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Jenny nahm hinter dem Beifahrersitz Platz, den natürlich Lester für sich beansprucht hatte. Dank ihres ausgiebigen Nickerchens an Bord ihres Flugzeugs fühlte sie sich putzmunter. Sie starrte zuerst eine Weile aus dem Fenster. Die Palmen, der blaue Himmel und der Strand neben der Straße waren ein krasser Kontrast zu den Verhältnissen in London. Sie hatten zwar in England auch Küsten und das Meer, aber ihr kam es so vor, als würde das Meer hier in der Karibik noch blauer, sauberner, größer und schöner sein. Selbst der würzige Salzgeruch erschien ihr hier angenehmer. Sie musterte anschließend Miloh, der munter auf die Truppe einredete. Das er extrem groß war, war ihr sofort aufgefallen, zwischen eins neunzig und zwei Meter. Außerdem war er sehr muskulös, eher schon bullig als sportlich. Er hatte schwarze, nackenlange Haare, die er mit Wachs durcheinander gewuschelt hatte, so dass sie zugleich stachelig als auch strubbelig abstanden. Er trug einen Henriquatre, einen Bart, der rund um den Mund ging, und hatte große, dunkle, meerblaue Augen. Jenny schätze ihn ein wenig älter als Lester und Danny, also Mitte 40. Da er und die anderen gerade besprachen, weshalb sie hier waren, spitzte sie die Ohren und hörte ihnen zu. "Also, wie es scheint, hat sich die Ausgangsanomalie hier geöffnet. Auch wir katalogisierten rotes Pulver, das einen gefährlichen Virus enthält. Allerdings hatten wir Glück, und der Wind hat den Großteil ins Meer geblasen. Tiere können von dem Pulver nicht infiziert werden, soweit sind unsere Forschungen schon." Miloh hatte einen breiten, amerikanischen Dialekt, der Jenny ziemlich störte, wie sie feststellte. "Wie lange wisst ihr schon von den Anomalien?" "Seit ungefähr einem Jahr. Wir hatten keine Ahnung, das diese Phänomene noch woanders auftreten, deswegen überraschte uns Burtons Kontaktaufnahme vor drei Tagen ziemlich." "Jaaah, die kam auch nur zustande weil ich ihn darauf hingewiesen habe, dass wir es mit einer Verwerfungslinie zu tun haben.", knurrte Lester. "Ja, er sagte, sein Kollege hätte ihn darauf gebracht.", erwiderte Miloh grinsend. Lester wirkte erstaunt. "Im Ernst?" Miloh nickte. "Jap, und er sagte auch, Ihnen und Ihrem Team würde eine Lösung für das Problem einfallen." Lester stöhnte. "War ja klar dass er es wieder auf mich abwälzt..." "Haben Sie denn schon 'ne Idee, wie sie die Sache angehen?" Lester deutete mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. "Fragen Sie Connor, der ist unser Anomalienspezialist." Miloh blickte in den Rückspiegel. "Wer, der Kleine mit dem lächerlichen Filzhut?" Connor zog eine Schnute. "Hey, ich bin nicht klein und mein Hut ist nicht lächerlich!" Miloh hob die Schultern. "Wenn du das sagst, Zwerg..." Connor kuckte ihn grimmig an, holte aber einen Apparat aus der Tasche. "Das hier ist ein Anomalienerschaffer. Er öffnet Anomalien, die sich schon einmal geöffnet hatten oder das mal tun werden." "Damit werden wir die Ursprungsanomalie öffnen, durchgehen und in der Zukunft nach einem Gegenmittel für das Virus suchen." Miloh nickte. "Okay. Kann ich euch dabei irgendwie helfen?" "Na klar, zum Beispiel wäre es hilfreich zu wissen, wo die Anomalie sich bei euch genau geöffnet hat.", meinte Connor. Miloh räusperte sich. "Keine Ahnung. Man wollte mich darüber aufklären, aber der Trupp an Wissenschaftlern, der aufgebrochen ist um den Erscheinungsort der Anomalie zu suchen, ist ääähm, nicht mehr zurückgekehrt." "WAS?", rief das Team einstimmig. "Naja, wir wissen dass sie sich irgendwo knapp überhalb des Meeresspiegels geöffnet hat, nur nicht genau, bei welchen Koordinaten." "Oh, klasse, und wann wissen wir das?", schimpfte Danny. "Ich schätze in zwei Tagen.", antwortete Miloh schuldbewusst. "Ja gut dass wir noch kein Rückflugticket gebucht haben.", schnaubte Lester und verschränkte die Arme vor der Brust. Miloh bog auf einen großen Parkplatz ein, der sich vor einer riesigen Hotelanlage befand. "Was sollen wir hier?", wollte Danny wissen und erspähte einen gigantischen Pool. "Ähm... Das ist euer Hotel.", gab Miloh zurück und stellte den Motor ab. "Ihr müsst schließlich irgendwo wohnen, solange wir die Nachdorschungen noch nicht abgeschlossen haben." Connor, Abby, Sarah und Jenny bekamen große Augen. "Wie jetzt, wir bleiben für die nächsten zwei Tage hier?" Danny grinste breit. "Das sagte er gerade, Leute." Lester seufzte und holte sein Handy aus der Hosentasche. "Ich schätze, ich muss meiner Frau sagen, dass ich länger weg bin als gedacht." Jenny spürte die Vorfreude in sich aufkeimen. Vielleicht wurde das hier viel spaßiger und angenehmer, als sie erwartet hatten. Vielleicht hatten sie nach all den vielen, schrecklichen Erlebnissen in der Vergangenheit endlich mal Glück mit einer Anomalie. Vielleicht passierte endlich mal niemandem von ihnen etwas schlimmeres als ein Sonnenbrand. Vielleicht würde es überhaupt keine Schwierigkeiten geben.
 
Jenny nahm hinter dem Beifahrersitz Platz, den natürlich Lester für sich beansprucht hatte. Dank ihres ausgiebigen Nickerchens an Bord ihres Flugzeugs fühlte sie sich putzmunter. Sie starrte zuerst eine Weile aus dem Fenster. Die Palmen, der blaue Himmel und der Strand neben der Straße waren ein krasser Kontrast zu den Verhältnissen in London. Sie hatten zwar in England auch Küsten und das Meer, aber ihr kam es so vor, als würde das Meer hier in der Karibik noch blauer, sauberner, größer und schöner sein. Selbst der würzige Salzgeruch erschien ihr hier angenehmer. Sie musterte anschließend Miloh, der munter auf die Truppe einredete. Das er extrem groß war, war ihr sofort aufgefallen, zwischen eins neunzig und zwei Meter. Außerdem war er sehr muskulös, eher schon bullig als sportlich. Er hatte schwarze, nackenlange Haare, die er mit Wachs durcheinander gewuschelt hatte, so dass sie zugleich stachelig als auch strubbelig abstanden. Er trug einen Henriquatre, einen Bart, der rund um den Mund ging, und hatte große, dunkle, meerblaue Augen. Jenny schätze ihn ein wenig älter als Lester und Danny, also Mitte 40. Da er und die anderen gerade besprachen, weshalb sie hier waren, spitzte sie die Ohren und hörte ihnen zu. "Also, wie es scheint, hat sich die Ausgangsanomalie hier geöffnet. Auch wir katalogisierten rotes Pulver, das einen gefährlichen Virus enthält. Allerdings hatten wir Glück, und der Wind hat den Großteil ins Meer geblasen. Tiere können von dem Pulver nicht infiziert werden, soweit sind unsere Forschungen schon." Miloh hatte einen breiten, amerikanischen Dialekt, der Jenny ziemlich störte, wie sie feststellte. "Wie lange wisst ihr schon von den Anomalien?" "Seit ungefähr einem Jahr. Wir hatten keine Ahnung, das diese Phänomene noch woanders auftreten, deswegen überraschte uns Burtons Kontaktaufnahme vor drei Tagen ziemlich." "Jaaah, die kam auch nur zustande weil ich ihn darauf hingewiesen habe, dass wir es mit einer Verwerfungslinie zu tun haben.", knurrte Lester. "Ja, er sagte, sein Kollege hätte ihn darauf gebracht.", erwiderte Miloh grinsend. Lester wirkte erstaunt. "Im Ernst?" Miloh nickte. "Jap, und er sagte auch, Ihnen und Ihrem Team würde eine Lösung für das Problem einfallen." Lester stöhnte. "War ja klar dass er es wieder auf mich abwälzt..." "Haben Sie denn schon 'ne Idee, wie sie die Sache angehen?" Lester deutete mit dem Daumen über die Schulter nach hinten. "Fragen Sie Connor, der ist unser Anomalienspezialist." Miloh blickte in den Rückspiegel. "Wer, der Kleine mit dem lächerlichen Filzhut?" Connor zog eine Schnute. "Hey, ich bin nicht klein und mein Hut ist nicht lächerlich!" Miloh hob die Schultern. "Wenn du das sagst, Zwerg..." Connor kuckte ihn grimmig an, holte aber einen Apparat aus der Tasche. "Das hier ist ein Anomalienerschaffer. Er öffnet Anomalien, die sich schon einmal geöffnet hatten oder das mal tun werden." "Damit werden wir die Ursprungsanomalie öffnen, durchgehen und in der Zukunft nach einem Gegenmittel für das Virus suchen." Miloh nickte. "Okay. Kann ich euch dabei irgendwie helfen?" "Na klar, zum Beispiel wäre es hilfreich zu wissen, wo die Anomalie sich bei euch genau geöffnet hat.", meinte Connor. Miloh räusperte sich. "Keine Ahnung. Man wollte mich darüber aufklären, aber der Trupp an Wissenschaftlern, der aufgebrochen ist um den Erscheinungsort der Anomalie zu suchen, ist ääähm, nicht mehr zurückgekehrt." "WAS?", rief das Team einstimmig. "Naja, wir wissen dass sie sich irgendwo knapp überhalb des Meeresspiegels geöffnet hat, nur nicht genau, bei welchen Koordinaten." "Oh, klasse, und wann wissen wir das?", schimpfte Danny. "Ich schätze in zwei Tagen.", antwortete Miloh schuldbewusst. "Ja gut dass wir noch kein Rückflugticket gebucht haben.", schnaubte Lester und verschränkte die Arme vor der Brust. Miloh bog auf einen großen Parkplatz ein, der sich vor einer riesigen Hotelanlage befand. "Was sollen wir hier?", wollte Danny wissen und erspähte einen gigantischen Pool. "Ähm... Das ist euer Hotel.", gab Miloh zurück und stellte den Motor ab. "Ihr müsst schließlich irgendwo wohnen, solange wir die Nachdorschungen noch nicht abgeschlossen haben." Connor, Abby, Sarah und Jenny bekamen große Augen. "Wie jetzt, wir bleiben für die nächsten zwei Tage hier?" Danny grinste breit. "Das sagte er gerade, Leute." Lester seufzte und holte sein Handy aus der Hosentasche. "Ich schätze, ich muss meiner Frau sagen, dass ich länger weg bin als gedacht." Jenny spürte die Vorfreude in sich aufkeimen. Vielleicht wurde das hier viel spaßiger und angenehmer, als sie erwartet hatten. Vielleicht hatten sie nach all den vielen, schrecklichen Erlebnissen in der Vergangenheit endlich mal Glück mit einer Anomalie. Vielleicht passierte endlich mal niemandem von ihnen etwas schlimmeres als ein Sonnenbrand. Vielleicht würde es überhaupt keine Schwierigkeiten geben.
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Vielleicht würde dieser Einsatz aber auch ein noch furchtbareres Ende finden, als alle zuvor.    
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Vielleicht würde dieser Einsatz aber auch ein noch furchtbareres Ende finden, als alle zuvor.  
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== Kapitel2(3) ==
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Es war wie im Traum. Weisser, feiner Sand, der ihre Füße umspielte, rauschende Wellen, herrlich warmes, blaues Wasser, strahlender Sonnenschein - und sie mittendrin!!! Connor ertappte sich dabei, wie er schon wieder drohte, wegzunicken. Diese Liegestühle waren aber auch zu bequem! Lester schien ihm dabei zuzustimmen, denn er tat den lieben langen Tag nichts anderes als auf ihnen im Schatten der Sonnenschirme herum zu sandeln, etwas zu lesen und sich hin und wieder einen Drink zu genehmigen. "Hey, James!", rief Connor, "Lust auf 'ne Partie Volleyball? Danny und Abby meinten vorher, dass sie gerne spielen wüden." Lester lies die Zeitung, die er gerade durchschmökerte, sinken, und sah Connor desinteressiert an. "Vorsicht.", meinte er nur träge. "Hä?", machte Connor und runzelte die Stirn. Was hatte der Kommentar denn jetzt mit seiner Frage zu tun? Er sah einen Schatten auf sich zu kommen. Langsam drehte er den Kopf in die Richtung, aus dem er kam. DOTSCH! Ein großer, lederner Ball klatschte ihm auf die Nase. "AUPF!!!", brüllte Connor, während ihn der Aufprall rückwärts von der Liege riss. "Achtung, Ba-hall!", kam Dannys überaus fröhliche Warnung viel zu spät. Connor lag ausgeknockt im Sand, alle Viere von sich gestreckt, mit einem seltsam verzerrten Grinsen im Gesicht. Lester beugte sich über den Liegenrand und sah zu ihm hinunter. "Ich hab dich gewarnt.", teilte er ihm immer noch genauso teilnahmslos mit wie vorher, ehe er sich wieder zurücklehnte und erneut in die Zeitung vertiefte. "Schon klar, du willst nicht mitspielen.", nuschelte Connor immer noch leicht benebelt. "Connor, hast du dir weh getan?", wollte Abby besorgt wissen und machte einen Satz über Lesters Liege, als sie zu ihm stürzte. Sandkörner krümelten von ihren Füßen auf Lesters Zeitung. "Hey!", beschwerte er sich, presste aber sofort die Lippen wieder zusammen, als er Abbys bitterbösen Blick sah. "Das war voll gemein von dir!", schimpfte sie ihren Boss und half Connor dabei, sich aufzurichten. Lester hob eine Augenbraue. "Ich habe keine Ahnung wovon du redest." Sie hielt ihm ihren Finger vor die Nase. "Du hast den Ball genau kommen sehen, und ihn trotzdem nicht gewarnt!" "Du irrst dich, ich hab ihn gewarnt.", erwiderte Lester, der sich ein Grinsen nun doch nicht mehr verkneifen konnte. "Hat er nicht! Zumindest nicht richtig!", verpetzte Connor ihn und ließ sich von Abby tröstend umarmen. Er streckte Lester zufrieden die Zunge raus, weil er wusste, dass sie es gerade nicht sehen konnte. Danny kam angejoggt und stoppte seinen Lauf, indem er kräftig mit den Füßen in den Sand sprang. Weitere Sandkörner gesellten sich zu denen auf Lesters Zeitung. "Ach mensch, Danny, pass doch auf!", brauste Lester auf und schüttelte die Zeitung kräftig. "Sorry!", sagte Danny rasch, ob zu Connor oder Lester, war nicht ganz klar. "Du hast den Ball also geschlagen?", erkundigte sich Connor und stand auf. Danny kratzte sich verlegen am Kopf. "Jaaah, sorry, das geht auf meine Kappe." "Na dann...", meinte Connor und trat neben ihm. Freundschaftlich legte er ihm einen Arm um die Schulter. "Du bist doch nicht sauer, oder?", fragte Danny ihn mit einem Anflug von Vorsicht. Connor smilte breit. "Ach waaaaas..." Ruckartig verengte er den Griff um Dannys Hals. Dieser keuchte überrascht und riss die Auge auf. "Ah! Ich wusste es!", krächzte er. "ICH HÄTTE GETÖTET WERDEN KÖNNEN, VERDAMMT!!!", plärrte ihm der Student ins Gesicht. "Übertreib mal nicht, Connor!", versuchte Danny ihn zu beruhigen. Connor probierte, ihn zu Boden zu rangeln, doch Danny war stark genug um nicht wegzuknicken. Sie trudelten umher, fest ineinander verschlungen, was für Abby und Lester ein in der Tat sehr komisches Bild bot. Lester setzte sich in seiner Liege auf und stupste Abby mit dem Ellbogen an. "Hey, Abby, was wetten wir das Danny ihn in 5 Minuten zur Strecke gebracht hat?" Abby lachte. "Ich gebe ihm drei." Plötzlich plumpsten die beiden frischgebackenen Wrestler neben Lester auf die Liege. Lester wich gerade noch rechtzeitig in Richtung Fußende aus. "Passt doch auf!", zischte er, keine Spur mehr amüsiert. Danny und Connor rollten über die Liege, Danny mittlerweile schon mehr lachend als streitend, Connor immer noch unter höchster Anstrengung. Sie erreichten die Lehne, die unter ihrem Gewicht nach unten klappte. Eine Sekunde später kugelten sie von der Liege hinunter auf den Boden. ZOING! Die Liege schnappte auf und beförderte Lester in hohem Bogen in den Sand. Abby lachte sich scheckig, während Lesters Gesicht immer röter, Dannys immer vergnügter und Connors immer verärgerter wurde. Schließlich ließ der Student von dem Expolizisten ab und sprang auf die Füße. Er griff nach Lesters Drink, einem kleinen Glas mit Whiskey darin, zielte auf Danny und holte damit aus. "Jetzt reichts, hört sofort auf damit!", schimpfte Lester und zog Danny an der Schulter weg aus Connors Reichweite. FLOTSCH! Klebrige, alkoholhaltige Flüssigkeit tropfte von seinem Kinn und lief ihm in die Augen. >br< Nein, auch ein James Lester wusste nicht alles. Natürlich hatte er keine Ahnung gehabt, dass Connor hinter Danny gestanden und im Begriff gewesen war den Inhalt des Glases über ihn zu schütten. Aber das war ja jetzt sowieso zu spät. Abbys Lacher erstarben augenblicklich, Connor versteckte hastig das Glas hinter seinem Rücken, und Dannys Kinnlade klappte nach unten. Lester schloss die Augen atmete einmal tief durch. Dann schritt er zu seiner Liege, stellte sie wieder gerade hin, griff nach seiner Zeitung, fegte mit der Hand den Sand von ihr herunter, ließ sich auf die Liege plumpsen, richtete die Lehne auf, streckte sich dann aus und begann, dort weiterzulesen, wo er unterbrochen worden war.
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Miloh Limeman hatte die Hosenbeine seiner Bluejeans bis über die Knie hochgekrempelt und hielt sie in die auslaufenden Wellen. Er hockte im Sand und beobachtete den seltsamen Engländertrupp. Da war unter einem James Lester, der sowas wie der Big Boss der Gruppe zu sein schien. Er war ein stets geschnigelter, mittelgroßer Mann mit hellen, meißt zurückgegelten Haaren und intelligenten, grünen Augen. Absurderweise trug er ständig maßgeschneiderte, teure Anzüge, und sogar am Strand hockte er sich lieber mit kurzärmeligen Hemden und dünnen Leinenhosen auf eine Liege in den Schatten, anstatt mit den anderen durch den Sand zu tollen und schwimmen zu gehen. Er fand ihn extrem sarkastisch und selbstverliebt, und außerdem schien der Mann ein Favel für bunte Krawatten zu haben. Dann war da Danny, der eigentliche Teamführer, ein großer, schlaksiger Mann mit blonden Wuschelhaaren und fröhlichen, blauen Augen. Ihn hatte er sofort ins Herz geschlossen. Er fand ihn sympathisch, unter anderem weil sie den selben Musikgeschmack teilten. Connor, der Technikfreak, wahr wohl so etwas wie ihr Gruppenkindskopf, denn er hatte stets die verrücktesten Ideen und trug ständig diesen lächerlichen Filzhut. Seine dunklen Haare hingen ihm ständig in die großen, dunklen Augen, was wohl gar nicht so schlecht war, den so konnte er ihn wenigstens nicht mit ihnen manipulieren, was ihm sonst bei jedem zu gelingen schien. >br< Neben den Männern gab es natürlich auch noch die drei Frauen, eine hübscher als die andere. Dass sie alle Topfiguren hatten, war nicht abzustreiten, und jede von ihnen verhielt sich freundlich und offen ihm gegenüber. Leider war die kleine Blonde mit der Strubbelmähne, Abby, schon an den Kindskopf vergeben. Von allen gefiel sie Miloh am Betsen, obwohl sie fast zwei Köpfe kleiner war als er. Miloh streckte die langen Beine aus. Es machte ihm Spaß, den Briten dabei zuzusehen, wie sie das schöne Wetter genossen. Für Puerto Rico war es noch verdammt kalt dieses Jahr, und dennoch schienen sie sich zu fühlen wie im Hochsommer. Danny und Connor spielten sich im Meer einen Wasserball zu; Jenny paddelte ein paar Meter aufs offene Meer hinaus, mit Schnorchel und Taucherbrille ausgerüstet; Sarah und Abby kuschelten sich in ihre Handtücher und ließen sich die Sonne auf den Rücken brennen; und James saß im Schneidersitz im Sand blätterte in einem Reisemagazin über die Karibik. >br< Milohs Handy klingelte und riss ihn aus den Beobachtungen. "Boss?", meldete er sich rasch. "Limeman, gut dass ich Sie erwische. Befinden sich unsere hellhäutigen Freunde in ihrer Nähe?" Miloh schnaubte. Er mochte es nicht, dass sich seine Kollegen über die Engländer lustig machten. Immerhin konnten sie ja nichts dafür dass es auf ihrem Inselchen ständig schüttete und deshalb die Sonne von den Wolken ferngehalten wurde. "Das Team aus London, meinen Sie? Ja, die sind alle in Sichtweite.", antwortete er. "Sehr schön! Wir konnten die Lage der Anomalie ziemlich genau festlegen, ein Boot mitsamt Ausrüstung wird Ihnen vorbeigeschickt." "Wie, JETZT? Ähm Sir, ich glaube nicht dass die Sechs im Moment bereit zum aufbrechen sind.", erwiderte Miloh skeptisch. "Ach was, wir haben alles Nötige an Bord gebracht. Sie brauchen nur ihren komischen Anomalie-Auffinder-Apparat.", meinte sein Boss zuversichtlich. "Den Anomaliedetektor?" "Wie auch immer. Sorgen Sie dafür, dass sie den dabei haben. Oh, und das Alte-Anomalien-Wiederaufmach-Dingsda." Miloh seufzte. "Den Anomalienerschaffer, Sir." "Sag ich doch. Also, sammeln Sie die Leute ein, das Boot erreicht Sie in etwa zehn Minuten. Der Kapitän weiß schon, wo er hin muss. Sie müssen nur sicherstellen, dass unsere britischen Freunde auch sicher dort ankommen.", erklärte ihm sein Boss weiter. "Okay. Sagen Sie, Sir, haben wir von unserem Erkundungstrupp schon was Neues gehört?" Miloh hörte, wie sein Boss an der anderen Leitung ausatmete. "Nein, bisher nicht." "Ähm... Ist es dann überhaupt eine gute Idee, die ARC-Leute loszuschicken?", zögerte Miloh. "Ach, sicher, die haben schließlich viel mehr Erfahrung mit diesen verdammten Zeitlöchern als wir. Also dann, Limeman, ich erwarte Ihren Bericht morgen früh auf meinem Schreibtisch." "Klar...", murmelte Miloh, während mit einem KLICK die Verbindung unterbrochen wurde. Er sah auf. >br< Lester erwiderte seinen Blick, eine Augenbraue hochgezogen, die Arme vor der Brust verschränkt. Verdammt, dem Mann entging nichts. Miloh erhob sich und ging zu Lester hinüber. Ihm fiel der Vorfall von heute Vormittag wieder ein, als Danny Connor mit dem Volleyball abgeschossen hatte, sie daraufhin gerangelt hatten und alles irgendwie am Ende darauf hinausgelaufen war, dass Lester seinen Drink ins Gesicht bekommen hatte. Miloh musste grinsen. Na gut, ihm entging FAST nichts.
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"Yo, Jimmyboy.", grüßte Miloh Lester, nachdem er das Telefonnat beendet hatte. Abby sah Sarah kurz grinsen, während sie sich zu Miloh umdrehten. "Es gibt Neuigkeiten.", verkündete der Amerikaner dann, als Danny, Connor und Jenny aus dem Wasser gekommen waren. "Aha.", machte Lester, der seinen neuen Spitznamen offensichtlich gar nicht gut leiden konnte. "Wir haben die Anomalie lokalisiert. Ein Boot ist bereits auf dem Weg." "Wie, jetzt gerade?", wollte Lester wissen und legte das Magazin beiseite. "Jop. Bringt euch direkt hin.", sagte Miloh und sah in die Runde. "Ihr seid doch soweit alle aufbruchbereit, oder?" Sein Blick wanderte von dem tropfenden Danny über Connor und Jenny hin zu der durch Sonnecreme glänzenden Sarah und Abby bis schließlich zu dem immer noch absolut unverändert blassem Lester. "Joah... Gib uns zwanzig Minuten.", meinte Danny und griff nach seinem Handtuch. "Ihr habt die Hälfte.", teilte ihm Miloh mit und kratzte sich am Kopf. "Sorry. Ich finds selbst ein wenig überstürzt." "Macht ja nix, wie haben schließlich alles hier.", lächelte Jenny und wuschelte sich mit ihrem Handtuch durch die Haare. "Hast du auch den Detektor und den Erschaffer dabei, Jacko?", wollte Miloh von Connor wissen. Connor sah ihn angesäuert an. "Hör auf mich so zu nennen, und hör auf ständig auf meinem Hut rumzuhacken." Miloh zuckte mit den Schultern. "Siehst halt nunmal so aus wie Michael Jackson damit." "Tu ich nicht!", grummelte Connor und packte nebenbei seine Tasche zusammen. "Die Geräte sind im Wagen.", sagte Abby, und Miloh sprintete zu seinem Bus. Abby begleitete ihn, um ihm zu zeigen wo sie waren. "Hey, Tinkerbell, ich finde deinen Freund echt witzig.", grinste Miloh, während sie zurückgingen. Abby lachte. "Jaaah, aber höt mal, Miloh, diese Spitznamen... Wir sind da keine so dollen Fans davon." Miloh schnaubte amüsiert. "Das ist mir klar, deswegen nenne ich euch ja so!" Abby verdrehte die Augen. "Amis..."
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Die Gischt der Wellen spritzte ihr ins Gesicht, während sie an der Reling des Bootes stand und auf das Meer hinausblickte. Links neben ihr stand Jenny, in der selben Position, rechts neben ihr Lester, die Unterarme auf die Reling gelehnt und in Gedanken versunken. Zwei Arme knoteten sich um ihre Taille, und jemand legte von hinten sein Kinn auf ihre Schulter. Sie erkannte Connor sofort, an seinen Bewegungen, seinem Geruch, seiner Berührung. Sie legte ihre Hände auf seine und küsste ihn auf die Wange. "Nächstes großes Abenteuer, was?", murmelte er in ihr Ohr. "Ja,", hauchte sie, "aber auf jeden Fall tausendmal besser als mein Auto auf Londons Straßen kaputtzufahren!" Connor gluckste bei der Erinnerung. "Hey! Das war nicht lustig!", beschwerte sich Abby. "Naja, du bist ja auch nicht bei unserem Jimmyboy mitgefahren!", witzelte Connor und rempelte Lester in die Seite. "Temple, noch ein weiteres Wort dieser Art, und ich stopfe dir deinen blöden Hut in den Rachen.", knurrte Lester und wandte sich drohend in seine Richtung. "Da, siehst du's, Connor, das ist nicht lustig!", schimpfte Abby und drehte sich in seinen Armen zu ihm. Connor lächelte und küsste sie auf die Nasenspitze. "Tut mir Leid." Er küsste sie noch einmal, diesmal auf die Lippen. Lester drehte sich hastig wieder in Richtung Meer. "Ich habe nichts gesehen! Absolut gar nichts!", flötete er und taxierte eine besonders schöne Welle. "Wir sind da!", rief der Kapitän des kleinen Bootes von der Brücke hinunter. Miloh gesellte sich zu ihnen. "So, Jacko, dann zeig mal was deine Apparate so drauf haben." Connor aktivierte den Anomaliedetektor zuerst, dieser schlug aber nicht aus. Dann benutzte er den Anomalienerschaffer. Schon bald erschienen ein paar Koordinaten auf dem Bildschirm. Connor tippte ein paar Befehle ein und wartete. Mechanisches Summen erfüllte die Luft. Dann, zuerst sachte flackernd, dann immer glänzender, erschienen dutzende, kristallartige Scherben aus Licht über dem Wasser, nur ein paar Meter weiter. "Da. Das ist unsere Anomalie.", erklärte er Miloh und deutete überflüssiger Weise darauf. Miloh lehnte sich neugierig über die Reling. "Wow, die führt also in die Zukunft?" Connor nickte. "Ja, genau, fragt sich nur in welche Epoche." Danny packte einen der Rucksäcke und hängte ihn sich über die Schulter. Jenny, Sarah, Abby und Lester folgten seinem Beispiel. "Also, nicht vergessen Leute: Das Virus kann euch nur dann befallen, wenn ihr es einatmet. Geht trotzdem kein so hohes Risiko ein wie Connor und tatscht mit den Händen dran rum, okay?", bat Danny sie. Der Rest nickte artig. "Gut. Also, wir handhaben es wie immer. James, du bekommst das Betäunungsgewehr, der Rest bekommt jeweils eine Betäbnungspistole. Ich und James gehen zuerst durch, dann Abby, dann Sarah, und Jenny und Connor als Schlusslichter." Wieder Nicken der Andern. Sie kletterten in ein Beiboot, nachdem auch Connor sich seinen Rucksack gescnappt hatte, und wurden zu Wasser gelassen. Danny fuhr fort mit seinen Erklärungen. "Miloh wird die Seile kontrollieren, an denen wir uns dann gleich festbinden. Wenn ein Seil überdehnt wird, Miloh, musst du es kappen, okay? Auf keinen Fall versuchen uns zurückzuziehen. Wenn wir aus eigener Kraft nicht zurückkehren können, finden wir 'ne andre Methode. Wenn wir am Seil zurückklettern, wackeln wir damit dreimal nach oben. Klar soweit?" Wieder nickten alle. Nur Miloh schwieg. "Miloh? Hast du's verstanden?" Statt zu antworten hob Miloh den Arm und deutete hinter sie, aufs Wasser hinaus. "Ähm, Leute, ich will euch ja nicht angstmachen oder so, aber da ist was im Wasser, direkt hinter euch." "WAS?", fiepte Jenny und sah sich panisch um. Tatsächlich, etwas spitzes, sandfarbenes lugte hin und wieder aus den Wellen heraus. "Oh, verfluchte Scheiße, kann es nicht einmal einfach werden? Nur einmal?", fluchte Lester. Er hob das Gewehr ans Auge. Und dann sprang ein riesiger, mit drei Zungen bestückter Hai aus dem Wasser und raste auf ihr plötzlich lächerlich klein wirkendes Boot zu.
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Es krachte. Menschen schrien, Bretter flogen durch die Luft, ein Schuss ging los. Miloh stürzte panisch an die Reling. Er sah das ARC-Team, wie sie sich gegenseitig zurück über die Waseroberfläche zogen und hastig nach dem Zukunftshai Ausschau hielten. Miloh griff nach seiner Harpune, die er mit einer dunklen Vorahnung bereits bereitgelegt hatte, und zielte. Der Schuss ging nur knapp daneben, sofort lud er nach. Auf einmal entstand ein kräftiger Sog, der aus der Anomalie zu kommen schien. Die Engländer wurden davon erfasst und auf die Anomalie zugetrieben. Immer wieder tauchte der Hai auf und griff sie an. Miloh konnte die einzelnen Menschen nicht erkennen, aber er sah trotzdem genug. Alle paar Sekunden wurde einer von ihnen unter Wasser gezogen, von den anderen gepackt und den Kiefern des Hais entrissen. Sie versuchten gegen die Strömung anzuschwimmen, klammerten sich an ihre Sicherungsseile und schossen dabei auf den Hai. Das Mistding war einfach nicht zu treffen. Miloh merkte, wie er immer mehr zitterte. Und dann waren sie plötzlich alle verschwunden. Das Boot schlingerte nun ebenfalls bedrohlich und driftete langsam in Richtung Anomalie ab. "Volle Kraft voraus!", plärrte der Käptain, und die Maschinen knirschten. "Wartet!", rief Miloh panisch und starrte angestrengt ins Wasser. Von den Briten war nichts mehr zu sehen. Die Seile an der Reling strafften sich. Miloh kramte sein Messer aus der Hosentasche. "Oh bitte, bitte, macht schon!", flehte er. Doch es half nichts, sie blieben verschwunden. Miloh fluchte. "Ich hätte es ihnen sagen sollen! Der Erkundungstrupp ist vermutlich tot, und ich lasse sie da ohne Warnung einfach reinspazieren! Gott, es ist meine Schuld, ich hätte es ihnen sagen sollen!" Er hielt noch einmal fünf verzweifelte Minuten inne, dann ließ er die Klinge seines Messers auf die Seile herabsausen und kappte eines nach dem anderen.
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