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Kapitel 3:
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Danny hockte am Fluss und wusch sich das Gesicht. Er spürte bereits die ersten Stoppeln am Kinn und erfahrungsgemäß würde sich alles innerhalb weniger Tage in einen unansehnlichen Vollbart verwandeln. Sein staubiger Rucksack lag neben ihm.
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Hoffentlich sind wenigstens Connor und Abby zurück gekommen, dachte er. Aber das bezweifelte er. Die Batterien des Anomalienöffners, den Connor im zukünftigen ARC gefunden hatte, waren leer und Helen hatte ihren nicht mehr dabei. In den frühen Morgenstunden war ihm eingefallen, dass sie einen bei sich tragen musste. Er war zu ihrer Leiche zurück gekehrt und hatte alles untersucht, sämtliche Taschen und Ecken ihres Rucksacks. Nichts. Entweder hatte sie ihn vorsorglich versteckt, oder bereits zerstört, da sie ihn, wenn sie die Menschheit ausgerottet hätte, eh nicht mehr gebraucht konnte. Weder Danny, noch Abby und Connor oder sonst wer auf der Erde, würde jemals existieren.
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Danny hatte nach seiner Inspektion, über die ganze Sache nachgedacht. Auf der einen Seite hatte Helen recht: Die Menschheit sorgt dafür, dass dieser schöne Planet zu Grunde geht. Aber deswegen braucht man nicht gleich eine ganze Spezies ausrotten. Mann hätte einfach nur verhindern müssen, dass der Mensch Fortschritte macht. Werkzeuge stehlen, Hütten zerstören. Natürlich waren auch das Verbrechen, aber keiner kam dabei zu Tode. Die Affenmenschen hätten friedlich weiterexistieren, sich dadurch nicht weiterentwickeln und dabei aus Versehen den ganzen Planeten zerstören können.
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Helen wollte die Vergangenheit verändern, alles zum Guten wenden, für die Natur und die Tiere. Und nun lag sie genauso tot da, wie die Hominiden, die sie vernichten wollte. Getötet von einem Raptor, etwas Vergangenen. Etwas, dass sie vielleicht nicht unbedingt retten wollte, aber etwas, das sie mehr mochte als den Menschen, der seinen Heimatplaneten ausbeutet und zerstört, als würde er ewig existieren.
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Und Danny war ein Mensch. Er hatte die Zukunft gesehen und so wie es aussah, blieb der Menschheit nicht mehr viel Zeit zum Umdenken, wenn es nicht bereits zu spät war. Aber er hatte auch schöne Dinge erlebt. Kunst, Musik, Begeisterung in allen Lebenslagen, lachende Kinder und Liebe.
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Er dachte an Sarah.
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Danny wusste, dass sie ihm sehr ans Herz gewachsen war, das gab er sich gegenüber zu. Sie musste sich furchtbar um die 3 sorgen. Becker und Lester natürlich auch, aber die waren doch etwas ernster und realistischer.
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Danny wedelte seine Hände einigermaßen trocken und wischte sein Gesicht an seinem Hemd ab. Dann besah er sich die Gegend. Der Fluss war breit, aber nicht allzu tief, vielleicht 6 Fuß und die Strömung war schwach. Am Ufer wuchsen reichlich Gräser und Farne, die Büsche mit den Beeren wuchsen etwas weiter weg auf den Anhöhen. In der Ferne konnte er abwechselnd Bäume und Steppen sehen. Raubtiere hatte er bis jetzt zum Glück noch nicht entdeckt.
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Vielleicht kann ich aus ein paar Stöcken und Zähnen des Raptors ein paar Speere, oder so was in der Art, basteln?
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Auch wenn die Möglichkeit, jemals wieder in die Zivilisation zurück zukehren, 0 zu 1.000.000 stand, wollte er sich doch wenigstens bemühen, so lange wie möglich hier zu überleben. Er beschloss es zu versuchen, mehr wie schief gehen konnte es nicht. Es musste gegen 10 Uhr gewesen sein, als er wieder bei Helen und dem Raptor ankam. Mittlerweile fingen beide an zu müffeln. Danny sammelte große Klumpen Schlamm zusammen und klatschte sie auf Helen. Dann packte er ein paar größere Steine zusammen und stapelte sie auf sie drauf. Er wollte ihr kein richtiges Grab machen, das hätte sie nicht verdient und wohl auch nicht gewollt. Aber das hielt vielleicht Raubtiere und Aasfresser fern.
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Als nächstes wand er sich den Zähnen des Raptors zu. Es war schwer sie heraus zubrechen und oft schnitt er sich an ihnen, aber letztendlich hatte er es geschafft. Er untersuchte die Krallen und entfernte auch sie von ihrem ursprünglichen Besitzer. Zuletzt schaufelte er auch die Urechse mit Schlamm und Steinen zu. Es wurde immer heißer.
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Danny zog sein Hemd aus, wickelte den Pullover um seine Hüften und sammelte alle Zähne und Krallen ein. Es waren zu viele und zu große, als dass er sie in den Händen tragen konnte. Seinen Rucksack hatte er am Fluss hinter ein paar Farnbüscheln versteckt. Bei der Affengruppe angekommen lagerte er die Sachen neben dem Rucksack hinter ein paar Steinen und verdeckte sie mit Farnen. Er wollte verhindern, dass einer der Hominiden sie entdeckte und unwissentlich Amok lief.
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Dann suchte er ein paar geeignete Äste. Ava merkte recht bald, nach was er suchte, kam aber nur mit Stöcken wieder, die er entweder als Zahnstocher oder Knüppel verwenden konnte. Gegen 14.00 Uhr, wie er vermutete, hatte er immerhin 5 lange, stabile Äste zusammen. Nun musste er sich Gedanken machen, wie er die Zähne daran befestigen konnte.
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Aus einer Dokumentation wusste er, dass die Urmenschen Sehnen verwendet hatten. Aber woher sollte er die nehmen? Helen oder den Raptor wieder ausgraben, wollte er nicht. Er musste wohl warten, bis ihm irgendetwas Totes vor die Füße fiel.
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Dann fiel ihm noch etwas ein. Feuer. Mann konnte die Spitzen von Speeren mit Feuer härten. Immerhin war er als Junge bei den Pfadfindern gewesen, da würde er doch wohl noch so eine kleine Flamme erzeugen können. Doch noch bevor er sich den ersten Schritt in Erinnerung rief, vernahmen seine Ohren ein Geräusch. Er lauschte. Er hatte etwas gehört, da war er sich sicher. Auch die Hominiden hatten die Ohren gespitzt.
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Danny hörte das sanfte Rauschen des Flusses und das Rascheln von Blättern. Alles wie sonst. Vielleicht hatte er sich geirrt? Doch da ertönte das Geräusch noch mal.
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Er war sich nicht sicher, aber möglicherweise war es ein Schrei gewesen. Aber von wem? Weitere Hominiden? Ein Vogel? Menschen? Letzteres war unmöglich. Wie sollte den jemand hier hergekommen sein, ohne Anomalie?
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»…iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiii…«
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»Was zur Hölle…« Nun war er sich sicher. Es war ein Schrei, eindeutig menschlich. Aber wer konnte es sein? Er stand auf, packte seinen Rucksack und lauschte wieder. Sein Hemd hatte vergessen.
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»…aaaaaaaaannyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyyy…«
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Danny rannte los. Der Ruf kam aus der Richtung, wo die Anomalie gewesen war.
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»HALLO!«, brüllte er los. »HIER BIN IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIICH« Er kämpfte sich den Hang nach oben und stolperte gleich darauf, auf der anderen Seite hinunter. Er schlitterte über Steine und kleinere Grasbüschel. Jemand war hier, ein Mensch, der rief! Nach jemanden. Aber wen? Er stoppte und stolperte über seine eigenen Füße. Er versuchte sich mit den Händen abzufangen, hatte aber so viel Schwung drauf, dass er einen Purzelbaum vollführte. Zu seinem Glück landete er in einem Farnbüschel.
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Nach der ersten Feststellung, dass er unverletzt war, folgte die zweite. Womöglich suchte dieser jemand nach Helen. Danny wusste aus Erzählungen, dass sie vorher mit einem Mann, namens Leek, gemeinsame Sache gemacht hatte. Vielleicht hatte sie jetzt ebenfalls einen Helfer? Schließlich sollte die Vernichtung der Menschen schnell gehen. Aber eine Helen allein, würde womöglich nicht ausreichen.
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»DAAAAAANNYYYYYY!«
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Seinen Namen von einem menschlichen Wesen zuhören lies in jubeln. Aber kurz darauf verschwand sein Lachen wieder. Diese Stimme kannte er nicht. Oder doch? Irgendetwas war bekannt, aber er wusste nicht was.
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Er sprang auf und lief auf die Stimme zu. Seine Neugier zwang ihn zum Vorschreiten.
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»Hallo?«, rief er und lauschte.
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»Danny?«, kam es von der anderen Seite einer dicken Steinwand, welche allerdings nur knapp 6 Yards hoch war. Es war die Stimme von Abby. »Oh, endlich haben wir dich gefunden! Du wirst niemals erraten wenn wir...«
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»Wartet, ich komm rüber!«, stieß Danny erfreut aus und fing an, die Wand nach guten Stellen zum Hinaufklettern abzusuchen.
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»Ja, aber…«, fing Abby wieder an, aber sie wurde von Connor unterbrochen.
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»Lass ihn nur. Er wird’s ja sehen.«
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»Was werd ich sehen?«, fragte Danny. Er hatte ein paar gute Trittstellen gefunden und zog sich an der Wand hoch. Trotz der tiefen Lücken war es schwer nach oben zu kommen, da alles staubig und mit Moosen bewachsen war. Nach 2 Minuten stand er oben.
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Auf der anderen Seite standen Abby, Connor und ein weiterer Mann, den Danny nicht kannte. Wie immer war er misstrauisch, aber da Connor gelassen auf einem Felsen saß und Abby ihm unbewaffnet den Rücken zukehrte, schien er okay zu sein. Er warf Abby seinen Rucksack zu und kletterte wieder herunter, was diesmal einfacher war, da diese Seite eher stufig war. Unten drehte er sich strahlend herum.
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»Ich dachte echt, ich seh euch nie wieder!« Er stürmte auf Abby zu, schlang die Arme um ihre Hüfte und hob sie hoch.
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»Danny, bitte lass mich runter! Ich freu mich ja auch, dich wieder zusehen, aber…«
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Connor lachte, doch Sekunden später stand er ebenfalls auf den Beinen und verzog vor Schmerz das Gesicht. Danny hatte ihn gleichermaßen hochgezogen und an sich gepresst.
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»Danny, du schwitzt. Warum trägst du kein Hemd? Lass mich bitte los, du tust mir weh!«
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»Memme.« sagte Danny und half Connor zurück auf den Felsen, auf welchem er gerade noch saß. »Was hast du überhaupt angestellt? Oder ist das noch davon, als du vom Baum gefallen bist?«
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Connor nickte.
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»Und wer bist du?«, fragte Danny an den unbekannten Mann gewand. Er stand etwas Abseits und musterte Danny nachdenklich, fast so, als ob er nicht glauben konnte, dass er tatsächlich da war.
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»Erinnerst du dich an den Tag, bevor dein Bruder verschwunden ist? Du hast nen Schuh nach ihm geworfen, weil du über sein Skateboard gestolpert bist, und hast dabei das Bild von eurer Grandma zerdeppert. Danach seid ihr beide los und habt nach exakt dem selben Bilderrahmen gesucht. Holz, blau, mit Faserspuren. Ihr habt dann einen in diesem Fotoladen am anderen Ende der Stadt gefunden. Das Ding hat genau 12 Pfund gekostet. Und die Verkäuferin wollte euch die ganze Zeit diesen Metallrahmen andrehen, der glatt das zehnfach gekostet hat.«
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»Woher weist du das?« Danny drehte sich zu Abby, aber sie schaute gekonnt in eine andere Richtung, die Lippen zusammen gekniffen. Connor schien sich plötzlich brennend für ein Farnblatt zu interessieren und schnipste mit dem Finger einen schwarzen Käfer weg.
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Dannys Hirn begann zu arbeiten. Das konnten nur er und Patrick wissen, sein kleiner Bruder. Und das musste bedeuten…
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»Patrick?«, fragte Danny. Patrick grinste schief.
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Und dann lagen sich beide Brüder in den Armen.
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James Lester schritt ungeduldig vor der Anomalie auf und ab. Er trug wie üblich einen seiner feinen Anzüge und geputzte Schuhe. Das einzig Unnormale heute an ihm, war die fehlende Krawatte und das am Kragen aufgeknöpfte Hemd. Die Frisur saß, die Haltung war aufrecht, etwas stolz, wie immer.
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»Sie sind nun schon fast zwei Tage da drin.« Obwohl das eine erschreckende Nachricht war, klang es eher, wie wenn seine Frau zum 5. mal das Kleid wechselte. »Wie lange wollen Sie noch warten?«
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Die Frage war an Sarah Page gerichtet. Die junge Archäologin stand steif vor der leuchtenden Kugel und hielt eine Hand vor dem Mund. Ihr dunkelbraunes Haar lag perfekt über ihren Schultern. Sie war die ganze Nacht aufgeblieben, hatte in die Anomalie reingestarrt und auf irgendein Zeichen von Abby, Connor und Danny gewartet.
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Captain Becker stand neben ihr, das Gewehr lehnte an seinen Beinen und auch er hatte sich keinen Millimeter gerührt. Ab und zu war er mit seinen Fingern durch sein schwarzes Haar gefahren, dementsprechend sah es verstrubbelt und wirr aus.
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»Was schlagen Sie den vor?«, zischte er. »Wenn wir sie verschließen und sie dann kommen und nicht durch können?«
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Lester blieb stehen und seufzte. »Hören Sie, wir können hier nicht ewig warten. Vielleicht kommen sie durch eine andere Anomalie zurück? Das ist ihnen schon einmal passiert.«
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»Aber dieses mal haben sie vielleicht nicht so viel Glück!« Becker war gereizt. Er hatte die letzten 4 Tage so gut wie nicht geschlafen, hatte Monsterinsekten gegrillt und seit gut 6 Stunden keins seiner Beine bewegt. Er spürte sie schon gar nicht mehr. Er blickte an sich herunter und kontrollierte, ob sie noch da waren.
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»Wollen Sie ein Team reinschicken?«, fragte Lester genervt. »Ich würde es genehmigen, das einzige Problem wäre der Minister. Aber der hat ja selbst das hier nicht genehmigt, also warum sag ich das überhaupt?« Das Letzte hatte er mehr zu sich selber gesagt, als zu Becker.
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Dem Soldaten juckte es in den Fingern, aber er wusste, dass er zu schwach war. Er brauchte Schlaf und etwas zu essen. Sarah ging es nicht anders.
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»Nein. Vielleicht sind sie ja wirklich durch eine andere Anomalie durchgegangen.« Er rieb sich die Augen und senkte den Kopf. Ich brauch Schlaf, aber ich will Sarah hier nicht alleine lassen, dachte er. Ein schriller Schrei hielt ihn vorm Einschlummern fern und als er die Augen wieder öffnete und hochsah, sah er gerade noch einen hellen Lichtblitz und dann war die Anomalie verschwunden.
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»NEIN!«, brüllten er und Sarah und stürmten auf die Stelle zu. Dann hastete die junge Frau auf den Laptop zu und hackte wild darauf herum. Nichts tat sich, die Anomalien-Verschließungsvorrichtung blieb stumm.
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»Oh nein.« Tränen schossen in Sarahs hübsches Gesicht. »Nun können sie erst recht nicht mehr zurück.«
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Selbst Lester war erschrocken, mit verschränkten Armen, stehen geblieben und starrte mit leicht geöffneten Mund ins Nichts.
    
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