tauchte in der Menge unter. Endlich war sie den Vollidioten los! Sie bog willkürlich nach links ab und merkte, dass sie dabei war, die Halle zu verlassen. Auch gut, dachte sie, und steuerte auf das Büffet zu. Die Höflichkeit hatte es ihr nicht gestattet, den Typen einfach so stehen zu lassen, denn soweit sie es mitbekommen hatte, war er einer der obersten Vorsitzenden, und somit positionsmäßig weit über Lester. Ihn sich zum Feind zu machen hätte sie also durchaus in Schwierigkeiten bringen können. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie endlich mit ihrem Teller in die Halle zurückkehrte, und weil sie so hungrig war, setzte sie sich an den nächstbesten Tisch, ohne wirklich darauf zu achten, wer sich sonst noch dort befand. "Na, das ist ja ein Zufall, haben Sie ihre Kollegen den gefunden?" Sarah erstarrte, die Gabel auf halber Höhe zwischen Teller und Mund. Das konnte doch jetzt einfach nicht wahr sein! Sie drehte langsam den Kopf. Der dicke Typ von der Bar saß tatsächlich nur ein paar Plätze weiter. "Ich, ääähm...", begann Sarah, und dann tauchten zum Glück Becker und Danny neben ihr auf. "Hey, Sarah, willst du zu uns an den Tisch mit rüber kommen?", fragte Becker, und deutete auf den Tisch an dem Abby und Connor vorhin gesessen hatten. Bevor sie antworten konnte, mischte sich der Moppel jedoch ein. "Entschuldigen Sie, junger Mann, aber die Dame unterhält sich gerade!" Becker hob eine Augenbraue und sah ihn an. "Und Sie sind?" "Trevor Murdoch, Vorsitzender der Abteilung zur inneren Sicherheit.", antwortete der Kerl mit stolzgeschwellter Brust und erhob sich. "Und mit Verlaub, Sie stören." Becker grinste schief. "Ach wirklich? Nun, die Lady hier scheint von ihrer Anwesenheit aber nicht gerade begeistert zu sein." Der Mann schnappte nach Luft. "Wie... Wie bitte? Wer ist Ihr Vorgesetzter?" "Das ist Jam- ", begann Becker, doch Danny legte ihm blitzschnell die Hand auf den Mund und schleifte ihn weg, ehe der Soldat noch mehr unüberlegtes Zeug sagen konnte. "Er wollte sagen: Jamie, äh, Donovan, er arbeitet für eine gewisse Christine Johnson. Ignorieren Sie was er so geschwafelt hat, der arme Kerl verträgt einfach keinen Alkohol." Und mit einem entschuldigenden Lächeln in Sarahs Richtung verschwanden die Beiden an ihren Tisch zurück. Sarah ließ resigniert ihren Kopf auf die Tischplatte sinken. "Ist Ihnen nicht wohl? Kommen Sie, wir besorgen Ihnen ein Glas Wasser!" Die Tonlage des Mannes machte klar, dass er keinen Widerspruch duldete. Sarah erhob sich seufzend und folgte ihm, mit dem festen Vorsatz, sich bei der nächsten Party nicht mehr so aufzustylen. Sie kamen also wieder an die Bar, und der Mann legte ihr einen Arm um die Schultern, während er zwei Martini auf Eis bestellte. Das reichte Sarah nun doch. "Jetzt hören Sie aber Mal, egal, wie einflussreich Sie auch sein mögen, das erlaubt Ihnen nicht mich anzutatschen!", keifte sie und schüttelte den Arm ab. "Oh, wissen Sie, Sarah, ich könnte mit einem einzigen Schreiben bewirken, dass Ihre beiden netten Kollegen von vorhin fristlos entlassen werden.", säuselte Murdoch arrogant grinsend. Sarah klappte die Kinnlade herunter bei soviel Dreistigkeit. "Sie sind ja..." Ihr fiel nichts ein, was sie hätte sagen können. Da hörte sie eine bekannte Stimme nur ein paar Meter weiter zwei Drinks bestellen. Sarah wandte den Kopf und sah Lester, der an der Bar lehnte und jetzt ebenfalls in ihre Richtung sah. Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu und formte mit ihren Lippen stumm das Wort "Hilfe". Lester musterte kurz den Typ neben ihr und wandte sich dann wieder ab, als die Drinks kamen. Gerade als Sarah dachte, er hatte sie nicht verstanden, schnappte er sich die Gläser und schlenderte lässig zu ihr herüber. Dann stellte er die Gläser vor ihr auf den Tresen und legte seinerseits einen Arm um sie. Als er ihr einen gespielten Kuss auf die Wange gab, flüsterte er: "Ich hab Sie doch richtig verstanden, oder?" Als Antwort sagte Sarah laut: "Schatz, da bist du ja, ich suche dich schon seit Stunden!" Lester lächelte Murdoch knapp zu und meinte: "Guten Abend, Trevor, Sie werden meine, äh, Verlobte und mich jetzt doch bestimmt entschuldigen?" Als Murdoch sich nicht bewegte, sondern nur skeptisch zwischen den Beiden hin- und hersah, rang Sarah innerlich kurz mit sich selbst, sprang dann über ihren Schatten und legte den Kopf auf Lesters Schulter. Er ließ seinen Arm von der Schulter nach unten gleiten und legte ihn um ihre Taille. Das schien Murdoch nun doch zu überzeugen, und er dampfte ärgerlich ab. Lester ließ Sarah im selben Moment wieder los, und diese richtete sich aufatmend auf. "Danke, James, ich bin Ihnen was schuldig." Er fing an zu lachen. "Meine Güte, Murdoch, na da haben Sie sich ja wen angelacht!" Sarah schaute ihn böse an. "Also freiwillig war das nun wirklich nicht!" Lester nickte, immer noch breit grinsend. "Murdoch is berüchtigt dafür, seinen Rang dazu zu missbrauchen, sich junge, hübsche Frauen sagen wir mal... Gefügig zu machen." Sarah schnitt eine Grimasse. "Igitt." Sie blieben an der Bar stehen und nippten an ihren Getränken. Sarah vermutete, dass auch Lester schon einiges intus hatte, doch ihm war nicht wirklich etwas anzumerken. Sie sah Abby und Connor kurz wild durch ihr Blickfeld tanzen. Kurz darauf hob sie die Augenbrauen. "Hey, ist das da hinten nicht Captain Wilder?" Lester fuhr herum. "WAS?" Einen Bruchteil später sprang er auf. "Oh oh!" Er nahm Sarahs Hand und schob sie mit sanfter Gewalt in Richtung Tanzfläche. "Was ist denn jetzt los?", fragte diese verwirrt und Lester reihte sich in die tanzenden Paare ein. "Sie sagten, Sie schulden mir was? Den Gefallen fordere ich hiermit ein." Während sie anfngen zu tanzen, sah Sarah über die Schulter, zurück an die Bar. Dort stand, mit geschürzten Lippen und finsterem Blick, Christine Johnson.

Schweratmend kehrten Connor und Abby an ihren Tisch, zu Danny und Becker, zurück. Connor hätte am liebsten noch Stunden so weitergetanzt, Abby in seinen Armen, und ihr Gesicht dem seinen so nahe... Doch irgendwann war es ihnen einfach zu heiss geworden, und außerdem hatten sie beide Durst bekommen. Connor bot an, die Getränke zu holen, und sah dabei auf die Uhr. Wow, es war schon nach neun, sie waren also bereits seit über zwei Stunden hier. Während er von der Bar zurückkam, sah er Lester und Sarah auf der Tanzbühne. Die beiden schienen großen Spaß zu haben, und Connor schüttelte leicht ungläubig den Kopf. Seit sie damals diese furchtbare Woche in der Vergangenheit durchgestanden hatten, hatten sie sich alle verändert. Während Danny, Abby und er selbst ernster geworden waren, hatte es den Anschein, als seien Becker, Sarah und Lester viel lockerer geworden. Er rieb sich gedankenverloren über den Bauch, wo er eine hässliche, wulstige Narbe ertastete. Ja, sie hatten damals wirklich alle nochmal Glück gehabt. Er dachte an Dannys Arme, die aussahen, als hätte er versucht sich umzubringen, und Lesters Seite, die ihm immer noch leichte Schmerzen bereitete, wenn er den Arm falsch bewegte. Er seufzte laut und ging zurück an den Tisch. Kurz nach ihm trafen Sarah und Lester ein, und da waren sie wieder alle sechs versammelt, zum ersten Mal seit ihrem Erlebnis in der Kreidezeit. Becker und Danny hatten mittlerweile gerötete Gesichter, und vertrauten Abby gerade an, dass sie vorhatten Lester heute abzufüllen. Abby erteilte ihnen ihren Segen, und die zwei erhoben sich und traten hinter Lester. Dieser sah alamiert über die Schulter. "Was haben Sie vor?" Anstatt einer Antwort packten sie ihn unter den Armen und zogen ihn auf die Beine. "Hey, wollen Sie 'ne Woche lang Berichte schreiben?", protestierte er, doch sie ignorierten ihn. Sie nahmen Lester zwischen sich, hakten sich zu beiden Seiten bei ihm ein und schleiften ihn zur Bar. "Was...Genau...Machen die da?", fragte Sarah mit gehobener Braue, und Abby winkte ab. "Oh, sie gehen unseren Boss abfüllen." "Ach, na dann ist ja alles klar!", grinste Sarah und lehnte sich zurück. Der Abend war nun doch besser geworden, als sie erwartet hatte.

Sie standen ungeduldig auf den Parkplatz herum. Es war weit nach Mitternacht, und mittlerweile waren sie alle nicht mehr nüchtern. Sarah, Abby und Lester waren zwar noch einigermaßen klar im Kopf, doch auch sie hatten mehr getrunken als beabsichtigt. Wieder sah Lester auf die Uhr. "Seltsam, die hättn llängt hier sein müsssn.", meinte er und verzog dann das Gesicht. "Ich lasssse mich nie wwwieder von denen dazu verführn so viel zu ssaufen!" Abby klopfte ihm auf die Schulter. "Sie hattn keine Wahl, Jamess, nieeeemals." Danny, Becker und Connor tanzten fröhlich und Arm in Arm über den Parkplatz. "Die wird noch wer, äääh, totmantschen, mit einem, ihr wisst schon, äääähm, Automobil!", warnte Sarah, während sie ihnen zusahen. Lester hob sein Handy ans Ohr und beschwerte sich kurz darauf, warum sie immer noch auf ihre Taxis warteten. Als er auflegte, wirkte er verwirrt. "Ich bin wwwohl doch zu betrunkn, die mmeinen ich hätte die Wagen ne Stunde später besstellt." Abby hob die Schultern. "Egaaaal." "Müssen wir halt warten, gell?" Sarah ließ sich auf den Bordstein sinken. Einer der Kellner kam aus dem Gebäude, direkt zu Lester. "Sir? Ich habe hier Getränke für Sie, damit sie sich nicht unterkühlen." Er drückte ihm ein Tablett in die Hand und verschwand wieder nach drinnen. Lester sah ihm verdattert nach, und rief dann, als der Kellner schon durch die Eingangstür trat, ein rasches "Danke!" hinterher. Becker, Danny und Connor waren plötzlich neben ihm, und griffen unaufgefordert nach 3 der Gläser, die sie schnell hinunterstürzten. Sarah, Abby und Lester stießen an und kippten die Drinks dann ebenfalls weg. Sofort breitete sich Wärme in ihnen aus. Sie schlangen die Arme um den Körper und starrten in die Dunkleheit. Abby gähnte. "Wooooow, ich bin vielleicht müüüüüde!" Sarah nickte zustimmend. Lester sah das Tablett prüfend an. "Seltsssam, von denen wussste doch keiner dass wir hier noch wwwarten?" Er spürte plötzlich, wie es in seinem Schädel immer nebliger wurde. Becker, Danny und Connor fingen an, zu schwanken, und zwar nicht wegen dem Alkohol, sondern weil sie sich plötzlich extrem schwach fühlten. "Was gehtn jetzzzz ab?", nuschelte Danny, und plumpste neben Sarah auf den Boden. Connor kicherte. "Deswegen sagen die Mamis immer man soll nichts von Fremden nehmen." Lester merkte, wie der Parkplatz um ihn herum verschwamm. Abby kam auf ihn zu. Ihre Augen waren aufgerissen. "James!", flüsterte sie, und starrte in sein Gesicht. Da merkte er es plötzlich selbst: Etwas warmes, klebriges tropfte ihm vom Kinn. Es schien aus seiner Nase zu kommen. Er wischte mit einem Finger darüber und starrte dann auf das Blut, das ihm entgegenglänzte. "Was geht hier vor?", murmelte Abby, taumelte nach hinten und stützte sich an einer Straßenlaterne ab. Becker wischte sich ebenfalls mit der Handfläche über sein Gesicht, und als er das Blut sah, sackte er langsam zu Boden. Connor wollte Abby auf die Beine ziehen, doch da knickten ihm die Eigenen unter dem Körper weg und er riss sie mit sich zu Boden. "Die haben uns was in die Drinks getan!", wurde Lester bewusst, und dann hüllte ihn der Nebel in seinem Kopf komplett ein, er verdrehte die Augen nach innen und kippte nach vorne um.

Kapitel (1)2

Danny brauchte eine Weile, bis er bemerkte, dass er längst das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er hatte mit leerem Blick vor sich hingestarrt, und die Zeit war unbemerkt an ihm vorbeigestrichen. Verwirrt blinzelte er, und versuchte dann sich zu orientieren. Um ihn herum war alles in Finsternis gehüllt, und als er probierte, sich zu bewegen, musste er feststellen, dass ihm das nicht möglich war. In seinem Rücken spürte er einen harten, kalten Untergrund, und obwohl er nicht auf dem Boden zu stehen schien, kam es ihm trotzdem so vor als befände er in einer aufrechten Position. Als er den Kopf drehen wollte, und ihm selbst das nicht gelang, wurde ihm plötzlich bewusst, was los war. Er war an eine Wand gefesselt, und zwar mit den Füßen ein paar Zentimeter über dem Boden. Seine Arme waren von sich gestreckt, und über seinen Körper schienen sich soetwas wie Drahtseile zu spannen. Sie waren so straff gezogen, das eine wirkliche Bewegung fast unmöglich war. Ein Seil verlief über seine Fußknöchel, ein weiteres über seine Oberschenkel, das nächste über seinen Bauch, dann spannte sich eines über seinen Brustkorb und das letzte über seinen Hals. Seine Arme waren mit dünneren, ähnlichen Drahtseilen an die Wand gezurrt. Die Seile befanden sich an seinen Oberarmen und Handgelenken, während letztere ihm unsanft ins Fleisch schnitten. Er rüttelte an seinen Fesseln, doch sie waren fest in der Mauer hinter ihm verankert. Nach einer Weile gab er auf, weil sein Schädel unangenehm dröhnte. Langsam fiel ihm alles wieder ein. Der Empfang, der Alkohol, ihre verspäteten Taxis... Diese verhängnisvollen Drinks. Ganz klar, man hatte sie gezielt betäubt, es hatte also mal wieder wer auf das Team abgesehen. Leises Stöhnen erklang rechts neben Danny. Sofort verharrte er regungslos und hielt den Atem an. Er hörte, wie Metall über Stein scheuerte. Jemand befand sich also neben ihm, der auf die selbe Weise gefesselt worden war. "Was zur Hölle...?", hörte er eine dumpfe Stimme neben sich murmeln. Es handelte sich eindeutig um Beckers jungenhafte, leicht schnöselige Stimme. Allerdings klang er ziemlich heiser. "Becker?", flüsterte Danny, und scharfes Luftholen war zu hören. Dann, einen Moment später: "Danny?" Danny bejahte, und Becker atmete erleichtert aus. "Verdammt, wo sind wir hier?", fluchte der Soldat, und statt Danny antwortete eine Frauenstimme. "Jungs? Abby?" Es war Sarah, die klang als wäre sie eben erst aus einem tiefen Schlaf erwacht. "Ja, wir sind hier, zumindest Becker und ich. Alles okay bei dir?", raunte Danny. "Denke schon, aber ich kann nichts sehen, und bewegen kann ich mich auch nicht." Sie klang ein wenig besorgt. "Geht uns genauso.", gab Becker zurück, und jetzt waren neue Geräusche zu vernehmen.

Ein Scharren, wie von Schritten, allerdings abgedämpft, als kämen sie aus einem anderen Raum. "Ahaaa, unsere Freunde sind also aufgewacht!" Eine dünne, hohe Stimme erklang. Sie war eindeutig männlich, triefte allerdings vor Verachtung und Arroganz. Wenige Sekunden später wurde eine Tür aufgerissen, und gleißendes Licht strömte in den Raum. Danny wandte geblendet die Augen an. Es dauerte eine Weile, bis er eine kleine, dünne Gestalt im Türrahmen ausmachen konnte. Er kniff die Augen zusammen, doch die Person wurde von hinten bestrahlt, so dass er unmöglich sein Gesicht erkennen konnte. Stattdessen regte sich links neben ihm etwas, und als er den Kopf soweit herüber gedreht hatte, dass er nach links schielen konnte, sah er Abby, die von dem Licht geweckt worden zu sein schien. Sie war auch an die Wand gefesselt, ihr rechter Arm befand sich 30 Zentimeter unter seinem linken. Sarah befand sich links von Abby. Sie hatte die Augen fest zusammengekniffen und verzog das Gesicht. Danny kämpfte seinen Kopf auf die andere Seite, so dass er auch rechts von sich an die Wand sehen konnte. Direkt neben ihm hing Lester - immer noch bewusstlos - schlaff in den Seilen, daneben war Becker, der angestrengt zu der Gestalt ins Licht spähte, und ganz außen war Connor, ebenfalls noch nicht zu sich gekommen. "Wer sind Sie?", rief Becker, und endlich trat der Mann aus dem Lichtkegel. Er war wirklich eher klein geraten, hatte ein klassisches Mausgesicht - spitz und rund; graue, dünne Haare und kleine, dunkle Knopfaugen. Er trug einen Anzug im Mafiosi-Stil, und hinter ihm drängten sich mehrere Männer in einem engen, dunklen Gang. "Alles zu seiner Zeit.", grinste der Mann und schritt auf Becker zu. Er blieb ungefähr einen halben Meter vor Becker stehen, hielt plötzlich einen Zettel in der Hand und starrte kurz darauf. Dann sah er zu Becker auf. "Captain Hilary Becker, nehme ich an?" Becker schürzte die Lippen. "Kommt drauf an wer fragt." Das Lächeln des Mannes wurde breiter und er wandte sich Connor zu. "Connor Temple, hab' ich Recht?" Er neigte den Kopf, um Connor von unten in das Gesicht zu schauen, und tätschelte ihm dann mehrmals mit der flachen Hand die Wange. Connor erwachte nicht, und der Mann ging weiter. Er stand jetzt vor Lester, und taxierte ihn mit angewiedertem Blick. "SIR James Lester." Er spie die Worte förmlich aus. Lester jedoch hing weiterhin reglos an der Wand, und zuckte nicht einmal kurz mit den Wimpern. Der Mann wandte sich fast ein wenig bedauernd von Lester ab und kam zu Danny herüber. "Danny Quinn. Neuer Teamführer." "Sie schlauer Fuchs, Sie.", sagte Danny bitter, und der Mann lachte. "Warten Sie nur, die Witzchen vergehen Ihnen schneller als Sie es für möglich erachten." Als nächstes baute er sich vor Abby auf. "Abbygail Maitland. Eine Freude, Sie kennenzulernen." Abby erwiderte gar nichts, weshalb der Mann zu Sarah weiter wanderte. "Und dann müssen Sie Sarah Page sein. Glauben Sie mir, meine Damen, es war mir zutiefst zuwider Sie wie ihre Kollegen an die Wand zu ketten, aber sehen Sie, ich wusste nicht wie lange genau Sie die Wirkung meines kleinen Schlaftrunks außer Gefecht setzt." Er grinste schief und drehte sich in Richtung Tür um. "Llegáis!", rief er, und zu Dannys Erstaunen betraten 3 waschechte, grobschlächtige Mayakrieger, in voller Kriegsmontur, den Raum. Sie hatten seltsame, rot leuchtende Gerätschaften auf den Kopf, die Abby mit einem Japsen erkannte. "Neuronale Impulsgeneratoren!", keuchte sie, und sah den Mann wütend an. "Sie haben sich mit dieser grausamen Technologie tatsächlich MENSCHEN unterstellt!" Der Mann zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon; dieses Volk ist seit tausenden Jahren ausgestorben. Wer soll sich da schon groß beschweren?" "Sie kontrollieren die Leute mit diesen Dingern?", fragte Becker ungläubig, und der Mann nickte. "Aber ja, sehen Sie." Er wandte sich an einen der drei finster dreinschauenden Männer. "Solta a señor Becker." Der Mann nickte, trottete zu Becker hinüber und schnitt mit einem Messer, das aus groben Metall geschliffen wurde, die Drahtseile mühelos durch. Becker fiel zu Boden, der Maya packte ihn an den Haaren und zog ihn unsanft auf die Knie, das Messer an seine Halsschlagader haltend. "Lassen Sie ihn in Ruhe!", schimpfte Danny, und ein weiterer Maya kam, diesmal unaufgefordert, zu Danny herüber, und hielt ihm die scharfe Spitze seines Speeres an die Kehle. Der Mann blickte Danny ungerührt an. "Soltáis a los otros, pero hiláis delgado si no pueden escapar." Er hatte ihnen wohl befohlen, den Rest von ihnen auch loszuschneiden, denn der dritte Maya und der bei Danny lösten ihre Fesseln. Connor und Lester ließen sie ungerührt auf den Boden kippen, stattdessen hielt der eine Danny weiterhin mit dem Speer in Schach und der andere die zwei Frauen mit jeweils einem Messer. "Desperta a ellos.", befahl der Mann und wies aud Connor und Lester. Der Maya, der auf Abby und Sarah geachtet hatte, begab sich nun zu Lester und Connor. "Lasst sie zufrieden!", schrien Abby und Sarah zeitgleich, und machten Anstalten den Männern zur Hilfe zu eilen. "Wenn ihr zwei Schwierigkeiten macht, werden meine Mayas eure Freunde abstechen, alles klar?", drohte der Mann, un die Frauen hielten schlagartig inne, sahen sich kurz an und nickten dann.

Der eine Maya hatte inzwischen Lester am Kragen gepackt, stemmte ihn mit enormer Kraft hoch und rammte ihn mit dem Rücken und Hinterkopf gegen die Wand. Die Erschütterung ließ Lester augenblicklich in das Hier und Jetzt zurückkehren. Er blinzelte benommen, griff sich mit der Hand an den schmerzenden Kopf und öffnete den Mund zu einem leisen: "Auuh!". Dann registrierte er den knurrenden Mayakrieger unmittelbar vor sich, und schrak zusammen. "Oh!", stieß er aus, und ließ den Arm sofort sinken. Der Maya schwang Lester herum und ließ ihn gegen Becker krachen. Der Maya hinter Becker zog blitzschnell das Messer zurück, so dass er Becker damit nicht unabsichtlich verletzen konnte. Die beiden Männer flogen auf den Boden und schnappten nach Luft. Der Maya wandte sich inzwischen Connor zu, doch der Tumult hatte den Studenten von alleine aufwachen lassen. Er hob abwehrend die Hände. "Vielen Dank, böser starker Krieger, aber ich würde lieber nicht zuerst gegen die Wand und dann gegen Danny gepfeffert werden." Der Maya grunzte und nahm seinen Wachposten bei den Frauen wieder ein. Der seltsame, kleine Mann, der die Szene mit dem selben, permanenten schiefen Grinsen verfolgt hatte, straffte die Schultern und nickte den Maya zu. "Jaláis a los hombres, las mujeres van a seguirnos a voluntad." Er verließ den Raum, die Mayas packten Danny, Becker, Lester und Connor und schubsten sie grob vor sich her. Abby und Sarah wurden zwar in dem Sinne nicht von den Mayas dazu gezwungen, mitzukommen, hielten es aber dennoch für besser ihnen zu folgen. Während sie durch den Gang trotteten, drehte sich Lester zu einem der Krieger um. "Auf die Gefahr hin, das Sie kein Wort von dem was ich sage verstehen, aber würden Sie mir trotzdem vielleicht mitteilen was hier eigentlich vor sich geht?" Der Maya versetzte ihm einen Stoß mit seinem Speerschaft ins Kreuz, anstatt zu antworten, und Lester hielt danach ausnahmsweise mal die Klappe.

Nachdem sie den Gang durchquert hatten, fanden sie sich auf einer Art Aussichtsplatform wieder. Um sie herum erstreckten sich hohe, feuchte Mauern, unter ihnen floss eine dreckige, übelriechende Brühe vorbei. Lichtquellen gab es keine, außer ein paar nackter Glühbirnen an den Wänden. Ein kleiner Steg führte zur linken Seite weg, zog sich an der Wand entlang und verschwand hinter einer Kurve. Der Mann drehte sich zu ihnen um und sah die Mayas an. "Maniatáis a los.", befahl er, und sofort packten die Mayas Danny, Becker und Lester und drehten ihnen unsanft die Arme auf den Rücken. Becker und Lester zuckten zusammen, als Schmerz in ihren noch nicht vollständig verheilten Wunden, die sie sich vor einem Monat in der Kreidezeit zugezogen hatten, aufflammte. Sie banden ihnen die Hände zusammen, mit der selben, dünnen Drahtschnur, mit der sie auch an die Wand gefesselt gewesen waren, und zogen sie so fest zusammen, dass selbst Danny nach Luft schnappen musste. Danach kümmerten sie sich um Connor, Abby und Sarah, und erwarteten dann weitere Befehle. "Aferráis a los.", sagte der Mann und kam auf sie zu. Die Mayas packten sie von hinten an den Oberarmen, jeder Maya zwei Teammitglieder. Der Mann blieb vor Lester stehen und erwiderte kurz seinen Blick. Dann, ohne Vorwarnung, holte er plötzlich aus und donnerte Lester seine Faust ins Gesicht. Lester prallte gegen den Maya hinter sich, der ihn gnadenlos wieder nach vorne stieß und an seinem Oberarm riss, um ihn auf den Beinen zu halten. Als die Sterne vor seinen Augen verschwunden waren und das Klingeln in seinen Ohren aufgehört hatte, setzte der Schmerz ein. Lester wandte das Gesicht ab, hob die Augenbrauen, bließ die Backen auf und stieß dann langsam die Luft aus. Er wollte sich auf keinen Fall anmerken lassen, WIE weh der Schlag getan hatte. Als das Pochen einigermaßen nachgelassen hatten, drehte er sich zu dem Mann zurück und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Hatten wir schon mal das Vergnügen?" Der Mann funkelte Lester an. "Nein, aber das macht nichts. Ich habe nicht vor Freundschaft mit dir zu schließen." "Ach was, und ich dachte das wäre der Zweck unserer Anwesenheit, nur dass Sie noch viel zu dem Thema - Wie schmeisse ich eine weniger erbärmliche Hausparty - lernen müssen.", brummte Lester, was die übrigen Mitglieder des Teams zum kichern brachte. "Halt's Maul du Lackaffe! Du und deine Freunde werden bezahlen für das, was ihr mir angetan habt.", zischte der Mann böse. "Was haben wir denn gemacht?", fragte Danny, und war sich zur Abwechslung mal wirklich keiner Schuld bewusst. "Ihr habt meinen Bruder auf dem Gewissen!", rief der Mann völlig entrüstet. "Wir haben was? Sind Sie irre?", schimpfte Abby, während die anderen ähnlich empört reagierten. Doch Lester war erstarrt und blickte den Mann vor sich mit halb offenen Mund an. "Leek.", murmelte er auf einmal, und da fiel es auch Connor und Abby wie Schuppen von den Augen. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mann vor ihnen und Lesters altem Assistenten war verblüffend. "Sie sind sein Bruder! Rowan Leek, hab ich nicht recht?", wollte Lester wissen, und der Mann grinste sein arrogantes Grinsen. "Sie erstaunen mich. Sie scheinen ihre Mitarbeiter ja wirklich gut zu kennen." Lester zuckte mit den Schultern. "Diejenigen, denen man nicht einmal einfachste Arbeiten anvertrauen kann, ohne sich um das Endergebnis sorgen zu müssen." Leek verzog auf den Kommentar wütend das Gesicht. "Glaub mir, Lackaffe, du machst eure Situation nicht besser." Lester verstummte und schien kurz zu überlegen. Nach einer Weile sprach er wieder. "Also, wenn ich das hier richtig verstanden habe, sind Sie wütend auf mich, oder? Dann können Sie meine Leute doch gehen lassen." Leek schüttelte den Kopf. "Ihr seid alle Schuld an dem, was mit Olliver geschehen ist. Und selbst wenn Danny, Sarah und Becker hier nicht direkt dabei waren, so arbeiten sie dennoch für dich und mit Abby und Connor zusammen. Ihr seid es alle wert zu sterben." "Also jetzt aber! Leek ist selbst Schuld an seinem Tod, und außerdem hat er einen unserer Kollegen und Freunde auf dem Gewissen!", brauste Connor auf, und Abby nickte zustimmend. "Er ist seinem eigenen Größenwahn zum Opfer gefallen." Leek stapfte wütend mit dem Fuß auf. "Haltet die Klappe! Mein Bruder war nicht größenwahnsinnig, er hat als Einziger erkannt wie man diese Tiere sinnvoll nutzen kann!" "Indem man sie einsetzt um Menschen zu töten?!?", schimpfte Abby laut, "indem man sie als Waffen verwendet?" "So ist es! Und nun werde ich den Plan meines Bruders fortführen, mir eine Armee mit den mächtigsten Kreaturen der Erdgeschichte zulegen und damit meine Herrschaft über diesen Planeten einläuten!", erklärte Leek voller Begeisterung und wandte sich wieder an Lester. "Mein Bruder hat auch gehasst, und ganz besonders dich!" Lester zuckte mit den Schultern. "Er war eben ein Weichei." Leek ignorierte die Beleidigung und trat ein Stück näher an sie heran. "Es wird Zeit, euch für euer Verhalten Olliver gegenüber zu bestrafen. Ich habe eine nette, kleine Überraschung für euch vorbereitet. Ich werde euch trennen und an verschiedenen Stellen postieren. Und dann könnt ihr versuchen, zu entkommen." "Und wo genau sind wir hier eigentlich?", wollte Becker wissen und sah sich um. Leek hob eine Augenbraue. "In einem stillgelegten Bereich der Londoner Kanalisation." "Alles was wir tun müssen, um hier wieder wegzukommen, ist also den Weg nach draußen zu finden?", schlussfolgerte Danny erstaunt. Das klang nun doch ziemlich einfach. Leek lachte. "Wenn du es so einfach ausdrücken willst..." "Sie haben Kreaturen hier unten versteckt, stimmt's? Sie sollen uns auflauern und töten.", murmelte Abby und versuchte, nicht daran zu denken, was sie wohl in den alten Tunneln hier erwarten würde. Leek nickte. "Sehr schlau. Und glaubt mir: Jede von ihnen ist gefährlicher als die andere. Es gibt kein Entkommen." "Sie sind der selbe Feigling wie ihr Bruder. Er war auch nicht manns genug, um seine Feinde selbst aus dem Weg zu räumen. Auch er hat sich immer irgend welcher Tiere bedient.", spottete Lester, und blanke Verachtung lag in seinen Augen. Leeks Gesichtausdruck wurde wieder bedrohling böse. "Aber naja, der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm. Ich wette, Sie sind der selbe Versager wie Olliver, Rowan. Feige, hinterhältig, eiskalt. Sie sind wirklich ein kläglicher kleiner Mann.", redete Lester weiter. Leek zog die Brauen zusammen, ballte die Hand zur Faust und holte aus. Lester sah es zwar noch kommen, konnte den Kopf aber nicht mehr rechtzeitig einziehen. Wieder schlug Leek ihm die Faust ins Gesicht, doch dieses Mal so fest dass Lester dem Maya hinter ihm aus der Hand sauste, als er nach hinten flog. Er landete unsanft auf dem Steißbein und fing den Sturz mit den Ellbogen ab. Ein wenig benommen kauerte er auf dem Boden, die Lippe war aufgeplatzt und tat verdammt weh. "Wow, sonst bin ich immer derjenige der die Schläge einsteckt.", meinte Danny, als der Maya Lester am Kragen packte und in einer fließenden Bewegung wieder auf die Füße stellte. Lester grummelte etwas und ließ sein Kiefer wieder einrasten. "Vengáis", befahl Leek, und die Mayas schubsten das Team, um ihnen zu zeigen, dass sie sich in Bewegung setzten..

Sie passierten den Laufsteg, der um die Ecke verlief, und entfernten sich von der Plattform. Sie bogen immer wieder in irgendwelche Gänge ab, und schon bald wurde jedem aus dem Team klar, dass sie sich in einem gigantischen, unterirdischen Labyrinth befanden. Nach einer ganzen Weile kamen sie zu einem Durchgang, hinter dem sich ein großer Raum befand. Ein Wasserbecken, tief und dunkel, lag direkt unter ihnen, dahinter waren ein Steinboden und viele Hügel aus Bauschutt. Sie standen auf einer Art Felsvorsprung. Abby konnte in der anderen Wand des Raumes einen kleinen Ausgang sehen. "Tiráis a dos de ellos abajo, a saber...", sagte Leek zu den Mayas, und diese sahen ihn erwartungsvoll an. Leek ging ein wenig zwischen den Teammitgliedern umher. Dann deutete er auf Lester und Becker. "Ellos." Sofort zerrten sie Lester und Becker auf den Abgrund zu. Am Rand angekommen, warf Becker einen Blick nach unten. Die Wasseroberfläche lag mindetsens zwanzig Meter unter ihnen. "Also das ist doch jetzt vollkommen überflüssig!", beschwerte sich Lester, als der Maya ihn nach vorne drückte. Er hielt dagegen, aber mit den Händen auf dem Rücken hatte er nicht wirklich große Chancen. Ganz kurz ließ der Maya von ihm ab, und dann spürte er einen Tritt im Rücken und flog über die Felskante nach unten. Das Wasser raste auf ihn zu, er drehte sich in der Luft unglücklich und stürzte jetzt seitlich auf das Wasser zu. Nur ganz kurz vor ihm schlug Becker auf der Oberfläche auf, Lester hörte ihn noch laut Luft holen, ehe er in den Fluten versank, dann krachte er selbst auf die harten Wellen und sackte in die tiefe Dunkelheit hinab.

Den anderen blieb gar nicht die Zeit, den Beiden nachzuschauen, denn schon ging es weiter. Wieder wählte Leek zwei von ihnen aus, und diesmal waren es Abby und Sarah, die in einen viel kleineren, finsteren Raum gebracht wurden, in dessen Mitte eine eher kleine Anomalie funkelte. Die Tür, die hinein führte, wurde abgesperrt, und ratlos standen sie inmitten der Schwärze, die nur von dem flackernden Licht der Anomalie erhellt wurde.

Die letzten beiden, Danny und Connor, mussten noch fast zehn Minuten mit den Mayas und Leek durch die feuchten Tunnel latschen, ehe auch sie zurückgelassen wurden. Sie wurden ihn eine Grube gestoßen, deren Wände steil und rutschig waren. Sie hörten, wie Leek und die Mayas sich eilig von ihnen entfernten. Dann saßen sie alleine da.

Kapitel (1)3

Becker strampelte kräftig mit den Beinen, um zurück an die Wasseroberfläche zu gelangen. Es war so dunkel um ihn herum, dass er kurz die Orientierung verlor. Da seine Hände sich noch auf seinem Rücken befanden, tat er sich schwer damit Schwimmzüge zu machen. Er zog die Beine an, bewegte seine Arme unter ihnen vorbei und schlüpfte durch die so entstandene Schlaufe durch, um seine Hände nach vorne zu bringen. Dann machte er weit ausladende Schaufelbewegungen, um überhaupt irgendwie vom Fleck zu kommen. Das Wasser war eiskalt, und seine Finger begannen klamm zu werden. Er spürte, dass ihm langsam die Luft ausging. Panisch paddelte er mit den Händen und Füßen, und endlich wurde es heller. Er sah einen Körper gegen den Lichtschein von oben, und erkannte gleich darauf Lester, der selbst ein paar ziemlich unglückliche Versuche unternahm, an die Oberfläche zu schwimmen. Er sank dabei allerdings immer tiefer ab. Becker beeilte sich, um zu ihm zu gelangen, und erfasste ihn mit seiner Schulter. Lester klappte über seinem Rücken zusammen, und Becker beförderte ihn mit sich nach Oben. Jetzt, da der Soldat wusste, wohin er schwimmen musste, konnte er kräftige, wohlüberlegte Züge machen, und sie pflügten regelrecht durch das Wasser. Mit viel Schwung schossen sie aus dem kühlen Nass. Ein flaches, mit Algen bewachsenens Ufer grenzte direkt an das Wasserbecken an, und Becker hielt direkt darauf zu. Als er es erreichte, wurde er aprupt abgebremst, und der Ruck beförderte Lester von seiner Schulter auf den Boden. Lester rutschte auf dem Rücken ein paar Meter das schlickige Wasserbeckenufer hinauf. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung und Überraschung. Becker selbst schlingerte auf allen Vieren hinterher und rammte seinen Chef, als dieser gerade versuchte die Füße auf den Boden zu bekommen. Er flog über Becker drüber und landete mit dem Gesicht voraus in den schleimigen Algen. Becker hockte sich mit dröhnendem Schädel auf und sog den Sauerstoff in seine Lungen. Lester stemmte sich vom Boden hoch und warf ihm einen bösen Blick zu. "Was, wenn ich Sie mal ganz belämmert fragen darf, ging denn da eben mit Ihnen durch? Gehen Sie jetzt unter die Delfine oder was?" Becker schnaufte laut und hob die Schultern. "Sie sind halt in die falsche Richtung geschwommen."

Sarah und Abby sahen sich unschlüssig in dem kleinen Raum um. Ein Mayaspeer steckte im Boden. Sie betrachteten ihn genauer und fanden einen Zettel, der um seinen Schaft gebunden war. Darauf stand in krakeliger Handschrift: "Um eure Freunde in der Gegenwart zu retten, müsst ihr zuerst die in der Vergangenheit vor Unheil bewahren. Ihr habt nur eine einzige Chance. Vergeigt es nicht. Entweder ihr rettet alle, oder ihr rettet keinen." Abby hob eine Augenbraue. "Toll, wir dürfen Rätselraten. Kann nicht einfach irgend ein Dinosaurier kommen und uns angreifen oder so? Warum müssen wir uns wieder mit 'nem blöden Quiz herumärgern?" Sarah hob die Schultern. "Weil Frauen logischer denken als Männer?", riet sie und sah nach rechts, als etwas ihre Aufmerksamkeit erhaschte. Ein schwaches, rot blinkendes Licht bewegte sich langsam auf sie zu. "Was ist denn das?", fragte sie laut und Abby drehte sich um. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen, trotz der Anomalie direkt hinter ihnen. Und da machte die Lichtquelle plötzlich einen riesigen Satz und sauste auf Abby zu. Diese duckte sich gerade noch darunter hinweg, und ein paar scharfe Klauen zerschnitten die Luft über ihr. Ein hässliches, sehniges kleines Wesen landete neben ihr, es hatte eine ledrige Haut und riesige, fledermausflügelähnliche Ohren. Seine Augen waren pechschwarz und die Zähne spitz und scharf. Es fauchte und verschwand dann in der Anomalie. Sarah, die ebenfalls in Deckung gegangen war, legte ihre Hände auf Abbys Schultern. "Bist du in Ordnung?" Abby nickte und rappelte sich auf. "Was zur Hölle war DAS denn?", fluchte Sarah und starrte in die Anomalie, als könnte sie da etwas erkennen. "Ein Zukunftstarntier.", antwortete Abby mit düsterer Stimme. Sarah warf ihr einen überraschten Blick zu. "Was? Wow, so sehen die also aus." Sie spürte wie sich ihr Magen zusammenzog. Eines dieser Viecher hatte Dannys Bruder getötet. Abby näherte sich der Anomalie. "Was hast du vor?", wollte Sarah wissen und schloss zu ihr auf. "Na was wohl, wir folgen dem Ding. Ich schätze, das ist der erste Teil unserer Aufgabe: Es nicht aus den Augen zu verlieren." "Du willst ernsthaft dieser Kreatur folgen? Wir wissen doch nicht mal wo uns die Anomalie hinbringt!", widersprach Sarah heftig. "Siehst du sonst 'nen Weg hier raus?", wollte Abby wissen, und Sarah schüttelte langsam den Kopf. "Wenn das mal kein böses Ende nimmt...", murmelte sie, als Abby zielstrebig durch die Anomalie trat. Sie atmete tief durch, sah sich dann noch einmal in dem kleinen, dunklen, leeren Raum um und folgte ihrer Freundin dann.

Connor und Danny unternahmen mehrmals Versuche, irgendwie aus der Grube heraus zu kommen. Doch es war aussichtslos, die Wände waren einfach zu steil und zu glatt um an ihnen hochzuklettern. Sie überlegten sich deshalb eine neue Strategie. "Also, Connor, ich nehme dich auf die Schultern, und du versuchst dann dich über den Rand nach draußen zu ziehen.", sagte Danny und der Student nickte. Er hatte nicht die geringste Lust, in der Dunkelheit auf Dannys Schultern zu steigen, und dann ohne etwas zu sehen an dem schmutzigen Grubenrand herumzuklettern. Dennoch stemmte er sich schwungvoll in Dannys Räuberleiter hinauf und probierte ein wenig herum, ehe er einen sicheren Stand hatte. Danny schleppte ihn so bis zum Grubenrand und hielt dann seine Füße fest. Connor schaffte es, seine Hände um die Kante des Grubenrandes zu legen, zog sich hoch und spähte über den Rand hinweg. Der Tunnel war in schummriges Licht getaucht. Als er die Augen zusammenkniff, um genauer hinzusehen, war ihm, als hätte er eine huschende Bewegung wahrgenommen. "Kannst du was erkennen?", rief Danny von unten, und Connor hielt die Luft an. "Ich weiß nicht recht..." Plötzlich zuckte Danny unter ihm zusammen. "Gott, was ist das denn???", fluchte er, und wackelte dabei so herum, dass Connor nach hinten kippte und die Kante loslassen musste, um mit den Armen rudern und so das Gleichgewicht halten zu können. Da fiel ihm auf, dass sich silbrige, klebrige Fäden zwischen seinen Fingern und Händen spannten. Er versuchte, sie abzurubbeln, doch das verklebte seine Hände nur noch mehr. "Connor, irgendwas ist in dieser Grube!", schrie Danny, für seine Verhältnisse mehr als panisch, und im nächsten Moment spürte der Student eine Erschütterung, als etwas gegen Dannys Beine krachte. Sein Freund versuchte noch, Connor festzuhalten, doch dieser rutschte mit dem einen Fuß ab, donnerte Danny unabsichtlich das Knie gegen die Schläfe und fiel dann selbst zu Boden. Er landete hart auf dem Bauch, und vor allem die Schultern und Hüftknochen schmerzten nach dem Aufprall. Danny kauerte neben ihm und presste beide Hände auf die Stelle, wo Connor ihn getroffen hatte. Obwohl er es nicht sehen konnte, wusste Connor dennoch, dass der ehemalige Polizist verletzt war - der metallische Geruch von Blut erfüllte die modrige Luft. "Danny, das tut mir echt Leid!", versicherte er ihm, doch Danny presste die Lippen zusammen. Er atmete einmal tief durch und sah Connor dann an. "Connor, hier ist irgendetwas in der Grube." "Wie sieht es denn aus?", wollte Connor wissen und stand so leise er konnte auf. "Weiß nicht... Irgendwie insektenmäßig, schwarz, wuselig. Macht klackernde Geräusche." "Insektenartig...", murmelte Connor und sah auf seine Handflächen. Er wusste jetzt, was ihm da an der Haut klebte. "Oh, nein.", stöhnte er, als hinter ihm etwas klackerte.

Die Solifugae machte einen großen Satz, um den Rücken des Studenten zu erwischen. Connor kreischte auf, schlug wild um sich und schaffte es, die Riesenspinne abzuschütteln. Danny sah ihm entsetzt dabei zu. Schon als Kind hatte er Spinnen wie die Pest gehasst, doch es mit den Jahren überwunden. Und nun saß er in einem mistigen Erdloch fest, zusammen mit einer Spinne von der Größe eines Schafes! Er schüttelte den Schreck ab und eilte Connor zu Hilfe. Sein Schädel pochte bei jedem Schritt unangenehm, und trotz der Kälte in den unterirdischen Tunneln pumpte der Schmerz Hitze durch seinen Körper. Die Spinne, die Connor abgeworfen hatte, krabbelte mit Affenzahn aus der Grube. Connor schrak zusammen, als Danny neben ihm auftauchte. "SPINNEN!", japste Danny und sah Connor ungläubig an. "Solifugae, um genau zu sein. Wobei es sich hier vermutlich nicht um die selben Exemplare handelt, denen wir vor 2 Jahren schon einmal begenet sind.", gab der Student zurück und wischte das Spinnennetz an seiner Hand an seiner Hose ab. "Was soll das heissen?", wollte Danny wissen und sah sich um. "Naja, die, denen wir begegnet sind haben erstens keine Spinnennetze gewebt, und zweitens haben die nicht von sich aus angegriffen, wenn man sie nicht gereizt hat." "Oh, gut, soll ich mich jetzt beruhigter fühlen?", schnaubte Danny und starrte auf die klebrigen Fäden an Connors Hose. "Naja, ich habe dir ja noch nicht mal gesagt dass sie extrem giftig sind.", meinte Connor und klang dabei sehr nervös. Danny drehte sich wütend zu ihm. "Connor, tu mir den Gefallen, und halt einfach mal die Klappe!" Connor nickte und schwieg. Es klackerte erneut irgendwo neben ihnen. Sie fuhren herum, doch nichts war zu sehen. Das Klackern wurde lauter. Mehr einem Impuls folgend, hob Connor den Kopf. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich ein dicker, schwarzer Klumpen von der Decke abseilte und direkt auf Danny zielte. Connor stieß einen Warnschrei aus, und Danny hechtete zur Seite. Die Spinne landete mit einem lauten Plumps zwischen ihnen und stürzte sich dann wieder auf Danny. Er holte mit seinem Fuß aus und versetzte der Spinne einen kräftigen Tritt. Die Spinne krachte gegen die Wand der Grube und zappelte zischend mit den Beinen, blieb aber auf dem Rücken liegen. "Wow, so gehts natürlich auch!", sagte Connor anerkennend, und Danny grinste. "Hey, das hat schon fast Spaß gemacht!" Ein schwarzer Schatten huschte hinter Danny in die Grube. Connor sprang zu Danny, holte aus und kickte ebenfalls mit voller Wucht gegen die Spinne. Auch sie blieb am Grubenrand liegen und wandt sich vor Schmerzen. "Du hast Recht!", strahlte Connor. Sie beeilten sich, um ihre Fesseln an den Kieferzangen der Spinnen aufzuschneiden, ehe sie sich zurück in die Mitte der Grube begaben, um den Überblick zu behalten. Jetzt wuselten drei der schwarzen Krabbelviecher in die Grube. Sie traten nach ihnen, doch schon im selben Moment kamen sechs weitere dazu, und ehe sie sich versahen waren sie von den Spinnen umzingelt. Sie schlugen unkoordiniert um sich, darauf bedacht, von keiner gebissen zu werden. "Vielleicht haben wir ja Glück...", presste Danny zwischen den Zähnen hervor, während er krampfhaft eine Spinne von seinem Gesicht weghielt, die mit den Kieferzangen nach ihm schnappte, "und nach 'nem Biss von einem dieser Dinger werden wir zu Spiderman!" Connor nickte und duckte sich zeitgleich unter einer herumschwingenden Spinne weg. "Alter, die hält sich wohl für Tarzan!", schimpfte er und schlug ihr mit der Faust gegen die Seite. Die Spinne segelte in hohem Bogen auf einen Haufen, wo schon ein paar andere Exemplare lagen. Danny stürmte darauf zu, nahm die Spinnenkörper als Stufen und war so mit wenigen Sätzen aus der Grube draußen. Connor starrte ihm neidisch nach. Er war nicht fit genug, um ein ähnliches akrobatisches Meisterstück zu vollführen. Und außerdem war er, wie ihm gerade auffiel, jetzt alleine mit dutzenden von Spinnen in dieser Gruppe. "Danny!", rief er laut, und der Kopf seines Freundes tauchte über dem Grubenrand auf. "Was machst du denn noch da unten? Komm rauf! Ist ganz einfach!" Connor seufzte. Er sah, dass die Spinnen von ihm abließen, und stattdessen auf Danny zusteuerten. Sie rochen das Blut an seinem Kopf. Danny bemerkte es ebenfalls und wurde gleich eine Spur blasser ihm Gesicht. "Ah, äh, Connor, ich überlass das rausklettern mal dir!" Er nahm reißaus und schien in einen der Gänge zu laufen. "Was??? Na großartig!", beschwerte sich Connor, und ging zu ein paar Spinnen, die sie mit den Tritten getötet hatten. Ihre Schuhe hatten bei vielen einfach ihre Chitinschale durchbrochen und sie so innen schwer verletzt. Er stapelte die Spinnenleichen mit angewidertem Gesicht und einiger Anstrengung aufeinander und kletterte dann seine wackelige Treppe hinauf. Oben angekommen, war weder von Danny noch von einem der lebenden Exemplare etwas zu sehen. Connor war sich unschlüssig, in welchen Gang er gehen sollte, und beschloss, zuerst einmal in die Gänge hineinzulauschen, bevor er losging. Insgesamt zweigten vier Gänge von dem Tunnel ab, in dem er sich befand, und schon im zweiten hörte er leises Klackern. Er spurtete los, nahm unterwegs einen Stein in die Hand, um ihn als Waffe zu benutzen, falls es erforderlich war, und schlich sich dann die letzten paar Meter. In diesem Tunnel war es schon viel heller. Als er um eine Kurve bog, gefror ihm fast das Blut in den Adern. Ein gigantisches Spinnennetz spannte sich zwischen den Tunnelwänden, und in der Mitte hing etwas, dass aussah wie ein menschlicher Körper. Überall wuselten Spinnen herum, und zwei von ihnen waren gerade damit beschäftigt, den Mensch einzuspinnen. Connor zählte um die zwei Dutzend Spinnen, für ihn alleine war es also unmöglich, an ihnen vorbeizukommen. Er tastete seine Taschen ab. Erstaunlicher Weise hatte man ihm seine Sachen nicht abgenommen. Er ertastete ein Päckchen Kaugummi, eine Dose Deo, seinen Geldbeutel, seinen MP3-Player, seine Autoschlüssel, ein Feuerzeug, Taschentücher und sein Handy. Er starrte kurz auf all die Sachen, die er in den Händen hielt. Dann blieb sein Blick an dem Feuerzeug und dem Deo hängen. Ein böses Grinsen trat auf Connors Gesicht.

Danny versuchte, so wenig wie möglich lebendig zu wirken. Als er erkannt hatte, dass er den Solifugae nicht entkommen würde, war er blindlings in diesen Gang gehetzt, und hatte sich dabei in dem Netz verfangen. Augenblicklich hatte er sich totgestellt, und zwei der Spinnen hatten ihn weiter nach oben transportiert und waren nun damit beschäftigt, ihn einzuspinnen. Er traute sich nicht, einen Befreiungsversuch zu starten, denn er wollte unter keinen Umständen von einem der Viecher gebissen werden. Eines der kratzigen Beine von einer der Solifugae scheuerte über seine Wange, als sie über ihn kletterte und genau vor seinem Gesicht verharrte, um ihn auch dort einzuweben. Dannys Haare stellten sich auf bei der Berührung und dem Spinnenkörper vor sich. Er unterdrückte ein Schaudern und wimmerte leise. Blitzartig hielten die Spinnen inne und klackerten drohend mit ihren Kieferzangen. Danny schloss die Augen und betete inständig, dass sie ihn weiterhin für tot hielten. Das Netz bebte leicht unter ihm, was bedeutete dass die Spinnen ihre Arbeit fortsetzten. Danny hatte, bevor die Spinnen ihn in die Mitte des Netzes verfrachtet hatten, mehrere Tierkadaver an den Fäden kleben sehen. Sie hatten seltsam ausgesaugt gewirkt, was ihn ziemlich schockierte, denn er hatte keine Lust dass das auch mit ihm geschah. Gott, hoffentlich hatte Connor einen guten Plan entwickelt um ihn hier rauszuholen. Falls er noch lebte. Schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit, als er daran dachte, wie unüberlegt er aus der Grube gestürmt war und den Studenten dort hilflos zurückgelassen hatte. Er riskierte es, seine Augen wieder zu öffnen. Die Spinne war nun nicht mehr vor seinem Gesicht, sondern ein Stückchen weiter rechts. Lächerlicher Weise machte sich Danny kurz darüber Gedanken, ob er die Spinnweben wohl je wieder aus seinen Haaren bekommen würde, die ihm nun doch ziemlich am Herzen lagen. Dann riss ihn ein Feuerstrahl aus seinen Überlegungen. Die Spinnen, die verbrannt worden waren, fauchten und zischten laut, als die Flammen ihre Körper zerstörten. Danny erkannte Connor, der im Rambo-Style durch den Tunnel rannte und auf seinem Trip sämtliche Spinnen in den Tod riss, die er erwischen konnte. Die Solifugae wichen ihm aus und zogen sich in Felsnischen zurück. Im Nu waren die Spinnen, die mit Danny zu Gange gewesen waren, verschwunden. Connor blieb am Netz stehen und grinste zu Danny hinauf. "Danny, der menschliche Kokon!" Danny verdrehte die Augen. "Ungemein witzig, Connor! Hol' mich hier raus, ehe die Mistviecher beschließen, mich auszusaugen." Connor richtete das Deo auf das Netz und entzündete das Feuerzeug. "Bist du irre? Du wirst mich abfackeln!!!", schrie Danny, doch Connor runzelte die Stirn. "Glaub mir, Spinnennetze brennen prima. Schneller gehts gar nicht!" "HALLO??? Schon mal drauf geachtet - mein Körper ist mit Spinnweben übersäht!", plärrte Danny und fragte sich gleichzeitig, wie dieser Mann es nur geschafft hatte, studieren zu gehen. "Oh, du hast recht!", meinte Connor und ließ das Deo sinken. "Warte, mal sehen...." Er nahm seinen Autoschlüssel zur Hand und durchtrennte damit die dicksten der Fäden, die Danny hielten. Das Netz fiel in sich zusammen, und Danny hatte das Gefühl, von einer Schicht aus Watte bedeckt zu sein, als es auf ihm landete. Er kämpfte sich aus dem klebrigen Haufen und schüttelte so viel von dem Zeug ab, wie er konnte. "Verschwinden wir von hier.", meinte Connor, und Danny nickte. Mit dem Deo und dem Feuerzeug bewaffnet, liefen sie den Tunnel zurück. Gerade, als sie durch den Zugang zu dem Tunnel mit der Grube treten wollten, versperrten ihnen die Solifugae plötzlich den Weg. Wie eine schwarze Wand bauten sie sich vor ihnen auf, zischend und bedrohlich. Danny schüttelte sich. Er spürte, wie noch Teile der Spinnweben in seiner Wunde klebten, und sein ganzer Körper juckte und kratzte. Connor hob das Deo, sprühte drauflos und entflammte das Feuerzeug. Die Spinnen, die er traf, zogen sich tot zusammen, die anderen gingen zum Angriff über. Sie sprangen und rannten auf die beiden Männer zu, doch mit den Flammen und Tritten hielten sie sie sich vom Leib. Es waren nicht mehr viele Spinnen übrig, nachdem sie eine Weile verbissen gekämpft hatten. Da sprang eine riesige Spinne, von der Größe eines ausgewachsenen Stiers, auf sie zu. Connor zielte und wollte sie wohl in der Luft abschießen. Doch als er auf das Deo drückte, sprühten nur ein paar kleine Funken, dann erstarb der Strahl mit einem Gurgeln. Connor starrte fassungslos auf die Miniflamme des Feuerzeugs, das er in der Hand hielt, und dann zu der Spinne, die auf sie zustürzte. Er drehte sich langsam zu Danny um. "Mein, ähm, Deo ist alle."

Obwohl Danny sofort reagierte, kam er trotzdem zu spät. Die Spinne erwischte Connor mit den Kieferzangen, während Danny ihn zur Seite stieß. Ein langer, hässlicher Schnitt entstand an Connors Oberarm, dort, wo eine der Kieferzangen ihn noch gestreift hatte. Dann spürte er selbst einen brennenden Schmerz in seinem Rücken, als die Spinne beide Zangen tief ins Fleisch hineinstieß. Danny stöhnte auf, er versuchte sich aufzurappeln und wegzurennen, doch seine Arme und Beine begannen, unkontrollierbar zu zucken. Connor konnte noch ein kleines Stück zu ihm herüber robben, dann wurde auch von den spastischen Anfällen durchgeschüttelt. Dannys Blickfeld verschwamm an den Rändern und wurde immer dunkler. Er sah, wie drei der Spinnen auf sie zustaksten, während der Rest, augenscheinlich tot, liegen blieb. "Noch drei Spinnen.", dachte Danny, während er langsam das Bewusstsein verlor, "nur noch drei dieser verfluchten Viecher, und Connor und ich hätten es geschafft gehabt." Plötzlich machte ihm das gar nicht mehr so viel aus. Im Gegenteil, so stark sein Körper bis eben noch geschmerzt und gezuckt hatte, so entspannt war er plötzlich. Wärme breitete sich in Danny aus. Seine Glieder hörten auf zu zucken, und das Schwarz vor Dannys Augen wurde zu einem freundlichem, hellen Weiß. Connor packte Dannys Hand, und quetschte sie dann fest zusammen, als er versuchte, sie zu drücken. Er wollte etwas sagen, doch sein zuckender Körper gewann die Oberhand. Als er schließlich endlich ein schwaches, abgehacktes: "Danny!", herausbrachte, hatte Danny bereits aufgehört zu atmen.

Kapitel (1)4

(Zu Beginnn eine Anmerkung: Die Geschichte spielt ebenfalls zwischen Folge 7 und 8 der Staffel 3, also im Jahr 2009)

Lester und Becker stapften durch den Schlick, der das Ufer überzog, und hinterließen dabei eine Spur aus Wassertropfen auf dem steinigen Boden. Es war so kalt dass ihr Atem feine, weisse Wölckchen in der Luft hinterließ. Sie sahen sich nach etwas um, mit dem sie ihre Fesseln durchschneiden konnten. Doch es war zu finster, um etwas zu erkennen, und deshalb hockten sie sich auf dem Boden, um sich zum einen aufzuwärmen und zum anderen ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Außer dem leisen Tröpfeln ihrer nassen Klamotten und Haare war nichts zu hören. "Und was jetzt?", fragte Becker und sah Lester aufmerksam an. Er war sich nicht ganz sicher, wie er sich verhalten sollte, denn auch wenn er der Aufpasser des Teams war und die anderen somit zwangsweise tun mussten, was er verlangte, so war Lester doch immerhin sein Chef und der Leiter des ARCs. Der Mann war es also auch nicht gewöhnt das zu tun, was ihm andere befaheln. Es konnte also durchaus das Problem entstehen, dass sie beide unterschiedliche Meinungen vertraten, sich widersprechen würden und es somit zum Streit kam. Sie waren beide keine Menschen, die sich gerne bei etwas dreinreden ließen. Lester musterte Becker eine Weile. Der Soldat spürte den schlauen, nachdenklichen Blick seines Vorgesetzten auf sich ruhen. Und gerade, als er selbst das Schweigen brechen wollte, seufzte Lester und setzte sich in den Schneidersitz. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie sind hier derjenige, der während der Ausbildung ein Überlebenstraining absolviert hat. Ich bin nur ein ahnungsloser Beamter. Ein furchtbar verärgerter, ahnungsloser Beamter." Becker nickte erleichtert. Er war froh, dass Lester vernünftig genug war, ihm die Handhabung ihrer Situation zu überlassen. Er stand auf und sah an sich herab, ob er irgendetwas an- oder mit sich trug mit dem sie die Fesseln durchschneiden konnten. "Wie wär's mit der Gürtelschnalle, Herr Soldat?", schlug Lester ihm mit argloser Miene und scheinheiligem Grinsem vor. Wäre es nicht Becker selbst gewesen, über den er sich gerade lustig gemacht hatte, hätte der Soldat bei Lesters Miene wohl laut aufgelacht. So wurde er nur kurz verlegen rot und rieb seine Fesseln kraftvoll über die scharfe Kante der Gürtelschnalle. Im Nu waren die Seile durchtrennt, und Becker machte sich daran, Lester zu befreien. Lester stand seinerseits auf und sah Becker beim Herüberkommen zu. "Reiben Sie drüber, Sir.", meinte Becker, mit einer fahrigen Bewegung auf seinen Gürtel deutend. Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, biss er sich auf die Zunge, als ihm klar wurde wie schrecklich zweideutig sein eben gesagter Satz gewesen war. Lester warf mit gehobener Augenbraue einen Blick auf Beckers Gürtelschnalle, die direkt über dem Reißverschluss der Hose ruhte. "Sie werden verstehen, wenn mir das ein wenig zu, äh, indiskret ist.", widersprach Lester und versuchte, ein Grinsen zurück zu halten. Becker verdrehte die Augen. "Kommen Sie, Sie wissen wie ich es gemeint habe." Lester lachte los. "Oh ja, und ob ich das tue!" Becker zog angesäuert den Gürtel aus und schnitt mit der Schnalle Lesters Fesseln auf. "Herrgott, Sir, ich bin nicht schwul oder so!", beschwerte Becker sich, während Lester sich bog vor Lachen. Ärgerlich zog er den Gürtel wieder an und wartete, bis sein Chef sich wieder beruhigt hatte. Als dem endlich so war, wandte er sich zu ihm um. "Wenn Sie dann damit einverstanden sind, würde ich jetzt gerne nach einem Weg hier raus suchen." Lester nickte, nun wieder ernst. "Wir sollten uns beeilen. Wenn ich mir so ansehe, wie sehr Sie vor Kälte zittern, komme ich mir selbst schon ganz steif vor." Er hielt inne und dachte nun selbst über das nach, was er gerade gesagt hatte - genau wie Becker. Jetzt prustete der Soldat los, und Lester war mit einem Mal tiefrot im Gesicht. "NICHT DIESE ART VON STEIF, VERDAMMT!!!"

Zur selben Zeit stolperten Sarah und Abby aus der Anomalie. Sie fanden sich sogleich in einem völlig anderen Stadtteil von London wieder. Die Sonne schien, Vögel zwitscherten, Leute wuselten über die Straßen. Abby und Sarah sahen sich verwirrt an. Sie hatten beide mit einem anderen Ankunftsort gerechnet, vom Silur bis hin zur späten Zukunft alles, aber nicht damit, wieder in London herauszukommen. Als sie bemerkten, wie skeptisch die Leute sie und ihre verdreckten Cocktail-Kleider musterten, verschwanden sie in den erstbesten Straßenladen, den sie fanden. Der Besitzer, ein dunkelhäutiger Asiate, der hinter dem Tresen hockte, sah sie nur kurz an und wandte sich dann wieder seiner Zeitung zu. Sie kramten sich durch die Regale und zogen die preiswertesten Klamotten heraus, die sie finden konnten: Zwei schlichte T-Shirts mit V-Ausschnitt, Abbys grau und Sarahs dunkelgrün, zwei Trekkinghosen, beide schwarz, und zwei Paar billige, weisse Stoffschuhe. Dann betraten sie die Umkleidekabinen und zogen sich um. Sarah stellte fest, dass sie noch immer ihre Handtasche umhängen hatte, denn so hatten sie ein paar mögliche Hilfsmittel behalten. Sie gingen an die Kasse, um zu bezahlen, doch der Ladenbesitzer war verschwunden. Seine Zeitung lag allerdings noch aufgeschlagen auf dem Tresen. Sarah warf beiläufig einen Blick hinein. Irgendwie fand sie, dass die Zeitung komisch aussah, das Papier war dick und schwer und die Farbe komisch gelblich. Sarah nahm die dünnen Seiten zwischen die Finger, blätterte zurück zur Titelseite - und schnappte laut nach Luft. Das Datum am Rand lautete: 13.05.1990. "Abby!", zischte Sarah und deutete auf ihren Fund, "Wir sind...19 Jahre in die Vergangenheit gereist!" Abby sah kurz auf die Zeitung. Dann fiel ihr etwas Anderes ins Auge. Neben der Zeitung glänzte eine dunkle, rote Blutlache auf dem Tresen. Sarah fiel es im selben Moment auf wie ihr. Sie warfen sich einen alamierten Blick zu. Dann hörten sie ein leises Knurren und Schmatzen. Langsam beugten sie sich nach vorne und spähten hinter den Tresen. Auf den Boden lag der Ladenbesitzer, aufgeschlitzt und blutig, über ihm kauerte das Zukunftstarntier und labte sich an seinen Eingeweiden. Die Frauen stießen beide ungewollt einen Schrei aus. Das Zukunftstarntier zuckte zusammen, bleckte die Zähne und machte einen große Satz auf den Tresen. Abby und Sarah hechteten zur Seite, als das Tier sie angriff. Dann begann die Neuronenklammer auf seinem Kopf zu leuchten, es wirbelte herum und verschwand nach draußen auf die Straße. Die Zwei jagten ihm hinterher, doch zwischen all den Menschen verloren sie schnell seine Spur. Abby blieb schließlihc stehen und sah sich um. "Also, so wie's aussieht sind wir hier am Hydepark!", meinte sie. "Wir müssen unbedingt herausfinden, wo das Zukunftstarntier hin ist und weshalb wir hier sind.", sagte Sarah eindringlich. Abby gab ihr dabei Recht, und sie eilten den Fußgängerweg entlang, die Augen offen haltend. Dabei vielen ihnen immer wieder Unterschiede zwischem diesem London und ihrem London auf. "Hier in der Nähe ist irgendwo ein großes, gemütliches Cadé, in dem sich Studenten und so treffen. Setzen wir uns rein und denken in aller Ruhe darüber nach, was wir als nächstes tun sollten.", schlug Sarah schließlich nach einer halben Stunde erfolglosen Suchens vor. "Wenns die überhaupt schon gibt!", schnaubte Abby und folgte Sarah in eine kleine Seitengasse. Eine Menge Studenten kreuzten ihren Weg, und tatsächlich: Nach ein paar Metern kam das Café in Sicht, von dem Sarah gesprochen hatte. Es herrschte reger Betrieb, und Leute von allen Altersgruppen gaben sich hier die Klinke in die Hand. Abby und Sarah schlüpften hinein in das kühle innere und sahen sich nach einem freien Platz um. Nahe der Bar stand ein kleines Tischchen mit zwei Stühlen davor, auf den sie sofort zusteuerten. Sarah ließ sich auf einen der Stühle plumpsen, während Abbys Aufmerksamkeit von einer Mutter auf sich gezogen wurde, die mit ihrem Söhnchen an einem Fensterplatz saß und ihren Kaffee trank.

Der kleine Junge zerrte ärgerlich an der Hand seiner Mutter. "Mum, bitte, ich will jetzt endlich zu der Hüpfburg im Park!", quängelte er, und pustete sich laut die Haare aus dem Gesicht, als sie ihm in die Stirn fielen. Er hatte einen beachtlich dichten Haarschopf auf dem kleinen Kopf, und die relativ lange, zottelige Mähne war von einem tiefen, dunklen Braun. Seine großen Augen waren fast noch dunkler, und Abby hielt fasziniert inne, als sein Blick kurz zu ihr hinüberhuschte. Er runzelte die Stirn, als überlegte er, ob er Abby kannte, dann wandte er sich wieder seiner Mutter zu. "Mum, jetzt mach endlich!" Seine Mutter verdrehte laut seufzend die Augen. "Connor, ich flehe dich an: Halt doch mal für 5 Minuten die Klappe! Wir gehen ja gleich zur Hüpfburg, ich schwöre es dir, aber vorher will ich meinen Kaffee leertrinken!" Als der Junge einen Schmollmund machte, schnappten Abby und Sarah beide nach Luft. "Connor!" Abby sah Sarah begeistert an. "Sarah! Das hier ist UNSER Connor! Nur... Nur 20 Jahre jünger. Warte, das heißt er ist... 7!!! Oh mein Gott, ich glaube es nicht!" Sarah nickte heftig. "Ja, du hast recht!" Sie sahen dem kleinen Connor dabei zu, wie er sich von der Hand seiner Mutter losmachte und sehnsüchtig an die Ladenfenster trat. Er trug einen blauen Kapuzenpulli mit Spiderman vorne drauf, eine dunelgraue Jeans und winzige Turnschuhe. Die Eingangstür ging auf, und ein Jugendlicher trat ein, eine hübsche Blondine an der Hand. "Warte, Süße; Such du gleich 'nen Platz und ich hol uns 'nen Latte!", rief er der Mädchen zu, als er auf die Theke zuging. Abby japste laut, und Sarah, die nicht verstand wieso, folgte ihrem Blick. Der Junge trug ein oranges Kapuzen-T-Shirt, und eine ockerfarbene Trekkinghose. An seinen Füßen konnte sie ein paar purpurfarbener Chucks sehen. Der Jugendliche hatte schon jetzt ein hübsches Gesicht, und seine strahlend blauen Augen leuchteten ihnen verschmitzt unter seinem dunkelblonden Ponny entgegen. Obwohl er die Haare anders als als Erwachsener trug, sportlich und frech, erkannte Abby ihn auf Anhieb. "Stephen!", keuchte sie, und setzte sich geschockt auf einen freien Platz neben Sarah. Sarah hob eine Augenbraue. "Was, DER Stephen? Stephen Hart, der vor 2 Jahren von Leeks und Helens Kreaturen getötet wurde?" Abby nickte langsam. "Genau der." Sarah blickte wieder zu dem Jugendlichen, der nun zwei volle Becher in der Hand hielt und seiner Freundin einen davon in die Hand drückte, ehe sie sich an einen Tisch auf der anderen Seite des Raumes setzten. Abby packte Sarah an der Schulter. "Sarah! Ich verstehe jetzt endlich die Aufgabe, wegen der wir hier sind!" "Wir müssen uns selbst vor dem Zukunftstarntier schützen.Ohne uns zu sagen was hier vor sich geht oder wer wir sind.", antwortete Sarah und setzte sich zu ihr. "Ja, aber das ist nicht alles! -Rette alle oder rette keinen- bedeutet, dass wir sie alle auf einmal retten müssen, und nicht einzeln! Wir müssen sie also irgendwie alle an den selben Ort locken, und dann das Zukunftstarntier von ihnen fernhalten!" Sarah hob eine Augenbraue. "Das erscheint mir aber nicht sehr logisch, ich meine, alle noch absichtlich in Gefahr begeben?" Es schepperte laut, und sie wurden beide aus ihrem Gespräch gerissen. Als sie die Köpfe wandten, sahen sie ein kleines, süßes Mädchen zwischen ein paar Scherben auf dem Boden hocken und laut weinen. Es war strohblond, hatte die Haare zu einem langen Zopf geflochten und ihre runden Bäckchen waren rot wie kleine Äpfel. Auf ihrem rosaroten Pulli glitzerte ihnen ein kleines Kätzchen entgegen. Eine Frau hob sie hoch und drückte sie beruhigend an ihre Brust. Abbys Mund klappte auf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Was ist los?", wollte Sarah wissen, obwohl sie glaubte die Antwort schon zu kennen. "Das...Ist...Meine Mutter.", flüsterte Abby und machte Anstalten, aufzustehen. Sarah drückte sie auf den Stuhl zurück. "Abby! Du weißt dass wir uns nicht einmischen dürfen!", zischte sie, und wünschte zeitgleich, es wäre anders. Abby schluckte schwer. "Wenn ich ihr sagen würde.... wennn ich ihr sagen könnte, sie darf am 17. November 2002 auf keinem Fall mit meinem Dad nach Birmingham fahren....", begann sie, doch Sarah nahm ihren Kopf zwischen ihre Hände. "Abby! Du weißt, dass wir das nicht dürfen! Wir dürfen Stephen nicht vorwarnen und deine Eltern auch nicht! Alles ist vorherbestimmt; du weißt das!" Abby schniefte, entspannte sich jedoch dann und nickte. "Du hast Recht!", sagte sie tonlos.

Erneut öffnete sich die Ladentür, und eine weiterer Jugendlicher tart ein, in Begleitung seiner Mutter. Er hatte strubbeliges blondes Haar, freundliche himmelblaue Augen und eine auffallende, spitz zulaufende Nase. Er schien etwas Wichtiges vor- oder hinter sich zu haben, denn er trug teure Herrenschuhe, eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd, dass er oben mit einer dunkelroten Krawatte zusammenhielt. "Glaub mir, Nicky, am Anfang wirst du Schottland noch vermissen, aber wenn du erst auf dieser Universität studierst, gewöhnst du dich sicherlich schnell an London!", sagte seine Mutter gerade. Cutter verdrehte die Augen. "Mum, es geht mir nicht um Schottland, es geht mir um all meine Freunde, die ich nicht mehr wiedersehen kann." Seine Mutter drehte sich zu ihm, zwei dampfende Tassen Tee auf einem Tablett balancierend. "Aber Nicky, du hast dich doch dafür entschieden, Evolutionsbiologie zu studieren! Und dass deine Noten so überragend sind sollte man auf jeden Fall ausnutzen. Außerdem gibt es Telefone, schon vergessen?" Sie drückte ihm das Tablett in die Hände und ging voran, um einen freien Tisch zu suchen. Dabei redete sie weiter. "Das Vorstellungsgespräch lief doch einwandfrei! Aber sie wären ja auch blöd, jemanden mit deinem Können nicht an der Central Metropolian aufzunehmen." Als er an ihnen vorbeiging, lächelte Cutter ihnen kurz zu. Den Frauen hatte es beide die Sprache verschlagen. Sie folgten Cutters blonden Haarschopf mit den Augen, bis er zwischen den Menschen verschwand. Abbys Mutter ging mit Abby selbst auf dem Arm an ihnen vorbei. Die kleine Abby lachte schon wieder. "Huuuui, ich darf jetzt auf die Hüpfburg!!!", rief sie ausgerechnet dem kleinen Connor zu, der immer noch am Fenster stand und ihr einen neidischen Blick zuwarf. Er schielte zu seiner Mutter. Als er sah, dass diese gerade nicht aufpasste, tauchte er unter die Tischplatte ab und kroch bis zur Ladentür, um Abby und ihrer Mutter zu folgen. "So ein Schlingel!", lachte Sarah, und Abby grinste schwach. "Ja, ganz der Alte." Sie schniefte und versuchte, weder zu Stephen noch zu Cutter zu schauen. Sarah erstarrte plötzlich. "Mensch, Abby!" "Was ist?" "Die Hüpfburg!" Sarah sprang auf. "Häääh?", machte Abby und erhob sich ebenfalls. "Die Hüpfburg! Ich erinnere mich wieder! Damals, vor 20 Jahren, hatten sie eine riesige Hüpfburg im Hyde Park aufgebaut! Hunderte Kinder waren da, ich zum Beispiel auch. Ich weiß nicht mehr viel von dem Tag, nur dass ich irgendwie verloren ging und erst nach Stunden wieder in einem verlassenen Fabrikgebäude in der Nähe gefunden wurde! Ich und ein paar andere Kinder waren dort beim Spielen aus versehen hineingeraten und nicht mehr herausgekommen!" Abby dachte nach. Sie meinte, sich an eine Hüpfburg erinnern zu können, aber was danach gewesen war, war wie aus ihrem Gedächtnis gefegt. Sie hob die Schultern. "Naja, möglich dass ich damals auch dort gewesen bin!" "Wir müssen sofort in den Hyde Park und nachsehen, ob ich Recht habe! Wenn dem so ist, treffen wir die Anderen alle an der Hüpfburg!", verlangte Sarah und wirbelte herum, um zum Ausgang zu stürmen. Sie prallte hart gegen Jemanden, der ihr plötzlich entgegengekommen war. "Autsch!", fluchte Sarah und wäre fast unsanft auf dem Hosenboden gelandet, wenn sie der Jemand nicht flink an den Händen gepackt und so vor dem Sturz bewahrt hätte. "Na, hoppla!", lachte der junge Mann und drückte kurz ihre Hände, ehe er sie losließ. Sarah merkte, dass Abby neben sie trat, und den Mann gegenüber genauso ungläubig anstarrte wie sie selbst.

Es war niemand anderes als Lester, zu dem Zeitpunkt gerade mal 21 Jahre alt. Sein damals noch sehr junges Gesicht war richtig fesch, die Haare waren voll und dunkelbraun und so lang, dass sie in sämtliche Richtungen abstanden und ihm sowohl in die Stirn als auch weit über den Nacken fielen. Er trug eine schwarze Jeans, graue Chucks, ein hellblaues Hemd mit dünnen, lilanen Längsstreifen und ein dunkelgrünes Sportjackett. Seine hellen, grünen Augen funkelten mit dem selben schlauen, amüsierten Blick den sie von ihm gewohnt waren. Er war viel bräuner als in der Gegenwart, und trug noch keine Koteletten, sondern einen schmalen Kinnbart. Um seine Schulter hing eine schmuddelige Tasche, und um seinem Hals baumelte an einem Stoffband ein eingeschweisster Studentenausweis, der ihm Zugang auf das Universitätsgelände gewährte. "Alles okay? Hast du dir was getan?", erkundigte sich Lester, und sah mit gehobener Augenbraue zwischen Abby und Sarah hin- und her. Seine Stimme klang viel jünger als früher, und der sarkastische, überhebliche Unterton fehlte gänzlich. Jemand klopfte Lester von hinten kräftig auf die Schulter und nahm ihn dann 'freundschaftlich' in den Schwitzkasten. "Mensch, Jimmy, da lässt man dich eine Minute aus den Augen, und schon reisst du zwei absolute Sahneschnittchen auf." Ein anderer Student tauchte neben Lester auf, dunkelhäutig, fast einen Kopf größer als Lester, wohl auch ein wenig älter, mit langen Rastalocken und hellen, brauen Augen. "Hey, mein Name ist Benjamin Steel, oder Benji, freut mich." Er grinste sie an. Lester versuchte, Benjis Arm von seinem Hals zu ziehen, und japste laut, als es ihm nicht gelang. Benji drückte Lester an sich, was den Griff nur noch mehr verstärkte, und klopfte mit der anderen Hand auf Lesters Brust. "Oh, ja richtig, das ist Jim. Jim Lester." Lester keuchte. Sein Gesicht wurde immer röter. "Benji, lass den Scheiß!", krächzte er, und Benji versetzte ihm einen kleinen Schubs, während er losließ, so dass er nach vorne taumelte. "Blödmann!", grummelte Lester, während er tief Luft holte. Er wandte sich den Frauen zu. "Entschuldigt sein Benehmen, in Gegenwart von Frauen mutiert er stets zum totalen Vollidioten." Während er das sagte, war ein wenig seine gute Herkunft zu hören, und er klang etwas mehr wie der heutige Lester. Er rückte die Schlaufe seiner Tasche auf seiner Schulter zurecht und sah sie an. "Seid ihr taub oder so?" Abby kicherte schrill. "Aber nein. Ich bin A- ... äh, Anita, und das hier ist... Rosaly." Lester und Benji grinsten und schüttelten ihre Hände. "Studiert ihr hier? Ich hab euch glaub ich noch nie auf dem Campus gesehen.", wollte Benji wissen. "Ähm, nein, wir sind... Sozusagen auf der Durchreise.", gab Sarah zurück, und Abby sah Benji prüfend an. "Sag mal, Benji, hast du 'ne Schwester namnes Caroline?" Benji runzelte die Stirn. "Nein, nicht das ich wüsste." "Stimmt.", dachte Abby, "Connor's Ex wäre jetzt ja gerade mal so um die Drei." "Meine Tochter heißt Caroline.", meinte Benji da, und Lester grinste breit. "Es geht doch nichts über verdammt junge Eltern!" Benji warf ihm einen giftigen Blick zu. "Halt's Maul, oder das nächste Mal lass ich dich ersticken." Er drehte sich wieder zu Abby und Sarah. "Also, ihr seid Touristen. Kann man euch irgendwie helfen?" Abby nickte. "Ja, wir haben gehört heute soll irgendwo 'ne große Hüpfburg aufgestellt werden. Habt ihr 'ne Ahnung, wo das stattfindet?" Die Männer nickten. "Klar, im Hyde Park. Gleich hier um die Ecke." Sarah und Abby tauschten einen gespielt ratlosen Blick. "Wir könnten euch hinbringen.", bot Lester an, und Benji nickte sofort begeistert. "Wirklich? Das wäre total nett von euch!", säuselte Sarah, was Abby fast dazu brachte loszuprusten. Sie verließen die Bar, und zwei weitere Studenten kamen auf sie zugestürmt. Einer von ihnen hatte rote, gelockte Haare, ein sommersprossiges Gesicht und eine dicke Nickelbrille auf der Nase, der andere hatte blonde, lange Haare, die er zu einem Zopf gebunden trug, einen gestutzten Vollbart, und machte auf Surfer-Boy. "Oh, das sind unsere Mitbewohner, Seth und Eli.", erklärte ihnen Benji, und die Männer blieben bei ihnen stehen. "Hey!", grüßten sie die Frauen, und während Eli sie musterte, wandte sich Seth an Benji. "Hey, Kumpel, deine Freundin hat gerade angerufen; sie will dass du Caroline für die nächsten Stunden übernimmst." Benji warf den Frauen einen enttäuschten Blick zu. "Da, seht ihr, wenn man vom Teufel spricht!" Er seufzte und klopfte Lester auf den Rücken. "Tja, kümmere dich gut um unsere Mädels." Lester grinste fröhlich. "Keine Sorge, das mach ich." Er nahm hastig die Tasche von seiner Schulter. "Oh, wartet, bevor ich es vergesse, wollt ihr mir die schon mal mit nach Hause nehmen?" Eli nahm sie in die Hand, ohne Abby aus den Augen zu lassen. "Alter, ich schwörs dir, wenn ich mich heute nicht auf meine Präsentation vorbereiten müsste..." "Ich kann das gut ohne dich, danke Eli!", brummte Lester, drehte Eli an den Schultern, versetzte ihm einen kräftigen Stoß, um ihn zum Gehen zu bewegen, um und bedeutete dann den Frauen, ihm zu folgen. "Gehen wir, meine Damen."

19 Jahre später wurde Danny Quinn von einem Schreck erfasst, als ihm klar wurde, dass alles um ihn herum in weisses Licht getaucht war. Er zuckte heftig zusammen, rang nach Luft und schlug die Augen auf. Alles in seinem Körper pochte und brannte, sein Hals war trocken und seine Augen tränten. Es gelang ihm nicht sofort, seinen Körper zu kontrollieren, aber nach mehreren Versuchen ließen sich seine Arme heben und er stemmte sich schwerfällig vom Boden hoch. Langsam kämpfte er sich auf die Knie und kauerte dann so auf dem Boden. Sein Rücken schmerzte höllisch, was auch kein Wunder war, nachdem ihn die Solifugae so böse erwischt hatte. Neben ihm hustete jemand heftig. Es war Connor, der neben ihm auf dem Boden gelegen hatte und nun selbst wieder zu sich kam. Der Student zog sich an der Wand hoch, seine Beine waren wackelig und unsicher. Als er Danny erblickte, atmete er erleichtert auf. "Danny! Du lebst noch!" Sein Chef nickte langsam. "Sollte ich etwa nicht?" Connor sackte auf den Boden zurück und robbte zu Danny herüber. Statt einer Antwort fiel er dem Expolizisten um den Hals. "Mensch, verdammt, ich dachte du wärst tot!", schimpfte er und schniefte. Danny grinste schwach. "Joah, ich auch!" Connor ließ ihn los und fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. "Alter, tu mir sowas nie wieder an!" "Ich werds versuchen!", lachte Danny und verzog das Gesicht. "Autsch. Ich fühl mich als hätte mich ein Gorgonopsid niedergerammt." Connor machte ein nachdenkliches Gesicht. "Wieso leben wir noch?" Danny hob die Schultern. "Du bist hier der Monsterexperte!" Connor tippte sich mit dem Finger an die Lippe, während er sprach. "Ist es möglich... Ja, nur so kann ich es mir erklären." Er sah Danny ernst an. "Danny, ich glaube, das Gift hat sich deswegen nicht richtig in unserem Körper verteilen können, weil der Restalkohol in unserem Blut es vorher abgetötet hat!"

Kapitel (1)5

Als sie über die Straße gingen, konnte Sarah sich nicht länger zurückhalten. "Also, Jim, du bist Student?" Lester presste kurz die Lippen zusammen und hob amüsiert die Augenbrauen. "So ist es." "Und was studierst du?" Er grinste. "Politik und Wirtschaft." Sarah verzog das Gesicht. "Im Ernst?" Er lachte. "Ja, ehrlich. Dachte mir, falls wir jemals 'ne Invasion aus dem All bekämpfen müssen, will ich einer von denen sein, die an den Lösungsansätzen mitarbeiten." "Super Plan für die Zukunft!", witzelte Abby und Lester hob die Schultern. "Man weiß nie was einem in der Zukunft alles passieren wird." Sarah bemerkte den vielsagenden Blick, den Abby ihr zuwarf, und grinste. "Und du, Rosaly, was machst du beruflich?", wollte Lester wissen, und Sarah brauchte einen Moment, bis sie kapiert hatte dass er mit ihr sprach. "Oh, ich. Ich bin, ääähm... Lehrerin." "Und du?" Jetzt sah er Abby an. "Konditormeisterin.", gab sie spontan zurück, als ihr die einladenden Schriftzüge über einer Bäckerei ins Auge fielen, und überlegte im selben Moment, ob das überhaupt ein richtiger Beruf war. Lester schien sich damit zufriedenzugeben und führte sie durch den Park. Sie konnten schon von weitem das Lachen der Kinder hören. Ein paar Stände waren aufgebaut worden, und Musik drang aus Lautsprechern. "Da wären wir.", verkündete Lester, ging zu einem der Stände und kam kurz darauf mit einem Hotdog zurück. Er biss ein großes Stück ab und bemerkte dann die Blicke der beiden Frauen. "Waff? Iff hab Hunger!", entschuldigte er sich mit vollem Mund und zuckte mit den Schultern. "Ich auch.", stöhnte Abby, als ihr Magen knurrte, und Sarah griff in die Jackentasche, um ihren Geldbeutel herauszuholen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass ihre Scheine erst in 20 Jahren gedruckt werden würden, und sie zog die Hand unauffällig zurück. "Wir haben kein Geld dabei.", jammerte Sarah und Abby ließ den Kopf hängen. "Aff waff, daff übernehm' iff, iff doff klar!", nuschelte Lester und reichte Abby einen 5 Pfundschein. "Ich hab zwar kein Wort verstanden, aber danke!", grinste Abby und verschwand für einen Moment. Sie kam mit zwei weiteren Hotdogs zurück und gab Lester sein Wechselgeld. Während sie aßen, verließen sowohl Nick als auch Stephen das Café und kamen zu den Ständen herüber. "Ich fass es nicht dass sie mich abserviert hat!", schimpfte Stephen gerade, und Cutter, überrascht, dass Stephen ihn angesprochen hatte, nickte heftig. "Ja, du hast Recht, voll die Frechheit!" Sie setzten sich auf eine Bank nicht fern von den Frauen und Lester. "Oh, ein Schotte! Hört man auch nicht alle Tage, was? Ich bin Stephen." "Nick." Die beiden Jugendlichen gaben sich die Hände. "Sorry dass du das miterleben musstest.", meinte Stephen dann, und Cutter winkte ab. "Ließ sich nicht vermeiden, ich stand eben genau neben euch." Sie plauderten drauflos - dem Anschein nach erlebten Sarah und Abby gerade den Beginn von ihrer Freundschaft mit. Sarah hielt nach einer Weile nach den Mitgliedern des Teams Ausschau, die ihnen noch fehlten. "Sarah, dort drüben!", flüsterte Abby plötzlich, und Sarah sah sich um. In einem Sandkasten hockten 3 kleine Kinder, zwei Mädchen, um die neun, und ein Junge, vielleicht 6. Eines der Mädchen war ziemlich pummelig, hatte schwarze, kurze Haare, dunklere Haut und ein süßes, kariertes Kleidchen an, das andere trug eine Latzhose, Gummistiefel und eine verwaschene Bluse. Ihre braunen, gewellten Haare waren zu einem Zopf gebunden, und ihr blasses, spitzes Gesicht erinnerte an ein Mäuschen. Der Junge hatte ebenfalls dunkelbraune Haare, trug einen dunkleblauen Jogginganzug und wie Connor Turnschuhe. "Oh mein Gott!", hauchte Sarah, "ich habe vor zwanzig Jahren mit Jenny und Becker zusammen gespielt!" Abby grinste. "Wow, das ist irre!" Sie sahen Sarahs Frühausgabe dabei zu, wie sie zusammen mit Jenny einen Sandkuchen buk, und Becker, der begeistert seine eben errichtete Sandburg wieder niederriss. Auf einmal erschien Connor neben ihnen, und nachdem er ein paar kurze Worte mit den Sandkasteninsaßen gewechselt hatte, kletterte er selbst hinein und half den Mädchen beim backen.

"Na, die sind ja knuffig.", bemerkte Lester, der ihnen neugierig über die Schulter sah. Dann runzelte er die Stirn, als sei ihm gerade ein interessanter Gedanke gekommen. "Sucht ihr etwa nach euren Kindern?" Die Frauen wirbelten empört herum. "WAS???" Lester zog den Kopf ein und hob entschuldigend die Hände. "Sorry, ich dachte ja nur...", begann er kleinlaut, doch Abby baute sich drohend vor ihm auf. "Ja sehn' wir etwa so aus als ob wir schon Kinder hätten? Vor allem in DEM Alter???", schimpfte sie aufgebracht, und Sarah pflichtete ihr lautstark bei. "Dafür sind wir doch noch viel zu jung!" Sie hielt inne, als sie Lesters ganz untypisches, verschrecktes Gesicht sah, und auch Abby stutzte. Lester blickte sie mit großen Augen an. "Was? Überlegt ihr euch jetzt wie ihr mich am Besten masakriert?" Er zuckte zusammen, als Abby ausholte und ihm dann mit der flachen Hand sachte zweimal auf die Wange patschte. "Aber nein, Jim, sowas tun wir nicht." Sie und Sarah lachten los. Es war einfach zu komisch, den frühen Lester mit seiner jetzigen Ausgabe zu vergleichen. Er war einfach noch so anders - aufgeschlossen, ehrlich freundlich, kindsköpfig, ein wenig machomäßig vielleicht, aber alles in allem sehr sympathisch. Heute dagegen war ein sarkastischer, zynischer Beamter, der nur dann lachen konnte wenn er sich selbst auf Kosten anderer amüsierte. Wobei Abby und Sarah ja seit einem Monat beide erfahrungsgemäß wussten, das der alte Lester immer noch irgendwo unter der rauhen Fassade ihres Bosses ruhte. Ein wütender Aufschrei zog die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Ein junger Mann rannte einem Jugendlichen hinterher, der irgendetwas in den Händen hielt und es schützend an sich presste. "Komm zurück, du mieser Dieb!", schrie der Mann, und der Jugendliche sah sich gestresst um. "Alter, ich hab das nicht geklaut! Ich habs gefunden!" "Dann gibs zurück!", schimpfte er, doch der Jugendliche beschleunigte nur noch mehr. "Vergiss es, Bullendepp!", gab der Jugendliche zurück und steuerte nun genau auf Abby, Sarah und Lester zu. "Aus dem Weg!", brüllte er, und die Frauen gingen zur Sicherheit auf die Seite. Lester hingegen streckte den Arm aus, als der Junge nahe genug war, und fällte ihn grob um. Der Jugendliche lag auf dem Boden und blinzelte benommen in die Sonne. Der Mann kam keuchend bei ihnen an und stützte sich auf seine Oberschenkel, um zu verschnaufen. Lester musterte den liegenden Jungen neugierig. "Alter, was hast du denn gemacht?" Der Junge setzte sich auf und warf Lester einen bösen Blick zu. "Er hat die Mütze meines Chefs mitgehen lassen.", japste der Mann und riss dem Jungen den Gegenstand aus den Händen, den er bis jetzt an sich geklammert hatte. Jetzt erkannten die Anderen, dass es sich um eine grüne Polizeimütze handelte. "Wow, wie findet man denn 'ne Copmütze? Lag wohl vor dem Präsidium, was?", höhnte Lester, bot dem Jungen aber dann seine Hand an, um ihn hochzuziehen. "'Ne, sie war in 'nem offenen Polizeiwagen.", grinste dieser, und der Mann zog böse die Brauen zusammen. "Das ist Diebstahl, weißt du das?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon, an der Schule kennt mich ab jetzt jeder." Der Mann schüttelte den Kopf und sah die anderen das erste Mal so richtig an. "Diese Mutproben heutzutage!" Er war groß und schlaksig, trug selbst eine Polizeiuniform und hatte kurze, dunkelblonde Haare. Seine Augen waren blau und trotz seines Ärgers freundlich. Der Junge war ein Stückchen kleiner, hatte strubbelige dunkelblonde Haare und helle, braune Augen. "Name, Kleiner?", wollte der Mann wissen, und der Junge verdrehte die Augen. "Muss das echt sein?" "Vorschrift ist Vorschrift.", meinte der Mann und der Jugendliche seufzte. "Ryan. Tom Ryan. 18 Jahre alt, geboren hier in London." "Na also.", sagte der Mann und lächelte zufrieden, als er sich die Daten in einen Notizblock notierte. Die Frauen waren so überrascht, dass sie hier den jungen Tom Ryan vor sich hatten, dass sie fast vergessen hätten, den jungen Mann ebenfalls erstaunt zu betrachten. Es handelte sich hier nämlich um niemand anders als Danny Quinn. Wie bei Lester war sein Gesicht noch extrem jung, und seine Haare waren viel kürzer als sie es gewohnt waren. Er war bei weitem noch nicht so durchtrainiert wie jetzt, und auch seine tiefe Stimme hatte sich noch nicht ganz fertig ausgebildet. Außerdem trug er eine Uniform, was nun wirklich nicht zu ihrem Teamchef passte. Er war wohl erst seit Kurzem bei der Polizei, da er genauso alt wie Lester war und somit noch nicht allzu lange die Schule abgeschlossen haben konnte. Ryan dagegen war das genaue Gegenteil: Wo sie ihn sonst früher immer nur mit dem schwarzen Soldatenoutfit gesehen hatten, trug er heute eine ausgebeulte blaue Jeans und einen grauen Kapuzenpulli. Irgendein Schriftzug prankte in Neonfarben darauf, so als hätte man Graffiti darüber gesprüht. "Wer bist du denn?", wollte Lester wissen und sah Danny mit eher geringem Interesse an. "Danny Quinn.", gab der Polizist zurück und sah zu den Frauen. "Ihr seid wohl alle Studenten?" "Nee, nur der da.", antwortete Abby und deutete auf Lester. "Abby!", zischte Sarah und stieß ihr den Ellbogen zwischen die Rippen, während die Männer sich höflich die Hände gaben. "Was?", knurrte sie und rieb sich über die schmerzende Stelle. Als sie Abbys Blick folgte, gefror ihr vor Schreck das Blut in den Adern.

Lester und Becker stiefelten tapfer durch den großen, finsteren Raum. Die Tür, die sie gesehen hatten bevor sie von den Mayas in die Tiefe gestoßen worden waren, befand sich direkt vor ihnen. Sie würden versuchen, sie zu öffnen und dann zumindest einmal diesen saukalten Raum verlassen. Lester hörte Becker mehr neben sich hergehen als dass er ihn sah, und so ging es ihm auch mit allen anderen Dingen um sich herum - er musste sich ganz nach seinem Gehör orientieren. Das Knirschen unter seinen Füßen sagte ihm, dass sie gerade wieder auf einen der Schutthaufen zuhielten, das leise Wasserrauschen hinter ihm versicherte ihm, dass sie in die richtige Richtung gingen und das Flattern über ihm, dass irgendetwas an der Decke herumflog. Als er realisierte, was das bedeutete, ertönte bereits der markerschütternde Schrei. Es war ein schreckliches, ohrenbetäubendes Kreischen. Irgendetwas schoss aus der Luft auf sie zu, Lester konnte in der Dunkelheit gerade mal eine schattige Shilouette erkennen. Mit extremer Geschwindigkeit raste der große Körper auf sie zu. Sie warfen sich auf den Boden. Etwas ledriges streifte Lesters Wange, schnalzte dann gegen seine ohnehin schon offene Lippe, die sofort wieder heftig zu bluten begann, und wurde mit eineer kräftigen Bewegung nach oben gezogen. Lester wurde klar, dass es sich um einen Flügel handelte. Er spürte einen eisernen Griff an der Schulter. Becker hatte ihn fest gepackt und zog ihn grob wieder auf die Beine. "Es kommt zurück!", schrie der Soldat, sichtlich panisch aufgrund seiner Blindheit. Schon hörte Lester die schweren Flügelschläge, jetzt, wo er sie von dem Rauschen des Sees unterscheiden konnte. Und gleich darauf kam wieder das Flattern, auf das er aufmerksam geworden war. Das Tier begab sich also wieder auf einen Sturzflug. Becker und Lester hechteten hinter den Schutthaufen, und das Tier streifte dessen Spitze und begrub sie bis zu den Hüften in einer Ladung aus Steinen, Metalteilen und Staub. "Verdammt!", hörte Lester Becker fluchen, und dann wurden hastig Steine und Metalteile zu Boden geworfen. Lester strampelte heftig mit den Beinen, und als er die Schuttschicht von unten gelockert hatte, schaffte Becker es sie von oben zum Abrutschen zu bringen. Wieder ertönte der fürchterliche Schrei des Flugwesens. Lester drehte sich um, um einen besseren Blick darauf erhaschen zu können. Er sah einen langen Schwanz, 2 Meter breite Flügel und einen langen, spitzen Schnabel. "Wissen Sie, was das ist?", keuchte Lester, während er beschleunigte um mit Becker Schritt zu halten, der wie von der Tarantel gestochen davonjagte, "ein Rhamphorhynchus! Mein Sohn hat sich ironischer Weise 'ne Spielzeugfigur von dem Ding zum Geburtstag gewünscht." Der lange Schnabel schnappte nach ihnen, sie warfen sich erneut auf den Boden. Der Aufprall war hart, und schon jetzt protestierten Lesters Knie- und Hüftknochen schmerzvoll. Auch Becker schimpfte neben Lester los, und schien sich über die Ellbogen zu reiben. Lester warf wieder einen Blick über die Schulter, doch es war völlig zwecklos, es war viel zu dunkel um irgendetwas zu erkennen. Becker kam in der Hocke auf ihn zu. "Wir sollten nahe am Boden bleiben.", raunte er, und als Lester die beiden dunklen, glänzenden Punkte in der Finsternis ausmachen konnte, die Beckers Augen waren, nickte er. Sie krochen weiter in Richtung Tür, mit pochendem Herzen und gespitzten Ohren. Sie erreichten die Wand und richteten sich an ihr auf. Als sie an der Tür rüttelten, blieb sie verschlossen. "Wir müssen sie aufbrechen.", meinte Becker und Lester sah sich nach etwas um, das sie dazu verwenden konnten. Ein kleines, rotes, blinkendes Licht erhaschte seine Aufmerksamkeit. Er kniff die Augen zusammen, um erkennen zu können, was es war. Becker sah ihm über die Schulter. "Was gefunden?", wollte der Soldat wissen. Lester spürte, wie der Ärger in ihm hochkochte. "Das ist 'ne Kamera! Der Mistkerl beobachtet uns!" Becker wandte den Kopf nach oben.

Irgendwo, hunderte Meter weiter, in einem unterirdischen Kontrollraum, trat ein böses Grinsen auf Rowan Leeks Gesicht. Er legte einen Schalter um und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände und wartete voller Vorfreude auf das, was gleich kommen würde.

Schlagartig gingen mehrere Deckenlampen an. Becker und Lester schrien auf, als sie geblendet wurden, und wandten den Kopf ab. Der Rhamphorhynchus packte die Gelegenheit beim Schopf und griff erneut an. Er ging klug und taktisch vor. Er wollte sie zuerst von einander trennen. Deswegen wog es ab, wer von ihnen der Ungefährlichere war - was rein vom Körperbau auf Lester zutraf. Becker sah verschwommen, wie die Flugechse seinen Chef mit den Krallen an den Schultern packte und hochriss. Lester zappelte, doch die vogelähnlichen Beine hatten ihn fest umklammert. Lester kämpfte verbissen gegen den Griff des Rhamphorhynchus an, aber die Echse hatte schon einen guten Plan entwickelt, um Lester ruhig zu stellen. Sie holte weit aus, setzte zum Segelflug an und glitt seitlich an der Wand entlang nach unten. Mit viel Schwung schleuderte sie Lester weg. Mit einem abgehackten "Uargh!" flog Lester auf die Wand zu, schellte dagegen und landete krachend auf dem Boden. Er krümmte sich zusammen, schnappte nach Luft, und versuchte dann umständlich, sich wieder hochzurappeln. Becker rannte auf ihn zu, um ihm zu helfen, doch der Rhamphorhynchus war schneller. Er packte Lester erneut an den Schultern, vollführte eine schwungvolle Drehung und ließ Lester dann wieder durch die Luft segeln. Lester Flugbahn war dieses mal flach, er schlug schon bald hart auf dem Boden auf, schlitterte und schrammte mit gewaltigem Tempo darüber, rammte ein zweites Mal gegen die Wand, diesmal mit dem Rücken und Hinterkopf, wurde von dem Aufprall noch einmal leicht nach vorne geworfen und blieb dann bewusstlos am Fuß der Wand liegen.

Becker beschleunigte, um Lester zu erreichen. Der Flugsaurier flog einen weiten Bogen durch den Raum, um wieder Schwung für einen erneuten Angriff zu bekommen. Der Soldat wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, um seinen Boss in Sicherheit zu bringen. Er erreichte den regungslosen Lester, der auf der Seite, das Gesicht in Richtung Wand, dalag. Er packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich her, so dass Lester mit dem Gesicht zu ihm und auf dem Rücken lag. Seine Kopf fiel reglos zur Seite. Die Wunde an seiner Lippe hatte sich erweitert, der Schnitt reichte nun von seiner Unterlippe über den linken Mundwinkel bis zu seiner Wange. Blut ronn ihm quer über die Backe und verlor sich in seinen Koteletten. Zum Glück hatte ihn der Aufprall gegen die Wand nur Ausgeknockt, nicht ernsthaft verletzt. Becker sah sich hastig um. Noch war von dem Rhamphorhynchus nichts zu sehen. Er hatte wohl irgendwo einen Horst oder soetwas, von wo aus er sie gerade beobachtete. Becker wusste genau, warum der Dino zuerst Lester außer Gefecht gesetzt hatte, und nicht ihn. Er war der "Bedrohlichere" von ihnen beiden. Der Rhamphorhynchus würde ihn also als erstes töten. Becker schleifte Lester in Richtung des Wasserbeckens, an das leicht abfallende Ufer, weil es dort für den Dino schwieriger war, ihn zu erwischen. Dann schlich er zum nächstbesten Schutthaufen, zog eine rostige Metalstange heraus und drehte sich dann langsam um, bereit, den Kampff mit dem Ungetüm aufzunehmen.

Er hatte ihn gar nicht kommen hören. Mit einem Schlag hatte er die scharfen Klauen tief in der Schulter. Becker schrie auf, als er mit einem heftigen Ruck nach oben gerissen wurde. In seinem halbverheilten Bruch am Oberarm flammte brennender Schmerz auf. Der Dino schüttelte ihn wild hin und her. Becker spürte, wie unter dem eisernen Griff seine Arme taub wurden. Er bemühte sich, den Metalstab nicht zu verlieren, und hielt ihn so fest er konnte. Als sich die Gelegenheit bot, rammte er ihn senkrecht nach oben und und durchbohrte den Flügel der Flugechse. Das Tier schrie schrill auf und taumelte nach links. Es krachte gegen die Wand, das Knacken verriet Becker, dass sie gerade die Kamera zerschmettert hatten. Das Tier trudelte nun nach rechts, schlug heftig mit den Flügeln und brachte sie wieder einigermaßen auf Kurs. Und da sah Becker einen Felsvorsprung, auf dem sich der Horst des Dinos befand. Sie rauschten darauf zu, und Becker sah die blutigen, zerbrochenen Knochen von den letzten Mahlzeiten des Rhamphorhynchus herumliegen. Er wurde von dem Dinosaurier fallen gelassen, stürzte ein paar Meter und schlug dann dumpf auf dem Horst auf, den sich das Tier notgedrungen aus Metallteilen und altem Holz gebaut hatte. Er schlug rasch mit der Stange nach dem Dino, ehe dieser ihn mit den Klauen packen und mit dem Schnabel zerfetzen konnte. Beckers Schlag verfehlte sein Ziel nicht, im Gegenteil, die Stange traf den Schnabel der Echse und splitterte ein Stück vom Schnabelrand weg. Der Rhamphorhynchus dankte es ihm, indem er dem Soldaten den Schnabel hinten in die Schulter hackte. Becker verzog das Gesicht zu einem Knurren und schlug erneut zu. Der Dino plärrte, als die Metallstange in seinem Brustkorb stecken blieb. Tödlich verletzt, verpasste er Becker eine hämmernde Kopfnuss, die ihn benommen in die Knie zwang. Dann verlor die riesige Flugechse den Halt, kippte seitlich aus dem Horst und rempelte Becker dabei an, so dass der Soldat selbst von dem Felsvorsprung rutschte und mit in die gähnende Tiefe stürzte.

Rowan Leek schürzte verärgert die Lippen. Er hatte den Blick in den Raum, in den er Lester und den jungen Soldaten gebracht hatte, verloren, als der Rhamphorhynchus gegen die Kamera geflogen war. Das passte ihm gar nicht, denn er hatte zusehen wollen wie der Lackaffe einen qualvollen Tod erleiden würde. Immerhin hatte er noch dabei zusehen können, wie Lester zwei schmerzhafte Begegnungen mit der steinigen Wand gehabt hatte. Und als der Soldat ihn versucht hatte in Sicherheit zu bringen, hatte er einen Blick auf Lesters Gesicht erhaschen können. Er blutete, und zwar stark genug, um Leeks nächste Überraschung herbeizuführen. Wenn der Rhamphorhynchus seine Aufgabe nicht erfüllte und die beiden Männer ihm entkommen sollten, dann hatte Leek vorgesorgt. Er grinste sein böses Lächeln, als er auf einen anderen Monitor vor sich starrte. Er zeigte das Wasserbecken, auf dem leichte Wellen friedlich hin- und herschaukelten. Noch, dachte Leek, noch war es friedlich. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter. Ironischer Weise hatte der Soldat Lester ausgerechnet am Seeufer abgelegt. Das versprach noch interessant zu werden. Kurz musterte er Lesters schlaffen Körper, der ruhig im Schlick des seichten Ufers lag. Er drehte den Kopf, sah kurz auf den Monitor, der eine kleine, funkelnde Anomalie zeigte, und nickte bedächtig. Die Frauen waren dem Zukunftstarntier in die Vergangenheit gefolgt, wie geplant. Und dort würden sie versuchen, ihre früheren Ausgaben davor zu beschützen. Natürlich hatte er dafür gesorgt, dass das unmöglich war. Sein Blick wanderte weiter, zu einem Monitor der einen großen, breiten Tunnel zeigte. Ah, jetzt kochte wieder Ärger in ihm hoch. Sowohl dieser dämliche Student, als auch der temperamentvolle Teamchef, waren gerade dabei, sich hochzurappeln, beide offensichtlich mitgenommen, aber nicht so tot, wie er sie gehofft hatte zu sehen. Was war da los? Bis eben noch waren sie doch reglos am Boden gelegen, und das schon für einige Minuten. Er war sich sicher gewesen, sich der Beiden bereits entledigt zu haben. Doch jetzt wankten sie ein wenig unsicher durch den Tunnel und suchten bereits nach einem Ausgang. Leek atmete tief durch und drückte dann einen Knopf auf der Schaltfläche unter ihm. Diese sechs Leute waren viel zäher, als er es erwartet hatte. Doch er war auf alle Eventualitäten vorbereitet. Zufrieden beobachtete er, wie die große, gemusterte Raubkatze aus ihrem soeben geöffneten Käfig sprang und sich dann, schnüffelnd, in die Richtung des Tunnels davon machte, in dem auch Danny und Connor nach ein paar Metern herauskommen würden.

Kapitel (1)6

Connor tat sich schwer damit, seine Augen offen zu halten. Jetzt, wo die Gefahr fürs erste gebannt war, (denn die Spinnen waren komischer Weise spurlos verschwunden), und sie somit nicht mehr so aufmerksam und vorsichtig sein mussten, spürte er die Erschöpfung der vergangenen Stunden deutlich. Das Spinnengift in seinem Körper sorgte dafür, dass sich seine Muskeln bei jedem Schritt unangenehm zusammenzogen, wegen dem Betäubungsmittel und wohl auch dem Restalkohol dröhnte sein Schädel. Er warf einen kurzen Blick zu Danny hinüber - der Expolizist schleppte sich mühsam vorwärts, ein Gesicht machend, als würde er gleich zusammenbrechen. Sie kamen an eine Tunnelgabelung. Connor blieb stehen und drehte sich fragend zu Danny um. "Wo lang?", wollte er wissen. Danny zuckte die Schultern. "Bist du Rechts- oder Linkshänder?" "Äh, rechts.", gab Connor ein wenig befremdet zurück. "Na denn, ab nach rechts.", meinte Danny und trottete in den Gang. Connor beeilte sich, um seinen Chef in dem ziemlich düsteren Tunnel nicht zu verlieren. Das Licht, das bis eben noch ganz annehmbar gewesen war, wurde nun von den Schatten der Wände verschluckt. Als Danny schlagartig stehen blieb, lief Connor ihm hinten rein und stieß ihn ungewollt ein Stück nach vorne. Danny zischte ärgerlich. "Pass doch auf, Connor! Hörst du das nicht?" Während Danny sich grantig über den ohnehin schon in Mitleidenschaft gezogenen Rücken rieb, spitzte Connor die Ohren. Eine Art Scharren kam aus dem Tunnelinneren auf sie zu. "Ähm... Ich wünschte, ich könnte jetzt "Nein" sagen...", antwortete der Student unsicher und spähte tiefer in den Tunnel. "Das klingt wie... Etwas das... Krallen an den Pranken hat.", überlegte Danny laut. "Jaaaah, an sowas hatte ich auch gedacht...", murmelte Connor unglücklich und machte ein paar Schritte nach hinten. Da ertönte neben dem Scharren auch noch ein anderes Geräusch: Ein altbekanntes, grausiges Klackern. Connor fuhr herum. Die drei verbliebenen Solifugae hatten sich hinter ihnen aufgebaut und versperrten nun den Rückweg.

"Oh, verdammt, das ist ja mal wieder 'ne klasse Situation!", fluchte Danny, als er ebenfalls hinter sich sah. Von vorne ertönte nun ein leises Knurren. Langsam kamen zwei große, mit Klauen besetzte Pfoten zum Vorschein. Dann zwei Vorderbeine, deren Fell einen dunklen Grundton hatte und ein helles, gesprenkeltes Muster darüber. "Oh oh, das ist ein Machairodus!", flüsterte Connor, als das Gesicht mit den langen, säbelartigen Fangzähnen zum Vorschein kam. Die großen, feurigen, kupferroten Augen fixierten sie. " "Oh oh" im Sinne von: "Scheiße, das Ding zerfleischt uns innerhalb weniger Sekunden, oder im Sinne von: "Wow, das Tier sieht eigentlich voll beeindruckend aus?" ", brummte Danny, unschlüssig darüber wo er als erstes hinsehen sollte - zu den Giftspinnen oder der prähistorischen Raubkatze. "Naja... Beides.", räumte Connor mit dem Anflug eines Grinsens ein. Als der Machairodus brüllte, trat jedoch sofort wieder Angst auf sein Gesicht. Die Raubkatze setzte zum Sprung an, im gleichen Moment stürmten die Solifugae los. Danny und Connor sahen sich zwischen den Fronten, sie hatten keine Zeit mehr, um sich etwas zu überlegen, um den tödlichen Tieren zu entkommen. Also taten sie das, was sie in solchen Momenten immer zu tun pflegten: Sie warfen sich auf den Boden. Der Machairodus rauschte über ihre Köpfe hinweg, und einen Bruchteil später erklang ein unangenehmes Knirschen, als der schwere Körper gegen eine Solifugae prallte. Connor und Danny wirbelten herum, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie der Machairodus mit einem kräftigen Prankenhieb den Chitinpanzer der Solifugae zertrümmerte. Die anderen beiden Spinnen kamen ihrem Artgenossen zu Hilfe, doch der Machairodus war schnell genug um den giftigen Kieferzangen auszuweichen. Die größere der Solifugae, die, die Connor und Danny erwischt hatte, griff das Smilodon sofort ein weiteres Mal an. Die kleinere von ihnen attackierte Danny, doch der Expolizist beförderte sie mit einem kräftigen Tritt an die Wand. Connor, der direkt daneben stand, holte mit seinem Knie aus und donnerte es gegen den Schädel der Spinne. Er zerplatzte wie eine überreife Melone. Danny hob eine Augenbraue. "Wow, ihr Kreaturen der urzeitlichen Unterwelt, nehmt euch in Acht vor dem Knie Connor Temples!"

Lautes Fauchen erinnerte sie an die kämpfenden Urzeitkreaturen. Der Machairodus und die Riesenspinne lieferten sich einen erbitterten Kampf auf Leben und Tod. Eine Weile gelang es ihnen noch, den Angriffen des Anderen auszuweichen, doch dann gab es einen Moment, in dem die Solifugae unaufmerksam war: Der Machairodus zerschmetterte ihren Panzer mit einem kräftigen Prankehieb. Die Spinne kreischte auf und stürzte sich blind vor Schmerzen auf die Raubkatze. Die Kieferzangen gruben sich unter ihr dichtes Fell und hinterließen ein blutiges Loch an ihrem Oberschenkel. Der Machairodus schaffte es noch, die Solifugae durch einen kräftigen Tritt mit den HInterbeinen auf den Rücken zu werfen, wo sie nach ein paar letzten Zappeleien schließlich einging, bevor er selbst durch seine zuckenden Gliedmaßen zu Boden gezwungen wurde. Connor und danny hatten fast ein wenig Mitleid, als sie der Raubkatze bei ihrem Todeskampf zusahen. Irgendwie schien der Machairodus versuchen, sich in den Tunnel zurückzuschleppen, aus dem er gekommen war. Ein Stückchen neben den beiden Menschen brach er jedoch erneut zusammen. "Gehen wir.", murmelte Connor schließlich, als er eine Weile auf den sterbenden Machairodus gestarrt hatte. Er machte einen Schritt in den Tunnel, als sich der Machairodus urplötzlich brüllend aufbäumte. Danny riss Connor an den Schultern zurück, konnte aber nicht mehr verhindern dass die Krallen durch Connors Fleisch glitten. Der Student jaulte auf und presste die Hand auf die vier blutigen Schnitte, die sich quer über seinen Brustkorb zogen. "Connor, du Vollidiot!!! Noch nie davon gehört dass Tiere dann am gefährlichsten sind wenn sie dabei sind zu sterben?", schimpfte Danny laut. Connor verzog das Gesicht und sah Danny wütend an. "Das Vieh hat mich aus einem anderen Grund angegriffen! Es wollte nicht, dass wir in den Tunnel reingehen!" Danny sah über die Schulter in die Dunkelheit hinter ihnen. "Dann beschützt er was da drinnen." Connor nickte. "Ja, die Frage ist nur, was." Sie verharrten, wo sie waren. Der Machairodus hauchte in der Zwischenzeit seine letzten Atemzüge aus. In der darauf folgenden Stille ertönte zögernd ein leises, klägliches Maunzen, dass aus den Tiefen des Tunnels kam.

Zur selben Zeit, dutzende Tunnelabzweigungen weiter, klammerte sich Becker verbissen an einen Vorsprung in der Wand. Er war extrem froh darüber, dass die Mauern in diesem Raum so rissig und uneben waren. Trotzdem hatte er keine Möglichkeit, weiter nach unten zu klettern - dafür war das Mauerwerk zu rissig und bröckelig. Und es ging immer noch knappe zehn Meter nach unten. Unter ihm lag der tote Ramphorhynchus. Immerhin war es ihm nicht so ergangen wie dem Vieh, dachte er, als er auf die Stange in seinem Brustkorb starrte. Da fiel ihm plötzlich auf, wie sehr seine Arme schmerzten. Kein Wunder, nach der Tortur die er in den Klauen des Flugsauriers durchstanden hatte. Seine linke Seite war schon halb taub, denn der Bruch in seinem Oberarm schmerzte höllisch. Er sah sich um. Leider konnte er nicht bis zum See sehen, doch er vermutete, das Lester das Bewusstsein noch nicht wieder erlangt hatte. Mit zusammengebissenen Zähnen zog er sich ein Stückchen höher - wenn er schon nicht nach unten kam, so konnte er vielleicht den Vorsprung mit dem Horst des Rhamphorhynchus erreichen und dort auf Hilfe warten. Es knirschte unter seinen Fingern, als sie ein großer Stein löste. Becker krallte sich gerade noch rechtzeitig mit der anderen Hand fest, als er mit der anderen abrutschte und auch mit einem Fuß den Halt verlor. Er schwang an seiner Hand und dem Fuß nach rechts und knallte mit der Nase gegen die Steinwand. Es knackte unangenehm, und etwas Warmes lief über sein Gesicht. Er hob die freie Hand, um darüber zu wischen, als er plötzlich innehielt. "Verdammte Scheiße!", schrie Becker, als er seine zerkratzten und zerschnittenen Fingerspitzen sah. Es half nichts, er musste sich wieder festhalten. Als er einigermaßen sicher stand, überlegte er sich eine andere Lösung für sein Problem. Ihm fiel nur dummerweise keine mehr ein.

Ein Schrei oder etwas in der Art ließ Lester hochschrecken. Vollkommen verwirrt sah er sich um. Sein Gesicht tat weh, seine Kleidung war nass, der Boden unter ihm schlammig und der Raum um ihn herum groß und bedrohlich. Er brauchte eine Weile, bis er sich wieder an das erinnerte, was passiert war. Er rappelte sich mühsam hoch und kniete sich dann in den Matsch des Ufers. Ein millimeterdünnes Blutrinnsal rann von irgendwo aus seinem Haaransatz über seine rechte Schläfe und Wange. Als er nach der Wunde tastete, fühlte er stattdessen eine gewaltige Beule an seinem Kopf. Dann hörte er wieder etwas, das diesmal nach einem Fluchen klang. Er stand auf, wankte ziemlich stark, stützte seine Hand an der Wand ab und wartete, bis die schwarzen Flecken vor seinen Augen verschwanden. Dann sah er sich um. Am anderen Ende des Raumes lag der tote Rhamphorhynchus am Boden, direkt vor ihm, nur ein paar Meter weiter, war die Tür die aus dem Raum hinaus führte. Lester hi8elt darauf zu. Er wusste, dass Leek mindestens noch eine weitere unangenehme Überraschung in peto hatte. Und er hatte nicht vor, abzuwarten, was es war. An der Tür angekommen, drehte er sich noch einmal um. Von Becker war nichts zu sehen. Er war bestimmt schon vorausgegangen. Aber eigentlich hatte er Becker nicht als so jemanden eingeschätzt, der einen verwundeten Freund zurückließ. Irgendetwas in Lester veranlasste ihn dazu, nach Becker zu rufen. "Becker?" Seine laute, klare Stimme schallte durch den Raum. Prompt kam eine Antwort zurück. "Lester! Gott sei Dank! Ich bin hier drüben!" Beckers Stimme klang unglaublich müde und erschöpft. Lester seufzte genervt. Er hatte gehofft, endlich aus diesem Raum herauszukommen. Kurz warf er noch einen sehnsüchtigen Blick auf die Tür, dann machte er kehrt und joggte zur anderen Seite des Raumes. Wegen den dunklen Farben seines Anzuges hätte er ihn an der Wand fast nicht erkannt. Er blieb neben dem toten Dinosaurier stehen und pfiff durch die Zähne. "Wow, wie sind Sie denn da hochgekommen?" "Hören Sie auf Witze zu reissen und helfen Sie mir! Ich fall eh gleich runter!" Lester kratzte sich am Kopf und schaute sich um. Etwas Klebriges tropfte auf seine Hand. Er warf einen Blick darauf und erkannte Blut. "Sind Sie verletzt?", rief Lester und legte den Kopf in den Nacken, um besser zu Becker sehen zu können. "Ja, verdammt, deshalb kann ich mich ja auch nicht mehr lange halten! Was ist nur los mit Ihnen, hat der Aufprall auf den Kopf Ihren Verstand lahmgelegt?" Lester machte ein finsteres Gesicht. "Passen Sie bloß auf, was Sie sagen, Becker, oder ich lass Sie einfach runterfallen!", knurrte er. "Ah. Haben Sie überhaupt schon 'ne Idee wie Sie mich hier ganz generell runterholen wollen?", gab Becker zurück. "Ääääähm... Mein lahmgelegter Verstand arbeitet gerade einen teuflischen Plan aus.", antwortete Lester. Sein Blick fiel erneut auf den toten Flugsaurier. Jetzt kam ihm wirklich eine Idee. Er packte den einen Flügel des Dinos und zog ihn in die Länge. Das Teil schien Tonnen zu wiegen. Ächzend zerrte Lester ihn in Beckers Richtung und hielt ihn so straff er konnte. "Lassen Sie los!", rief er, als er sicher war, das Becker genau darauf landen würde. "WAS???", kam die ungläunige Antwort von oben. "Vertrauen Sie mir!", verlangte Lester. Die Sehnen an seinen Armen und dem Hals traten vor Anstrengung hervor. "Sind Sie sicher?", wollte Becker kleinlaut wissen. "VERDAMMT BECKER!!! SPRINGEN SIE!!!", brüllte Lester, und einen Moment später rauschte etwas Schweres auf den Flügel. Becker federte nach oben weg, Lester flog nach vorne. Sie landeten übereinander, verwickelten sich noch mit dem ledrigen Flügel und brauchten dann erst mal wieder eine Weile, um sich zu entknoten. "Danke.", meinte Becker schließlich, als sie sich gegenüber standen. "Schon gut.", meinte Lester und steckte die Hände in die Hosentaschen. "Ah!" Mit einem Aufschrei zog er sie zurück. "Was?", wollte Becker wissen und sah alamiert über die Schulter. "Mein Handy. Ich muss es irgendwo verloren haben.", gab Lester zurück und suchte den Boden ab. "Vielleicht am See?", schlug Becker vor. Lester nickte und sie begaben sich zurück an das Wasserbecken. Während Lester den Schlick absuchte, kniete sich Becker hin und spritzte sich Wasser übers Gesicht. Wie eine rote Wolke verteilte sich sein Blut auf der Wasseroberfläche. "Hier ist es nicht. Ich geh noch kurz zu dem Schutthaufen hinüber, und wenn ich es da nicht finde, lass ich mir von der Regierung ein neues finanzieren." Er war noch keine drei Meter weit gegangen, als hinter ihm lautes Plätschern ertönte. Lester hielt inne und drehte sich amüsiert um. "Passen Sie auf, dass Sie nicht reinfallen, Becker!"

Dann wickelte sich etwas langes, dünnes, schleimiges von hinten um seinen Hals und sein Gesicht, so dass er bis über die Lippen davon bedeckt war. Vor Schreck riss er die Augen auf, sein Schrei wurde von dem Etwas abgedämpft. Es zog ihn kräftig nach vorne. Er flog auf die Knie. Sofort versuchte er, das Ding von seinem Gesicht zu ziehen, doch es hob ihn langsam vom Boden auf, was ihm die Sache sehr erschwerte. Er trat mit den Beinen, um freizukommen, doch dann wurde er plötzlich von einem ähnlichen Teil am rechten Knie gepackt. Er wurde durch den Ruck zur Seite gerissen, ein weiteres Etwas umwickelte seine linke Schulter. Jetzt erhaschte Lester zum ersten Mal einen Blick auf seine Angreifer - es waren dünne, glitschige, mit Saugnäpfen bestückte Tentakel. Der See! Er musste Becker warnen! Mit angewidertem Gesicht öffnete er den Mund und grub seine Zähne tief in das schleimige Tentakel um sein Gesicht. Es glitt von seinen Lippen, verstärkte aber den Druck auf seinen Hals. "Becker!", krächzte Lester, und als ein weiteres Tentakel sich um seinen Bauch schlang und zudrückte, schrie er auf. "Becker!", keuchte er ein weiteres Mal. Seine rechte Schulter wurde umwickelt, und danach sein linker Fußknöchel. Und dann schnürten sich die Tentakel unbarmherzig enger um seinen Körper. Die Luft wurde mit einem Mal aus ihm herausgepresst. Gleichzeitig drückten ihn die Tentakel um den Hals und Bauch nach vorne, die an den Schultern und Beinen zogen ihn nach hinten. Sein Körper wurde schrecklich überdehnt und die Schmerzen trieben ihm die Tränen in die Augen. Er schnappte nach Luft. Anstatt locker zu lassen, wurde der Druck auf seinen Hals und Bauch immer stärker. Lester fragte sich, ob das Vieh ihn nun zerquetschen oder auseinander reissen wollte. Ein heftiger Ruck an seinen Schultern ließen ihn sogleich zu Zweterem tendieren. Er keuchte auf, einerseits vor Schmerzen, andererseits aus Mangel an Sauerstoff. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er das Bewusstsein verlieren würde. Er hoffte nur, dass dies geschah bevor er in der Luft zerfetzt wurde.

Becker war nach Lesters Rufen sofort in Deckung gegangen. Entsetzt hatte er die riesigen Tentakel aus dem Wasser schießen sehen. Sie hatten sich am Boden entlang geschlängelt und Lester dann von hinten gepackt. Jetzt hing sein Chef in einer äußerst ungünstigen Lage, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Becker trabte los, auf der Suche nach einer neuen Waffe. In dem Schutthaufen fand er auch gleich eine abgebrochene Eisenplatte. Mit dem scharfen Rand würden sich die Tentakel vielleicht durchtrennen lassen. Er rannte auf Lester zu. Dieser schien nicht in der Lage zu sein, sich zu bewegen, deine eigentlich waren seine Arme und Hände frei. Als Becker näher kam, erkannte er Lesters Problem - die Tentakel übten auf die Art Druck auf seine Glieder aus, dass jede noch so kleine Bewegung äußerst schmerzvoll war. Lesters Gesicht war eine einzige Maske aus Schmerz und Verbissenheit. Noch war er nicht gewillt, so leicht aufzugeben. Becker suchte mit den Augen nach dem Tentakel, das um seinen Hals lag, fand es und schnitt es mühelos mit der Eisenplatte durch. Im See hinter ihm jaulte irgendetwas auf. Lester knickte seine Arme trotz der Schmerzen ab und zerrte das Tentakel von seinem Hals. Sofort wurde er ein Stückchen höher gehievt, zwei weitere Tentakel schossen aus dem Wasser und wickelten sich erneut um seinen Hals und diesmal auch noch um seine Handgelenke. Seine Arme wurden grob nach unten gerissen, sein Kopf nach hinten. Lesters lauter Aufschrei ließ Becker nervös werden. Er zielte auf ein anderes Tentakel, als er erschrocken spürte, sie sich eines um seinen Bauch schlang. Er erkannte den abgeschlagenen, blutigen Stumpen, der gerade noch am Boden gelegen hatte. Jetzt wurde Becker selbst nach oben gehievt. Er säbelte das Tentakel ein weiteres Mal durch, das Tentakel um Lesters rechtes Knie ließ los und packte ihn stattdessen am (Gott sei Dank gesunden) Oberarm. Nun ließen die Tentakel um Lesters Handgelenke und seinem Fußknöchel von dem Beamten ab und schlangen sich auch bei Becker um Bauch und Hals. Obwohl Lester seine Arme jetzt wieder benutzen konnte, tat er es nicht. Im Gegenteil - er hing reglos in der Luft, umgeben von dem Gewirr aus Tentakeln.


Kapitel (1)7

Becker schlug wieder mit der Eisenplatte durch eines der Tentakel, und nun wurde er nur noch von dem um seinen Bauch und der Schulter oben gehalten. Er reckte sich so weit nach vorne, wie er konnte, um Lester zu erreichen. Der Mann rührte sich nicht mehr, der Sauerstoffmangel schien ihm das Bewusstsein geraubt zu haben. Becker flehte darum, dass Lester wirklich nur bewusstlos war, und nicht schlimmer. Seinetwegen war der Beamte noch einmal in den Raum zurückgegangen. Er hätte einfach die Tür aufbrechen und diese unheimliche Halle hinter sich lassen können, aber wegen Becker hatte er es nicht getan. Und wenn ihm nun etwas passierte, war es Beckers Schuld. Er war hier der Soldat und somit der, der für die Sicherheit des Teams zuständig war. Und jetzt musste er dabei zusehen wie sein Chef von einem mönströsen Tintenfisch zerquetscht wurde. Er schrie auf aus Wut und Frust und haute seine Waffe blindlings Richtung Lester. Das Tentakel um dessen Hals glitt in zwei Hälften, und rutschte dann von seinen Schultern. Im selben Moment fing Lester an zu husten und schnappte nach Luft. Becker atmete erleichtert aus. Mit einem Schlag wurde auch ihm die Luft gnadenlos aus dem Leib gepresst. Er würgte, als das Tentakel um seinen Bauch ihn grob zur Seite riss, und ließ die Eisenplatte fallen. Auch Lester wurde herumgewirbelt. Die fünf verbliebenen Tentakel zerrten an ihnen und schleuderten sie herum. Lester donnerte an die Hallendecke, Becker diesmal gegen die Wand. Benommen griff er nach dem rauhen Fels, um sich festzuhalten. Als die Tentakel ihn zurückzogen, löste er einen Teil der Mauer heraus, der bröckelnd zu Boden fiel. Lester hielt sich den Schädel, als er nach unten sauste, und fluchte. Dann wurden die Beiden plötzlich aneinander gedonnert. Es kam so überraschend, mit welcher Zielsicherheit sich das Meerestier bewegte, dass sowohl Becker als auch Lester nicht mehr schnell genug reagierten. Anstatt gefährliche Körperteile, so wie Ellbogen, Knie und Füße einzuziehen, um den Anderen nicht zu verletzen, spannten sie ihre Körper sogar noch zusätzlich an und verursachten so eine äußerst schmerzhafte Kollision. Becker hatte keine Ahnung, womit er Lester getroffen hatte, er spürte nur dessen Ellbogen in der Magengrube und einen der Füße am Knie. Schon wurden sie wieder voneinander weggezogen. Lesters Gebärden nach hatte er von Becker einen Stoß ins Kreuz bekommen. Noch ehe sie wieder einen klaren Gedanken fassen konnten, rasten sie erneut aufeinander zu. Jetzt passten sie Beide mehr auf und zogen Arme und Füße ein. Die Tentakel drehten sie so, dass sie sich nun aus einer anderen Position trafen. Diesmal war es Lesters Schulter, die in Beckers Seite landete, und Beckers Ellbogen, der Lester unterhalb des Brustbeins erwischte. Lester stöhnte auf. Becker sah keuchend nach unten. Immerhin - die durchtrennten Tentakel blieben am Boden liegen. "Wir müssen die Tentakel irgendwie durchtrennen oder auf andere Weise kaputt machen!", rief Becker. "Na klar, wir beissen sie einfach auseinander!", gab Lester ärgerlich zurück und zerrte an den Tentakeln um seinen Schultern. "An der Wand und Decke sind viele große, scharfkantige Steine dran, die sich ganz leicht rausreissen lassen. Wenn wir das nächste Mal dagegenkrachen, greifen wir danach.", erklärte ihm Becker. "Wenn ich noch einmal irgendwo dagegenkrache, dann brech ich entweder auseinander oder meine Schädeldecke platzt auf!", meinte Lester grantig, sah sich aber immerhin nach den Wänden um. Die Tentakel zogen sie jetzt wieder von einander weg, doch sie ließen nur Lester gegen die Wand krachen. Jetzt war nämlich Becker damit an der Reihe, überdehnt zu werden. Er verzog das Gesicht, als die Schmerzen durch seinen Körper schossen. Trotzdem schaffte er es, zu Lester zu blicken. Dieser krallte seine Hand in die Wand und riss ein riesiges Stück heraus, als die Tentakel sie wieder zusammenstoßen ließen. "Herrgott nochmal! Jetzt reichts dann langsam!", presste Lester zwischen den Zähnen hervor, nachdem er Beckers Ellbogen diesmal an die Schläfe bekommen hatte. Becker war zu nichts anderem mehr in der Lage als zu fiepen - Lesters Knie hatte ihn genau an seiner empfindlichsten Stelle getroffen. Sein Chef wurde rot im Gesicht, als ihm das bewusst wurde. "Oh. Hoppla. Das tut mir Leid, Becker." Der Soldat fiepte nur ein weiteres Mal und schloss gequält die Augen.

Lester sah, das Becker durch den Zusammenstoß erst einmal außer Gefecht gesetzt war. Obwohl sein Schädel dröhnte und ihm schwindelig war, reckte er den Hals, um nach einer geeigneten Stelle zu suchen, gegen die er seinen Stein dreschen konnte. Das Tentakel um seinen Bauch saß zu fest, also schlug er gegen das an seiner linken Schulter. Die Spitze des Steins bohrte sich in das zähe Fleisch der Krake, und Lester rüttelte kräftig daran, bis es durchtrennt war und das Tentakel zu Boden fiel. Er nahm den Stein in die linke Hand und tat das selbe an seiner rechten Schulter. Gerade wollte er sich dem Tentakel um seinen Bauch zuwenden, das Letzte, das ihn noch hielt, als das Tentakel plötzlich weit mit ihm ausholte - und ihn dann auf Becker schleuderte. Lester merkte erst, was vor sich ging, als er entdeckte dass ihn das Tentakel nicht länger umklammert hielt. Er flog frei durch die Luft, mit nichts was ihn vor einem unsanften Aufprall auf den Boden bewahren konnte - außer Becker selbst. Er prallte mit solcher Wucht gegen den Soldaten, dass er den Tentakeln entglitt und zusammen mit Lester nach unten stürzte. Sie waren weit genug oben, um sich ernsthaft zu verletzen, an die acht Meter. Die Tentakel machten Anstalten, sie aufzufangen, doch sowohl Lester als auch Becker wichen im Fall den schleimigen Fesseln aus. Lester holte mit dem Stein in seiner Hand aus, wirbelte um sich herum und mantschte den Stein mitsamt seiner Hand in ein herannahendes Tentakel. Becker fing sich an einem anderen Tentakel ab und rutschte daran nach unten. Es versuchte, ihn an den Knöcheln zu packen, doch Becker warf sich mit seinem ganzen Gewicht gegen das Vorderteil des Tentakel. Es gab unter seinem Gewicht nach und krachte gegen die Felswand. Becker schlug heftig dagegen und schaffte es, das Tentakel auseinander zu reissen, was ihm fast den Magen umdrehte, als er den schleimigen, blutigen Stumpen in den Händen hielt. Lester fiel indessen weiterhin nach unten, griff mit der Hand nach dem letzten verbliebenen Tentakel und brachte die Füße an das Armglied der Wasserkreatur. Fast wie auf einem Skateboard surfte er daran nach unten, bis er kurz vor dem Boden das Gewicht auf die Beine verlagerte und dann das Tentakel mit den Füßen auf den Boden rammte. Es wurde durch sein Gewicht durchgetrennt, und besudelte Lesters Schuhe und Hose mit dem hellen, schleimigen Krakenblut. Der Schleim ließ Lester ausrutschen und der Länge nach hinfallen. Becker plumpste von der Mauer aus zu Boden, wo er sich sofort zusammenkrümmte und wimmernd hin- und herrollte. Lester rappelte sich wieder auf und sah verärgert auf seine Schuhe und den Anzug. "Klasse, ich darf gar nicht daran denken was die Reinigung kosten wird!", schimpfte er, zog die Schuhe aus und wischte den Schleim an den nächstbesten Felsen. Becker kam keuchend auf die Beine. "Nochmals Entschuldigung für dieses, ähem, Missgeschick.", meinte Lester, als er den Soldaten erblickte. Becker winkte ab und stakste o-beinig auf Lester zu. Lester zog die Schuhe wieder an und sah sich um. "Würde sagen wir sehen endlich zu dass wir hier wegkommen.", schlug er vor, und der Soldat nickte.

Zwei der Tentakelstummel wickelten sich um ihre Knöchel und rissen sie hoch. Mit einem lauten "UAH!" wurden die Männer kopfüber in Richtung See gehievt. "Was wird denn das jetzt wieder?", zeterte Lester los, während Becker versuchte sich frei zu machen. Lester wurde neben ihm fallen gelassen und fiel wie ein nasser Sack ins Wasser. Sekunden später tauchte ein hässliches, mit spitzen Zähnen versehenes Maul aus den Wellen auf. Rote, böse Augen saßen tief in dem fleischigen, schleimigen Gesicht der Krake. Becker stieß einen erschrockenen Schrei aus. Lesters Kopf tauchte aus dem Wasser. "Becker! Da ist irgendso ein Ding im Wasser! Direkt unter uns!" Veflucht, er hatte das Maul des Kraken noch gar nicht entdeckt! "Lester, es ist gleich links von Ihnen! Sehn' Sie zu, dass Sie da wegkommen!" Lester sah über die Schulter. Zu spät. Eines der Tentakel, viel dicker als die dünnen Spitzen, die sie gefangen hatten, erhob sich aus dem Wasser und raste auf ihn zu. Lester tauchte ab, das Tentakel platschte aufs Wasser und riss ihn mit sich in die Tiefe. Becker verlor ihn sofort aus den Augen. Und da wurde er selbst plötzlich losgelassen.

Lester versuchte, unter dem Tentakel weg zu kommen, doch es war viel zu schwer um ihm das zu ermöglichen. Er schlug hart am Grund des Sees auf. Der Druck auf seinen Ohren brachte ihn fast um den Verstand, als er heftig mit den Beinen strampelte um frei zu kommen. Um ihn herum war alles finster, und seine Lungen brannten. Seine Augenlider wurden schwer, doch er kämpfte dagegen an und schob mit den Armen das Tentakel von sich runter. Es funktionierte, und er begann hastig, Schwimmzüge zu machen. Die Wasseroberfläche kam näher. Endlich Luft! Seine Finger durchdrangen die Wasseroberfläche und fühlten die im Verhältnis warme Luft außerhalb. Er machte sich dafür bereit, endlich wieder einatmen zu können. Da packte ihn das Tentakel erneut am Fuß und zog ihn mit einem Ruck nach unten. Lester sah die rettende Wasseroberfläche ungläubig davonschießen. Er stieß einen verzweifelten, wütenden Schrei aus. Der letzte Rest Sauerstoff entwich seinen Lungen. Jetzt konnte er nichts mehr dagegen tun, dass sich seine Augen langsam schlossen. Er fühlte sich plötzlich unendlich leicht im Wasser. Und ehe Lester sich versah, verschmolz er mit der tiefen Dunkelheit um ihn herum.

Becker tauchte, so schnell er konnte. In dem trüben Wasser war es unmöglich, etwas zu erkennen. Er floh vor dem anderen Tentakel des Kraken und hatte keine Zeit, zu lange am selben Fleck zu bleiben. Er kam kurz rauf, um Luft zu holen, und ging dann wieder auf Tauchstation. Da sah er auf einmal Lesters blasses Gesicht ein paar Meter weiter. Seine Haare wiegten sich in den Bewegungen des Wassers. Seine Arme trieben ein paar Meter über ihm, an seinem Knöchel befand sich ein Tentakel. Der Anblick ließ Becker erschaudern. Er beeilte sich, um seinen Boss zu ereichen. Bei ihm angekommen, packte er ihn unter den Achseln und zerrte ihn aus der Umklammerung des Tentakels. Dann gab er ordentlich Gas und schwamm zum Ufer zurück, Lester hinter sich herziehend. Das Tentakel verfolgte sie unbarmherzig. Endlich erreichten sie den Schlick am Ufer, und Becker hievte Lester an Land. Er zog ihn so schnell er konnte aus der Reichweite des Sees. Sie waren beide über und über mit dem Krakenschleim besudelt, doch damit würden sie leben müssen. Leben müssen... Becker beugte sich über Lester und horchte auf ein Atemgeräusch. Als es ausblieb,. fluchte er leise. "Kommen Sie, Sir!", schnauzte er Lester an, doch der Mann regte sich nicht. Er fühlte Lesters Puls. Da war nichts... "Ich bitte Sie, Sir, ersparen Sie uns Beiden eine Reanimation! Das wollen Sie wahrscheinlich noch weniger als ich!" Er knöpfte Lesters Jacket auf und horchte an seiner Brust. Kein Herz, das munter vor sich hin pochte... "Verdammt verdammt verdammt!", brummte Becker und zog Lester das Jacket komplett aus. Nur im Hemd würde sein Chef bestimmt schnell anfangen zu frieren. Falls er überhaupt jemals wieder frieren konnte... Er kniete sich hin, zog Lester auf seinen Schoß und dann so weit nach oben, dass sein Kopf auf Beckers Schulter lag. Er legte die Arme um Lesters Oberkörper, direkt unterhalb der Achseln, und drückte sie dann einmal fest zusammen. Doch Becker zitterte zu sehr, um den Griff ordentlich auszuführen. Sein Chef kippte nur nach vorne, so dass er ihn erneut an seine Schulter ziehen musste. Becker wurde immer panischer. Wenn Lester nun schon seit über 10 Minuten tot war, wuchs die Gefahr auf bleibende Schäden. Falls es ihm überhaupt gelingen würde ihn zu reanimieren. Er schüttelte den Gedanken ab. Bis auf die Hände und das Gesicht war der Körper seines Bosses noch ziemlich warm, wenn er die Wassertemperatur miteinbezog musste Lester eben erst aufgehört haben zu atmen. Erneut legte er die Arme um Lester, atmete kurz tief durch und drückte dann erneut so stark er konnte zu. Lester wurde fest gegen Becker gepresst, und der Druck von vorne und hinten beförderte einen Schwall Wasser aus Lesters Lunge nach draußen. Ein Spotzen, dann ein Luftholen, dann ein heftiges Husten waren die Folge. Becker ließ Lester los, der nach vorne auf die Knie fiel und das Wasser aus seiner Lunge hustete und würgte. Becker hockte sich neben ihn und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er spürte, wie sehr Lester zitterte. Und konnte gleichzeititg sein eigenes Herz bis zum Hals pochen hören.

Abby sah ihre jüngere Ausgabe fröhlich über die Wiese hüpfen. Sie steuerte ebenfalls auf den Sandkasten zu, an dem sie von den anderen sofort freundlich empfangen wurde. Danny, Ryan und Lester unterhielten sich hinter ihnen, Cutter und Stephen saßen immer noch auf ihrer Bank und redeten ebenfalls über irgendetwas. Und so kam es, dass keiner von ihnen das hässliche, fledermausähnliche Wesen bemerkt hatte, das sich direkt hinter Stephen in einer Baumkrone verbarg. Auch Abby war es erst aufgefallen, als es sich bewegt hatte. Und nun sah es auch Sarah. Sie sogen Beide erschrocken die Luft ein. "Was ist los?", wollte Danny wissen und gesellte sich zu ihnen. "Ich... Wir... Habt ihr von diesem Tier gehört, das vor ein paar Tagen aus der, äh, Wildtieranlage geflohen ist?", begann Sarah unsicher. Danny hob eine Augenbraue und sah zuerst Letser, dann Ryan an. "Äh, nein? Was soll das für ein Vieh sein?", wollte er wissen. "Hmm, also es sieht fast so aus wie ein Gremlin.", antwortete Sarah. "Ein WAS?!", riefen die drei Männer gleichzeitig und lachten los über den seltsamen Namen. "Sarah, den Film gab es zu dieser Zeit noch gar nicht!", knurrte Abby leise. "Oh.", machte Sarah und zog sich errötend zurück, damit Abby das Reden übernehmen konnte. "Es handelt sich um eine... asiatische Chamäleon-Riesenfledermaus. Flügellose, gefährliche Raubtiere, mit ledriger Haut und spitzen Zähnen, die sich obendrein noch tarnen können." "Was denn, sowas gibts?", grinste Lester und schaute sie mit dem amüsiert-belustigten Blick an, der in zwanzig Jahren sein Markenzeichen sein würde. "Oh ja, und wenn ihr's genau wissen wollt, da oben sitzt es!", erklärte Abby ihnen und deutete auf den Baum hinter Cutter und Stephen. Das Zukunftstarntier war verschwunden. Die drei Männer folgten Abbys Finger und prusteten dann los. "Ich schätze, die Beiden verarschen uns.", gluckste Ryan und zwinkerte Abby zu. "Tun wir nicht! Das hier ist verdammt ernst!", schimpfte Sarah und wandte sich an Abby. Diese hob nur die Schultern. "Wir würden es an ihrer Stelle auch nicht glauben." "Alter!", schrie da plötzlich jemand auf. Sie wandten sich um. Stephen und Cutter standen kerzengerade vor der Bank und taxierten die Büsche dahinter. Stephens Blick wanderte den Baumstamm hinauf. "Mich hat was gebissen, das schwöre ich!", versicherte er Cutter und rieb sich über eine gerötete Stelle am Nacken. "Ich weiß, ich hab's gesehn.", gab Cutter zurück und spähte unter die Bank. Etwas Braunes schoss darunter heraus und griff den Schotten fauchend an. Cutter schrie auf, stolperte über seine eigenen Beine und flog rückwärts ins Gras. Das Zukunftstarntier segelte an ihm vorbei und rauschte nun direkt auf Abby und Sarah zu. Ihre Kinderausgaben kauerten sich im Sandkasten ängstlich an die anderen zukünftigen ARC-Mitarbeiter. "Weg da!", schrie Danny und zog Sarah aus dem Weg. Lester stieß Abby zur Seite, und die Tierpflegerin landete unsanft im Gras. "Alter, das Vieh gibts ja wirklich!", keuchte Ryan und sah der Kreatur nach, die in einen anderen nahegelegenen Baum verschwand. Erst jetzt fiel Sarah auf, wie weit abseits sich ihr Standort und der Sandkasten befanden. Das näheste waren die Imbissbuden, vor denen einige Leute standen, die allerdings außer Hörweite waren. Und in diese Richtung war auch noch das Zukunftstarntier verschwunden. "Vorsicht, es kommt zurück!", schrie Ryan und deutete auf ein heransausendes, blattgrünes Wesen. "Bringt die Kinder hier weg!", schrie Danny, und er, Lester und die Frauen rannten zum Sandkasten. Ryan spurtete zu Cutter und Stephen, um die beiden zu warnen. Danny packte die kleine Abby und Jenny, nahm sie unter die Arme und rannte los. Ihm folgte Lester, der sich Beckers Frühausgabe schnappte, Sarah nahm Connor und Abby die kleine Sarah. Die Kinder fingen an panisch zu schreien, als sie das gruselige Wesen aus der Zukunft auf sich zukommen sahen. "Du bist Bulle, hast du keine Knarre oder sowas?", rief Lester Danny zu, während sie über den Rasen hetzten. "Im Wagen!", antwortete Danny und schlug einen Haken nach links. Cutter, Stephen und Ryan kamen von rechts zu ihnen dazu. "Was zur Hölle ist das?", wollten die Jugendlichen wissen. "Eine asiatische Chamäleon-Riesenfledermaus.", rief Abby ihm zu. Danny steuerte die Gruppe in Richtung Straße, allerdings lag nur ein altes, verlassenes Fabrikgelände vor ihnen. Da Abby es nicht kannte, vermutete sie dass es wohl schon lange abgerissen worden war. Wenn sie nicht alles täuschte, befand sich an der Stelle nun eine Supermarktkette oder soetwas. Danny steuerte auf die große Lagerhalle der Fabrik zu. Ryan überholte ihn, kramte etwas aus der Hosentasche und fingerte an dem Türschloß herum. Nach einem kurzen Moment klickte es und die Tür schwang auf. Ryan stellte sich zwischen Tür und Rahmen und hielt den herannahenden Leuten den Eingang offen. Danny warf Ryan einen tadelnden Blick zu, als er an ihm vorbeijoggte, dann trat Lester ein, gefolgt von Abby und Sarah, danach kam Stephen und Cutter bildete das Schlusslicht. Ryan ließ die Tür ins Schloss fallen, was sie augenblicklich in schummriges Licht hüllte. Die Kinder fingen an zu wimmern. Es zischte, und irgendwo flackerte eine kleine Flamme auf. Es war Danny, der das Feuerzeug an Abby weiterreichte und dann eine Taschenlampe vom Gürtel nahm. Der Rest der Erwachsenen und Beinahe-Erwachsenen suchte nach einem Lichtschalter. Cutter fand ihn schließlich neben einem Seitenausgang und drückte den Finger darauf. Ein paar nackte Glühbirnen erwachten zum Leben und erfüllten die große Halle mit blassem, gelben Licht. Danny steckte die Taschenlampe an den Gürtel und wartete, bis Abby ihm sein Feuerzeug gegeben hatte. Dann wandte er sich direkt an sie und Sarah. "Okay, was wird hier gespielt?" Sein Blick wanderte zwischen ihnen hin- und her, dann glitt er weiter über Stephen und Cutter, die ein wenig verloren im Raum herumstanden.

Ryan und Lester versuchten, die aufgebrachten Kinder zu beruhigen, die sich ängstlich und weinend aneinander pressten. Die kleine Abby und der kleine Connor waren die jüngsten, doch auch die anderen drei waren noch nicht einmal zehn Jahre alt. Alles, was sie verstanden, war dass ein Horrorwesen sie gerade verfolgt hatte und sie nun mit ein paar jungen Leuten, die sie selbst alle nicht kannten, in einem großen, gruseligen Raum waren. Cutter und Stephen sahen selbst drein, als würden sie gleich ohnmächtig werden, Lester und Ryan hatten alle Hände voll damit zu tun ruhig zu bleiben um die Kinder nicht noch mehr zu verängstigen und Danny war mit seiner Rolle als Polizist und somit als einziger Aufpasser völlig überfordert. Er fuhr sich durch die kurzen Haare und machte ein nervöses Gesicht. "Das Ding hat's doch nicht etwa auf uns abgesehen, oder?" "Schätze doch. Wie normale Fledermäuse jagt auch dieses Tier seine Beute so lange, bis sie oder das Tier selbst tot sind.", erklärte ihm Abby hastig. Es wunderte sie schon gar nicht mehr, wie schnell die Lügen über ihre Lippen kamen - seit drei Jahren war sie daran gewöhnt sich irgendwelche Geschichten auszudenken. Sie konnte ja auch jetzt kaum erzählen, dass ein verrückter Typ aus der Zukunft das Tier gezielt auf ihn, Lester, unschuldige Kinder und Jugendliche gehetzt hatte. Sie schielte kurz zu Jennys Frühausgabe hinüber. Ob die kleine, selbstbewusste Dame überhaupt schon eine Ahnung hatte, dass ihr zukünftiger Beruf darin bestehen würde, Menschen zu belügen?

Lester kam zu ihr herüber. Er schob die Hände in die Hosentaschen und sah Sarah an. "Und was machen wir jetzt?" Ein wenig perplex erwiderte Sarah seinen Blick. "Öh, wir, naja, also, ich denke das sollte Danny sagen. Er ist der Polizist." Sofort hob Danny abwehrend die Hände. "Hey, nur mal langsam, ich bin gerne offen für jede Art von Vorschlägen." Lester hob die Schultern. "Versuchen, nicht verspachtelt zu werden halte ich zumindest für 'ne gute Idee. Bloß, wie stellen wir das an? Das Vieh schien immens hungrig." Als Abby und Sarah die erwartungsvollen Blicke aller auf sich spürten, sahen sie sich unsicher an. Ihnen wurde klar, das sich jeder hier im Raum auf sie verließ - weil sie die Ältesten waren. Es fiel ihnen wie Schuppen von den Augen. Jüngere Menschen machten stets die älteren zu ihren Anführern, das war eine ganz natürliche Reaktion. Bloß waren es Sarah und Abby nicht gewohnt, über das Leben von Menschen zu entscheiden. Normalerweise nahmen sie ihre Befehle von genau den Leuten entgegen, die jetzt angsterfüllt vor ihnen standen: Danny und Lester, vielleicht auch noch Becker oder Jenny, wenn es die Situation erforderte. Abby stieß angespannt die Luft aus. "Gut, okay, ich würde auch sagen wir sichern die Halle mal nach allen Seiten hin ab und suchen uns eventuell... Waffen oder sowas." "Das Absichern können wir vergessen, das Ding kommt auf jeden Fall hier rein. Zum einen sind schon mal die Fenster da oben offen." Lester deutete, während er redete, über Dannys Kopf. Die anderen legten den Kopf in den Nacken. Die Sonne schien schräg von der linken Seite durch das Glas. Er war später Nachmittag, was man vom Licht her erkennen konnte. Sarah und Abby hatten beide keine große Lust, die Nacht in einer alten Fabrik zu verbringen, mit einer Horde schreiender Kinder und einem blutrünstigen Raubtier aus der Zukunft. Sie wandten sich wieder den beiden Männern vor ihnen zu. Ihre jungen Gesichter waren ganz blass vor Anspannung. Sarah seufzte. "Also hört zu, Jungs, sucht nach Eisenstangen, Werkzeugen und Ähnlichem was wir zur Verteidigung verwenden können. In erster Linie müssen wir zusehen, dass wir das Vieh vor den Kindern fernhalten. Ryan, Cutter und Stephen hoben alle drei gleichzeitig die Hände. "Wir sind dabei!" Abby runzelte die Stirn. "Tom und Nick, ihr beide helft Jim und Danny mit der Suche. Stephen, du bist einfach noch zu jung dafür, du passt weiter auf die Kinder auf." Stephen zog ein Gesicht und hockte sich beleidigt auf den Boden, während Ryan und Cutter sich beeilten, um zu Lester und Danny aufzuschließen. Abby drehte sich weg und atmete tief durch. Für sie war es fast unerträglich, mit ihren mittlerweile toten Freunden zu sprechen. Sarah bemerkte ihren Gesichtsausdruck und zog sie zu Stephen und den Kindern hinüber. Die kleine Abby klammerte sich sofort an das Bein der erwachsenen Version. Sie strich ihr über den Kopf und musste dabei schmunzeln. Seltsam, sich selbst durch die Haare zu wuscheln. Sarah starrte ihre eigene Kinderausgabe mit großen Augen an. "Das ist ja sowas von verrückt...", murmelte sie und wandte sich an Becker. "Sag mal, Kleiner, wie heißt du eigentlich?" Abbys Grinsen wurde bei der Frage breiter. Gute Idee von Sarah, den Kinder-Becker nach seinem Namen zu fragen. Der erwachsene Becker machte nur stets ein riesiges Geheimnis daraus. "Hilary.", antwortete er arglos. (Achtung: Der Name ist irisch und wird in diesem Fall Ee-Lah-Ree ausgesprochen) "Soso, alles klar.", kicherte Sarah und zwinkerte Abby zu. "Sagt mal, Mädels, woher kanntet ihr eigentlich meinen und Nicks Namen?", warf Stephen da plötzlich dazwischen. Abby hatte gar nicht bemerkt, dass er ihnen zugehört hatte. "Was? Oh, ach das, joaaaah, die haben wir vorhin im Cafe mitbekommen." Stephen hob eine Augenbraue, sagte aber sonst nichts. Stattdessen ertönte ein schmerzerfüllter Schrei, etwas fiel dumpf zu Boden, Füße jagten davon, dann ein leises Knurren. Die Kinder schrien auf. Stephen zuckte zusammen und fing an zu zittern. Irgendetwas direkt hinter den Frauen jagte ihm einen höllischen Schreck ein. Abby und Sarah sahen sich an. Ein ungutes Gefühl keimte in ihnen auf, eines, das man dann bekam, wenn gleich etwas furchtbares passierte. Langsam drehten sie sich um. Überall war Blut auf dem Boden. Das Zukunftstarntier kauerte über einem reglosen, definitiv menschlichen Körper. Es fauchte sie an. Blut tropfte von seinen Zähnen. Die glühenden, gelben Augen fixierten sie. Die Neuronenklammer an seinem Kopf blinkte. Und gerade, als Sarah sich wunderte, ob die Klammer in einer anderen Zeitspanne überhaupt funktionierte, schoss die Kreatur auf sie zu.

Kapitel (1)8

Als Sarah zu sich kam, lag sie auf dem Boden. Die kalten, harten Fliesen fühlten sich ungenehm an an ihrer Wange. Als sie blinzelte, spürte sie, wie etwas ihre Wimpern verklebte. Auch ihre Haare klebten in ihrer Stirn. Als sie sich aufsetzte, spürte sie einen stechenden Schmerz in der Schulter, der langsam über den Hals und die Schläfe wanderte. Verwirrt sah sie sich um. Außer zwei Gestalten neben ihr war die Halle leer. Überall war Blut auf dem Boden, ob es sich nun um eine Lache handelte oder um Fußspuren, die durcheinander verliefen. Es waren Abdrücke von Kinderschuhen, Turnschuhen und einem Fuß, der mit Krallen besetzt war. Sie schluckte und wandte sich den Körpern neben ihr zu. Der eine lag mit dem Rücken zu ihr, kurze, blutige blonde Haare standen von seinem Kopf ab. Der teure Anzug war zerissen. Cutter. Daneben, und das ließ Sarah entsetzt die Luft anhalten, lag eines der fünf Kinder. Den Haaren nach eines der Mädchen. Doch sie war so voller Blut, dass Sarah nicht zu sagen vermochte wer es war. Sie schluchzte, und versuchte dann hinüber zu kriechen. Da fiel ihr Blick auf ihren rechten Arm. Blut floß daran herunter und schimmerte im Licht der Glühbirnen. Da kapierte sie endlich, wo die Schmerzen an ihrer Schulter herkamen, und was ihr Gesicht verschmierte. Sie japste erschrocken auf, als sie den klaffenden Schnitt an ihrer Schulter sah. Dass er sich noch weiter über den Hals und das Gesicht zog, konnte sie eher fühlen als sehen. Von den Anderen fehlte jede Spur. Sie mussten sie für tot gehalten haben, und dann versucht haben zu entkommen. Sarah kroch weiter zu den beiden Leichen neben ihr. Das durfte doch einfach nicht wahr sein. Sie hatten es nicht geschafft die Beiden vor dem Zukunftstarntier zu schützen. Nun geriet die komplette Zukunft aus den Fugen.

Da fiel ihr was ein. Als sie das Tier attackiert hatte, war Stephen bei ihnen gewesen. Nicht Cutter. Im selben Moment hörte sie das laute Fauchen, das sie vor dem Verlieren ihres Bewusstseins gehört hatte. Sie wirbelte herum. Das heftige Pochen in ihrem Schädel zwang sie sofort auf die Knie und ließ sie schmerzvoll aufstöhnen. Das Zukunftstarntier rauschte aus irgend einer Ecke heran, die Klauen ausgefahren, und hielt auf sie zu. Auf einmal gab es ein schepperndes Geräusch, das Tier schrie auf, fiel zu Boden und taumelte, eine Sekunde bevor es Sarah erwischt gehabt hätte. Die Ägyptologin drehte sich perplex um. Hinter ihr stand der plötzlich wieder sehr lebendige Cutter, eine zerbrochende Glasflasche in der Hand. Hinter ihm sprang die Kinderleiche ebenfalls auf, nun erkannte Sarah dass es sich um Jenny handelte, und diese winkte heftig mit den Armen. "Los jetzt, kommt her!" Plötzlich krochen überall die Frühausgaben von Sarahs Teamkollegen hervor. Abby erschien hinter einem Arbeitstisch und schwang laut brüllend eine Metalstange über dem Kopf. Langsam kapierte Sarah, was hier vor sich ging. Sie hatten als Köder gedient und dem Zukunftstarntier so eine Falle gestellt.

Eine halbe Stunde vorher sah Abby entsetzt mit an, wie das Zukunftstarntier sich genau auf die fünf Kinder stürzte. Es räumte Sarah mit einem kräftigen Hieb seiner klauenbesetzten Hand aus dem Weg, rammte sie dann Stephen in den Magen und griff sofort den kleinen Becker an. Abby trat mit dem Fuß nach ihm, traf es am Hinterkopf und beförderte es auf den Boden. Becker jaulte trotzdem auf und presste seine Hand auf den Nacken. Blut schoss darunter hervor. "CUTTER! DANNY! JAMES! RYAN", schrie sie laut, sich nicht darum scherend dass sie die Männer eigentlich anders anreden hätte sollen. Danny, Ryan und Cutter stürzten herbei. "Haltet das Vieh von den Kindern fern!", plärrte Abby und sprang auf. "Wo ist James?" "Das Ding hat ihn erwischt!", gab Danny zurück und deutete über die Schulter. Noch bevor Abby sich ganz umgedreht hatte, spürte sie eine Hand an der Hüfte. "Ich bin hier, nichts passiert!", erklang Lesters junge Stimme neben ihr. Der Student war zersaust und blass im Gesicht, und sein rechter Unterarm blutete stark. "Binde das ab!", befahl Abby ihm, und sah wieder nach dem Zukunftstarntier. Cutter versuchte, es zu treten, doch es wich ihm aus und stürzte sich auf Danny. Der Polizist haute mit der Taschenlampe zu. Glas splitterte, und Danny fluchte. Er starrte unglücklich auf seine zerschnittene Handfläche, während das Zukunftstarntier das Weite suchte, nachdem es auch noch Ryan angriff. "Alle in Ordnung?", rief Abby und rannte zwischen den Leuten durch. "Kannst du mir mal mit dem Knoten helfen?", bat Lester sie und lief ihr hinterher. Stephen kam ihm zur Hilfe, und gemeinsam verbanden sie den Unterarm mit einem Ärmel seines Sportjackets. In Abby blitzten kurz die Erinnerungen an ihre Woche in der Vergangenheit auf. Auch damals hatte Lester sein Jacket zerissen, um aus dem Stoff Verbände zu basteln. Dann fiel ihr Sarah ein, und sie ließ sich neben der Ägyptologin auf die Knie sinken. Sarah war eindeutig bewusstlos, aber nicht allzu gefährlich verletzt. Abby sah auf. Danny, Ryan und Cutter tigerten durch die Halle und hielten Ausschau nach dem Zukunftstarntier. Lester stand bei Becker, und Stephen beruhigte den Rest. Abby gesellte sich zuerst zu Lester hinüber. "Nicht weinen, Sportsfreund, schau mal, ich hab mir auch weh getan, und bin trotzdem ganz tapfer. Da, hier am Arm, siehst du?", sagte Lester gerade und zeigte Becker, nicht ohne ein wenig stolz zu sein, seinen verletzten Unterarm. Becker machte große Augen und nahm die Hand vom Nacken. Lester besah sich die Wunde, während Becker Lesters Arm packte und den rotbefleckten Verband bewunderte. "Krieg ich auch ein Pflaster?", wollte er mit aufgeregter Stimme wissen. Lester sah sich um. "Öh, ja, klar, wart mal." Abby lächelte und ging weiter zu Stephen. Die Mädchen hingen alle an ihm dran, Connor hing seinerseits an Jenny. "Kommst du klar?", wollte sie wissen, und der Jugendliche nickte. Sie grinste zurück und erreichte nun Danny, Ryan und Cutter. Ryan fuhr damit fort, durch die Halle zu streunen und nach dem Zukunftstarntier Ausschau zu halten. "Wir müssen es töten. Das Tier ist zu gefährlich um es am Leben zu lassen." Danny hob eine Augenbraue. "Warum sollten ausgerechnet wir das tun? Wir rufen einfach ein paar meiner Kollegen, oder ein Sicherheitsteam, oder Tierpfleger." "Weil wir tot sind ehe einer von denen eintrifft!", gab Abby zurück. Cutter machte einen Schritt auf sie zu. "Wir könnten dem Tier 'ne Falle stellen. Mit 'ner Übermacht gegen sich hat es keine Chance, gerade eben ist es ja auch schon abgehauen." Danny drehte sich mit einem spöttischen Lächeln zu ihm um. "Klar, wenn du den Köder spielst." Cutter wurde blass. "Wenn... Wenn es sein muss..." "Niemand spielt hier den Köder.", mischte sich Abby verärgert ein. "Warum nicht? Die Idee ist gut. Das Tier ist abgelenkt, der Rest versteckt sich in der Nähe und dann greifen wir alle zusammen an.", trug nun auch Stephen dazu bei. "Leute, nein! Das ist viel zu gefährlich!", brauste Abby weiterhin auf. Lester kam dazu. "Klingt jetzt vielleicht blöd, aber mit Sarah hätten wir doch schon 'nen Köder." Danny gab ihm einen Klaps auf den Hinterkopf. "Idiot! Das ist total gemein!" Lester verzog das Gesicht und legte die Hand auf die schmerzende Stelle. "Aua. Ich sag ja damit auch nicht dass wir sie alleine lassen. - Himmel, tut das weh! ... Unser Schotte hier hat sich doch vorhin eh freiwillig gemeldet. - Boah! So fest hättest du nun echt nicht zuschlagen müssen." Cutter seufzte. "Jaah, ich würds machen..." "Und wen stellen wir euch zur Seite, der das Signal gibt? Das muss schon jemand einschätzen, wann das Tier abgelenkt genug ist damit wir angreifen können.", wollte Abby wissen. Ihr gefiel die ganze Sache gar nicht. "Das könnte doch wer von uns machen!", drang da eine dünne Stimme zu ihnen herüber. Jenny, Becker und die kleine Sarah hatten sich zu ihrer vollen Größe aufgerichtet und wirkten selbstsicher. "Ooooh nein, auf gar keinen Fall! Dafür seid ihr noch viel zu klein!", schimpfte Abby. "Hilary riecht das Vieh doch sowieso. Bei dem ganzen Blut hinten dran.", merkte Lester an und wuschelte Becker durch die Haare. "Und dich ja dann wohl auch.", knurrte Cutter und puhlte seinen Finger in das Jacket um Lesters Arm. Der Student jaulte auf, sarrte auf seinen Unterarm und fuhr Cutter dann wütend mit dem Jacket über das Gesicht. "So, dito!", grummelte er, und fing sich dafür einen tadelnden Blick von Abby ein. Cutter schielte entsetzt auf die butverklebten Haare, die ihm nun ins Gesicht hingen. "Jetzt hört schon auf damit, ihr Kinder!", brummte Danny und sah Abby eindringlich an. "Wir brauchen immer noch 'nen dritten Köder. Und wir Erwachsenen müssen uns um das Vieh kümmern. Ergo haben wir ein Problem." "Ich sag doch, ich mache es.", sagte da Jenny wieder. Danny seufzte und sah zu ihr hinunter. "Kind, wie alt bist du eigentlich?" "Neun. Und werde bald zehn. Ich bin also alt genug!" Zum Beweis dafür stapfte sie zur Blutlache am Boden, die wohl von vorhin stammte, als das Zukunftstarntier Lester attackiert hatte, und tauchte die Hände hinein. "Jenny, warte doch mal!", begannen Abby und Danny, doch sie hatte sich schon damit beschmiert. Cutter hob eine Augenbraue, doch dann lächelte er Jenny an. "Mädchen, du gefällst mir. Ehrlich, warte noch zehn Jahre, und du wärst genau mein Typ." Er zog sein ohnehin schon zerfleddertes Jacket aus und tauchte es in die Blutlache. Dann bewegte er es hin- und her, als wollte er sie aufwischen. "Das ist doch voll eklig!", beschwerte sich Stephen, als die beiden an ihn vorbei gingen und sich zu Sarah auf den Boden legten. "Vor allem besudelt ihr euch hier alle mit MEINEM Blut, Leute! Ich finde das gar nicht gut, wenn wir das Tier ausgerechnet mit dem Blut anlocken, das nach MIR riecht!", ergänzte Lester weinerlich. "Leute, ihr habt was wichtiges vergessen!", rief Abby, als sie merkte, dass sie die jungen Leute bei ihrem Treiben sowieso nicht mehr aufhalten konnte. Wenn sie sich schon alle absichtlich so leichtfertig umbringen mussten, dann würde sie wenigstens dafür sorgen, dass sie so lange wie möglich überlebten. "Ach ja? Was?", wollte Danny wissen. "Naja... Waffen." Abby runzelte die Stirn. "Oder ihr spielt Klitschko und erwürgt das Tier mit bloßen Händen." "Oder wir spielen WAS?" Danny schaute leicht verwirrt drein. Abby biss sich auf die Lippen. Verdammt! Jetzt hatte sie sich selbst mit dem Zeitunterschied vertan. "Nun, ist ja auch egal. Was denkst du denn, was Jim, Tom, Nick und ich vorhin gemacht haben?" Er deutete auf einen kleinen Haufen mit Gegenständen. Ein Hammer, eine Metalstange, eine alte Glasflasche, einen Schneidbrenner, eine Zange und ein Holzbrett. Sie verdrehte die Augen. "Ach, na schön, bringt euch doch alle um wenn ihr meint!"

Sie bauten den Kindern einen sicheren Unterschlupf aus umgekippten Arbeitstischen aus Metall. Sie waren von allen 4 Seiten geschützt, und Danny und Lester hievten am Ende noch einen Doppeltisch als Deckel auf die Tischränder. Die Kinder hatten wieder angefangen, ängstlich zu wimmern, beziehungsweise coole Sprüche zu klopfen. Lester stieß genervt die Luft aus. "Alter, nieeemals möcht ich Kinder haben! Das hält man ja im Traum nicht aus, ständig flennen oder sich wichtig machen!" Danny stimmte ihm zu, Abby prustete los. Danach schnappte sich jeder eine Waffe, nur Jenny blieb unbewaffnet. Cutters Aufgabe war es, das Zukunftstarntier von den beiden Mädels fernzuhalten. Sarah hatten sie nun doch liegen gelassen, wo sie war, denn egal wo sie sie abgelegt hätten, sicher wäre sie sowieso nirgends gewesen. Und nun hockten sie in ihren Verstecken, umklammerten nervös die Waffen und warteten. Zu Abbys Entsetzen kam Sarah nach einer Weile zu sich. Sie sahen ihr dabei zu, wie sie herumkroch und vermutlich dachte, Cutter und Jenny wären tot. Abby wollte sie gerne von den schrecklichen Befürchtungen erlösen, doch sie durften ihre Deckung nicht aufgeben. Und da war es - das gruselige Wesen aus der Zukunft kletterte durch das Fenster eines Nebenraumes und griff Sarah an. Abby wollte fast losstürmen, doch Cutter war rechtzeitig zur Stelle. Er schien das Zukunftstarntier erwischt zu haben, aber Abby konnte es nicht gut genug sehen um sich sicher zu sein. Jenny sprang auf und wedelte mit den Armen. Das war das Zeichen! Abby schoss aus ihrem Versteck nach vorne. Danny war der erste, der bei der Kreatur war. Cutter schnappte sich Jenny und brachte sie aus der Gefahrenzone. Danny zielte mit dem Schneidbrenner auf den Kopf des Tieres. Er ersengte ihr die Augen, was sie zum Kreischen brachte. Mit einer kräftigen Armbewegung schleuderte sie Dannys Schneidbrenner gegen einen Schrank am anderen Ende des Raumes. Nun war Lester mit dem Hammer zur Stelle. Er schlug zu, doch das Tier sprang zur Seite. Lesters Schlag zersplitterte die Fließen. Ryan bohrte dem Vieh die Zange in die Seite. Abby donnerte dem Tier die Metalstange gegen die Rippen. Es spie eine Ladung Blut über sie und fiel zu Boden. Stephen zog ihm das Holzbrett über den Schädel. Es zerbrach in zwei Hälften und knockte das Tier komplett aus. Sie hielten alle inne und starrten auf ihr nun wehrloses Opfer. "Wer macht den finalen Schlag?", fragte Danny und sah in die Runde. "Wenn ihr gestattet, würde ich das gerne tun.", meldete sich da Sarah zu Wort und stakste unsicher auf die Gruppe zu. "Kann dir wohl keiner verdenken.", meinte Lester und reichte ihr den Hammer. Ein zischendes Geräusch erhaschte Abbys Aufnerksamkeit. Sie drehte sich um und entdeckte den Schneidbrenner, der wieder angegangen war und nun Feuer in das Schrankinnere schoss. "Sagt mal, Leute, was wurde in dieser Fabrik eigentlich mal hergestellt?", fragte sie langsam. Danny hob die Schultern. "So genau weiß ich das auch nicht. Auf jeden Fall irgendwelche Chemikalien." Abbys Herz setzte für einen kurzen Moment aus. "Was? Lagern die das hier etwa noch?" Cutter kam zurück, nachdem er Jenny bei den anderen Kindern verfrachtet hatte. Im selben Moment drehte Danny sich um, um zu sehen was Abby so verschreckte. Der Schrank. Die Chemikalien. Das Feuer. "RUNTER!!!", plärrte er lauthals. Im selben Moment erschütterte eine Explosion die Wände der Fabrikhalle. Obwohl sie nicht besonders groß war, riss sie die Druckwelle von den Füßen. Abby spürte zuerst nur den Wind und die Hitze, dann sah sie, wie Cutter, Danny und Lester, die vor ihr und somit näher am Explosionsherd standen, von den Füßen gerissen wurden. Lester flog auf sie zu und krachte mit voller Wucht in sie. Abby wurde nun selbst von der Druckwelle erfasst und nach hinten geschleudert. In ihrem verzerrten Sichtfeld sah sie in den orange-roten Flammen Körper durch die Luft segeln. Dann verlor sie plötzlich an Schwung und landete rücklings auf dem Boden, wo sie noch ein Stückchen weiter nach hinten gefegt wurde, ehe sie zum Halt kam. Neben ihr landete Lester krachend in einem Regal voller Utensilien, das unter seinem Gewicht zerbrach. Danny rauschte wenige Sekunden darauf durch ein paar Holzbretter, die an der Wand gelehnt hatten. Ryan wurde gänzlich in die andere Richtung geweht und donnerte frontal gegen die Wand. Cutter und Stephen flogen heran. Cutter kam noch einigernaßen sanft auf dem Boden auf, wurde aber dann unter dem Inhalt eines umstürzenden Wandschranks begraben. Stephen knallte gegen ein Glasfenster und brach mit einem Scheppern hindurch. Als letztes trudelte Sarag daher, wie Abby rutschte sie noch ein Stück über den Boden und blieb dann neben ihrer Freundin liegen. Um sie herum schien die Welt in Watte gepackt zu sein, und es klingelte in ihren Ohren. "Auuuuh.", machte die Ägyptologin und verzog das Gesicht. "Auuuuh.", bestätigte Abby und ließ den Kopf auf den Boden plumpsen.

Abby machte sich daran, Stephen und Danny zu helfen, während Sarah sich um Lester und Cutter kümmerte. Beide musste sie erst einmal unter einem Haufen von zerbrochenen Reagenzgläsern, Metalgefäßen, Zangen und Holzsplittern ausbuddeln. Sie waren beide bewusstlos, und Sarah schleifte sie an eine einigermaßen sauberne Stelle. Abby tat das Selbe bei Stephen, und Danny stützte sie beim Zurückkommen. Sarah eilte ihr zu Hilfe und gemeinsam brachten sie den Polizisten zu den anderen. Dann befreiten sie die Kinder aus ihrem Arbeitstische-Bunker, in dem sie keinen Kratzer abbekommen hatten. Ryan fanden sie ein paar Meter weiter und schleiften auch ihn zu den anderen. In der Ferne waren Sirenen zu hören. Sie rüttelten so lange an Cutter, Ryan, Stephen und Lester, bis die drei stöhnend wieder zu sich kamen. Sie sahen alle gleich aus: Kohleverschmierte Gesichter, zerschrammt, blutig, die Klamotten verbrannt und zerissen und die Haare angesengt und zersaust. Cutter fuhr sich über das Gesicht. "Was mache ich hier?" Stephen legte ihm die Hand auf die Schulter. "Ich weiß nicht mehr so genau... Warum sind wir hier gleich nochmal rein?" Abby warf Sarah einen Blick zu. Der harte Aufprall schien ihnen ein paar Gedächtnislücken verpasst zu haben. Danny fasste sich an den Kopf. "Wo ist das Tier?" "Tot. Es ist total verbrannt.", antwortete ihm Sarah. Er nickte zufrieden. "Tier? Was für eins war das nochmal?", murmelte Lester und bettete den schmerzenden Kopf auf seine Knie. "Ich kann mich nicht mehr erinnern wie es ausgesehen hat.", merkte Ryan an. Abby stand auf. Die Polizei und Krankenwägen würden bald hier sein. Höchste Zeit zu verschwinden. Sonst würde es nur 'ne Menge lästiger Fragen zu beantworten geben. "Ihr seid den Kindern gefogt, weil sie in der Fabrikhalle spielen wollten, und das gefährlich ist und ihr verhindern wolltet dass sie sich weh tun. Plötzlich ist ein streunender Dobermann aufgetaucht, und bei dem Versuch euch mit dem Schneidbrenner zu verteifigen habt ihr aus Versehen die gelagerten Chemikalien entzündet und die Explosion ausgelöst.", teilte Abby den Anwesenden mit. Sie wirkten ein wenig verwirrt, doch die Geschichte schien sich mit ihren lückenhaften Erinnerungen zu decken. "Wir sind gleich wieder da, wir zeigen den Leuten nur wo wir sind." Abby gab Sarah ein Zeichen, und sie trabten los. Nach einem kurzen Umweg fanden sie den Hinterausgang der Fabrik, und von da aus joggten sie zurück zum Hyde Park. "Anita! Rosaly!" Lesters Stimme ließ sie innehalten. Er hatte sie mühelos eingeholt, und baute sich jetzt alles andere als erschöpft vor ihnen auf. "Wieso haut ihr ab?", fragte er ärgerlich. "Weißt du, Jim, wir dürften eigentlich gar nicht hier sein. Und weil wir deshalb keinen Ärger mit der Polizei haben wollen, haben wir zugesehen dass wir schleunigst dahin zurückkommen, wo wir eigentlich gerade sein müssten.", antwortete Sarah ihm. "Ihr dürftet euch eigentlich gar nicht in London aufhalten?", schlussfolgerte Lester und hob eine Augenbraue. "Ja, und weil wir hier mehr als genug Chaos verursacht haben, halten wir es für besser zu verschwinden.", fügte Abby hinzu. Lester nickte langsam. "Ich schätze, ich bin härter gelandet als ich gedacht hab, weil ich nicht ganz kapiere um was es hier genau geht, aber ich denke dass ihr Recht habt." Abby lächelte ihn an. "Da schätzt du richtig, Jim, durch ein Regal zu krachen kann nicht gut für die Gesundheit sein. Und mit dem anderen hast du auch Recht." Lester grinste zurück. "Vielleicht sieht man sich ja mal wieder." Sarah zuckte mit den Schultern. "Man weiß ja nie...." "Wirst du Danny und die anderen wiedersehen?", fragte Abby da erschrocken. Ihr war eben erst eingefallen, dass sich die kompletten Teammitglieder vorher noch nicht gekannt hatten, als sie im ARC anfingen, mit der Ausnahme von Cutter und Stephen. Doch Lester schüttelte den Kopf. "Mein Schädel dröhnt wirklich. Ich weiß schon gar nicht mehr wie sie ausgesehen haben. Und ihre Namen werd ich bis heut Abend auch vergessen haben." "Du solltest ins Krankenhaus fahren, Jim.", riet ihm Abby und klopfte ihm auf die Schulter. Wieder schüttelte Lester den Kopf. "Ich fahr jetzt nach Hause und leg mich hin. Seht zu, dass ihr gut nach Hause kommt." Die Frauen nickten und gaben Lester zum Abschied die Hand. "Weißt du was, Jim, ich denke du würdest dich prima im Innenministerium machen.", meinte Sarah und drückte Lesters Hand. Dieser lachte. "Jaaah, alles klar, unfähige Leute rumkommandieren, die sich stets für schlauer halten und generell nur nach ihrer eigenen Meinung handeln." Abby machte inen Knicks. "Ist doch perfekt für dich!" Sie winkten, während Lester immer kleiner wurde, und machten sich dann auf die Suche nach der Seitengasse, in der sie vorher aus der Anomalie gekommen waren. Das Zeitportal war noch da, und sie traten hindurch, um ihren Freunden in der jetzigen Zeit beizustehen.

Lester und Becker stiefelten schweigend durch die langen Korridore der Kanalisation. Lester fühlte sich komisch. Becker hatte ihn gefragt, wie das gewesen war, kurz tot zu sein, und Lester konnte ihm nicht mehr sagen, als dass er sich nur daran erinnerte dass ihn der Kraken nach unten gezogen hatte und er im nächsten Moment auf dem Boden gekauert hatte und Wasser aus seiner Lunge würgte. Becker behauptete, er sei dazwischen zumindest klinisch tot gewesen. Und nun warf er ihm ständig diese unsicheren Blicke zu, so als würde er jeden Moment umkippen. Schließlich blieb er völlig entnervt stehen. "Becker, hören sie mal. Mag sein dass ich vorhin für einen kurzen Moment... Tot gewesen bin, aber ich schwöre Ihnen, mir gehts gut. Mein Gesicht und Schädel tun weh, als würde Connor es mit einem Lötkolben bearbeiten, und ich fühle mich immer noch ein wenig... Eingedrückt, aber ansonsten gehts mir blendend! Das hier ist nichts im Vergleich zu dem, wie mein Zustand vor zwei Monaten nach der Woche in der Vergangenheit war!" "Sie haben ja Recht, tut mir Leid.", sagte Becker sofort und hob die Hände. "Aber Sorgen machen wird ja wohl noch erlaubt sein!" "Wenn Sie sich unbedingt Sorgen machen wollen, dann darüber ob wir je den Ausgang aus diesem Labyrinth finden!", knurrte Lester und sah sich um. Die Tunnel sahen alle gleich aus. Gedankenverloren strich er mit den Fingern über die lange, schmale Narbe an seinem rechten Unterarm, die er seit der Studienzeit hatte und die er, wie man ihm damals in der Notaufnahme erzählt hatte, bei einer Explosion erhalten hatte. Er hatte angeblich versucht, ein paar Kinder zu beschützen. Das Einzige, an dass er sich erinnerte, war, in dieser Fabrikhalle gewesen zu sein, und dass sie zwei Frauen zur Hilfe gehabt hatten. Und irgendein Vieh, ein gefährlicher Hund, war dort gewesen...

Becker beobachtete Lester. Wie immer, wenn er angestrengt nachdachte, fuhr er sich über die Narbe am Unterarm. Er und das ganze Team hatten schon oft Geschichten erfunden, wie er sie wohl erhalten hatte. Becker hatte selbst einige Narben am Körper, schließlich war er Soldat. Doch nur eine davon hatte er schon seit seiner Kindheit. Drei Striche untereinander, auf dem Nacken. Seine Eltern hatten ihm erzählt, dass er als Kind mal abhanden gekommen und während dieser paar Stunden von einem wilden Hund angefallen worden war. Er seufzte. Bis auf die Narbe, die von der Operation seines Oberarmbruches aus der Kreidezeit stammte, hatte er keine tollen Geschichten, die er über seine zahlreichen Verletzungen zum Besten geben konnte. Und Lester war ein einfacher Beamter des Innenministeriums und konnte bei jeder Narbe eine Ich-wär-dabei-fast-draufgegangen-Geschichte erzählen. Während er so darüber nachdachte, wurde es um sie heller. "Hey, Becker! Sehen Sie, da vorne! Wir sind draußen!" Lester drehte sich grinsend zu ihm um. Ein ungewohntes Bild, das Becker breit zurücklächeln ließ.

Auch Danny und Connor suchten immer noch nach dem Ausgang. Der Student jammerte mit jedem Schritt über die schrecklichen Schmerzen auf seiner Brust. Danny schüttelte heimlich den Kopf über die Tollpatschigkeit seines Freundes. Das konnte wirklich nur Connor schaffen: Einem sterbenen Raubtier genau vor die Pranke zu laufen. Er drehte sich zu dem Studenten um. "Komm schon, Connor, es ist nicht mehr weit, das spüre ich!" "Jaja, soll ich dir mal sagen was ICH spüre?", murrte Connor und behielt das langsame Tempo bei. Danny seufzte. Ihm passierten zwar auch so allerhand Katastrophen, doch seit seiner Ausbildung hatte er sich nicht mehr durch eigene Dummheit verletzt. Er drehte kurz seine rechte Hand und starrte auf die Innenseite. Wie ein Spinnennetz zogen sich die feinen Narben der ehemaligen Schnittwunden über seine Handfläche. Während seiner Ausbildung hatten er und noch ein paar andere Leute eine handvoll Kinder vor 'nem wilden, großen Dobermann beschützt. Irgendetwas war dabei zerbrochen und er hatte sich die Hand daran zerschnitten. Es nervte ihn, dass er von dem Tag nur noch so wenig wusste. Es hatte anscheinend eine Explosion gegeben, und als Folge einer dadurch verursachten Gehirnerschütterung hatte er das Gedächtnis so gut wie verloren. Ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht. Immerhin passten seine neuen Narben an den Unterarmen, die aus ihrem unfreiwilligem Ausflug in die Kreidezeit stammten, zu seiner Handfläche. Und er konnte mit Lesters rechtem Arm gleichziehen. Gerade, als er sich wieder zu ihm umdrehte, sauste Connor an ihm vorbei. "Danny, sieh doch mal! Da vorne ist irgend ein kleines Tier!" "Connor! Es ist vielleicht GEFÄHRLICH, bleib gefälligst hier!!!", schimpfte Danny und jagte ihm hinterher. Doch der Student bückte sich bereits und hob ein kleines Fellknäuel hoch. "Sieh doch mal! Der Machairodus war ein Weibchen, und höchstwahrscheinlich schwanger als Leek ihn hierher gebracht hat!" Er hielt Danny ein kleines Machairodusbaby unter die Nase. "Connor! Bring das jetzt sofort dahin zurück wo du's gefunden hast!", verlangte Danny böse. "Aber Danny, es stirbt doch so ganz allein hier unten!", wiedersprach der Student und drückte es Danny in die Hände. Das flauschige Fell und die großen, gelben Kulleraugen ließen Danny aufstöhnen. "Na schööön, dann nimm es eben mit." Connor jubelte und knuddelte das Baby an seine Brust. Dann verzog er das Gesicht und wimmerte wieder. "Auaaaah..." Genervt drehte Danny sich um. Und entdeckte einen Lichtschimmer am Ende des Tunnels. "Connor! Da vorne ist Licht! Wir sind endlich draußen!" Der Expolizist rannte los, Connor war plötzlich auch dazu in der Lage loszudüsen. Endlich waren sie hier raus!

Aber da nun mal bekanntlich alles anders kommt, als man denkt....

Kapitel 1(9)

Leek betrachtete die drei Maya, die ihm gegenüber standen, mit ausdruckslosen Mienen und starr wie Salzsäulen. Sie befanden sich unter der Aussichtsplattform, auf die sie das Team gebracht hatten, bevor sie alle in das Labyrinth verfrachtet worden waren. Es ärgerte Leek, dass er nicht mehr in dem Kontrollraum vor den Monitoren sitzen konnte, um zu sehen wie es den ARC-Leuten ergangen war. Doch ihre vorherigen Positionen hatten ihn dazu veranlasst, sich zu der Plattform zu begeben. Sie waren mit seinen Kreaturen sogar noch leichter fertig geworden, als er erwartet hatte. Wie viele von ihnen im Endeffekt noch am Leben waren, konnte er nicht sagen, da die Frauen noch nicht zurückgekehrt gewesen waren, als er den Kontrollraum verlassen hatte, und Lester und Becker aus seinem Blickfeld verschwunden waren, als sie in den See gezogen worden waren. Nur Connor und Danny hatte er gesehen, als sie an dem toten Machairodus vorbeigelaufen waren. Connor war von dem Tier ziemlich schwer erwischt worden, allerdings konnte Leek aus der Entfernung nicht richtig einschätzen, ob die Wunden wirklich so tief gewesen waren oder einfach nur stark geblutet hatten. Er hörte entfernte Schritte auf sich zukommen. Mit einem Nicken bedeutete er den Mayas, sich in Bewegung zu setzen. Sie postierten sich unter einer Luke, die zur Plattform hinauf führte. Auf Leeks Zeichen hin würden sie nach oben klettern und die verbliebenen Teammitglieder überraschen. Dann begab er sich selbst zu der zweiten Luke, die am anderen Ende der Plattform angebracht war. Er öffnete sie einen Spalt und spähte hinauf. Die ersten waren Danny und Connor. Danny war schon wieder so weit von dem Spinnenbiss erholt, dass er sich kurz auf der Luke umsah, allerdings ohne Leek zu entdecken, und dann noch einmal zurück in den Gang lief, der zu dem Kerkerraum führte. Er hörte, wie Danny die Namen der restlichen Teammitglieder rief, jedoch ohne Erfolg zurück kehrte. Leek spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Er fragte sich aufgeregt, ob dem Teamchef deshalb keiner antwortete, weil niemand mehr da war um es zu tun. Das wäre natürlich genau das, was Leek sich erhofft hatte. Danny und der Student würden sich mit links aus dem Weg räumen lassen, wenn seine drei Mayakrieger sich um sie kümmerten. Doch gerade, als er sich ausmalte, wie die beiden Männer von den antiken Mayawaffen abgestochen wurden, erklangen wieder Schritte auf dem steinigen Laufsteg. Und schon bogen Sarah und Abby um die Ecke, und hielten direkt auf die Plattform zu. Sie trugen nun extrem billige Klamotten, ihre Abendkleider hatten sie über die Arme gehängt. Abby schien überhaupt nicht verletzt zu sein, Sarahs rechte Seite war hingegen blutverschmiert. Danny, der noch auf dem Laufsteg gestanden hatte, stürzte auf sie zu und fiel ihnen um den Hals. Leek konnte nicht verstehen, was sie sprachen, aber immerhin kamen sie nun auf die Plattform und umarmten Connor ebenfalls. Dann zeigte ihnen der Student irgend etwas, das er auf dem Arm hielt, was sie beiden Frauen zum Quietschen brachte. Leek knirschte mit den Zähnen. Aus den Erzählungen der Frauen ging hervor, dass es ihnen erfolgreich gelungen war das Zukunftstarntier zu töten und ihre früheren Ausgaben zu beschützen. Und da Leek dafür gesorgt hatte, dass er es mitbekommen würde, wenn sich im Verlauf der Geschichte wegen ihnen etwas großartig verändert hätte, war auch diese Aktion im Grunde erfolglos gewesen. Und als wäre das nicht genug, kamen jetzt auch noch Lester und Becker aus dem Gang, der von der rechten Seite zur Plattform führte. Sie waren auch nahe genug, um zu erkennen, dass sie mitgenommen waren. Während Lester sich geduldig von Sarah, Abby und Connor umarmen ließ, erkannte Leek, dass die Wunde an seiner Lippe aufgehört hatte zu bluten, das dünne Rinnsal aus der Wunde am Kopf aber immer noch über das Gesicht träufelte. Aus Beckers Nase ronn immer noch Blut, und sie wirkte seltsam schief und fehlplaziert in dem sonst so hübschen Gesicht. Auch sein Anzug war total zerrissen, auf dem Rücken konnte man blutige Flecken sehen. Lustiger Weise versammelten sie sich nun alle genau zwischen den Plattformen und erzählten sich, was ihnen wiederfahren war. Leek spitzte die Ohren. In ihm kochte es. Keiner einzigen seiner vielen Kreaturen war es gelungen, einen von ihnen umzubringen. Aber er würde sie nicht einfach so rausspazieren lassen. Er griff an seinen Gürtel und spürte den schweren, kalten Knauf der Pistole daran. Seine Mayas zogen ihre blitzenden Messer. Und einmal mehr stahl sich das kalte, böse Lächeln auf Leeks Gesicht.

Danny musterte sein Team. Sie alle wirkten völlig erschöpft und übermüdet. Beides war kein Wunder, erschöpft waren sie wegen den Begegnungen mit Leeks Monsterarmee, und übermüdet aufgrund der Tatsache, dass sie nun schon seit über einem Tag in dem Labyrinth festsaßen und kein Auge zugetan hatten. Abby und Sarah sahen so aus, als wären sie innerhalb eines Tages um 20 Jahre älter geworden - ausgemergelte Gesicher, Sorgenfalten auf der Stirn, blass und glasige Augen. Becker und Lester waren mit einer seltsamen, schillernden Kruste überzogen, die sie quasi überall hatten - in den nassen Haaren, an der Haut, auf der nassen Kleidung. Er tippte auf Beckers Schulter, auf der ein besonders großer Fleck davon prankte. Es war hart und wirkte irgendwie wie das Innere einer Muschelschale. "Worin habt ihr denn gebadet?", fragte er den Soldaten und verkniff sich ein Grinsen. Becker schielte ihn drohend von der Seite her an. "Krakenschleim." "Und was ist mit Ihnen passiert?", wollte Lester von Sarah wissen, wobei er vermied, die hässliche Wunde allzu angeekelt zu betrachten. So war sein Gesichtsausdruck eine Mischung aus Mitleid und Abgeschrecktheit. "Zukunftstarntier. Musste vor 19 Jahren ein paar... Freunde davor beschützen.", murmelte Sarah. Lester hob eine Augenbraue. "Sie waren in der Vergangenheit? Aber nur zwanzig Jahre?" Abby und Sarah nickten. "Nähe Hydepark, in 'nem alten Fabrikgebäude." In Lesters Augen blinkte soetwas wie Erkenntnis auf. "Was?", keuchte er, und auch Danny war hellhörog geworden. Abby grinste breit. "Erinnert ihr euch? Anita und Rosaly? Es gab 'ne gehörige Explsion." Danny wirkte fast noch verwirrter wie Lester. "Ja, tu ich! Aber... Aber ich dachte immer, das war ein Dobermann?" Lester drehte sich zu ihm um. "Jaaah, ich auch! Aber in meinen Erinnerungen waren Sie nicht dabei, Danny." Danny grinste. "Dito." "James, zeigen sie mir doch mal Ihren Unterarm.", verlangte Abby. Lester verdrehte die Augen. "Das hatten wir doch schon so oft... Tolle, große Narbe am Arm des Vorgesetzten. Ich weiß nach wie vor nicht genau, wo ich das Teil her hab!" Er entblößte die lange Narbe, indem er das Hemd und Jacket zurückkrempelte. Abby holte laut Luft. "Wow, das ist unglaublich." Lester sah sie skeptisch an. "Was soll das denn jetzt? Sie haben das Teil schon ungefähr hundert mal gesehen! Oder wisen Sie jetzt seit Neustem was darüber?" Abby neigte langsam den Kopf. Als Lester sie erwartungsvoll ansah, fuhr sie fort. "Sie wissen es echt nicht mehr?" Als ihr Boss den Kopf schüttelte, fing Sarah an zu erklären. "Da hat Sie das Zukunftstarntier erwischt. Und du, Danny, hast dir die Hand zerschnitten, als deine Taschenlampe zerbrochen ist. Becker, dich hat das Tier am Nacken gestriffen." Der Soldat riss die Augen auf. "Was? Nein, das war ein Hund!" Abby schüttelte den Kopf. "War's nicht. Das war das Zukunftstarntier. Das gesamte ehemalige Team war in der Fabrikhalle und wurde von dem Tier belagert. Indem wir aus Versehen ein paar Chemikalien zum explodieren brachten, haben wir es getötet, es führte allerdings auch dazu, dass ihr eure Erinnerungen an diesen Tag verloren habt." Während sie darüber nachdachten, hob Lester erneut die Augenbraue. "Sie... Haben eine Fabrikhalle gesprengt?" Die Frauen warfen ihm einen vernichtenden Blick zu. Danny fing hastig an zu sprechen. "Jetzt ergibt auch alles einen Sinn... Da waren noch andere da, stimmts? Ein paar Kinder, und drei Jugendliche." "Ja. Das waren Cutter, Stephen und Ryan. Und die Kinder der gesamte Rest von uns." Man konnte Lester und Danny ansehen, wie die Erinnerungen langsam zurückkamen. "Ja, stimmt, da war noch wer da... Aber bei Gott, ich hatte keine Ahnung dass das Cutter, Stephen und Ryan gewesen waren!", meinte Lester langsam. "Das ist doch total irre, wir haben sie nach all den Jahren wieder getroffen, und keiner konnte sich daran erinnern, dass wir uns alle schon einmal begegnet sind!", fuhr Danny fort. Abby nickte. "Ja, das ist seltsam. Aber nur so konnte unser Leben verlaufen, wie es bis jetzt verlaufen ist. Ich bin froh darum, wer weiß inwiefern wir sonst die Evolution verändert hätten." Connor zog ein Schnute. "Mann, und ich kann mich gar nicht mehr erinnern!" "Wir waren ja auch noch viel zu klein.", antwortete Becker ihm. Lester runzelte die Stirn. "Ich erinnere mich dunkel, aber ganz will mein Gedächtnis noch nicht zurückkehren." "Ich erzähl Ihnen mal alles bei Gelegenheit.", bot Abby ihm an, während Sarah ihm zuzwinkerte. "Aber ich kann Ihnen jetzt schon sagen, dass Sie und Cutter sich schon damals nicht besonders gut verstanden haben.", neckte sie ihn. Ein dünnes Lächeln huschte über Lesters Gesicht. Dann räusperte er sich. "Wie dem auch sei, wir müssen jetzt auf jeden Fall versuchen hier rauszukommen." "Und vor allem dürfen wir jetzt nichts Unüberlegtes tun, solange wir nicht wissen was Leek sonst noch so für uns geplant hat.", fügte Danny hinzu.

Kaum hatte er das gesagt, ertönte eine ölige Stimme hinter ihnen: "Guten Abend." Sie wirbelten herum, und da stand Leek, der mit einer Schusswaffe auf sie zielte.

"Leek! Da sind Sie ja, sie Mistkerl!", schrie Danny und stürzte auf ihn zu. Connor eilte ihm perplex hinterher. "Danny! Komm wieder her! Wie war das mit dem nichts Unüberlegtes tun?" Gerade als der Rest sich ebenfalls in Bewegung setzten wollte, wurden sie von hinten gepackt und zurückgehalten. Ihre Überraschungsrufe ließen Danny und Connor innehalten und sich umdrehen. Die drei Mayakrieger waren lautlos nach oben geklettert und hatten Becker, Lester, Abby und Sarah so überrumpelt. Danny drehte sich zu Leek. "Hören Sie endlich auf damit!" Leek grinste. Die beiden Mayas, die noch jeweils eine Hand frei hatten, traten nach vorne und packten Danny und Connor. "Ich muss zugeben, ich bin beeindruckt. Ich hätte nicht erwartet, auf so viele Überlebende zu treffen.", knurrte Leek und schritt zwischen den Teammitgliedern auf und ab. "Aber das macht nichts. Nicht wirklich. Ich werde euch umbringen, komme was da wolle. Denn ich will euch alle tot sehen." Er zog die Pistole und hielt sie Lester unter das Kinn. "Vor allem dich, Lackaffe!", zischte er leise. Lester verdrehte die Augen und sah Leek dann genervt an. "Wenn Sie wüssten, wie oft ich in den vergangenen Jahren schon 'ne Knarre vor der Nase gehabt habe! Sowas schreckt mich nun wirklich nicht mehr ab." Leek legte den Kopf schief und starrte Lester nachdenklich in die Augen. Der Beamte hielt dem Blick stand und verzog keine Miene. "Hast Recht.", sagte er schließlich und trat von Lester zurück. "Du hast ja so Recht. Lass uns doch stattdessen mal testen, wie du auf Messer reagierst!" Er wandte sich an den Maya, der Lester und auch Abby hielt. "Degollalo!", befahl er ihm. Der Maya griff nach seinem Messer, und hielt solange Lesters und Abbys Hände mit einer seiner eigenen, großen Pranken fest. Lester und Abby bemühten sich darum, sich zu befreien, aber bei dem eisernen Griff war das gar nicht so einfach. "Leute, hört doch mal her! Wir sind zu sechst und die nur zu dritt! Das muss doch machbar sein!", rief Danny seinen Leuten zu. "Dann fang' doch gleich mal an damit!", keuchte Becker, der zusammen mit Sarah ebenfalls um die Freiheit kämpfte. Danny warf seinen Hinterkopf nach hinten, traf die Stirn des Mayas, riss sich los und rammte ihm dann die Schulter ins Kreuz. Connor duckte sich unter dem Krieger weg, trat ihm in die Kniekehle und ging dann aus dem Weg. Der Maya schlug der Länge nach hin. Die Anderen starrten mit offenen Mündern auf den gefällten Maya. Dann reagierten sie selbst und schlugen in ihre Bewacher alles rein, was sie bewegen konnten. Lester wich dem Messer des Kriegers gerade noch aus, als er freigekommen war. Abby schubste den Maya ein Stück von ihnen Weg, was ihr und Lester kurz Zeit verschaffte, um sich einen Plan zurecht zu legen. Becker und Sarah entkamen ebenfalls dem Klammergriff des Mayas, und während Sarah sich an den Arm des Kriegers klammerte, um ihn daran zu hindern seine Wafe zu ziehen, stürmte Becker auf Leek zu und schlug ihm die Pistole aus der Hand. Auf einmal war da etwas, das neben ihm aufblitzte. Danny und Connor hatten beide nicht richtig auf ihren Maya aufgepasst, der seinen Speer noch auf dem Boden hervorgeholt hatte und nun auf die Füße gesprungen war. Für Beide war nicht mehr genug Zeit, um zu reagieren. Und so mussten sie hilflos mitansehen, wie der Maya Becker den Speer in die Seite haute und ihn so zu Boden beförderte.

Chaos brach aus. Danny und Sarah versuchten, zu dem Soldaten zu kommen, doch der Maya, der Becker angegriffen hatte, und der, den Sarah nun unbeaufsichtigt gelassen hatte, versuchten sie daran zu hindern. Connor stürzte sich auf einen von ihnen, riss ihn mit sich um und rangelte dann auf dem Boden mit ihm weiter. Der andere drängte Sarah und Danny zurück. Abby sprang ihrem Maya auf den Rücken und krallte sich fest. Er schlug mit dem Messer nach ihr und erwischte sie am Oberarm. Abby verlor den Halt und fiel von dem Maya herunter. Als der Krieger sich zu ihr umdrehte, war Danny zur Stelle, riss ihm den Speer vom Rücken und zog ihm den Speerschaft über den Schädel. Der Maya brach bewusstlos zusammen. Im selben Moment fällte der letzte Maya Lester zu Boden. Sarah nutzte die Gelegenheit, in der alle abgelenkt waren, um zu Becker zu huschen. Der Maya, mit dem Connor zu Gange war, schleuderte den Studenten gegen die Wand. Abby und Danny kamen ihm zu Hilfe. Lester lag auf dem Rücken, ein wenig benommen zwar, aber schon wieder imstande, sich hochzurappeln. Er lehnte gerade auf seinen Unterarmen, als sein Maya ihm kräftig auf den Brustkorb trat und so auf den Boden heftete. Abby und Danny stießen im Vorbeilaufen den Maya von ihrem Chef runter, und Danny überwältigte ihn, während er auf dem Boden lag. Er rollte den Maya auf den Bauch, verdrehte ihm die Hände auf den Rücken und drückte sein Knie in seinen Nacken. Der Krieger fluchte auf Spanisch, doch Danny ließ nicht locker. Abby reichte dem schwer atmenden Lester eine Hand und zog ihn auf die Beine. Dann rannten sie zu Connor, um den Studenten zu helfen. Der Maya hatte ihn am Hals gepackt und drückte ihn gegen die Wand. Abby machte Danny seinen Move von vorher nach und rammte die Schulter ins Kreuz des Mayas, doch vergaß dabei dass sie um einiges leichter war als der Expolizist. Der Maya fing sie problemlos ab, wirbelte sie an seinem Rücken vorbei und donnerte sie dann auf den Boden. Abby sah Sterne vor ihren Augen tanzen. Lester griff nach dem Speer des Mayas, den Danny überrumpelt hatte, zielte auf Connors Maya und ließ ihn dann auf dessen Hinterkopf krachen. Das Holz splitterte, und der Krieger ließ Connor los, nach hinten taumelnd. Jedoch fing er sich beachtlich schnell wieder, packte Lester am Kragen und zog ihn wütend knurrend zu sich heran. "Oh.", machte der Beamte überrumpelt und lächelte den Maya dann entschuldigend an. "Entschuldigen Sie vielmals, da muss ich Sie doch glatt verwechselt haben!" "Auf ihn!", japste da Connor, und Abby ließ sich von ihm hochhelfen. Sie warfen sich gegen den Maya, der Lester wegstieß und nach seinem Messer griff. Connor schien es nicht bemerkt zu haben, denn er stürzte sich ein weiteres Mal auf den Maya, genau auf das Messer zielend. Lester stieß genervt die Luft aus. Auf den Jungen musste man ständig aufpassen. "Connor, vorsicht, er -!" Der Rest von Lesters Warunung wurde von einem lauten Knall verschluckt. Der Schuss ließ die Wände erzittern. Lesters rechte Seite wurde von dem Aufprall der Kugel nach hinten gerissen. Der Beamte schnappte überrascht nach Luft und taumelte rückwärts. Ein weiterer Schuss krachte los, sekundenbruchteile später bohrte sich etwas mit einem dumpfen Geräusch in Lesters Bauch, knapp oberhalb der linken Hüfte. Mit einem großen, unglaublich schwerfälligen Schritt nach hinten versuchte Lester, das Gleichgewicht zu halten. Erneut ertönte ein Schuss. Diesmal schlug die Kugel direkt unter dem Brustbein in Lesters Körper. Er keuchte auf, als ihm der Aufprall die Luft aus dem Körper presste, und krümmte sich ruckartig nach vorne. Noch bevor das hallende Echo dieses Schusses verklungen war, übertönte es ein vierter Schuss. Das Profil traf Lesters Brustkorb, zehn Zentimeter unterhalb des linken Schlüsselbeins. Die Wucht der Kugel reichte diesmal, um Lester zu Boden zu werfen. Entsetzt sahen Abby, Connor (der nach dem Krachen zum Glück sofort stehen geblieben war) und Sarah mit an, wie ihr Boss nach dem letzten Treffer umkippte, hart auf dem Rücken landete und dann regungslos liegen blieb.

Leek stand stocksteif da, die noch rauchende Pistole in der Hand. Der letzte Maya legte sein Messer an Connors Hals und grunzte. Abby fiel neben Lester auf die Knie. "Sie Mistkerl!", heulte sie verzweifelt. Ansonsten rührte sich keiner. "Ich sagte es. Ich lasse niemanden überleben.", sagte Leek trocken und holte einen kleinen Apparat aus der Tasche, mit dem er sogleich eine funkelnde Anomalie öffnete. Er sah in die Runde. "Ich werde nun durch diese Anomalie gehen, die mich in die Zukunft bringt, und von da aus gehe ich weiter in das Jahr 2007. Da traten die Anomalien zum ersten Mal auf. Mal sehen, vielleicht angle ich mir ja einen eurer Jobs." Danny starrte auf Lesters Körper, während Leek sprach. Er zitterte vor Wut. "Wissen Sie was, Leek? James hatte vollkommen recht. Sie sind ein mieser, feiger kleiner Versager, der Leute aus dem Hinterhalt erschießt und sie blutrünstigen Bestien zum fraß vorwirft." Leek grinste ihn nur arrogant an und zuckte mit den Schultern. "Wenn Sie meinen." Er befahl dem Maya, der Connor hielt, etwas auf Spanisch. Doch bevor der Maya die Klinge in Connors Kehle treiben konnte, ballte der Student die Hand zur Faust und schlug blindlings nach dem Maya. Es knackte, und plötzlich fiel die Neuronenklammer zu Boden. Der Maya machte ein Geräusch, das fast wie Würgen klang, und sackte ohnmächtig zusammen. "Hey, klasse Idee, Connor!", lobte Danny und tat es bei seinem Maya gleich. "Danny!", warnte Sarah ihn da, und instinktiv warf der Expolizist sich zur Seite. Die Kugel bohrte sich irgendwo hinter Danny in die Tunnelwand. Ehe Leek noch einmal schießen konnte, rollte Danny sich zur Seite, packte das Messer des Maya und warf es nach Leek. Es drang tief in seinen Oberarm und Leek ließ die Waffe fallen. Connor sprang vor und schnappte sich die Pistole. Danach richtete er sie mit kalten Augen auf Leek. Danny nahm ihm den Apparat aus der Hand, mit dem er die Anomalie geöffnet hatte. "Wie schließt man die?", wollte er von Leek wissen, doch dieser blieb bei seinem schmierigen Grinsen und schwieg ansonsten. Danny wandte sich an Connor. "Schätze, hier müssen wir andere Methoden anwenden."

Abby starrte unglücklich auf Lesters reglosen Körper. Sie kannte sich gut genug mit Medizin und der menschlichen Anatomie aus, um zu wissen, dass mindestens die letzten beiden Schüsse tödlich gewesen waren. Lester hatte vier Kugeln standgehalten, ehe er gefallen war. Es kam ihr so unwirklich vor. Sie hatte keine Minute vorher noch seine Hand gehalten. Und nun würde sie die Hand ihres Chefs nie wieder halten. Sie spürte, wie die Tränen von ihrem Gesicht tropften. Schluchzend streckte sie den Arm aus und strich Lester die Haare aus der Stirn, um seine eindrucksvollen Augen ein letztes Mal sehen zu können. Sie waren geschlossen. Abby schiefte laut. "Ach James..." Er hatte keine Chance gehabt. Der Herzschuss am Ende hätte jeden getötet. Umso erstaulicher war es, dass Lester plötzlich stöhnend die Augen aufschlug. Er blinzelte und schielte dann aus halb geschlossenen Lidern zu Abby hinüber, als er ihr überraschtes Luftschnappen hörte. "Was?", murmelte er und verzog dann gequält das Gesicht. Er blieb für ein paar Sekunden so liegen, dann öffnete er die Augen erneut. Sein Blick wirkte noch ein wenig desorientiert, doch schnell hatte er sich wieder unter Kontrolle. Er setzte sich mit Abbys Hilfe auf und staunte nicht minder als der Rest. "Das gibt's nicht!", hauchte Abby, während Leeks Gesicht zu einer dämonischen Maske aus Hass und Abscheu wurde. "Wieso zur Hölle bist du noch nicht tot? Ich hab dir vier verdammte Kugeln reingejagt!", kreischte er wie von Sinnen. Lester sah an sich herab. Danny bemerkte, dass Sarah Becker gerade wieder auf die Beine half und ihn stützte, deswegen ging er zu Lester hinüber. Dessen Anzug war noch immer mit der harten, weissen Kruste aus Tintenfischschleim bedeckt. Lester entdeckte einen Sprung in der Kruste, ungefähr auf der Höhe seiner linken Niere, und weiter oben, auf der Höhe des Herzens, steckte sogar noch ein ganzes Profil darin. Danny fing an zu lachen. "James, dieser Krakenschlei ist doch ernsthaft zu sowas wie 'ner kugelsicheren Weste geworden!" Er klopfte seinem Chef auf die Schulter. Lester pulte das Profil heraus und drehte es zwischen den Fingern. "Nun, ich muss zugeben, das ist jetzt nicht ganz unpraktisch.", meinte er, und ein Grinsen stahl sich auf sein Gesicht, als er zu Leek sah. "War wohl nichts.", verkündete er ihrem Entführer, nachdem er sich von Abby (und diesmal auch von Danny) ein weiteres Mal auf die Füße hatte helfen lassen. Leek war zornesrot im Gesicht. Er sah sich auf der Plattform um. Connor stand mit der Waffe direkt vor ihm, Danny, Lester und Abby standen hinter Connor, Sarah und Becker links von ihm, an dem Geländer, das um die Plattform verlief. Unter der Plattform rauschte das Abwasser vorbei. Seine Mayas lagen bewusstlos auf dem Boden. Er starrte den Maya an, der seine Neuronenklammer als einziger noch hatte. Konnte sein, dass er sich das gerade eingebildet hatte, aber es hatte so ausgesehen, als hätte sich die Hand des Maya leicht bewegt. Nein, jetzt sah Leek tatsächlich, dass die Finger des Maya zuckten. Er spürte ein Grinsen auf sein Gesicht treten. Noch war das hier nicht zu Ende.

Connor versrand nicht, warum ihn der Mistkerl so angrinste. Leek saß in der Falle, für das, was er ihnen angetan hatte, würde ihn eine fürchterliche Bestrafung erwarten, und wenn Lester höchstpersönlich dafür würde sorgen müssen. Gerade, als er Danny fragen wollte, was er davon hielt, begann Leek zu sprechen. "Glaubt ihr alle wirklich, ich gebe mich so schnell geschlagen?" Als auf die Frage nichts zu hören war außer das Rauschen des Wassers und das statische Geräusch der Anomalie, seufzte Leek und hob die Schultern. "Wie ihr meint. VENGA Y AYUDAME!!!" Der spanische Befehl zerschnitt die Stille. Der Maya, der die Neuronenklammer noch hatte, sprang mit einem Satz auf, donnerte Connor den Knauf eines kleineren Ersatzmessers auf den Hinterkopf und warf die Pistole ins Wasser. Dann wirbelte er herum, verpasste Danny einen Kinnhaken, der den Expolizist durch die Luft segeln ließ. Der Apparat flog ihm aus der Hand und zerschellte auf dem Boden. Leek holte eine weitere Apparatur aus seiner Tasche, drückte den Knopf darauf und verschwand dann lachend in der Anomalie. Nein, er war nicht darin verschwunden, er stand noch auf ihrer Seite der Teit, um zuzusehen bei dem, was noch passieren würde. Der Maya näherte sich Becker und Sarah. Die Ägyptologin ließ Becker los, griff den Maya an, wurde aber mit einem Bodycheck aus dem Weg geräumt. Und plötzlich war da nichts mehr, das den verletzten Becker vor dem Maya schützen konnte.

Becker musste sich schwer auf Sarah stützen, um überhaupt stehen zu können. Aber das störte ihn gar nicht so besonders. Wäre da nicht der höllische Schmerz gewesen, den die klaffende Wunde in seiner Seite verursachte, hätte er sich sogar richtig wohl gefühlt. Er sah auf die Plattform unter sich. Das Blut da unten war fast alles seins. Er spürte, wie benebelt sein Kopf jetzt bereits war. Wenn sie nicht langsam zusahen, dass sie hier rauskamen, würde er bei seinem Pech noch verbluten. Er hörte Lester sprechen. Erleichtert sah er zu seinem Boss hinüber. Da stand er, als wäre soeben nichts passiert. Ungaublich, und das nach vier solchen Treffern. Leider verstand er von da, wo sie standen, nicht richitg, was geredet wurde, da das Wasser unter ihnen zu sehr rauschte. Oder es war das Blut in seinen Ohren. Becker seufzte. Dann musste er sich halt damit begnügen, dass sein Chef ihm später erzählte, wie er das hatte überleben können. Er merkte, dass Sarah ihn ansah. Ihr Blick, reine Sorge und Zärtlichkeit, ließ sein Herz schneller schlagen. Wie schon so oft vorher fiel ihm einmal mehr auf, wie sehr er Sarah mochte. Vielleicht würde er sie, wenn das hier alles ausgestanden war, nach einem Date fragen. Oder er tat es jetzt gleich. Ja, genau, was sprach denn eigentlich dagegen? Er neigte den Kopf zu ihr herunter und überlegte sich, wie er es am Besten anstellen sollte. Da nahm sie seinen Arm von ihren Schultern und lehnte ihn an das Geländer. An ihrer Art sich zu bewegen erkannte er, dass sie angespannt war. Dann sah er sie auf einmal zu Boden fallen. Und plötzlich stand dieser Mayakrieger vor ihm, mit gezücktem Messer. Er hörte noch, wie Danny, Lester, Abby, Connor und Sarah entsetzt aufschrien. Dann flammte Schmerz in seinem Bauch auf. Es fühlte sich unangenehm und eklig an, als das Metall durch sein Fleisch schnitt. Der Schnitt wurde länger und länger, Becker würgte dabei Blut und Galle hervor, die über sein Kinn liefen. Der Schmerz war unbeschreiblich. Irgendwo bei seinem Hals verließ die Klinge seinen Körper wieder, nicht ohne ihren fatalen Schaden hinterlassen zu haben. Eine Sturzflut von Blut ergoss sich über die Plattform. Sarahs Gesicht tauchte über Becker auf. Erst jetzt wurde dem jungen Soldaten bewusst, dass er auf dem Boden lag. Während er darüber rätselte, wie er auf den Boden gekommen war, fassten Hände ihn an, wurden auf seinen aufgeschlitzten Körper gepresst. Die Gesichter von Abby und Connor erschienen neben dem von Sarah. Danny und Lester kamen von der anderen Seite dazu. Um sie herum begann es, heller zu werden. Sie alle machten so verdammt entsetzte Gesicher. Und sie alle weinten aus irgend einem Grund. Becker spürte die warmen Tropfen auf sein Gesicht fallen. Sie liefen in seinen Mund, ihr salziger Geschmack vermischte sich mit dem metalligen , den das Blut hinterlassen hatte. Alle fünf redeten durcheinander, doch das einzige, was Becker noch verstand, war Sarahs Flehen. "Bitte nicht, Hilary, oh bitte, bitte nicht!" Und dann ihr langsam ersterbendes Flüstern: "Was sollen wir denn ohne dich machen?" Und es war das Letzte, was er jemals hören sollte.

Kapitel 10/20

Wer von ihnen im Endeffekt den Maya umgehauen hatte, konnte keiner mehr sagen. Irgendwie hatten sie alle gleichzeitig zugeschlagen, den Krieger im Gesicht und im Magen getroffen, was ihn sofort zu Boden geworfen hatte. Jetzt lag er da, mit Platzwunden übersäht, und rührte sich nicht mehr. Die Neuronenklammer war bei dem Aufprall kaputt gegangen. Doch das Team interessierte sich nicht für den Maya. Sie kauerten alle um Beckers Leiche herum und konnten es nicht fassen. Der Soldat sah eigentlich ganz friedlich aus, das Gesicht war entspannt und die Augen geschlossen. Bis auf die riesige Wunde in seinem Körper und all das Blut, mit dem er übersäht war, machte er den Eindruck als schliefe er. Sarah und Abby weinten bitterlich um ihren Freund, Connors Tränen tropften zu Boden, wo sie auf Beckers Blut ein leises, tropfendes Geräusch machen. Danny spürte selbst, wie ihm die heissen Tränen über das ansonsten eiskalte Gesicht liefen. Irgendwann ertönte ein leises, fernes Rumoren. Connor sah schluchzend auf. "Was... Was ist das für ein Geräusch?", krächzte er mit brüchiger Stimme. Danny wusste es selbst nicht und sah fragend zu Lester. Sein Chef stand ein wenig abseits, schräg hinter ihm, und starrte schweigend auf das Wasser unter ihnen. "James?", sagte Danny laut, als dieser seinen Blick nicht bemerkte. Lester schrak zusammen, schniefte laut und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht, ehe er sich zu Danny umdrehte. Seine geröteten Augen sprachen allerdings Bände. "Ähm...", begann er und räusperte sich. "Klingt wie Wasser, das irgendwo durch die Tunnel schießt." "Das war Leek mit seinem zweiten Gerät vorher. Er muss damit die Schleußen für das Abwasser geöffnet haben. Er will uns alle ertränken!", erklärte ihnen Connor. Seine Stimme klang dabei aber eher so, als wäre ihm Leeks Tat egal anstatt dass sie ihn wütend machte. Auch die Frauen schienen sich nicht das Geringste darum zu kümmern, dass sie nach wie vor in Gefahr schwebten. Lester drehte sich immerhin um und warf der Anomalie einen prüfenden Blick zu. Sie war schon viel schwächer geworden, außerdem war von Leek nichts mehr zu sehen. Danny schaute wieder auf Becker hinunter. Er nahm die wachsweisse Hand des Soldaten in seine eigene, und obwohl seine eigenen Finger schon so kalt waren wie Eiszapfen, waren die von Becker noch eine Spur kälter. Dann hob er Beckers Hand langsam an und drückte sie an seine Stirn. Die anderen sahen ihm schweigend dabei zu. Schließlich legte er Beckers Hand zurück auf dessen Körper, erhob sich (obwohl es ihm verdammt schwer fiel) und sah in die Runde. Connor und Lester sahen ihn an, die Frauen kümmerten sich weiterhin nur um Becker. Danny räusperte sich. Das Rumoren war lauter geworden. "Leute, so schwer es uns auch fällt, aber wir müssen hier weg." Die Frauen reagierten nicht. Connor kämpfte sich immerhin auf die Beine. "Jetzt kommt schon!", hakte Danny nach, als sein Verantwortungsbewusstein den Schmerz über Beckers Tod langsam verdrängte. Abby sah ihn aus müden Augen an. "Was willst du tun, Danny, ihn hier zurücklassen?" Das wollte Danny auf keinen Fall. Allein der Gedanke daran versetzte ihm einen tiefen Stich. Aber davor, die Leiche seines Freundes zu tragen, graute es ihm genauso sehr... "Danny, das Team gehört Ihnen, also werden Sie auch sagen was wir jetzt tun sollen." Lesters Stimme klang kalt. "Und an Ihrer Stelle würde ich mich schnell entscheiden. Das Wasser muss schon sehr nahe sein." "WIr wissen doch nicht einmal wo wir hinmüssen.", merkte Connor an und sah seinem Chef mutlos in die Augen. "Naja... Also wenn wir den alten Haupttunnel fänden, könnte ich uns hier rausbringen. Durch mein Archäologiestudium bin ich mit Londons Unterwelt bestens vertraut, und jener Tunnel wurde früher als geheimer Fluchtweg genutzt. Er ist an den Wänden mit Ziegeln verkleidet." Sarahs Stimme war nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und dennoch hatten sie alle soweit verstanden, dass Pläne geschmiedet werden konnten. "Gut. Connor, wir waren in dem Tunnel, du gehst voraus. Versuch, einen der Mayas zu tragen. Und wo ist eigentlich deine Kätzchen geblieben?" Der Student griff unter sein Jacket. Das Kätzchen sah Danny mit großen Augen an. "Ich hab sie während unseres Kampfes auf den Pfeiler da unten im Wasser gesetzt. (Er wies mit dem Kinn auf einen klobigen Betonklotz im Wasser) Da hatte sie zwar Mordsangst, konnte aber weder weglaufen noch verletzt werden." Er stopfte sie unter die Jacke zurück, wo sie wohl in der Innentasche kauerte. Connor legte danach den Kopf schief. "Ich hätte da jedoch 'ne Frage. Warum sollten wir Beckers Mördern helfen?" Danny machte ein böses Gesicht. "Weil sie genauso wenig dafür können wie wir. Leek ist hier der Mörder, nicht die Mayas." Connor dachte kurz darüber nach, zuckte dann mit den Schultern und legte sich den kleinsten der Mayas über die Schultern. Danny wandte sich an Lester. "James, Sie bilden bitte das Schlusslicht. Und nehmen natürlich ebenfalls einen der Mayas mit." Der Beamte nickte knapp, wartete aber noch ab, als Danny weitersprach. "Sarah, Abby, ihr teilt euch den Maya und geht hinter Connor." Abby wurde dunkelrot im Gesicht. "Niemals! Wenn du von mir erwartest, dass ich Beckers Mörder auch nur ANFASSE....!" "Jemand muss ihn tragen, denn ich werde Becker übernehmen!", sagte Danny nachdrücklich, und hob sich den Soldaten auf die Schultern. Becker schien plötzlich Tonnen zu wiegen, als er sich wieder aufrichten wollte. "Wir tuns trotzdem nicht!", sagte Abby bestimmt und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester stöhnte genervt neben ihr auf, kniete sich neben den Maya, hievte ihn über die Schultern und stand auf. Er sah Danny an. "Auf los geht's los." Danny nickte ihm dankbar zu. Wenigstens Danny und Lester bewahrten kühle Köpfe. Er beobachtete, wie Abby und Sarah den letzten Maya an den Armen und Füßen packten, ihn hochhoben und auf jeweils eine ihrer Schultern legten. Dann stiefelte Connor los, und die kleine Schlange setzte sich in Bewegung. Die Anomalie war inzwischen verschwunden.

Das Beben war nun so stark, das sich kleine Steinchen aus der Decke lösten und zu Boden rieselten. Abby spürte das Gewicht des Mayas auf ihrer Schulter und das Gewicht von Beckers Verlust auf ihrem Herzen. Sie konnte nicht sagen, was von beiden sie mehr beeinflusste. Sie hatten den Tunnel, den Sarah gemeint hatte, noch nicht erreicht, und ihr fehlte jetzt schon jeglicher Ansporn weiter zu gehen. Beckers Tod ließ plötzlich alles so sinnlos erscheinen. Es war genauso wie damals, als Cutter gestorben war. Sie stellte sich mal wieder Frage, wann es sie selbst erwischen würde. Manchmal hatte sie den Eindruck, als wären alle, die von den Anomalien wussten, zu einem grausamen Tod verdammt. Es war schon so viel passiert in diesen drei Jahren. Seit sich die erste Anomalie geöffnet hatte, war Connors Freund Tom von einem Parasit aus der Vergangenheit getötet worden; Ryan von einem Zukunftsprädator; Stephens Leiche war so entstellt gewesen dass man gar nicht erst hatte sagen können, was ihn im Endeffekt getötet hatte; Cutter war erschossen worden und nun hatte ein antiker Krieger Becker aufgeschlitzt. Die von ihnen, die noch lebten, hatten das ausnahmslos glücklichen Zufällen oder dem beherzten Eingreifen ihrer Kollegen und Freunde zu verdanken. Abby seufzte laut. Wie oft hatte Becker ihr schon das Leben gerettet? Ihnen allen? Und nun hatte er sie einmal gebraucht, und keiner von ihnen war in der Lage gewesen ihm zu helfen. Obwohl es ihr widerstrebte, drehte sie sich zu Danny um. Sein halbes Gesicht und sein gesamtes Hemd waren voll von Beckers Blut. Er schaute verkniffen drein und schien sich beherrschen zu müssen, um Beckers Leiche nicht einfach abzulegen und davon zu laufen. Vielleicht tat ihm auch einfach nur der Rücken weh, doch das glaubte Abby eher weniger. Sie wusste, wie sehr Danny Becker gemocht hatte. Es musste bestimmt furchtbar für ihn sein, zu wissen, dass das leblose Bündel, das er da wie einen Kartoffelsack auf dem Rücken schleppte, einer seiner besten Freunde war. Sie sah an Danny vorbei, zu Lester, der hinter dem Expolizisten hertrottete. Er schien das Gesicht eher deshalb zu verziehen, weil er mit dem Gewicht des Mayas zu kämpfen hatte, als deswegen, weil er Beckers Mörder trug. Die Pistolenkugeln schienen seine Rippen geprellt zu haben, denn er hatte ziemlich stark Schlagseite nach rechts. Abby stellte fast ein wenig erschrocken fest, dass sie nicht im geringsten Mitleid mit ihm verspürte. Er war immerhin gerade im Begriff, Beckers Mörder das Leben zu retten. Lester bemerkte ihren Blick und hob eine Augenbraue. Irgendwie verspürte sie den Drang, eine Grimasse zurückzuschneiden, die ihre Verachtung widerspiegelte, widerstand aber der Versuchung und sah wieder nach vorne. Connor mühte sich ebenfalls mit dem Maya ab. Doch alleine die Tatsache, dass er überhaupt dort vor ihr war und lebte, besänftigte Abby wieder.

Obwohl die Wände nun schon so stark bebten, dass die Steine knirschten, hielt Connor an, um eine kurze Pause zu machen. Der Student legte den Maya ab und sank erschöpft zu Boden. Seine Haare klebten verschwitzt in seiner Stirn, und wegen der Kälte um sie herum waren seine Lippen ganz blau. Er schlotterte regelrecht, so sehr fror er. Die anderen legten die Personen, die sie schleppten, ebenfalls ab. Abby hockte sich neben Connor und kuschelte sich an ihn, um ihn zu wärmen. Sarah half Danny, Becker vorsichtig auf den Boden zu betten. Lester lehnte sich an die Wand und atmete schwer. "Leute, wir müssen weiter!", sagte Danny nach wenigen Minuten. Irgendwo in der Nähe war bereits das Wasserrauschen zu hören. Connor schüttelte den Kopf. "Keine Chance. Ich kann nicht mehr." Die anderen nickten zustimmend oder reagierten gar nicht. Danny wurde ein wenig wütend. "Freunde, hört mir jetzt mal gut zu. Beckers Tod ist furchtbar, aber meint ihr er hätte gewollt dass wir uns jetzt einfach so aufgeben? Ständig hat er sein Leben für uns riskiert, und ihr wollt es ihm so danken indem ihr jetzt einfach wartet bis die Fluten euch verschlingen?" Er sah, wie sich die Gesichter der Leiche des Soldaten zuwandten. Schließlich stand Abby auf. Sie reichte Connor die Hand. "Komm, Connor. Danny hat Recht, das hätte Becker nicht gewollt." "Es ist auch nicht mehr weit bis zu dem Tunnel.", fügte Danny hinzu. Der Student starrte mit leerem Blick auf die Hand vor seiner Nase. "Und wenn wir erst mal in dem Tunnel sind, sind wir bald hier raus, atmen endlich wieder frische Luft und können uns aufwärmen.", sagte jetzt auch Sarah. "Da siehst du's!", versuchte Abby ihn zu ermutigen und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. Connor hob die Schultern. "Ehrlich, Abby, ich kann kaum noch gehen." Danny drehte sich zu Lester, bis jetzt schweigend an der wand gelehnt hatte. Er stutzte, als er den Gesichtsausdruck seines Chefes bemerkte. Wie bei ihnen allen war auch er blass, seine Lippen waren genauso blau wie die von Connor und die Haare hingen ihm verschwitzt in die Stirn. Aber Danny bemerkte sofort, dass etwas nicht stimmte. Lesters Atem ging stoßweise, und er zitterte leicht. "Hey, alles okay mit Ihnen?", wollte Sarah in diesem Moment wissen. Aha, ihr war es also auch aufgefallen. Lester schüttelte den Kopf. "Alles okay.", murmelte er und richtete sich auf. Er schwankte, und einen Moment später hockte er plötzlich am Boden, den Hinterkopf an die Wand gelehnt. "Aaaah, verdammt." Danny musterte ihn. Sein Magen zog sich zusammen, als er plötzlich Blut entdeckte, dass aus dem Jacketärmel über Lesters Hand floß. Und da fiel ihm erst der riesige Blutfleck auf Lesters Hemd auf, der sich über die rechte Brustseite und die Schulter zog. Wegen der weinroten Farbe des Stoffes war er ihm zuvor nicht aufgefallen, da er wie ein Waserfleck wirkte. "Mensch, James, Sie sind ja verletzt!", schrie er auf und kniete sich neben ihn. "Ach was, das ist nur die Schulter.", winkte Lester mit schwacher Stimme ab, während Danny ihm das Jacket vom Arm zog. Das Einschussloch war deutlich zu sehen. Lester begutachtete die Wunde in seiner Schulter ebenfalls. "Der Mistkerl hats doch tatsächlich geschafft an den ganzen Schleimschichten vorbei zu schießen..", knurrte er verärgert. Sarah kauerte sich neben Danny. "Wieso haben Sie nichts gesagt?", schimpfte sie ihn und half Danny damit, einen Druckverband anzulegen. Lester hob die Schultern, was ihn sofort zusammenzucken ließ. Er sog schmerzerfüllt die Luft ein. "Ich dachte mir, dass wir auch so schon genug Probleme hätten." Er sah ihnen dabei zu, wie sie Dannys ohnehin zerfetztes Jacket auseinander rissen und ähnliche Stoffstreifen daraus machten, wie er selbst es vor zwei Monaten in der Kreidezeit getan hatte. Als er fertig eingebunden war, stand er auf und starrte auf den Maya, den er vorhin getragen hatte. "Wir tauschen durch.", sagte Danny sofort und überlegte rasch. Connor und Lester konnten beiden nicht mehr so viel Gewicht tragen, wie sie es bisher getan hatten. Aber da Connor ohnehin schon den leichtesten Maya getragen hatte, konnte er sein Gewicht nicht mehr verringern. Er merkte, wie er immer nervöser wurde. Und das tosende Wasser hinter ihnen war da nicht gerade hilfreich. "Okay, dann müssen wir es anders machen. Connor, du hilfst James damit seinen Maya zu tragen, Abby und Sarah, ihr nehmt jeweils einen." Abby öffnete den Mund, um zuzustimmen, doch Connor war schneller. "Machen dich nicht lächerlich, Danny. Erstens ist Sarah genauso schwer verletzt wie James und ich, und zweitens schaffen wir es in dem Tempo sowieso nicht mehr hier raus. Bleiben wir dabei, wie wir es gehabt haben. Das halten wir schon noch aus." Lester zog die Brauen zusammen. "Es wäre wirklich schön, Connor, wenn Sie es sich angewohnen könnten nicht immer für mich mitzureden." Connor warf ihm einen vielsagenden Blick zu. "Solange wir WG-Partner sind, ist auch unser Willen der selbe.", grinste er, und damit hatte sich die Sache für ihn. Er nahm Abbys Hand und stand auf. Lester seufzte, griff nach dem Körper des Mayas und lud ihn sich auf die Schultern. Da gab seine rechte Seite komplett nach und der Beamte kippte mit einem überraschten "Uah!" zur Seite um. Der Maya fiel wie ein nasser Sack zu Boden. Lester krümmte sich zusammen und presste die Hand auf die Schulter. "Mist, was ist denn das jetzt?" Danny zog ihn hoch. "Na was wohl? Selbst Sie sind irgendwann mal mit Ihren Kräften am Ende." "Was machen wir jetzt? Wir müssen schließlich Beckers Mörder RETTEN!", sagte Abby spöttisch und sah Lester herablassend an. "Sagen Sie, Abby, haben wir irgendein Problem?", wollte Lester wissen, und Abby hob die Schultern. "Möglicherweise unsere Auffassung von Zusammenhalt und Menschlichkeit." "Hört auf zu streiten!", schimpfte Danny und fuhr sich durch die Haare. "Wir haben jetzt wichtigere Probleme. Uns fehlt ein Träger." In dem Moment ließ Connor seinen Maya wieder fallen. "Zwei.", keuchte er und stützte die Hände auf den Knien auf. "Sorry, ich hab da wohl ein wenig zu vorschnell geurteilt. Ich kann niemanden mehr tragen." Danny fluchte. Je mehr er darüber nachdachte, umso mehr wurde ihm klar, dass sie vor einem schrecklichen Problem standen. "Wir müssen jemanden hierlassen!", stieß Connor in diesem Moment erschrocken hervor, und sprach somit gnadenlos Dannys Gedanken aus.

Danny steckte in einer furchtbaren Zwickmühle. Ließ er einen der Mayas hier, verantwortete er den sicheren Tod eines Menschen, der auf ihre Hilfe angewiesen war. Ließ er Becker hier, bestand die Gefahr dass die Leiche seines Freundes fortgespült wurde und nie wieder gefunden wurde. "Danny, ich weiß, die Entscheidung ist verdammt schwierig, aber Sie als Teamchef müssen sie eben treffen.", drängte Lester ihn. Man konnte ihm ansehen, dass er froh war die Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen. "Was gibt es denn da groß zu überlegen? Wir lassen Beckers Mörder hier und nehmen ihn mit!", brauste Abby auf. "Abby, der Mann ist ein Mensch. Ein Mensch, der von Leek kontrolliert wurde! Er kann doch nichts dafür! Oder meinst du, er hat sichs ausgesucht, 2000 Jahre in die Zukunft verfrachtet zu werden um in einem nasskalten Tunnellabyrinth nach Menschen zu jagen?" Connor fing sich für das, was er gesagt hatte, einen entsetzten Blick von Abby ein. "Er hat Recht, Abby. Wir können den Maya nun wirklich nicht für Leeks Wahnsinn verantwortlich machen.", stimmte Sarah ihm zu. "Was? Sogar du denkst so, Sarah?", murmelte Abby ungläubig und sah ihre Freundin an. Das konnte doch nicht wahr sein, Beckers sogenannte Freunde waren gerade im Begriff, seine Leiche in diesem stinkenden Kanal zurückzulassen. "Abby, ich kann nicht über ein Menschenleben bestimmen!", erklärte Danny ihr verzweifelt. Eine Wasserlache schwappte über Abbys Füße. Sie blickte nach unten und bemerkte, dass der Boden bereits mit der stinkenden Brühe bedeckt war. Die Zeit lief ihnen davon. Sie spürte eine Hand auf ihrer Schulter. Als sie aufsah, starrte sie direkt in Lesters müde, traurige Augen. "Glauben Sie nicht, dass uns das hier leicht fällt.", sagte er leise. Da erkannte Abby plötzlich, dass die anderen Recht hatten. Ihr Job bestand darin, Leben zu retten. Und außerdem hätte Becker es auch nicht anders gewollt. Sie atmete tief durch. Tränen füllten ihre Augen. "Okay.", schluchzte sie und wandte sich ab. Danny sah zu Becker hinab. Sein weisses, regloses Gesicht ragte aus dem schmutzigen Wasser um ihn herum. "Mach's gut, mein Freund." Es fiel ihm unheimlich schwer, sich wegzudrehen. Dann griff er nach Lesters Maya und legte ihn sich über die Schultern. Ohne ein weiteres Wort stiefelte er an seinem Team vorbei und steuerte zu dem Haupttunnel. Lester und Connor teilten sich jetzt Connors Maya, doch bevor auch sie den Maya aufluden, nahmen sie ebenfalls Abschied von Becker. "Es wird verdammt schwer sein, einen würdigen Ersatz für Sie zu finden, mein Freund. Wenn nicht gar unmöglich.", sagte Lester, seufzte laut und trat langsam vond er Leiche zurück. Connor fing an zu schluchzen, fuhr sich über die Nase und folgte dann Lester. Er brachte es nicht fertig, etwas zu sagen. Die Letzten, die Beckers Leiche sahen, waren also Sarah und Abby. Sie umarmten sich weinend und wandten sich nach einem geflüsterten "Wir werden dich vermissen, Hilary Becker!" ab von ihrem Freund, um den Tunnel endlich zu verlassen und weiterzuleben.

Das Wasser stieg nun immer schneller. Nach fünf Minuten hatten sie den Wackersteintunnel erreicht und joggten jetzt, so gut sie konnten, in Richtung des Ausgangs. Sarah sagte ihnen den Weg, und endlich entdeckten sie die kleine Öffnung in der Wand, die nach oben führte. Ein gewaltiger Wasserschwall traf sie von hinten, zog ihnen die Füße weg und ließ sie ins Wasser plumsen. Auf einmal war die Strömung so stark, dass sie mit Affenzahn auf die Öffnung zurasten. "Haltet euch aneinander fest!", schrie Danny. Sarah fühlte eine Hand an ihrer, und packte sie. "AU, Sarah, du brichst mir die Finger!", rief Connor, wonach sie den Griff ein wenig lockerte. "Versucht euch an der Wand festzuhalten!", lautete Dannys nächste Anordnung. Connor und Lester waren am weitesten rechts und streckten die freien Arme aus. Lester erwischte die Hand, doch die Kraft der Strömung verhinderte, dass er sich festhalten konnte. Seine Schulter protestierte lautstark gegen die grobe Behandlung. Connor hatte mehr Glück, und die ganze Gruppe trieb zur Wand hinüber. Jetzt waren sie der Öffnung schon verdammt nahe. Das Wasser wurde immer schneller. "Wir werden vorbeirauschen!", rief Sarah panisch. "Werden wir nicht!", gab Danny zurück, streckte sich und erwischte tatsächlich den Mauervorsprung vor der Öffnung. Mit einer schwungvollen Bewegung glitt er hinein, seinnen Maya zog er mit sich. Connor hing sich an den Maya und schaffte es ebenfalls in die Öffnung, wo Danny ihn auf eine Treppenstufe zog. Lester schob ihren Maya vor sich durch den Ausgang, blieb dann aber an dem Felsvorsprung hängen und drehte sich zu den Frauen um. Sarah griff nach seinen Arm, zog sich daran in die Öffnung und wurde dann ebenfalls von Danny aus dem Wasser gezogen. Abby reichte zuerst den Maya an Lester weiter, den sie auch schnell in Sicherheit gebracht hatten, ehe sie selbst nach dem Vorsprung griff. Auf einmal brökelten die Steine unter ihren Fingern weg. Die Strömung riss sie mit sich, und sie schrie panisch auf. Lesters Hand packte ihr Handgelenk, und zog sie gegen die schmerzhaft drückenden Wassermassen zurück zu der Öffnung. "Sie sollen rausklettern, nicht weiterschwimmen!", schrie er gegen den Lärm an, und Abby warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Was Sie nicht sagen!", plärrte sie zurück. Lester nahm Abby vor sich und krallte sich mit beiden Händen an den Wänden der Öffung ein. Danny und Connor griffen nach ihnen und hievten sie auf die Steinstufen. "So, jetzt aber weg hier, ehe das Wasser uns einholt!", schlug Sarah vor, und sie packten die Mayas und sahen zu, dass sie davonkamen.

Die Fußgänger, die sich gerade auf der Victoria Street befanden, staunten nicht schlecht, als plötzlich ein Gullideckel angehoben wurde, und aus der Kanalisation fünf verdreckte, blutige Gestalten krochen, die zerfetzte Anzüge und billige Touristenklamotten trugen. Sie schleiften drei bewusstlose Männer hinter sich her, die mit voller Mayamontur bekleidet waren. Und dass dann auch noch schwarze Wägen der Regierung auftauchten, um diese Gestalten aufzulesen, sorgte vollends für Verwirrung.

Jenny Lewis hatte den Kopf gesenkt und starrte in das offene Grab, in das gerade der leere Sarg hinabgelassen wurde. Im Hintergrund erklang "Going where the lost ones go", und machte die ohnehin schon gedrückte Stimmung noch düsterer. Jenny konnte es gar nicht richtig glauben, dass Becker wirklich tot war. Sie hatte monatelang mit dem hübschen, jungen Soldaten zusammengearbeitet, dessen Loyalität und Humor sie immer ungeheuer geschätzt hatte. Und nun stand sie hier auf seiner Beerdigung, zwischen Danny und Connor, und starrte auf einen dunklen Eichensarg, von dem sie wussten dass er leer war. Obwohl man über eine Woche nach ihm gesucht hatte, hatten sie seine Leiche nicht mehr gefunden. Sie atmete tief durch und wischte sich die Tränen von den Wangen. Connor, Abby und Sarah schluchzten genauso laut wie sie selbst, Danny und Lester weinten stumme Tränen. Als die Beisetzung endlich vorüber war, wartete sie auf Lester, um seine rechte Seite einzunehmen, genauso wie sie es früher immer getan hatte. Er lächelte sie traurig an. "Schade, Sie unter solchen Umständen wiederzusehen." Sie nahm seine Hand und drückte sie. "Es tut mir so Leid, James." Lester schluckte schwer und nickte. "Er war ein guter Mann." Sie gingen eine Weile schweigend nebeneinander her. Schon wieder waren ihre Freunde nur knapp dem Tod entkommen, und diesmal hatte es sogar einen von ihnen erwischt. Sie schielte auf Lesters Schlinge, in der sein Arm ruhte, diesmal auf der rechten Seite, und die Klammerpflaster, die den Schnitt an seinem Mundwinkel zusammenhielten. Auch Sarahs rechter Arm ruhte in einer Schlinge, Abbys Oberarm war eingebunden. Unter Dannys und Connors Hemden sah man die Umrisse von Verbänden. Connor hatte ihr von dem Machairodusbaby erzählt, das er gerettet hatte, und das den Aufenthalt in der Kanalisation gut überstanden hatte. Natürlich hatte er es behalten, und nun lebte es zusammen mit Sid und Nancy in Lesters geräumiger Penthouse-Wohnung. Connor und Lester hatten die Urzeitkatze natürlich Becky genannt. Jenny holte tief Luft. "Was?", wollte Lester wissen. Sie sah ihn lange nachdenklich an. Er sah nicht gut aus, krank, unausgeschlafen. "Ich habe mich nur gefragt... Naja, wie es jetzt weiter geht? Mit dem Team meine ich.", rückte sie schließlich nach einer Weile heraus. Lester neigte leicht den Kopf. "Nun, nach den jüngsten... Vorkommnissen hat das Ministerium beschlossen, mir einen Kollegen zur Seite zu stellen. Sein Name ist Philipp Burton und er wird dann soetwas wie mein... Aufpasser sein." Jenny hob eine Augenbraue. "Das ist unfair, was passiert ist war doch wohl nicht Ihre Schuld! Sie sind ein guter Abteilungsleiter!" Lester zuckte mit den Schultern, erwiderte aber nichts. "Und was gedenken Sie.... Mit Beckers Stelle zu machen? In dem Team fehlt jetzt jemand." "Wissen Sie, ich denke nicht, dass ich die vier noch einmal guten Gewissens auf eine Mission schicken könnte. Ich würde mir vermutlich jede Minute Sorgen machen. Und da ich zufälligerweise gar nicht so schlecht bin im Umgang mit Gewehren..." Lester brauchte gar nicht zu Ende zu reden. Jenny hatte auch so verstanden. "Sie treten dem Team bei?", fragte sie ungläubig. "Hmmm, sagen wir ich helfe aus, bis wir einen Ersatz für Becker gefunden haben." Er lächelte sie an. "Aber Sie sind noch für das Team zuständig, oder?", hakte Jenny nach. Lester nickte. "Klar. Die tun nichts ohne dass ich es nicht vorher erlaubt habe. Soll sich ja nicht alles ändern." Jenny blieb stehen und packte Lesers Unterarm. "Stellen Sie mich wieder ein.", verlangte sie und sah Lester fest in die Augen. Dieser hob eine Augenbraue. "Sind Sie sicher?" Jenny nickte heftig. "Ich bitte Sie. Ich werde sonst verrückt, wenn ich nicht weiß in welcher Gefahr ihr das nächste Mal schweben werdet." Lester dachte nur einen kurzen Augenblick nach. Dann lächelte er sie an. Diesmal berührte das Lächeln sogar seine Augen. "Willkommen zurück, Jenny." Jenny fiel ihm freudig um den Hals. "Jenny, au, Schulter!", sagte Lester und löste sich aus der Umarmung. "Sorry, ich danke Ihnen!", grinste Jenny. "Wieso werden hier Umarmungen verteilt?", wollte da Danny wissen. Er und die anderen hatten beim Friedhofsausgang auf sie gewartet. "Jenny ist jetzt wieder offiziell im Team.", verkündete Lester. Er sah in die Runde. Sie nahmen Jenny in den Arm und freuten sich genauso sehr wie sie über die Wiedereinstellung. Es war überhaupt das erste Mal seit Beckers Tod, dass er sein Team hatte lachen sehen, wenn auch mit geschwollenen Augen und verheulten Gesichtern. Er schloss die Augen und spürte zwei letzte, vereinzelte Tränen, die gemächlich über seine Wangen liefen. Immerhin konnte es jetzt nur noch wieder bergauf gehen.


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